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http://archiv.twoday.net/stories/97060108/#1022442167

Delle Luche promoviert über deutsche Schützengesellschaften bei Pierre Monet und hat bereits zweimal substantielle Ergänzungen zu meiner Miszelle über Hans Wertmann in den Kommentaren hinterlassen.

Nun teilte er die Schluss-Schrift eines Gedichts auf das Amberger Armbrustschießen 1527 mit, das Hans Frank (=Wertmann) aus Schwäbisch Hall in Zusammenarbeit mit dem Augsburger Hans Lutz (den er als seinen Schreiber bezeichnet) verfasste.

http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj90437222,T

Der Augsburger Hans Lutz diente dem Schwäbischen Bund als Herold und war der Vater des berühmten Pritschenmeisters Lienhart Flexel, wie Friedrich Roth: Der Herold, Geschichtschreiber und Poet Hans Lutz Flächsenhaar von Augsburg und sein Sohn, der Pritschenmeister Leonhard Fläxel. In: Oberbayerisches Archiv 62 (1921), S. 97-130 (meine Koblenzer Fernleihe dieses Aufsatzes datiert von 1993)

http://hdl.handle.net/2027/umn.31951001896738k?urlappend=%3Bseq=883 (US)

zeigte.

Roth geht von dem Tagebuch des Hans Lutz über den Bauernkrieg 1525 aus, das von Greiff, Baumann und am vollständigsten (nach einer Handschrift im Stadtarchiv Zabern im Elsass) von Adam (ZGO 1893) herausgegeben wurde.

https://archive.org/stream/zeitschriftfrdi01langoog#page/n67/mode/2up

Die Editoren hatten über die Persönlichkeit des Verfassers nichts herausbekommen. Roth fand in den Augsburger Steuerbüchern ab 1501 einen in ärmlichen Verhältnissen lebenden Kürschner Hans Lutz, offenbar der Sohn eines anscheinend 1500 gestorbenen Kürschners Peter Lutz (S. 98). 1504 verwandte sich Maximilian I. für den schuldenbeladenen Hans Lutz (Abdruck Roth S. 99).

http://www.regesta-imperii.de/id/1504-06-30_1_0_14_4_0_3204_18927

1521 publizierte Lutz im Buchdruck als Pritschenmeister ein Gedicht über ein Festschießen in Joachimstal.

http://gateway-bayern.de/VD16+L+7664

Digitalisat:
http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001710900000000

Zu diesem Festgedicht vgl. Josef Pohl in den Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen 49 (1911), S. 370-373

http://hdl.handle.net/2027/coo.31924087809921?urlappend=%3Bseq=1636 (US)

Über den VD 16 erhielt Hans Lutz eine GND:

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=137893221

1530 erschien von Hans Lutz von Augsburg, jetzt in Regensburg wohnend, "Erenhold" des Pfalzgrafen Friedrich, eine Beschreibung von Kriegsereignissen während der Belagerung Wiens durch die Türken.

http://gateway-bayern.de/VD16+L+7663

Digitalisat der BSB:

http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00012960/image_6

Unter den Gründen, die Lutz zur Abfassung der Schrift bewogen haben, nennt er auch sein Amt als Erenhold (Herold).

Einen handschriftlich in der Dresdener Handschrift M 17r

http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0713_b430_jpg.htm

überlieferten Reimpaarspruch über die Vernichtung einer türkischen "Renner- und Brennerschar" im Türkenkrieg 1532, den Lutz als Herold Pfalzgraf Friedrichs verfasste, edierte Roth S. 119-130.

Unbekannt blieb Roth ein in zwei Varianten vorliegender Durlacher Druck aus dem Jahr 1529, eine Beschreibung des Reichstags zu Speyer, die nach einer kurzen narrativen Einleitung ein Teilnehmerverzeichnis bietet. Hans Lutz von Regensburg nennt sich am Schluss Herold des Schwäbischen Bunds.

http://gateway-bayern.de/VD16+ZV+10193
http://gateway-bayern.de/VD16+ZV+10194

Wiener Digitalisat:

http://data.onb.ac.at/ABO/%2BZ182098505
= https://books.google.de/books?id=DcdYAAAAcAAJ

An sich hätte Roth als Reformationshistoriker die Schrift von Emil Heuser, Die Protestation von Speier (1904), in der der Bericht von Lutz mit Kommentar wiederabgedruckt worden war (non vidi), kennen können. Hinweis z.B.

https://books.google.de/books?id=IsL63s_04sIC&pg=PA96 (US)

Roth S. 106 zitiert ein Schreiben des Abts von Engelhartszell in Oberösterreich von 1533, das "Hans Lutz, kürschner, burger zu Augspurg, meins gnedigen herrn herrn Fridrichen, pfaltzgraven, und des hailigen römischen reichs ernhold" nennt. Ob er, wie Roth glaubt, mit einem Augsburger Hauptmann Hans Lutz aus Füssen 1546/48 identisch ist, scheint mir zweifelhaft. Dagegen spricht, dass der Hauptmann landtagsfähige Güter in Tirol besaß, was ganz und gar nicht zu dem Augsburger Kürschner passt.

https://books.google.de/books?id=r4oAAAAAcAAJ&pg=PA285

In den Reichstagsakten zum Speyerer Reichstag 1542 (Jüngere Reihe 12, 2003, S. 534, 536) ist [in der Rechnungslegung zur Türkenhilfe 1541] der Herold Hans Lutz als Soldempfänger belegt:

https://books.google.de/books?id=mflnAAAAMAAJ&q=herold+"hans+lutz"

Hans Lutz erscheint nach Roth 1549 bis 1553 als gewesener Herold bzw. Herold in Augsburger Unterlagen, vor allem als Supplikant, dem es offenbar um seine Altersversorgung ging. Ob er 1555 noch lebte, ist nicht ganz sicher. Sein Sohn, der Kürschner Leonhard Lutz genannt Flechsenhar, erwähnt 1555 seinen Vater "Hannsen Lutzen, genannt Flechsenhar" als Kürschner, ohne den üblichen Zusatz "selig", aber wenn Roths Ergänzung des vergessenen Verbs [ererbt] zutrifft, war das entbehrlich (S. 112).

Leonhard Lutz, der durch zahlreiche Beschreibungen von Schützenfesten berühmte Pritschenmeister Lienhart Flexel, lebte nach Roth noch 1581 (S. 115).

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=116614676

Er hatte einen Sohn Valentin, der ebenfalls als Pritschenmeister tätig war (S. 115). Vater und Sohn sind im Cpg 475 (um 1575) abgebildet.



Von Valentin Flexel stammt eine gedruckte Beschreibung des Innsbrucker Freischießens 1569.

Nachweis via GND
http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=119673118

Zu Hans Lutz teilt Delle Luche (wie oben) zwei Roth nicht bekannte Belege mit: Er erscheint auf dem Augsburger Schützenfest 1509 und verfasste eine "Handschrift über das Schiessen in Landshut 1549 (StA Amberg, AA 135)".

Die Mitteilungen zu Hans Lutz sind ein Baustein zu der - von Nils Bock vernachlässigten - Sozialgeschichte der Herolde. Lutz war ursprünglich Handwerker (Kürschner) und hat wohl zeitlebens keine größeren Reichtümer erworben. Man wird ihn eher der Unterschicht, allenfalls der unteren Mittelschicht zuordnen können.

Wie die von Schottenloher (HJb 1929) behandelten kaiserlichen Herolde (z.B. Kaspar Sturm) als Berichterstatter verfasste auch Lutz Beschreibungen von Reichstagen und kriegerischen Ereignissen. Auf diese Aufgabe der Herolde nimmt er selbst in dem Druck von 1530 Bezug.

Über die typischen Aufgaben des Herolds bei Kriegszügen unterrichten Belege in seinem Bauernkriegs-Tagebuch (ed. Adam S. 79, 86f., 91, 94-96, 98). Einmal berichtet Lutz von unflätigen Beschimpfungen durch Kriegsknechte (S. 91) - ein Schlaglicht auf die Risiken des Heroldsamtes.

Dass die Pritschenmeister der deutschen Schützenfeste funktionale Nachfolger der höfischen Herolde waren, ist keine neue Erkenntnis. Siehe schon Ludwig Uhland:

https://books.google.de/books?id=4ZEuAAAAYAAJ&pg=PA528

Im Fall von Lutz, dessen Sohn der berühmteste Pritschenmeister des 16. Jahrhunderts war, lässt sich belegen, dass er sowohl Pritschenmeister als auch (patronisierter) Herold (1525 im Dienste des Schwäbischen Bundes bzw. des Feldhauptmanns Georg von Waldburg, des Pfalzgrafen Friedrich und wohl auch Kaiser Karls V.) war.

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