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Franz Niehoff hat im Landshuter Katalog "Ritterwelten im Spätmittelalter" (2009), S. 48ff. die Zeichnung eines Kolbenturniers mit Kurfürst Philipp von der Pfalz, Herzog Georg von Bayern-Landshut, Pfalzgraf Otto II. von Neumarkt und Friedrich IV. d. Ä. von Brandenburg-Ansbach (GNM Nürnberg Inv.-Nr. HB 145, Kapsel 1379) schlüssig dem Heidelberger Turnier von 1481 zugewiesen (Abb.: S. 48). [online:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2012/2131 ]

Mit falschen Datum 1482 findet sich eine (ebd., S. 65 abgebildete) Darstellung eines Zweikampfs mit Kolben zwischen Herzog Georg (?) und Markgraf Friedrich im Sigmaringer Turnierbuch (Hofbibliothek Sigmaringen Hs. 63, Bl. 20r) Hans Burgkmairs des Jüngeren. Zur Handschrift siehe die Beschreibung Marianne Reuters zum Münchner Turnierbuch Cod. icon. 403:
http://codicon.digitale-sammlungen.de/inventiconCod.icon.%20403.html

Die Abbildung nach der Ausgabe Hefners 1853:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sigmaringer_turnierbuch_heidelberger_turnier.jpg

Ein wohl in Augsburg entstandenes Harnischbuch, das wohl in die Zeit um 1560/70 gehört, enthält einige Abbildungen (Bl. 9r-12v) von einem Kolbenturnier, das ebenso irrig ins Jahr 1482 gesetzt wird. Außerdem wird irrtümlich angegeben, das Heidelberger Turnier sei das letzte gewesen. Der Turnierreiter Bl. 10r folgt unverkennbar der Darstellung des Markgrafen im Sigmaringer Turnierbuch, doch sind die identifizierenden Wappen weggefallen. Ich kenne die Handschrift nur aus den SW-Abbildungen des Kölner Schnütgen-Museums, das sich seinerzeit alle Hoffnungen machen durfte, die Handschrift zu erhalten:

http://www.bildindex.de/obj05071963.html

Die Handschrift der Sammlung Ludwig XV 14 befindet sich nach wie vor im Eigentum des Getty-Museums in Los Angeles, wie aus meiner Liste hervorgeht:
http://archiv.twoday.net/stories/11574161/

Sie wurde im Prachtkatalog Anton von Euw und Joachim M. Plotzek, Die Handschriften der Sammlung Ludwig, Bd. 4, hg. vom Schnütgen-Museum der Stadt Köln, Köln 1985, S. 289-299 beschrieben. Zuvor war sie mehrfach in US-Publikationen beschrieben worden. Der Ludwig-Katalog nennt nur den Katalog der William H. Schab Gallery New York 1967 Nr. 4
http://books.google.de/books?id=RhTsAAAAMAAJ&q=schemmel
Ich finde aber auch noch einen weiteren Schab-Katalog
http://books.google.de/books?hl=de&id=FeI8AQAAIAAJ&q=schemmel
und einen Ausstellungskatalog
http://books.google.de/books?id=PDXrAAAAMAAJ&q=+schemmel

Diese Beschreibungen bezeichnen das Harnischbuch als Turnierbuch, und auch der Ludwig-Katalog stellt heraus, dass die Handschrift in der Tradition der Augsburger Turnierbücher der beiden Burgkmair, Vater und Sohn, steht.

(Die fiktive Frühgeschichte des Turnierwesens - begründet von Rüxner - ist vertreten im Harnischbuch mit einem Harnisch König Heinrichs 948. Bl. 1v-2r wird dieser Harnisch im Rahmen einer Reitzenstein und Schultes

http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/JOM_149a_0403-0434.pdf

unbekannten Darstellung der Mauerkirchener Reiter abgebildet.)

Der Wiener Waffenexperte Ortwin Gamber hatte - zitiert in den US-Beschreibungen - die Meinung vertreten, dass die Illustrationen des Harnischbuchs von Johannes Schreyer stammen und der Text von Jeremias Schem(m)el. Da eine Begründung fehlt, ist es verständlich, dass der Ludwig-Katalog diese Zuschreibungen lediglich referierte. Sie können auf keinen Fall als gesichert gelten.

Von Jeremias Schemmel stammt das Turnierbuch P 5247 der Waffensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien (um 1570), das mit seiner Turnierliste 938-1568 unverkennbar auf Rüxner fußt (zur handschriftlichen Rüxner-Rezeption siehe http://archiv.twoday.net/stories/96988341/ ). Die Freydal-Ausgabe von 1880 warnte ausdrücklich davor, die Schemmel'sche Kompilation als Originalwerk für die Zeit Maximilians heranzuziehen:

http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00073063/image_49

Alte Beschreibung der Wiener Handschrift Schemels:
http://books.google.de/books?id=33ZtM8HNvqQC&pg=RA1-PA246

Ebenso wird man auch davon Abstand nehmen müssen, das Harnischbuch des Getty-Museums als authentische Quelle für die Rüstungen des Heidelberger Turniers 1481 heranzuziehen. Auch die Annahme einer in Augsburg vorhandenen gemeinsamen Vorlage für das Harnischbuch und das Sigmaringer Turnierbuch im Sinne eines Turnierbuchs mit bildlichen Darstellungen zum Heidelberger Turnier ginge mir vorerst zu weit.

(Zu den in Augsburg im 16. Jahrhundert entstandenen Turnierbüchern zählt auch das Turnierbuch Maximilians I. um 1550/60 Wien Cod. 10831
Ausstellung Maximilian I. (1969), S. 127 Nr. 494)

Zwei weitere Handschriften des Schemelschen Werks finden sich in Wolfenbüttel:

Cod. Guelf. 1.6.3 Aug. 2°
Katalog Heinemann:
http://dbs.hab.de/mss/?list=ms&id=1-6-3-aug-2f&catalog=Heinemann

[Digitalisat:
http://diglib.hab.de/mss/1-6-3-aug-2f/start.htm?image=00001 ]

Cod. 6 Blankenburg
Katalog Butzmann
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0079_b016_JPG.htm

Alle drei Handschriften differieren hinsichtlich des Bildbestands (Butzmann). Eine Grundlage des Werks war Marx Walthers Augsburger Turnierbuch (so auch: Ritterwelten a.a.O., S. 223).

Siehe auch
http://www.dhm.de/ausstellungen/kurzweil/iko3.htm

(Anscheinend gibt es eine Kopie des 19. Jahrhunderts im Metropolitan-Museum. "Jehan Schemel's Turnierbach" (sic)
http://www.metmuseum.org/Collections/search-the-collections/40011399?rpp=20&pg=1&ft=schemel&pos=1 )
[Dirk Breiding teilte dazu per Mail vom 13.8.2012 mit: "Ja, wir besitzen in unserer Abteilungs-Bibliothek des Arms and Armor Departments tatsächlich ein Exemplar des sogenannten Turnierbuches von Jeremias Schemel (Library call no. 23.279). Allerdings handelt es sich dabei um eine Abschrift mit gepausten Abbildungen des ehemaligen Ambraser Exemplares, das sich heute in Wien befindet; die Kopie wurde 1838 von Friedrich Otto von Leber angefertigt und 1923 durch Ankauf erworben."]

Von dem Augsburger Maler Jeremias Schemel weiß man anscheinend sonst nur, dass er die 38 Miniaturen für die Kostümbiographie von Veit Konrad Schwarz (ca. 1550/61) schuf, Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig Hs. 27 (Merkl, Buchmalerei in Bayern, 1999, S. 329). Weiteres bringt auch ein Blick in Bradley III, S. 213 nicht zutage, den der Ludwig-Katalog zu Schemel zitiert:

http://archive.org/stream/adictionarymini01bradgoog#page/n220/mode/2up

Dessen Quelle Stetten, Kunst-, Gewerb- und Handwerks-Geschichte der Reichs-Stadt Augsburg II, 1788, S. 258f.

http://bvbm1.bib-bvb.de/webclient/DeliveryManager?pid=2206426&custom_att_2=simple_viewer

hat auch nicht mehr als einen Hinweis auf die Braunschweiger Handschrift.

[Siehe aber:
http://books.google.de/books?id=RYQtAQAAIAAJ&q="jeremias+schemel+und+** ]

***

Obwohl anscheinend keine Bildquelle zum Heidelberger Turnier verdient einen Hinweis Wien Cod. Ser. n. 12756, der wohl mit 1400-1525 entschieden zu früh angesetzt ist (Rüxner-Rezeption, Schembartbücher setzen so früh nicht ein): ein Wappen-, Turnier- und Geschlechterbuch aus dem Besitz von Joachim von Windhag ("Einträge bis zum Jahr 1525. - Unter anderem zum (erfundenen) Nürnberger Turnier von 1198, zum Heidelberger Turnier von 1481 sowie zum Nürnberger Schembartlaufen von 1349 (recte 1449).")

http://data.onb.ac.at/rec/AL00094391

***

Weitere Quellen zum Heidelberger Vierlandeturnier 1481
http://archiv.twoday.net/stories/96991891/

***

Keine zeitgenössische Bildquelle ist - worauf ich zurückkommen werde - das gefälschte Pirckhammers Turnierbuch im Stadtarchiv Heidelberg, das leider noch bei Niehoff (und zuvor bei Zotz und Ranft) als authentisch behandelt wird, obwohl es schon in einer Publikation im Jahr 1900 als Fälschung entlarvt wurde:

http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2012/1824/

#forschung

Sigmaringer Turnierbuch
DanielH (Gast) meinte am 2013/03/24 18:28:
Beschreibung Kopie der Schemelhandschrift, 19. Jhd.
Eine Beschreibung zu der 1838 angefertigten Kopie von Schemels Turnierbuch findet sich auf der Seite des Metropolitan Museum of Art:
http://metmuseum.org/collections/search-the-collections/40011399 
 

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