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Ohne Betreff erhielt ich am 24. Januar 2011 eine Mail von Frau H.:

ich beschäftige mich mit dem niederafeligen [sic!] Geschlecht der Heren [sic] von SChechingen.
In Ihrem Artikel "Die Veitskapelle von SChwäbiscgh-Gmünd [sic]" erwähnen Sie die Anna von Schechingen, Ehefrau Georgs von Woellwarth, und geben als deren Vater einen Albrecht an. Eine andere Quelle:
Auge, Oliver

Prof. Dr

Niederadelige Erinnerungskultur in Kloster Lorch: Die Familien Woellwarth und Schechingen

S. 99–118 [in: 900 Jahre Kloster Lorch 2004, KG]

gibt als Vater Ulrich II. an. Haben Sie eine Quelle, die Ihre Aussage belegt oder die andere widerlegt?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.


Da kam Frau H. an mir gerade an den richtigen. Wenn ich bei etwas empfindlich reagiere, dann bei der Unterstellung, ich würde unbelegt irgendwelche Aussagen treffen.

Also wies ich darauf hin, dass ich in dem Aufsatz ja zwei Quellen für die Filiation angegeben hätte. Der Aufsatz ist online:

http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2008/542/

Genauer gesagt hatte ich sogar drei übereinstimmende Quellen:

- den S. 100 referierten Eintrag im Anniversar 1530 der Münsterpfarrei Schwäbisch Gmünd
- die von mir in Anm. 22 zitierten Urkunden UAG 746a, 764.

(Eine weitere Quelle, in der Annas Vater Albrecht explizit genannt wird, zitiert aus dem Regestenwerk von Alfons Nitsch für das Spitalarchiv Gmünd Nr. 191 ausgerechnet Auge S. 113.)

Um die Auflösung dieser Abkürzung UAG zu finden, muss man meine Anm. 18 aufsuchen, wo angekündigt wird, dass das Regestenwerk von Alfons Nitsch "Urkunden und Akten der ehemaligen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd" 1 (1966) im weiteren als "UAG" zitiert wird. Dieses zweibändige Regestenwerk enthält Regesten der Urkunden des früher im Hauptstaatsarchiv Stuttgart gelagerten Bestands Reichsstadt Schwäbisch Gmünd bis 1500 und wird in der Gmünder Stadtgeschichtsforschung meist als UAG oder auch als GUB zitiert.

Mich erreichte also eine Nachfrage von Frau H.:

in Ihrem Artikel "Die Veitskapelle von Schwäbisch Gmünd"
finden sich zwei Quellenangaben zu Anna von Schechingen,
nämlich UAG 746a und UAG 764.
Nun befinden sich beide Urkunden schon seit sehr langer
Zeit nicht mehr dort. Was die Urkunde UAG 746 betrifft,
so liegt sie unter der Signatur A 499 Nr. 332 in
Stuttgart. Die Urkunde liegt mir vor. Hier sind lediglich
Johannes von Schechingen und Ulrich von Schechingen als
Siegler genannt, nicht aber Anna von Schechingen.
Was die Urkunde 746 a betrifft, so bin ich noch auf der
Suche. Vielleicht haben Sie ja neuere Angaben zu den
Signaturen oder wissen, in welchem Archiv diese lagern.
Ein Hinweis wäre sehr hilfreich.


Richtig ist: 746 spielt überhaupt keine Rolle bezüglich der Anna von Schechingen, und 764 ist auch keineswegs ein Zahlendreher für 746. Wer nicht weiß, dass der Gmünder Bestand nach Ludwigsburg umgezogen ist, muss das eben bei dem Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd oder dem Landesarchiv Baden-Württemberg erfragen. Archivbestände lösen sich nicht einfach in Luft auf, sie bleiben in der Regel bei dem gleichen Archivträger.

Also schrieb ich "Die Urkunde UAG 746a
sollte sich [sic] wie alle anderen aus dem Regestenband, die
damals im Gmuender Bestand in Stuttgart lagerten,
inzwischen unter Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 S U 1659
einsehbar sein, eine Kopie liegt sicher im Stadtarchiv
Schwaebisch Gmuend vor."

(Die Signatur ist in der Tat richtig, wie mir das Staatsarchiv Ludwigsburg vorhin telefonisch bestätigte.)

Als nächstes nahm sich Frau H. UAG 764 vor und erhielt vom Staatsarchiv Ludwigsburg die Auskunft: "um die Urkunde mit der alten Signatur UAG 764 im Bestand B 177 S zu ermitteln, benötige ich weitere Angaben wie z. B. das Datum oder den/die Aussteller oder ....." UAG war natürlich nie eine alte Signatur, und die Existenz des im Rahmen der Inventare nichtstaatlicher Archive in Baden-Württemberg erschienenen Gmünder Regestenwerks (und seine Abkürzung) sollte eigentlich auch zum Handwerkszeug eines Betreuers des Bestands B 177 gehören.

Wenn man sich die Quellenangabe Nitschs bei 764 anschaut, sieht man sofort, dass mein Hinweis auf B 177, der bei 746a korrekt war, hier irrelevant ist, denn die Quelle des Regests war "Kl. Lorch, Briefe fol. 191", ein altes Archivrepertorium aus dem 16. Jahrhundert, dessen (alte) Signatur wie es sich gehört im Abkürzungsverzeichnis von UAG I S. 11* aufgelöst wird: Hauptstaatsarchiv Kl. Lorch Bü 74. Wenn das Stück nicht umsigniert wurde, müsste es sich im Bestand Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 499 befinden.

Statt sorgfältig zu arbeiten, arbeitet Frau H. ungenau und schlampig, beschimpft mich per Mail und beschuldigt mich der Ungenauigkeit - was hier nicht zu dokumentieren war.

Um das Rätsel zu lösen, das Frau H. ursprünglich beschäftigte (während später die Empörung über mich überhand nahm), muss man aber sehr genau hinschauen. Wer das nicht kann, sollte die Finger von solchen genealogischen Fragestellungen lassen.

Der 1409 gestorbene Georg von Woellwarth schloss vor 1363 die Ehe mit Anna, der Tochter Ulrichs von Schechingen und der Anna von Vellberg - das ist urkundlich gesichert (Auge S. 106). Professor Dr. Auge hat natürlich schlampig gearbeitet, als er einige Seiten später schrieb, Georg habe am 29. November 1406 einen Jahrtag bei den Augustinern gestiftet und seine Frau Anna habe es ihm gleichgetan und ebenfalls einen Jahrtag unter anderem für ihren Vater Albrecht gestiftet (S. 113). Anna kann ja nun nicht gleichzeitig die Tochter von Ulrich und Albrecht sein. Hat Georg zweimal eine Anna von Schechingen geheiratet?

Die Lösung ist einfacher: Anna von Schechingen, die Tochter Albrechts von Schechingen und einer Adelheid, die in Nitsch, Spitalarchiv Nr. 191 vom 24. November 1406 als Stifterin nach Georg von Woellwarth genannt wird, ist nicht identisch mit der vorher genannten Ehefrau Anna von Schechingen.

Anna von Schechingen war nach dem von mir (Veitskapelle S. 100) angeführten Eintrag des Anniversars 1530 im Gmünder Münster bei der Woellwartschen Grablege bestattet. Ihr Jahrtag wurde am Freitag nach Aschermittwoch begangen. Ich schreibe: "Der Eintrag nennt Anna, ihren Vater Albert von Schechingen, seine Mutter Adelheid, Georg von Woellwarth und seine Ehefrau von Schechingen, dessen Sohn Abt Volkhard von Lorch sowie den Lorcher Abt Johann von Schechingen." Es mag sein, dass es "ihre" Mutter Adelheid heißen muss, was ich jetzt nicht überprüfen kann, aber wer genau liest, kann nicht auf die Idee kommen, die Anna von Schechingen, zu der ich anmerkte, dass sie 1414 im Lorcher Haus zu Gmünd lebte (UAG 746a, 764), mit der Ehefrau Georgs von Woellwarths zu identifizieren. Wäre Anna die Ehefrau Georg von Woellwarts gewesen, hätte sie in ihrer Stiftung sicher nicht "Georg von Woellwarth und seine Ehefrau von Schechingen" genannt.

Am 23. April 1412 stiftete Anna, Tochter des verstorbenen Albrecht von Schechingen, im Gmünder Spital ein Seelgerät für ihren Vater, seine beiden Ehefrauen und ihre [wohl: deren] Kinder, UAG 746a. 1414 verschrieb die Gmünder Bürgerin Anna von Schechingen, Tochter des verstorbenen Albrecht, Pfründnerin im Haus des Klosters Lorch in Gmünd, ihren gesamten Nachlass dem Kloster (Eintrag im Urkundenverzeichnis des Klosters Lorch, UAG 764).

Bereits am 7. September 1407 hatte Anna als Bürgerin zu Gmünd Zins aus ihrem Gut zu Straßdorf den Gmünder Augustinern gestiftet (Nitsch, Spitalarchiv Nr. 196). Aus der ebenfalls im Spitalarchiv überlieferten Stiftung gemeinsam mit Georg von Woellwarth bei den Augustinern (Nitsch, Spitalarchiv Nr. 191) am 29. November 1406 erfahren wir zusätzlich, dass die andere Ehefrau ihres Vaters Katharina hieß. Sowohl Georg von Woellwarth als auch Anna konnten über Zins aus einer Wiese unterhalb von Gmünd am Rötenbach (heute: Rotenbachtal, bekannt durch den Limes) verfügen.

Wer jetzt noch zweifelt, dass die Ehefrau Georgs von Woellwarth und die Gmünder Bürgerin Anna von Schechingen, Tochter Albrechts, zwei verschiedene Personen waren, sollte sich die Urkunden vom 19. und 20. April 1409 in Nitsch: Spitalarchiv Nr. 201-202 anschauen. Am 19. April kaufte Georg von Woellwarth Zins von den Gmünder Dominikanern, den er zu einem Jahrtag stiftete. Am 20. April kaufte er Zins von den Gmünder Augustinern für einen Jahrtag. Die Liste der Anverwandten, deren Memoria zu pflegen war, war in beiden Fällen gleich: "für ihn, seine Ehefrau Anna von Schechingen, seine beiden Söhne Volkart, Abt von Lorch, und Junker Ulrich, für des letzteren Ehefrau Margarete von Rechberg, und für Anna, die Tochter Albrechts von Schechingen".

In Hofmanns Regestenwerk "Archiv der Freiherren von Woellwarth" von 1991 werden im Register unter von Schechingen die Ehefrau Georgs und Anna von Schechingen (1410) folgerichtig unterschieden. In der Urkunde Georgs vom 8. März 1410 wird das Gut in Lautern, das Leibgeding der Jungfer Anna von Schechingen ist, erwähnt (Nr. 291).

Anna von Schechingen (belegt 1406-1414), die Tochter Albrechts von Schechingen und einer Adelheid, war unverheiratet ("Jungfer") und lebte als Gmünder Bürgerin im Haus des Klosters Lorch (zum Haus siehe Graf, in: Gmünder Studien 4, 1993, S. 19). Sie pflegte enge Beziehungen zu Georg von Woellwarth, der eine andere Anna von Schechingen geheiratet hatte, tätigte Jahrtagsstiftungen für sich und ihren familiären Umkreis, vermachte ihren ganzen Nachlass dem Kloster Lorch und wurde im Gmünder Münster bei der Woellwarth-Grablege bestattet.

Natürlich habe ich niemals den Eindruck erweckt, die beiden Annas seien identisch - im Gegenteil: bereits aus der Erwähnung des Anniversar-Eintrags ergibt sich ohne weiteres, dass diese Gleichsetzung abwegig ist. Nun hat mich dieser Beitrag einige Stunden gekostet, was einzig und allein der schlampigen Arbeitsweise von Frau H. gezollt ist, denn sobald ein Widerspruch auftritt, sollte man nicht irgendjemand anmailen, damit derjenige einem die Arbeit abnimmt, sondern anhand der verfügbaren gedruckten Quellen und Literatur versuchen, den Widerspruch aufzulösen, was wie gezeigt eigentlich gar nicht so schwer ist. Dass Prof. Dr. Auge in die gleiche Falle getappt ist, als er gedankenlos der Tochter Ulrichs von Schechingen einen Vater Albrecht beigab, hat Frau H. vermutlich gar nicht bemerkt.

#forschung
H. (Gast) meinte am 2011/05/13 10:14:
Behauptungen
Sehr geehrter Herr Dr. GVRaf,
natürlich stellen Sie Behauptungen auf, die Sie nicht belegen. Sie si9nd leider nicht in der Lage, sich für unwahre Behauptungen zu entschuldigen.
Mit freundlichem Gruß
H. 
 

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