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So überschreibt der Unternehmensberater Dr. Gerd Schneider im neuen ARCHIVAR 2004/1, S. 37-44 seinen Beitrag, der möglicherweise auch einmal online vorliegen wird - derzeit ist das letzte im Volltext (leider nur Aufsätze) eingestellte Heft das von 2002/3!

Es geht um Archive, die ins Blickfeld von Sparmassnahmen geraten.

Erwähnt wird u.a. eine massive externe fachliche Einwikrung auf die Arbeit staatlicher Archive, indem das Finanzressort eines westlichen Bundeslandes - NRW! - mit Hilfe eines Kabinettbeschlusses starke Reduzierungen der jährlichen Übernahmemengen an Archivgut durchsetzte.

Dann wird der Rechnungshofbericht Sachsen genannt - wir berichteten ausführlich!

Schneider wundert sich über das Ausbleiben eines Proteststurms.

Die meisten Archivare und insbesondere viele Verantwortungsträger sitzen, man verzeihe mir den Vergleich, wie die Erdhörnchen in ihren Höhlen und warten ab. Einige stecken lediglich ab und zu den Kopf heraus, um zu sehen, was weiter passiert.

Als Unternehmensberater kritisiert Schneider den Prüfbericht als mangelhaft. Er kritsiert aber auch die unzureichende Reaktion der archivischen Öffentlichkeit und des VdA. Die Archive stehen vor grundsätzlichen Problemen: Verzeichnungsrückstände, Bestandserhaltung, elektronische Archivierung. Der nächste Rechungshof werde präziser recherchieren. Die Archive müssen ihre Probleme betriebswirtschaftlich aufarbeiten.

Schneiders Forderungen:

1. Schaffen Sie umfassende Transparenz bei dem, was sie tun.
2. Erarbeiten Sie langfristige Archivkonzeptionen
3. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Kernprozesse
4. Modernisieren Sie Ihre Strukturen, werden Sie schlagkräftiger
5. Kooperieren Sie stärker mit anderen Archiven
Insbesondere Schaffung von Archivverbünden z.B. VdA Sachsen-Anhalt
6. Gewinnen Sie Ihre Träger als strategische Partner und präsentieren Sie sich als strategische Partner Ihrer Träger
7. Suchen Sie sich weitere strategische Partner

Fazit: Wachen Sie auf, kümmern Sie sich intensiver und systematischer um die Lösung Ihrer existentiellen Probleme.
KlausGraf meinte am 2004/03/12 16:33:
Kernaufgaben?
Mein Kommentar dazu in der "Archivliste":

Bei Punkt 3 seiner Forderungen (Konzentrierung auf
Kernprozesse) wird man an die unsaeglichen Ausfuehrungen
von Udo Schaefer denken muessen, die hier ja vom Leiter der
Archivschule in Schutz genommen wurden. Die Leitung der
Archivschule stellt sich somit in eine Reihe unguter
dogmatischer Festlegungen hinsichtlich dessen, was
archivische Kernaufgaben sind (sog. Neue Marburger
Orthodoxie). Dass es andere Meinungen dazu gibt, wird
ignoriert.

Ich halte dagegen: Historische Forschung und ihre
Vermittlung in Form von Oeffentlichkeitsarbeit (Fuehrungen
usw.) ist eine archivische Kernaufgabe, da unverzichtbar
fuer die gesellschaftliche Legitimation des Archivwesens.
Archivgut wird nicht primaer fuer
Verwaltungswissenschaftler, die staatlichen Aufgabenvollzug
erforschen, aufbewahrt, sondern fuer Nutzer -
wissenschaftliche, BuergerInnen, Journalisten usw. Diese
haben inhaltliche Interessen, und diese gilt es bei der
Bewertung zu beruecksichtigen.

Historische Ueberlieferungsbildung im staatlichen Bereich
darf nicht auf aktive Ergaenzung der Aktenueberlieferung
verzichten - etwa durch Politikernachlaesse (sog.
"Handakten").

Ebensowenig auf audiovisuelle Unterlagen, solange z.B. die
oeffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten nicht
vergleichbaren Benutzungsbedingungen unterliegen wie die
oeffentlichen Archive.

Es ist in hohem Masse unredlich, die gesellschaftliche
Ueberlieferungsbildung ausserhalb der dogmatisch
definierten "Kernaufgaben" anderen Institutionen oder
privaten Initiativen zuzuschieben, solange diese nicht
juristisch abgesichert sind (z.B. als Stiftungen) und
dadurch die dauernde Erhaltung sichergestellt ist.

Es ist ein billiger Taschenspielertrick Schaefers, an
Eintragungen in das Verzeichnis national wertvollen
Kulturguts oder die Denkmalschutzliste zu denken, denn
erfahrungsgemaess sind solche Eintragungen politisch eher
unerwuenscht. Sie waeren - bei der Entschaedigung von
Eigentuemern - auch nicht zum Nulltarif zu haben und
wuerden das Problem nur etwas verschieben. 
Gerd Schneider antwortete am 2004/04/07 21:12:
Antwort auf den Kommentar von Klaus Graf
Sehr geehrter Herr Graf,
wenn Sie meinen Artikel genau lesen, werden Sie feststellen, dass es ein Beitrag im Interesse der Archive und nicht gegen diese ist.
Ihre wenig sachliche Kernprozess-Polemik reißt Dinge aus dem Zusammenhang und unterstellt mir eine eher archivfeindliche Haltung, gegen die ich mich verwahre.
Die von Ihnen angegriffene Textpassage lautet vollständig:
"Setzen Sie die Schwerpunkte in der Tätigkeit der Archivare neu und konzentrieren Sie sich auf Ihre Kernprozesse. Es ist – wie Beispiele zeigen - nicht darstellbar, dass Archivare nur 20 % ihrer Arbeitszeit für Verzeichnungsarbeiten einsetzen, wenn gleichzeitig unverzeichnete Bestände im Umfang von mehreren hundert Personenjahren vorhanden sind. Auch für aufwändige Ausstellungen wird in der heutigen Zeit niemand Verständnis haben, wenn es Ihnen nicht gelingt, parallel und nachweisbar Arbeitsrückstände abzuarbeiten."
Dies besagt lediglich, dass Sie die Relationen wahren müssen, bei dem, was Sie tun. Und die stimmen nun mal leider sehr häufig nicht. Kernprozesse habe ich in meinem Beitrag im Übrigen nicht näher definiert, kann aber gerne meine eher sehr weite Interpretation anhand verschiedener Ausarbeiten leicht nachweisen. Ihre Reaktion lässt mich zweifeln, ob Ihnen die im Vergleich zu früher viel engere Wechselwirkung zwischen archivfachlicher Arbeit und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und vor allem der Ernst der Situation wirklich bewusst ist.
Ich bin gerne zu einem Streitgespräch bereit.
Viele Grüße
Gerd Schneider 
KlausGraf antwortete am 2004/04/07 21:50:
Den Sack schlagen und den Esel meinen
Zu den Anwürfen von Gerd Schneider stelle ich fest:

1. Ich habe mich zu seinem Beitrag weder in ARCHIVALIA noch in der Archivliste nicht im mindestens inhaltlich geäußert - seine diesbezüglichen Vorwürfe sind mehr als unbegründet. Wer lesen kann, dem wird nicht entgehen, dass ich die Erwähnung von Kernaufgaben zum Anlass genommen habe, die Position von Schäfer und der Marburger Orthodoxie polemisch zu hinterfragen.

2. Wenn Herr Schneider sich die Position von Schäfer zu eigen machen möchte - bitteschön. Aber Kernaufgaben sollten immer noch Archivare definieren und nicht Unternehmensberater.

3. Dieser Herr Schneider ist via Google nicht mit einer Mailadresse präsent und auch sonst nicht auffindbar gewesen. Ich hätte ihn sonst gebeten, seinen von mir nach wie vor als wichtig angesehenen Beitrag auch online bereitzustellen, da dies die NRW-Archive in absehbarer Zeit wohl nicht tun werden. Nicht alle Archivare lesen den "Archivar".

4. Mich interessiert nicht, was Herr Schneider aus unveröffentlichten Ausarbeitungen nachweisen möchte: dergleichen ist für mich nicht existent. 
Gerd Schneider antwortete am 2004/04/15 16:15:
Es geht eher um Erdhörnchen
Sehr geehrter Herr Graf,
wenn Sie ein Zitat meines Artikels als Anlass für einen Kommentar nehmen und bereits in der zweiten Zeile einen Bezug zu "den unsäglichen Ausführungen von..." herstellen, dann ist dies doch wohl eine (indirekte) Wertung, zumindest jedoch eine unterstellte Interpretationsmöglichkeit meiner Aussagen. ("bei Punkt 3 seiner Forderungen (...) wird man an ... denken müssen"). Daran ändert auch nichts, dass Sie anschließend auf Dritte dreinschlagen.
Wie dem auch sei. Es war sowieso nicht der Kern des Artikels. Dort ging es in erster Linie um die existentiellen Rahmenbedingungen der Archive und den Umgang der Archivare mit diesem Thema. Also um Erdhörnchen und nicht um Säcke oder Esel.
Übrigens: Kernaufgaben der Archive wurden und werden natürlich nicht durch Berater "definiert". Inzwischen eher durch Finanzminister, Kämmerer, Rechnungshöfe usw.. Und diese Damen und Herren fragen die Archivare vorab interessanterweise zunehmend nicht einmal mehr. Woran dies bloß liegt?
Es reicht nicht mehr, nur archivfachliche Forderungen zu stellen und sich über die Finanzierbarkeit keine Gedanken zu machen. Fachlichkeit und Betriebswirtschaft müssen von Archivaren und Trägern im Zusammenhang betrachtet und es müssen gemeinsam Lösungen gefunden werden.
Es steht Ihnen jedoch frei, es anders zu sehen und zu versuchen.
Hier gerne meine mailadresse: Schneider.Gerd@t-online.de
Diese nebst weiteren Angaben hätten Sie selbstverständlich von der Redaktion des "Archivars" erhalten können, dies zeigen viele inzwischen bei mir eingegangene Schreiben.
Gerd Schneider 
KlausGraf antwortete am 2004/04/15 21:37:
Kampf den Erdhörnchen
Es erscheint mir unfruchtbar, angesichts der von Ihnen zurecht alarmierend dargestellten Problematik Nebenschauplätze zu beackern., wie das hier in Ihren Kommentaren geschieht. Bitte stellen Sie Ihren Beitrag auch online zur Verfügung - das würde seine "Audience" erheblich vergrössern ... 
 

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