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http://www.juergenwalter.de/initiativen/ka_saal_0207.html

Ich frage die Landesregierung

1. Wurde im Rahmen der Auktion der Firma Sotheby's 1995 das Bild "Hirtenidylle" von Georg Otto Eduard Saal versteigert?
2. Welcher Erlös wurde für das Bild erzielt?
3. Ist das Bild "Hirtenidylle" identisch mit dem Bild, das in der 2. Auflage des Beschreibenden Verzeichnisses der Großherzoglichen Gemälde-Sammlung (Louis Jüncksche Stiftung) aus dem Jahre 1905 als "Zigeunerfamilie" bezeichnet wird und damit Teil der Louis Jüncke'schen Gemäldesammlung ist?
4. Ist das Bild damit Teil der Sammlungen, welche in die Zähringer-Stiftung eingebracht wurde?
5. War die Versteigerung dieses Bildes somit rechtswidrig?
6. Falls ja, weshalb wurde dies von der zuständigen Stiftungsaufsicht nicht verhindert?


Stuttgart, 8.2.07

Jürgen Walter


Meine Güte, dem parlamentarischen Laien erschließt sich nicht, wieso erst gestern Herr Walter einen Anlass gesehen hat, nach dem Bild zu fragen. Dass darüber hinaus ausgerechnet das Bild des Stifters Jüncke ebenfalls versteigert wurde, ist doch auch dank der Recherchen der Baden-Badener Presse sonnenklar. Dazu wird Herr Walter dann vermutlich in ein paar Monaten eine Anfrage stellen.

Leser von ARCHIVALIA (also auch Herr Walter) wurden bereits am 8. Dezember 2006 darauf hingewiesen, dass es keinem Zweifel unterliegt, dass bei Sotheby's 1995 zwei Bilder aus der Zähringer Stiftung versteigert wurden:
http://archiv.twoday.net/stories/3039440/

Der Beleg zum Hofmaler Saal und zum Stifterbild wurde hier bereits am 22. Oktober 2006 veröffentlicht:
http://archiv.twoday.net/stories/2835396/

Man weiss bereits heute, was das Ministerium antworten wird:

1. Das im Katalog von Sotheby's unter der Nr. 4293 aufgeführte Bild "Hirtenidylle" wurde 1995 versteigert.

saal

2. Der Erlös betrug ... (weiss ich nicht, ist aber bei Sotheby's leicht in Erfahrung zu bringen)

3. Ein Beweis ist dem Ministerium nicht bekannt, dass das im Katalog Bd. V S. 105 in kleiner Farbabbildung wiedergegebene Bild, das unten rechts "Paris 1870" datiert ist und 126x197 cm maß, mit dem Bild "Zigeunerfamilie" im Katalog der Jüncke'schen Sammlung von Schall identisch ist, das unten rechts mit "G. Saal Paris 1870" bezeichnet ist, dessen Beschreibung auf das von Sotheby's abgebildete Bild zutrifft und das 128x200 cm maß.

4. Ob das Bild zum Bestand der Zähringer Stiftung gehörte, vermag das Ministerium nicht zu sagen, da dem Ministerium keine Inventare der Zähringer Stiftung vorliegen. Selbst wenn man die Identität der Bilder bejaht, ist es vorstellbar, dass das Bild bei der Versteigerung von Bildern aus der Jüncke'schen Sammlung in Baden-Baden 1919 verkauft und später vom Haus Baden rückerworben wurde, woraus man den Schluss ziehen könnte, dass es 1995 nicht Bestandteil der Zähringer Stiftung war.

5. Angesichts der Antwort auf Punkt 4 sieht das Ministerium keine Veranlassung, über die Rechtmäßigkeit des Verkaufs zu spekulieren.

6. Siehe Punkt 5.

Weniger formal wird man entgegnen:

Klar wurde das Bild gegen den Stiftungszweck verkauft, aber bei tausenden Objekten kommt schon mal ein Versehen vor. Weder das Haus Baden noch Sotheby's hat offenbar die Zugehörigkeit zur Jüncke'schen Stiftung bemerkt, deren Bilder wohl im wesentlichen getrennt vom Auktionsgut gelagert waren. Die Stiftungsaufsicht konnte seinerzeit nicht auf Verdacht umfangreichste Ermittlungen anstellen, ob womöglich Stücke der Zähringer-Stiftung ebenfalls im Versteigerungsgut sich befanden. Bei der zurückgezogenen Waffensammlung lagen konkrete Hinweise aus dem Landesmuseum vor.
KlausGraf meinte am 2007/03/09 20:00:
Antwort des Ministeriums
http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/verkauf.php

Landtag von Baden-Württemberg, neue Dokumente, Kleine Anfrage des Abg. Jürgen Walter GRÜNE und Antwort des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst: Versteigerung eines Gemäldes der Zähringer-Stiftung
Mit Schreiben vom 5. März 2007 Nr. 7962.7-12/58 beantwortet das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst im Einvernehmen mit dem Staatsministerium und dem Finanzministerium die Kleine Anfrage wie folgt:
Ich frage die Landesregierung:
1. Wurde im Rahmen der Auktion der Firma Sotheby's 1995 das Bild "Hirtenidylle" von Georg Otto Eduard Saal versteigert?
2. Welcher Erlös wurde für das Bild erzielt?
Das Bild "Hirtenidylle" ist im Auktionskatalog "Band V: Gemälde und Drukkgraphik" unter der Nummer 4293 aufgeführt. Diese Nummer ist auch in der Liste mit den Versteigerungsergebnissen enthalten. Der Erlös betrug 60.000 DM.
3. Ist das Bild "Hirtenidylle" identisch mit dem Bild, das in der 2. Auflage des Beschreibenden Verzeichnisses der Großherzoglichen Gemälde-Sammlung (Louis Jüncke'sche Stiftung) aus dem Jahre 1905, als "Zigeunerfamilie" bezeichnet wird und damit Teil der Louis Jüncke'schen Gemäldesammlung ist?
Das Wissenschaftsministerium geht davon aus, dass die beiden Bilder identisch sind.
4. Ist das Bild damit Teil der Sammlungen, welche in die Zähringer-Stiftung eingebracht wurden?
5. War die Versteigerung dieses Bildes somit rechtswidrig?
6. Falls ja, weshalb wurde dies von der zuständigen Stiftungsaufsicht nicht verhindert?
Laut Stiftungssatzung § 2 Absatz 3 ist die Louis Jüncke'sche Gemäldesammlung Teil der Zähringer-Stiftung. Bis heute ist allerdings unklar, ob und inwieweit die Stiftung wirksam entstanden ist und Eigentum an den in der Stiftungssatzung genannten Sammlungen erlangt hat. Auf die Antwort zu Frage 1 und 2 der Landtagsdrucksache 14/507 wird verwiesen. Die Klärung von Rechtsfragen im Zusammenhang mit der Zähringer-Stiftung ist Teil des Arbeitsauftrags der Expertenarbeitsgruppe "Eigentumsfragen Baden". Auf die Antwort zu Frage 1 und 2 der Landtagsdrucksache 14/744 wird verwiesen. Derzeit liegen dem Ministerium noch keine neuen Erkenntnisse vor. ...

-- Dort weitere Pressemeldungen. In der Sache nichts Neues. Besonders dreist die Formulierung von ka-news: "Wie in dieser Woche bekannt wurde, ist im Jahre 1995 das Gemälde "Hirtenidylle" aus den Beständen der Zähringer-Stiftung bei Sotheby's versteigert worden." Meine Güte, es wird noch Jahrzehnte dauern, bis diese fetten Herrschaften in den warmen Redaktionsstuben den Grips haben, einschlägige Weblogs zu sichten. Was da als grosse Neuigkeit durch die Presse zieht, haben wir hier längst aufgedeckt. Im Oktober 2006, um genau zu sein. 
 

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