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http://www.jurabilis.de/2013/08/31/Doktortitel-auf-Zeit/
Dr. Bernd Dammann (Gast) meinte am 2013/09/01 19:13:
Neues aus der Anstalt
Es handelt sich bei diesem 'Geistesblitz' um die Eröffnung eines Nebenkriegsschauplatzes, der von der Hauptsache ablenken soll, und den Bestrebungen zu zentralisierter Steuerung des akademischen Prüfungswesens auf Bundesebene schon einmal ganz konkrete Gestalt verleiht. Man kann sich nun jedenfalls vorstellen, was dann Schritt für Schritt folgen würde: Einrichtung einer Bundesprüfstelle zur Fortschreibung und Aberkennung akademischer Grade mit Zweigstellen in den Bundesländern, Einführung eines Studienganges für diesen neuen Betätigungsbereich von Verwaltungsjuristen und damit verbunden schließlich der Erlass von Gebührenbescheiden für die Bearbeitung, deren Höhe sich prozentual am Netto-Einkommen bemisst. Ein Schuft, wer Schlechtes dabei denkt.

Das Grundübel der gegenwärtig diskutierten Skandale um schwächelnde oder erschwindelte Politiker-Promotionen und die daran später angekoppelten Ehrendoktorwürden und Honorarprofessuren liegt in der marktradikalen Ökonomisierung der grundgesetzlich gewährten Freiheit von Forschung und Lehre und der akademischen Selbstverwaltung, die diese Tendenz erheblich verstärkt hat. Das führt nämlich systemnotwendig zu verstärkter Kontaktpflege im Interesse des beiderseitigen Eigennutzes getreu der Devise 'Wie Du mir, so ich Dir!' Dabei geht es nicht mehr nur um geldwerte Vorteile im engeren Sinn, die von Seiten einflussreicher und entscheidungsbestimmender Politiker angeboten, versprochen oder gewährt werden. Als Anhaltspunkte dafür, dass nach Maßgabe der Paragraphen über Korruption im Strafgesetzbuch Bestechung und Bestechlichkeit bzw. Vorteilsgewährung und Vorteilsannahme im Beziehungsgeflecht von Wissenschaft und Politik im Spiel sein kann, zählen schon seit geraumer Zeit auch die missbräuchliche Eröffnung wissenschaftlicher Karrierechancen und das Aussprechen akademischer Ehrungen zu einem offenkundig unpassenden Zeitpunkt von Seiten der wissenschaftlichen Hochschulen. Auch "Klimapflege" oder "Anfüttern", "beides ist eindeutig strafbar." Das Strafgesetzbuch (StGB) hat "den Staatsanwälten tatsächlich (seit 1997)ein scharfes Schwert in die Hand gegeben", um wirkungsvoll tätig zu werden (zit. aus: 'Anfüttern mit kleiner Münze', von Wolfgang Janisch, in: SZ, Nr. 198, 28.8.13, S. 2).

Es handelt sich nämlich schon lange nicht mehr nur um die Pflege und den Ausbau von 'Netzwerken' im Beziehungsgeflecht von Wissenschaft und Politik, wie es so verharmlosend und beschönigend heißt. Wir haben es vielmehr mit einer ausufernden Vettern- und Günstlingswirtschaft zu tun, die zu einem korruptiven Sumpf in der Kontaktzone von Wissenschaft und Politik auszuufern droht und die sich wie wuchernde Krebszellen ausbreitet. Mit den geeigneten Instrumenten und bewährten Maßnahmen der wissenschaftsautonomen Selbstkontrolle und der Verwaltungsgerichtsbarkeit kann er wirkungsvoll und vorbeugend trocken gelegt werden, wenn dazu der Wille da ist. Und wenn das allein nicht mehr hilft, sind, wie oben beschrieben, die Staatsanwaltschaften gefordert.

"Doktortitel auf Zeit"? - das ist nicht nur ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver, sondern auch totaler "Unfug", also eben 'Neues aus der Anstalt'. 
 

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