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Sagt aber eigentlich nix Handfestes zur Plagiatsaffäre:

http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article123316271/Ein-Angriff-auf-meine-Integritaet.html

Über 100 Beiträge mit der Zeichenfolge Schavan bürgen für Qualität in Archivalia:

http://archiv.twoday.net/search?q=schavan

Symbolbild zum Zitat: "Es nieselt. Schavan bietet Kaffee an, stellt Plätzchen auf den Esstisch. Das Gespräch fällt ihr nicht leicht."
Dr. Bernd Dammann (Gast) meinte am 2013/12/31 01:07:
'Unsere frömmelnde Annette' - rastlos unterwegs im Auftrag des Herrn
- zum Zyklus ‚Politischer Katholizismus im Wissenschaftsbetrieb der BRD‘ – Teil 3
(siehe Teil 1 und 2 unter ‚Nikolaus von Kues und die Schavanisten‘ - http://archiv.twoday.net/stories/506934507/#524896956)

„Das war schon noch ein emotionaler Tag für mich. Nach so vielen Jahren als Ministerin sitzt man da nicht teilnahmslos. Berührt hat mich auch, dass sämtliche Kabinettsmitglieder den Wunsch ‚So wahr mir Gott helfe‘ ausgesprochen haben. Das ist ein Signal, das weit über die Politik hinausgeht.“ (A.Sch.. 26.12.2013)

Die geruhsamen Tage zwischen den Jahren sind eine Zeit, die nach den althergebrachten Gepflogenheiten christlich-abendländisch geprägter Tradition wenigstens immerhin noch Einzelne als Gelegenheit ansehen, persönliche Einkehr zu halten, sich im individuellen Rückblick der jüngsten Phase der eigenen Lebensgeschichte zu erinnern und sich schließlich im zeitnahen Abstand in selbstkritischer Absicht des eigenen Tuns und Lassens zu vergewissern. Wer dabei seine Befindlichkeiten nach außen kehrt und als bekannte Person der Zeitgeschichte die Öffentlichkeit daran teilhaben lässt, darf sich allerdings nicht wundern, wenn der- bzw. diejenige darauf auch öffentlich artikulierte Reaktionen, im Einzelfall auch hämische Kommentare, provoziert, die ein solches Bedürfnis entblößender und zudem häufig wichtigtuerischer Selbstdarstellung stören oder sogar konterkarieren.

Um es hier auf den konkreten Einzelfall bezogen unumwunden und deutlich zu sagen: Die bekennende und von missionarischem Eifer getriebene Katholikin Annette Schavan hätte besser daran getan, ihre geistigen und seelischen Befindlichkeiten im Beichtstuhl ihres Seelsorgers zu offenbaren und damit ihre letztendlich peinlich anmutende selbstzerstörerische Selbstentblößung dem streng vertraulichen Beichtgeheimnis zu überantworten statt sie in diesem Interview mit der Springer- Zeitung ‚Die Welt‘ für Alle und Jeden zur Schau zustellen. Denn für sie war es wahrlich kein gutes Jahr, ach was, es war das schlimmste Jahr ihres bis dahin erfolgsverwöhnten Sinnens und Trachtens in ihrer Bildungsgeschichte und Laufbahn als der auf den ‚Politischen Katholizismus‘ eingeschworenen Berufspolitikerin schlechthin: Doktortitel aberkannt, Ministeramt verloren und auf die Hinterbänke des neu gewählten Bundestages verbannt. Das ist nun wahrlich keine vorzeigbare Erfolgsbilanz. Eigentlich wären also Bescheidenheit und Demut, nicht aber Selbstgerechtigkeit und Rechthabereit angesagt gewesen. Das hätte ihr jedenfalls sehr wahrscheinlich ihr Beichtvater im Angesicht solcher ihr höheren Orts, also vom Herrgott höchst selbst, auferlegten Schicksalsschläge angeraten, wenn sie denn überhaupt einen hat und das nicht als Laientheologien ganz unbescheiden im Selbstgespräch auch selbst besorgt. Stattdessen inszeniert sie sich einmal mehr in der selbst gewählten Opferrolle einer Märtyrerin, die deswegen Angriffsfläche und Zielscheibe gottloser Umtriebe geworden sei, weil sie jederzeit für Glauben und Kirche alles gegeben habe und selbstlos dafür eingestanden ist.

Die „Möchtegern-Theologin“ Schavan gehört nach Herkunft, Bildungsgang und beruflicher Tätigkeit zu den exponiertesten Repräsentant(inn)en des ‚Politischen Katholizismus‘ in der neuen Bundesrepublik. Als Mitglied des ‚Zentralkomitees der Deutschen Katholiken‘ (ZdK) war sie von 1994 bis 2009 in führenden Funktionen und Ämtern dieser religiösen Organisation, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts ehrgeizige gesellschaftspolitische Ziele verfolgt, tätig. Zum Zeitpunkt ihres Rücktritts vom Amt der Bundesministerin für Bildung und Forschung im Februar 2013 war sie in der Hierarchie parteipolitischer Amtsträger die Akteurin und Agentin des ‚Politischen Katholizismus‘, die es zu jenem Zeitpunkt im politischen System der Bundesrepublik am weitesten nach oben gebracht hatte. Bei der Wahl des Bundespräsidenten im Jahr 2004 galt sie bis zur Nominierung von Horst Köhler als sehr aussichtsreiche Kandidatin der CDU/CSU. Danach wurde sie im Falle eines Falles immer wieder als mögliche Nachfolgerin von Frau Merkel im Amt der Bundeskanzlerin genannt. Seit September 2011 ist sie Vorsitzende des Kuratoriums der ökumenischen ‚Stiftung Bibel und Kultur‘, womit sie unter der Fahne der ‚Ökumene‘ und mit der Aussicht auf Fördermittel ihres Ministeriums auch einen Teil aktiver und exponierter protestantischer Kirchenfunktionäre und Theologie-Professoren auf ihre Seite brachte.

Der Sturz von Frau Schavan bedeutete folgerichtig einen besonders schweren Rückschlag für diese politischen Gruppen und Kreise, die unter dem Dach des ‚Politischen Katholizismus‘ ihre Interessen und Ziele in der CDU/CSU verfolgen. Sie verlangten bei nächster Gelegenheit deswegen einen angemessenen, politisch möglichst einflussreichen Ausgleich für diesen herben Verlust im personellen Ranggefüge politischer Amtsträger der CDU/CSU. Denn ihre Nachfolgerin im Amt der Bundes-Bildungsministerin Johanna Wanka war das nun gerade nicht, in der DDR groß geworden, Mathematikerin und ohne Angabe eines religiösen Bekenntnisses.
Unter der Überschrift ‚Katholiken im Bonner Staat‘ besprach der Journalist Richard Schneider 1973 ein Buch von Hans Maier, Professor für Politikwissenschaft am Geschwister-Scholl-Institut der LMU München und CSU-Kultusminister in der Bayerischen Landesregierung. Der Rezensent nannte es „eine Kampfschrift des Katholiken Maier“. In dieser Besprechung liefert Schneider eine eingängige Begriffsklärung dessen, was unter ‚Politischer Katholizismus‘ zu verstehen ist. Verstanden wird darunter gemeinhin eine „Strömung im mittel- und westeuropäischen Katholizismus“, die sich als Reaktion auf das Zeitalter der Aufklärung und der französischen Revolution von 1789 zum Ziel gesetzt hatte, „das öffentliche Leben im weitesten Sinne (wieder) zu konfessionalisieren. Dabei beanspruchte die Kirche den Vorrang des katholisch-weltanschaulichen Programms vor den politischen Eigeninteressen des Staates.“ „Besonders wichtig wurden die Vorstellungen des Politischen Katholizismus in der Aufbauphase der Bundesrepublik. Zusammen mit dem Neoliberalismus bildete er die ideologische Grundlage der westdeutschen Restauration.“ „Spätestens mit dem Ende des Zweiten Vatikanums und der danach beginnenden Öffnung auch zu den kommunistischen Staaten Osteuropas hat der Politische Katholizismus seine programmatische Bedeutung verloren.“ (in: Die Zeit, Nr. 7, 9.2.1973). Über mehr als 100 Jahre lag der Vorsitz dieser Vereinigung der deutschen Katholiken so gut wie immer in den Händen der bayerischen Fürstenfamilie zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Erst mit der grundlegenden Neufassung der Organisationsstatuten ging der Vorsitz bzw. das Präsidentenamt des ZdK auf aktive Berufspolitiker der CDU/CSU über: Dr. Albrecht Beckel (CDU, OB Münster und MdL; 1968-1972); Dr. Bernhard Vogel (CDU, MdL u. Minister(präsident) in Rhl.-Pfalz; 1972-1976); Prof. Dr. Hans Maier (CSU, Bayerischer Kultusminister; 1976-1988); Rita Waschbüsch (CDU, MdL 1970-1994 im Saarland, Sozialministerin 1974-1977, CDU-Frauen-Union; 1988-1997); Prof. Dr. Hans-Joachim Meyer (CDU, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst in Sachsen 1990-2002; 1997-2009); Alois Glück (CSU, MdL 1970-2008, Fraktionsvorsitzender 1988-2003, Landtagspräsident 2003-2008; seit 2009). Gemeinsam war und ist allen diesen Präsidenten des ZdK seit 1968 - neben der übereinstimmenden Auffassung in Grundsatzfragen in Theologie und Praxis des Katholizismus mit der Dt. Bischofskonferenz - das kennzeichnende Merkmal, dass es sich durchgängig um parteipolitische Funktionäre der CDU/CSU in hohen Ämtern des politisch-administrativen Systems handelte und handelt. Das ist aber schon deswegen nicht weiter verwunderlich, weil die Wahl zum Präsidenten des ZdK in jedem Fall der Zustimmung der Dt. Bischofskonferenz bedarf.

Da der ‚Politische Katholizismus‘ spätestens seit der Wiedervereinigung 1989/90 nun allerdings überhaupt nicht mehr irgendeine identitätsstiftende Wirkung auf die CDU hat, bot sich nach der Landtagswahl in Bayern und der Bundestagswahl im September 2013 eine hervorragende Gelegenheit, das Ansinnen dieser nach wie vor existierenden, in mancher Hinsicht inzwischen allerdings ziemlich lästig gewordenen Pressure-Group zu befriedigen und deren Verbandsinteressen dabei zugleich auch noch weiter erheblich zu schwächen. Auch die CSU als konfessionsübergreifende bayerische Volkspartei wollte bei der Bildung der neuen Staatsregierung von Bayern auf keinen Fall mehr frömmelnd-fundamentale Aktivisten des ‚Politischen Katholizismus‘ als Einflussagenten in der Regierung haben. Deswegen suchte man nach Mitteln und (Aus)Wegen, dem diesbezüglichen Druck auf andere Weise zu begegnen. Vermutlich auf einen Wink von höchster Stelle, also der bayerischen Staatskanzlei, wurde Frau Schavan mit ihrer „Berufung“ in den Hochschulrat der LMU München Ende September 2013 so auf elegante Weiset aus dem Weg geräumt, aufs Abstellgleis geschoben, mit einem weiteren Ehrenamt abgespeist und damit aber zugleich ins landes- und bundespolitische Abseits manövriert. Immerhin vermeldete der Münchener Korrespondent der ‚Potsdamer Neuesten Nachrichten‘ in seinem Bericht vom 11.10.2013 unter dem Titel: Fall Schavan: „Berufung ist ein Affront“, das bayerische Wissenschaftsministerium sei an dem Vorgang beteiligt gewesen und habe dieser Personalie ausdrücklich zugestimmt. Weiter heißt es in diesem Bericht: „Das von Ludwig Spaenle (CSU) geführte Wissenschaftsministerium teilt auf Anfrage mit, dass ihm weiterhin ‚gute wissenschaftliche Qualität ein zentrales Anliegen‘ sei.“ Aus vollem Herzen kommende Begeisterung klingt anders! Der Sprecher des ‚Deutschen Hochschulverbandes‘, eines konservativen berufsständischen Zusammenschlusses politisch meist der rechten Mitte zuzurechnender Universitätsprofessoren, ließ wissen: „Momentan ist Frau Schavan eine überführte Plagiatorin.“ Insgeheim entsprach man damit also wohl zuerst und vor allem dem Verlangen der Katholischen Theologischen Fakultät der Universität, des Bischofs von München und Freising und dem Vorsitzenden des ZdK Alois Glück (CSU, München) nach einer öffentlich exponierten Repräsentanz des ‚Politischen Katholizismus‘ innerhalb des erweiterten Einflussbereiches, aber zugleich auch in unmittelbarer Nähe der Bayerischen Staatsregierung in der neuen Legislaturperiode. Und dafür musste dann der Hochschulrat der LMU München herhalten.

Für das kopfschüttelnde Unverständnis und die massive Kritik an diesem Vorgang zeigt die so Gescholtene überhaupt kein Verständnis. Sie sieht sich vielmehr in der Rolle des unschuldig verurteilten Opfers: „Jemandem zu sagen, er habe vor 33 Jahren in seinem Text zum Abschluss des Studiums absichtlich getäuscht, ist mit einem irren Menschenbild verbunden.“ Offenbar sind die Professoren der Philosophischen Fakultät einer Universität, die für sich den Namen eines aufklärerischen Gotteslästerers als Markenzeichen wissenschaftlicher Güte ausgewählt hat, vom Teufel besessen. Gegen solcher Art von Obsession hilft nur ein Exorzismus und als verweltlichtes Hilfsmittel der Teufelsaustreibung die Anrufung des Verwaltungsgerichts. „Schavan:„Ich empfinde es als Unrecht. Deshalb klage ich dagegen.“ … „Die Welt: „Glauben Sie, das Verwaltungsgericht gibt Ihnen recht? Schavan (nicht unbedingt mit unerschütterlichem Gottvertrauen, B.D.): „Das lasse ich auf mich zukommen.“

Frau (Dr.) Schavan fügt sich bis dahin diesen widrigen Umständen – nolens volens. Was bleibt ihr auch Anderes übrig: „Die Welt: Sie werden keine höheren Ämter mehr bekleiden? Schavan: Alles hat seine Zeit. Ich habe mich früh entschieden, dass meine Verarbeitung dieser Erfahrung nicht darin bestehen wird, wieder dahin zu wollen, woher ich komme. Die Welt: Sie waren Bundesministerin. Ministerpräsidentin waren Sie noch nicht. Schavan: Werde ich auch nicht sein. Ich öffne mich für eine neue Lebensphase. Ich kann wirken ohne Amt.“

In der Tat, bis zur nächsten und besonders darauf zugeschnittenen Gelegenheit. Denn in Wirklichkeit scharrt sie schon mächtig mit den Hufen. Alois Glück (Jg. 1940) wird nicht ewig das bleiben, was er jetzt ist. Seine mögliche Nachfolgerin (Jg. 1955), von ihm selbst und bestimmten Kreisen der CSU bereits entsprechend honorig und aussichtsreich platziert und mit der Dt. Bischofskonferenz seit eh und je in allen wichtigen Grundsatzfragen schon immer auf einer Linie, will, wird und darf es bestimmt auch werden, wenn die Sterne günstig stehen:

„Der Bundespräsident hat bei meiner Verabschiedung vom christlichen Glauben gesprochen, der mir viel bedeute. Das ist so, und das habe ich in diesen Monaten gespürt. Der Glaube hat mir Kraft gegeben.“ (A.Sch., 26.12.13) 
Hupe Weißkräcker (Gast) antwortete am 2013/12/31 09:47:
Spannendes von Dammann zur Ultramontan-Union
Rasanter Text, vielen Dank! Die Hintergründe von Schavans Berufung in den LMU-Hochschulrat hatte ich mir bisher etwas banaler vorgestellt als den gewohnten Zusammenfluss von unterschiedlichsten persönlichen Interessenverflechtungen, Beweihräucherung auf Gegenseitigkeit und gekonntem Shit-Happening. Der hier vorgestellte Masterplan ist deutlich spannender ... 
B.D. (Gast) meinte am 2014/01/01 11:02:
Causa Schavan - Vorbild und Ansporn
Zwischen Textexegese, Ikonographie und Psychogramm oszilliert die detailgenaue Charakterisierung der Annette Sch., die Hupe W. jüngst dem von ihr in der Öffentlichkeit schon bekannten Persönlichkeitsbild höchst aufschlussreich hinzugefügt hat: 'Schavan zur Weihnacht: “Irres Menschenbild” – Uni Düsseldorf war falsch verbunden' - http://causaschavan.wordpress.com/2013/12/28/schavan-zur-weihnacht-irres-menschenbild-uni-dusseldorf-war-falsch-verbunden/#more-4411 .
Sein Beitrag führt einmal mehr plastisch vor Augen, dass man diese Dame auf keinen Fall unterschätzen darf. Deswegen wird sich woh auchl erst später, wenn überhaupt, herausstellen, ob die in den letzten Monaten zu beobachtenden Schachzüge um ihre Neupositionierung im politischen Feld tatsächlich einem "Masterplan" folgten, das am Prinzip von 'trial and error' orientierte Suchen nach einem "Notausgang" darstellten oder ganz einfach als das 'peacemeal-engineering' bei der Um- und Durchsetzung von Plan B zu betrachten sind.

Um das herauszufinden, ist auch im neuen Jahr der engagierte und kompetente Einsatz von 'causa schavan' unverzichtbar. Vom Team des "Protokolls einer wissenschaftlichen Betriebsstörung", das für viele Vorbild und Ansporn war und bleiben soll, wünscht sich seine Fan-Gemeinde deswegen auch in 2014 erhellende Fingerzeige und sichere Wegweisungen in unübersichtlichen und von Nebelkerzen verunklarten Gelände! 
B.D. (Gast) antwortete am 2014/01/01 15:27:
Korrektur: statt der fachchinesisch vielleicht kreativen Wortschöpfung, die ich nicht noch einmal wiederhole, ist tatsächlich gemeint: 'piecemeal-engineering'. Asche auf mein Haupt. 
 

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