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http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Uni-Zuerich-Streit-um-fuenf-Seiten-in-der-Bibel/story/23717150

Wenn ein Star-Kardiologe in einem Editorial 2013 "Ehrlichkeit, Präzision und Wahrheit" hervorhebt, selbst aber bei einem Handbuch des Plagiats beschuldigt wird, dann ist das eher peinlich. Thomas Lüscher von der Universität Zürich wird vorgeworfen, dass er bei der Neubearbeitung des Standardwerks "Siegenthalers Differenzialdiagnose" 5 Seiten des Kardiologen Christoph Scharf nahezu identisch übernommen hat, ohne dass der ursprüngliche Autor als Co-Autor genannt wurde.
Dr. Bernd Dammann (Gast) meinte am 2014/02/02 19:32:
"Zickenkrieg" auf dem Mediziner-Campus
Die „19., vollständig neu bearbeitete Auflage“ dieser „Bibel“ erschien in 2005 und hatte einen Umfang von XXXIII u. 1133 Seiten. Die „20., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage“ erblickte 7 Jahre später in 2012 das Licht der Welt und besteht laut Angabe des Verlags aus 1168 Seiten. Worin und in welchem Seitenumfang sich im Vergleich dieser beiden Fassungen der medizinische Fortschritt dokumentiert, wäre eine spannende, aber im Ergebnis vermutlich ziemlich enttäuschende medizingeschichtliche Untersuchung wert.

Wer, wie uns der „Herr Oberarzt“ wohl glauben machen möchte, davon ausgehen sollte, die seit 2005 verkauften Exemplare würden nun auf Knopfdruck (fast) alle aus den Bücherregalen der Fachbibliotheken und Arztpraxen auf Nimmerwiedersehen verschwinden und damit auch seine eigene wissenschaftliche Leistung als Autor einer Textpassage von 5 Seiten von heute auf morgen in Vergessenheit geraten, wäre doch reichlich weltfremd. Die gebundene, ein Medizinerleben lang strapazierfähige Neuausgabe von 2012 ist für den stolzen Preis von 119,99 Euro zu haben.

Mehr Realitätsverdacht hat deswegen die Annahme für sich, dass die alte und die neue Ausgabe, wenn diese denn überhaupt angeschafft werden muss, auch in den Jahren bis zur 21. Auflage ebendort weiter friedlich nebeneinander koexistieren werden. Die fachinteressierten Leser vertrauen auf die korrekte Darstellung des Forschungsstands und der anwendungsbezogenen Lehrinhalte. Dabei werden sie selbst nicht nur feststellen können, welche der beiden Fassungen ihnen hilfreicher erscheint, sondern auch die Leistungen der beiden (konkurrierenden) Autoren fachkundig und vergleichend zu würdigen wissen.

Von einer leitenden oder absichtlichen Täuschungsabsicht des Plagiierenden, der die Leistung des Plagiierten verschleiern will und sie als Eigenleistung ausgibt, kann also schon eingedenk der hier obwaltenden Rahmenbedingungen im Sinne des wissenschaftsethischen „Reinheitsgebots“ überhaupt keine Rede sein. Wegen möglicher Verletzungen des Urheberrechts durch den ehemaligen „Chef“ kann der frühere „Herr Oberarzt“ wahrscheinlich eine angemessene finanzielle Entschädigung vom Verlag einfordern, nachdem er selbst bereits zu einem früheren Zeitpunkt dem Weiterverkauf der neuen Auflage ausdrücklich zugestimmt hat. Alles andere halte ich für systembedingte Kollateralschäden eines notwendigerweise auf Abhängigkeit und Weisung aufbauenden Organisationsgefüges von Kompetenz und Verantwortung, in dem Karrieredenken, Eitelkeit und Geltungsbedürfnis eigentlich keine Rolle spielen sollten.

Frei nach Arno Schmidt: „Die ‚Wirkliche Welt?‘ ist, in Wahrheit, nur die Karikatur unsrer Großn Arzt-Romane! – z.B. aus der Feder unserer werten Hedwig Courths-Mahler (1867-1950; Bastei Lübbe)!“ 
 

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