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Landesgeschichte

http://www.burgerbe.de/2015/04/10/schloss-lichtenstein-zu-besuch-auf-einem-maerchenschloss-23798/

Gern verweisen wir wieder (kostenlos und ohne Gegenleistung) auf den Beitrag im Burgerbeblog, das nun erfreulicherweise keinen schwarzen Hintergrund mehr besitzt. Früherer Beitrag:

http://archiv.twoday.net/stories/5581930/


Peter Blickle: Der Bauernjörg - Feldherr im Bauernkrieg. Georg Truchsess von Waldburg 1488- 1531. 586 Seiten mit 28 Abbildungen. C.H.Beck Verlag München 2015. 34,95 Euro.

Am Sonntag wird es vorgestellt:

http://www.schwaebische.de/panorama/kultur_artikel,-Erbarmungsloser-Ordnungshueter-_arid,10210331.html


Über die Handschriften des 1471 gestorbenen Konstanzer Bürgers Gebhard Dacher unterrichtet im Überblick Wikisource.

https://de.wikisource.org/wiki/Gebhard_Dacher

Online sind die Konstanzer Chronik (Stiftsbibliothek St. Gallen 646), die Stuttgarter Handschrift HB V 22 und die Prager Richtental-Abschrift (Nationalbibliothek XVI A 17). Leider fehlt noch die Wolfenbütteler Handschrift.

Seit 2008 liegt die 2003 eingereichte Tübinger Dissertation von Sandra Wolff vor:

Sandra Wolff: Die ‘Konstanzer Chronik’ Gebhart Dachers. ‘By des Byschoffs zyten volgiengen disz nachgeschriben ding vund sachen . ..’. Codex Sangallensis 646: Edition und Kommentar. Ostfildern 2008 (mit der Synopse auf CD-ROM gut 900 Seiten).

Abgesehen von einer unergiebigen Erwähnung in einer Sammelbesprechung von Werken zum Konstanzer Konzil 2015

http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-23399

habe ich nur eine Besprechung von Harald Derschka ermittelt (Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees 2011).

http://www.bodenseebibliotheken.de/page?vgeb-j2011-t-A323

Dieser lastet der Autorin sehr zu Recht übermäßige Ausführlichkeit an. Relevantes in der Einleitung werde unter "Bergen von Nullinformation" begraben, auch im Kommentar zum Text gehe "Masse vor Qualität". Das ist treffend, die extreme Geschwätzigkeit des Kommentars ist für mich schwer zu ertragen.

Eine einzige kritische Rezension ist viel zu wenig! Wolff hat in mehrfacher Hinsicht nicht Sinn und Zweck der heutigen Edition eines historiographischen Werks verstanden. Es geht überhaupt nicht an (wie dies etwa Sommer bei ihrer Edition von Sebastian Küng tat), auf eine Quellenanalyse zu verzichten und stattdessen die vom Chronisten dargestellten Fakten anhand von Sekundärliteratur zu kommentieren. Auch in der Einleitung ist sie an - mit wenigen Ausnahmen - an den Quellen desinteressiert. Man erfährt also in der Regel nicht, woher Dacher seine Kenntnisse hat. Auch wenn solche Informationen in der Sekundärliteratur erhoben wurden, denkt Wolff nicht daran, darauf hinzuweisen. So zitiert die gründliche Studie von Theodor Ludwig 1894 S. 220f.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Die_Konstanzer_Geschichtschreibung_bis_zum_18._Jahrhundert.pdf

zu Schlacht bei Döffingen/Weil 1388 die Stelle in den Reutlinger-Kollektaneen und weiteres. Aber Wolff gibt diese wichtige Fundstelle S. 421 nicht an!

Zur Konstanzer Weltchronik

http://archiv.twoday.net/search?q=konstanzer+weltchronik
http://www.handschriftencensus.de/werke/2937

kennt Wolff den maßgeblichen Artikel von Birgit Studt im ²VL 2004 nicht. Die Geisslerprozession (abgebildet im kleinen Abbildungsteil, den man nach S. 382 nur bei genauer Durchsicht findet) geht sicher auf das entsprechende Bild der Konstanzer Weltchronik zurück, siehe Cgm 426

http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00009566/image_87

Im Sangallensis Dachers:

http://www.e-codices.unifr.ch/de/csg/0646/50r

Nichts dazu bei Wolff S. 228f., 365!

Da das Register allzu kärglich ausgefallen ist (es fehlen nicht nur Hinweise auf Wappen, was Derschka monierte), ist man gut beraten, in Google Books oder HathiTrust nach Begriffen zu suchen.

http://babel.hathitrust.org/cgi/pt/search?q1=%22konstanzer+weltchronik%22&id=mdp.39015079354901&view=image&seq=7
https://books.google.de/books?id=x2oMAQAAMAAJ

Wolffs übertriebene Transkriptionsgrundsätze erschweren die Lektüre und machen den Wortlaut ohne Normalisierungen schlichtweg unzitierbar. Selbst wenn es einen öffentlich zugänglichen E-Text gäbe, würde man dank dieser aus dem Ruder gelaufenen Pseudo-Akribie nichts finden. Die Edition ist daher eine Insel, nicht digital nachnutzbar. Siehe dazu

http://archiv.twoday.net/stories/230198

Auf der beigefügten CD-ROM gibt es leider keinen Gesamttext (obwohl ein normalisierter E-Text von großem Wert wäre), sondern vor allem eine Synopse der drei Überlieferungszeugen, soweit die beiden anderen (Stuttgart und Wien) reichen.

Eine winzige Textprobe Bl. 2ra (fett verwendet die Autorin für die Rubrizierung):

Der zyt als man von si- | ner gepurt zalt
zwaÿ= | hundert vnd süben jar
|
do ist costentz nit anders | gewesen
dan(n) als yetz der | prediger closter
stat, vn(d) | ist gewesen ain vestin vn(d) | was
ain geiaid des Ro+em | schen küngs kayser
[o+e = e über o]

Im Handschriftencensus ist die Arbeit von Wolff bis heute nicht vermerkt, ebensowenig der 2007 vorgenommene Nachweis in Wikisource, dass die Chronik einen unbeachteten Drakula-Text enthält. Ausführlicher dazu:

http://archiv.twoday.net/stories/6506427/

1984 hatte ich Dieter Harmening brieflich auf diesen Text hingewiesen, 2008 publizierte dann William Layher den Befund, ohne auf Wikisource Bezug zu nehmen. In der 2003 eingereichten Dissertation widmet sich Wolff ausführlich dem Zusammenhang der Drakula-Texte (S. 203-209). Die Druckfassung von 2008 nimmt von Wikisource 2007 keine Notiz.

Hinzuweisen ist auch auf den Nachweis, dass Dachers Chronik auf Bl. 100r einen kurzen Auszug aus dem 'Elsässischen Trojabuch' (früher: Buch von Troja I) enthält (S. 200-203). Nicht im Handschriftencensus:

http://www.handschriftencensus.de/werke/852

S. 430 kommentiert die Autorin die abschließende Bitte der Reutlinger, dass die Adressaten nach ihrem Ermessen den Bericht ivon der Schlacht 1377 ins Stadtbuch eintragen sollen, unsinnigerweise mit den abwegigen Erwägungen von Jacobsen 1882 ("Unzartheit"). Zur Traditionsbildung zu dieser Schlacht siehe auch

http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/8758/ (S. 214f.)

Diese Hinweise sollten zur Einordnung der Arbeit von Wolff genügen. Eine Chance wurde vertan!

#forschung


Abrufbar leider nur auf einer intuitiv für Laqien kaum nutzbaren Karte:

https://doris.ooe.gv.at/fachinfo/kunst_kultur/doka/themen/hofnamen/hofnamen.asp

Dass seriöse landesgeschichtliche Zeitschriften spekulative Aufsätze von Hans-Dieter Lehmann zum Druck gebracht haben, zeigt, dass es mit der Qualitätssicherung in diesem Bereich nicht weit her ist.

Ich habe das bereits Ende 2012 formuliert, als ich mit Entsetzen feststellen musste, dass einer seiner Beiträge Aufnahme in die ZGO gefunden hatte.
http://archiv.twoday.net/stories/232596764/

Lehmann, Hans-Dieter: Der Beginn des Turnierwesens am deutschen Königshof. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 130 (1994), S. 65-73
http://periodika.digitale-sammlungen.de/bdlg/Blatt_bsb00000334,00071.html
ist an prominenter Stelle erschienen, aber aus meiner Sicht purer Unsinn.

Gemäß meiner Argumentation für "publish first filter later"
http://digigw.hypotheses.org/1063
ist das Problem weniger die Publikation als vielmehr die Tatsache, dass Lehmann niemals ausführlich widersprochen wurde.

Eine positive Rezeption des Aufsatzes ist mir nicht bekannt geworden. Helge Wittmann: Im Schatten der Landgrafen (2008), S. 28 Anm. 64 äußerte sich bei Besprechung eines Rüxner-Belegs eher ablehnend:
https://books.google.de/books?id=QXG5B84tqmMC&pg=PA534
Skepsis spricht auch aus den Worten von Klaus Arnold: Der fränkische Adel, die ,Turnierchronik' des Jörg Rugen (1494) und das Turnierbuch des Georg Rixner (1530). In: Nachdenken über fränkische Geschichte. Hrsg. von Erich Schneider (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Reihe IX. Darstellungen aus der fränkischen Geschichte, Bd. 50), Würzburg 2005, S. 129-153, hier S. 150
https://books.google.de/books?id=JhpoAAAAMAAJ&q=Lehmann+%22Beginn+des+Turnierwesens%22
(Wie Hechberger sich auf Lehmann bezieht, weiß ich nicht:
https://books.google.de/books?id=WGfaAAAAMAAJ&q=Lehmann+beginn )

Lehmann zitiert sich natürlich im JffL 2002, S. 70 in einer Arbeit über die Zollern-Genealogie zustimmend:
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00048855/image_84
Er sieht dort die Turnierchronik als "Machwerk des 14. Jahrhunderts".

In seinem Aufsatz von 1994 geht Lehmann von Stamms Fund der Rugen'schen Turnierchronik 1494 aus. Dass Klaus Arnold 2005 die Identität Jörg Rugens mit Georg Rüxner erweisen konnte (siehe den oben zitierten Titel) und ich 2008 eine vollständige Überlieferung (von 1499) der Turnierchronik Rugens in New York bekanntmachen konnte
http://archiv.twoday.net/stories/4993981
konnte er natürlich noch nicht wissen. Als historischen Kern der Turnierchronik bzw. der ihr zugrundeliegenden "alten Aufzeichnungen" möchte er S. 68 herausschälen, dass ein deutscher Herrscher Heinrich, der in Kämpfe mit Slawen und Ungarn verwickelt war, das Turnier aus Frankreich importiert habe. Das erste Turnier habe in Magdeburg stattgefunden. Lehmann denkt S. 69 an Heinrich III. und den Juni 1043.

Die zeitgenössischen Indizien, die Lehmann ins Feld führen kann, sind extrem dürftig. Ein Aufenthalt in Magdeburg widerspricht dem Itinerar 1043 nicht (Mai 22 Paderborn; Juni 27 Merseburg), aber man konnte natürlich von Paderborn nach Merseburg reisen, ohne Magdeburg zu berühren. Ein Brief des Abtes Siegfried von Gorze beklagt die Übernahme französischer Sitten insbesondere bei Rüstung und Reiterei, was Lehmann auf das Turnier beziehen will. Angesichts dieser Beweislage kann man die These Lehmanns getrost vergessen. Das S. 66 erwähnte Würzburger Turnier von 1127 kann also weiterhin als das frühestbezeugte Turnier auf deutschem Boden gelten.

Die unkritische Verwertung späterer Traditionen durch Lehmann ist hahnebüchen: "Fiktionen beruhen zumeist auf wahren Nachrichten, die durch Konjekturen verfälscht worden sind" (S. 68). Ich erinnere an meine These in meinem Aufsatz zu historischen Sagen in der Fabula 1988, S. 27,
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5273/
die Rede vom historischen Kern einer Überlieferung sei entweder trivial oder gefährlich, wenn sie zur Abstützung eines spekulativen Thesengebäudes dienen soll. So verhält es sich hier.

Lehmann glaubt den Erfindungen der Zimmern-Chronik zum Böhmenzug Heinrichs III. (S. 71). Nach der Turnierchronik nahm Gottfried von Zimmern am ersten Magdeburger Turnier teil. Froben-Christoph von Zimmern setzt diesen Gottfried als Sohn Werners an, der am Böhmenzug 1040/41 teilgenommen habe.
https://de.wikisource.org/wiki/Zimmerische_Chronik_Band_1:Kapitel_11

Wie der Zimmern-Chronist die Fiktionen dieses Kapitels konstruiert hat, hat Gerhard Wolf (Von der Chronik zum Weltbuch, 2002, S. 205ff.) detailliert dargestellt.
https://books.google.de/books?id=9a4z5akCcF0C&pg=PA205

Zu den Fiktionen der Historiker des Hauses Zimmern habe ich mich vor kurzem geäußert:
http://archiv.twoday.net/stories/985929969/

Was die von Lehmann akzeptierte Annahme Stamms, es habe eine in Magdeburg um 1430 entstandene Vorlage der Turnierchronik gegeben, betrifft, so habe ich diese in zwei Beiträgen hier widerlegt:
http://archiv.twoday.net/stories/5086177/
http://archiv.twoday.net/stories/29742435/

Meine Quellenstudien zu den Vierlandeturnieren
http://archiv.twoday.net/search?q=r%C3%BCxner+vierland
haben ergeben, dass für diese 1479 einsetzenden Turniere Rüxner mäßig zuverlässige Daten liefert. Für alle früheren müssen seine Angaben aber bezweifelt werden. So auch mein Aufsatz zu Rüxner 2009
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7140/
Für das angebliche Turnier in Schaffhausen 1392 habe ich neulich in meinem Beitrag "Fiktion und Geschichte" gezeigt, dass es eine Erfindung Rüxners darstellt:
http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1847

Zwischen dem Magdeburger "Original" der Turnierchronik und der Rugen-Chronik von 1494 stehe ein Überlinger Beleg von 1466, als bei dem Prozess eines wegen Gotteslästerung hingerichteten Herrn von Jungingen dessen adelige Abkunft durch Turnierbesuche (1080 Augsburg, 1209 Worms) belegt worden sei (S. 67).

Dank der liebenswürdigen und großzügigen Hilfe durch Andreas Zekorn, der mir sofort den von Lehmann zitierten Aufsatz von Eisele sandte, und Johannes Waldschütz, der für mich im Stadtarchiv Überlingen recherchierte und mir Fotos aus Reutlingers Sammelwerk zur Verfügung stellte, kann ich Näheres über dieses angebliche Turnierbuch-Zeugnis von 1466 mitteilen.

Als Quellenangabe zitiert Lehmann nur Friedrich Eisele: Die Herren von Jungingen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 62 (1931) [S. 1-52, hier] S. 12 mit Anm. 28. Dort steht aber keine Silbe von dem Prozess von 1466! In Anm. 28 wird ein angeblicher Beleg zum Augsburger Turnier 1080, an dem ein Rudolf von Jungingen teilgenommen haben soll, aus Voigt 1834
http://books.google.de/books?id=bIoCAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA4
angeführt und zu Recht abgelehnt. Damals habe es noch keine Turniere in Deutschland gegeben. Voigt beruft sich auf eine briefliche Mitteilung, aber natürlich ist die Urquelle Rüxners 1530 erstmals gedrucktes Turnierbuch. Dort gibt es aber (in der Ausgabe 1530) nur die Nennung eines von Jüngingen,
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00090290/image_237
der Vorname Rudolf ist eine spätere Erfindung.

Die Hinrichtung eines Konrad von Jungingen in Überlingen 1466 wird von Eisele im zweiten Teil seines Aufsatzes (Jg. 63, 1932, S. 1-29, hier S. 17f. nach Reutlingers Collectaneen I, 303, 427f.) erwähnt. Herr Waldschütz hat mir freundlicherweise Bd. 1, S. 303 und Bd. 13, S. 95/96 aus dem Sammelwerk im Stadtarchiv Überlingen fotografiert.

Nach Eisele wurde Konrad von Jungingen von Hohenfels am Veitstag (15. Juni 1466) in Überlingen mit dem Schwert hingerichtet, da er einen Bürger eigenmächtig gepfändet habe und darauf angesprochen gotteslästerliche Schwüre (diese fehlen leider auf meinen Fotos) von sich gegeben habe. Eiseles Schluss, Jungingen sei wohl nicht ganz normal gewesen, ist verfehlt. Solche grässlichen Flüche waren durchaus üblich, wie ein Blick in Gerd Schwerhoffs Studie
http://pub.uni-bielefeld.de/publication/2304832
zeigt. Auf dem Weg zur Hinrichtung habe der Adelige einem Torhüter eine goldene Kette geschenkt. Solange keine parallelen Zeugnisse auftauchen, muss der Bericht über die Hinrichtung 1466 mit mindestens einem Fragezeichen versehen werden. Dass die Reichsstadt Überlingen einen Adeligen wegen üblen Fluchens und verbotener Verpfändung hinrichten ließ, erscheint eher unwahrscheinlich.

Aber es geht ja um die Turniere. Bd. 1, S. 303 wurde als Nachtrag vor dem Eintrag zur Hinrichtung 1466 eine Liste von Turnierteilnahmen der Junginger offenbar nach Rüxners Turnierbuch eingetragen:
1080 Augburg
1209 Worms Wolff von Jungingen
1392 Schaffhausen Beckh von Jungingen
1408 Heilbronn Albrecht von Jungingen
1436 Stuttgart
1439 Landshut
1479 Würzburg
1484 Stuttgart
1485 Augsburg

Es kann also keine Rede davon sein, dass die Turnierfähigkeit eine Rolle beim Prozess spielte. Jakob Reutlinger
http://archiv.twoday.net/stories/714908932/
hat am Ende des 16. Jahrhunderts einfach die am leichtesten erreichbaren Belege zur Adelsfamilie von Jungingen zusammengestellt, nämlich aus Rüxners vielgelesenem Turnierbuch.

Das Überlinger Zeugnis 1466 muss also gestrichen werden. Es ist ein Rezeptionszeugnis Rüxners und bezeugt keine Vorstufe der erstmals 1494 überlieferten Turnierchronik, die nach jetzigem Kenntnisstand von Rugen/Rüxner von vorne bis hinten erfunden wurde. Es kann offen bleiben, ob Lehmann Reutlingers Kollektaneen direkt oder womöglich aus zweiter Hand benutzt hat. Sein einziger Beleg Eisele ist jedenfalls unredlich, da dort nichts von Turnieren steht.

Abgesehen von ein bißchen uneigenständiger Rüxner-Kritik enthält der ganze Aufsatz von Lehmann nichts, was für die weitere Forschung von Bedeutung wäre. Seine These vom ersten deutschen Turnier in Magdeburg im Juni 1043 in Magdeburg ist ebenso verfehlt wie sein Umgang mit der Traditionsbildung des 15./16. Jahrhunderts. So etwas hätte den Druck nicht verdient gehabt.

#forschung

http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/10010/

Leider ist bei Jürgen Dendorfers Aufsatz von 2003 der ursprüngliche Publikationsort in den Metadaten vergessen worden.

Sulzbach und das Land zwischen Naab und Vils im frühen Mittelalter, hrsg. von Götz Alper, Sulzbach-Rosenberg 2003, S. 43-60

2001 schrieb ich in meiner Rezension des Göppinger-Inschriftenbands: "Adelberg als Bestimmungsort ist anzunehmen bei einem Band in Providence (USA), der 1470 für einen Adelberger Professen Syl(vester?) Sella (?) gebunden wurde (Isabelle Pingree, Richenbach Bindings in the United States, Gutenberg-Jahrbuch 1977, S. 330-344, hier S. 331). Eine publizierte aktuelle Liste aller Richenband-Bände existiert leider nicht, denn auch der soeben zitierten Autorin Pingree sind in ihrem Bericht über einen Richenbach-Neufund (Gutenberg-Jahrbuch 1998, S. 296-303) nicht alle zwischenzeitlich ermittelten Bände bekannt geworden. Eine Studie zu den ostschwäbischen Auftraggebern des Geislinger Buchbinders wäre lohnend."
http://archiv.twoday.net/stories/38735149/

Die John Carter Brown Library der Brown University in Providence hat die von Johann Mentelin in Straßburg nicht nach 1470 gedruckte Inkunabel "Scrutinium scripturarum" in ihrem OPAC erfasst:

http://josiah.brown.edu/record=b4159611~S7

Es handelt sich um R11 des Richenbach-Census von Husby

Scott Husby: Another “per me”: A Richenbach Binding Discovered in the Huntington Library. In: The papers of the Bibliographical Society of America 105 (2011), S. 295-324

Zu Richenbach-Kunden siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/285825184/
http://archiv.twoday.net/stories/1022384881/

Der Band kam später an das Heilbronner Karmeliterkloster. Pingree transkribiert die Inschrift des Vorderdeckels (eindeutige Abkürzungen habe ich aufgelöst)

scrutiniu(m)
scriptura(rum)
prof()re . syl
. sella . p(ro)f . i(n) adelberg

Auf der beigegebenen Abbildung sehe ich aber keinen l-Schaft nach sy. Damit wäre der Weg frei für eine Identifizierung des Adelberger Professen Sy Sella mit dem Adelberger Konventualen Symon Sellatoris/Sattler, der als Pfarrer in Oberwälden und Zell von 1464 bis 1482 wirkte. Die Belege zu ihm hat Stefanie Albus-Kötz: Von Krautgärten, Äckern, Gülten und Hühnern (2014), S. 254f. zusammengestellt und zwar aus den Konstanzer Investiturprotokollen bei Krebs S. 628, 1014 und dem Annatenregister bei Krebs S. 361. Digitalisate ab FDA 71):
https://de.wikisource.org/wiki/Freiburger_Diözesan-Archiv

Von 1464 wohl bis Ende 1476 hatte Simon Sellatoris mit Absenzen die Pfarrpfründe in Oberwälden (ganz in der Nähe des Klosters) inne. Am 6. Dezember 1473 wurde er auch Pfarrvikar in Zell am Neckar, wo er noch 1482 nachweisbar ist.

Ich zweifle nicht daran, dass der in Providence befindliche Band 1470 von Johannes Richenbach für diesen Adelberger Prämonstratenser und Seelsorger gebunden wurde.

#forschung


Ob es Sekundärliteratur zu dem in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Oberschwaben wirkenden Autor Johann Bittelschies gibt?

Uli Steiger, Die neuzeitlichen nichtliturgischen Handschriften des Zisterzienserklosters Salem, Wiesbaden 2012 (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg 10) steht mir nicht zur Verfügung. [Beschreibung von VIII,15: S. 158-162.]

Aber vielleicht kann der kundige Kirchenpfleger Praefcke in Ravensburg Näheres über die Person herausfinden.

Online ist bei der UB Heidelberg:

Cod. Sal. VIII,15
Bernhard von Clairvaux: Sermones, in der Übersetzung von Johann Bittelschies, 1542
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/salVIII15

[Die Handschrift enthält auch eine eigene Predigt von Bittelschies.]

Offenbar von der gleichen Hand (wohl Bittelschies selbst, siehe unten die Schriftprobe aus dem Notariatsinstrument) stammt das 1529 datierte handschriftliche Türkenbüchlein in Harvard:

http://nrs.harvard.edu/urn-3:FHCL.HOUGH:10255245
Bittelschies, Johann, von Ehingen. Türchken biechlin vormals nie also gesehen : sampt ainer addition, vss denn waurhaffter Chronicis gezogt durch mich Johann Bittelschies von Ehingen : manuscript, [15--]. MS Riant 7. Houghton Library, Harvard University, Cambridge, Mass.

Bislang Beachtung fand nur seine als Klosterhofmeister von Isny verfasste anti-protestantische Schrift zum Isnyer "Klostersturm" 1534:

Wie die von Isny die Mess abgeschafft und die Bildnussen in Sanct Jörgen Gottshaus zerrissen haben (1534)

Handschriftlich in München, Cgm 4888

http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008214/image_510

Möglicherweise stammt auch die gereimte Josephsgeschichte von 1529 in der gleichen Handschrift von Bittelschies.

Gedruckt wurde die Schrift zur Reformation in Isny erst in Ingolstadt 1617:

http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10898435-4
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10689539-4

Zu ihr:
https://books.google.de/books?id=1NI0ig92EuwC&pg=PA199
https://www.google.de/search?q=%22cgm+4888%22&tbm=bks
https://books.google.de/books?id=2zVmAAAAMAAJ&q=bittelschie%C3%9F

Wieso das Stift Kremsmünster in seinem Sammelband 4°L 22 die "Commentarii de ignitis meteoris" (1579) von Simon Grynaeus mit dem Autorennamen Johann Bittelschieß versieht, ist unklar.

http://kvk1.dabis.org/

[Ist geändert, als Autor wird nur Grynäus angegeben.]

Bevor er Klosterhofmeister in Isny wurde ist Bittelschies als Notar und Schulmeister in Ravensburg (ab 1520) und Biberach zu belegen.

1520 Notar und Schulmeister in Ravensburg in Stuttgarter RKG-Akten
https://books.google.de/books?id=5VYrAQAAIAAJ&q=bitelschie%C3%9F

1523 August 12
Notariatsinstrument des Johannes Bittelschies von Ehingen, derzeit Schulmeister zu Ravensburg, über das Erscheinen des Grafen Georg von Wertheim vor dem Rat der Stadt Ravensburg.
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=7-157312 mit Digitalisat

1524 August 5
Notar Johannes Bittelschies, Schulmeister zu Ravensburg, beurkundet den Vergleich des Priesters Hans Claus, Kaplan zu Biberach, mit den dortigen Spitalpflegern.
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1415182

1528 April 17
Schulmeister zu Biberach
https://books.google.de/books?id=XTZmAAAAMAAJ&q=bittelschies+biberach

1532 Mai 1
Notar Johann Bittelschieß von Ehingen, Schulmeister zu Biberach, weist eine Urkunde in Mittelbiberach vor
https://books.google.de/books?id=Ol7iAAAAMAAJ&q=bittelschieß+notar

1542
Notar in Unterlagen der bayerischen Staatsarchive (bei Kern)
https://books.google.de/books?id=ZGYOAQAAMAAJ&q=bittelschies

Bittelschies verfügt über zwei GND:

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=1023359014 (Hofmeister Isny)
http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=10098309X

Update: Die Isnyer Stadtarchivarin Nicola Siegloch hat mir freundlicherweise weitere Belege übermittelt.

1534 Juli 3
Klosterhofmeister zu Isny Johann Putelschies
Kammerer/Friedrich Pietsch: Die Urkunden des früheren reichsstädtischen Archivs Isny bis 1550 (1955), Nr. 733 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
Beurkundet wird in dem Notariatsinstrument die Forderung nach Abschaffung der katholischen Messe und Beseitigung der Heilighenbilder. In der Antwort des Klosters durch den Hofmeister (ebd., Nr. 734) vom gleichen Tag erklärt das Kloster, man beuge sich nur dem Zwang. Abdruck des Notaristainstruments und weiterer Dokumente im genannten Druck von 1617. Die Stelle zu Bittelschies:
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10898435_00044.html

1538 August 16 Isny
Notariatsinstrument des geschworenen Notars Johann Bittelschieß von Ehingen, Laie, Hofmeister des Klosters.
Immanuel Kammerer: Regesten der Urkunden des Spitalarchivs Isny (1960), Nr. 950 (Ev. Kirchenarchiv)

1548 Juni 12
Klosterhofmeister Johann Beittelschies
Kammerer/Pietsch Nr. 757 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)

Bittelschies ist also noch 1548 am Leben.

Update: Mit Mail vom 30.3.2015 teilte Elisabeth Wunderle von der BSB zu Cgm 4888 mit:

"Die Handschrift ist von mehreren (wohl fünf) Händen geschrieben. Eine Zuordnung einer der Hände als Autograph von Bittelschies scheint mir nach einem kurzen Vergleich mit dem beigefügten Autograph nicht gegeben. Dies unter Vorbehalt.
58r bis 75r ist durchgehend von einer Hand geschrieben. Es handelt sich um zwei Texte:
58r-69v "Ain spruch, wie Josöph in Egypten verkauft ward ..." (14. Juni 1529)
69v-75r "Ain ander spruch volgt hernach vß Titto Livio gezogen von der keuschen haidin Lucrecia annorum 1529 am 9 tag September"; Darunter: 15 (Notariatszeichen?: ineinandergeschriebenes AV) 29. "Wer waist wems würdt. L. Ochssenbach"; siehe auch 75r: Datum .... vff freitag nach santt martins tag anno 29 . Ludwig Ochssenbach"."

Die Lucretia-Bearbeitung Ochsenbachs erwähnte nach dem ursprünglich aus St. Emmeram in Regensburg (Altsignatur: y 12) stammenden Cgm 4888 Maßmann:

https://books.google.de/books?id=m4JgAAAAcAAJ&pg=PA716

Ein Ludwig Ochsenbach lebte damals in Tübingen.

https://www.google.de/search?tbm=bks&hl=de&q=%22Ochsenbach+ludwig%22+OR+%22ludwig+ochsenbach%22

#fnzhss
#forschung


Informationssystem zum landschaftlichen kulturellen Erbe im Rheinland.

Siehe etwa:

„Abtei Himmerod (Großlittgen, Landkreis Bernkastel-Wittlich)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: http://www.kuladig.de/Objektansicht.aspx?extid=O-76978-20131014-2 (Abgerufen: 18. März 2015)

Via
http://www.nno.de/5344/xanten/wirtschaft-und-politik/kulturlandschaftliche-schaetze-im-internet-digital-greifbar

http://www.landvanherle.nl/editie/

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