Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 

Privatarchive und Initiativen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mehrfach wurde hier auf die Forschungsblockade durch den Internationalen Suchdienst (ITS) des Roten Kreuzes in Bad Arolsen hingewiesen. Der ITS weigert sich seit Januar, Arbeitskopien herauszugeben, die für eine Recherche im Auftrag des Bezirksamts Neukölln bestellt worden waren. Damit verhindert er sei als einem Dreivierteljahr erfolgreich Forschungen zu Zwangsarbeit, Holocaust und Widerstand in Berlin.
Anfangs begründete der ITS dies damit, dass einzelne Listen, etwa 13 Blatt mit Namen von niederländischen Zwangsarbeitern "Bestände" seien und als solche nicht laut Benutzerordnung herausgegeben werden dürfen. Später weitete der ITS seine Definition von "Beständen" dahingehend, dass er jede einzelne "als selbständig erkennbare Schriftguteinheit" als "Bestand" definiert. Diese Definition scheint dahin zu gehen, dass der ITS jedes einzelne Dokument als "Bestand" interpretiert und daher der Auswertung durch Forscher vorenthalten kann. Jedenfalls hat der ITS sämtliche im Januar bestellte Dokumente zurückgehalten - sowohl umfassende Listen als auch einzelne Dokumente.

Die Presse hat in den letzten Wochen darüber geschrieben, u. a. die Juedische Allgemeine vom 1.9.2011: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/11133 (ferner FAZ 9.8.11 und ND 9.9.11; leider online nicht lesbar, aber beide Artikel verschicke ich gerne auf Nachfrage.)

Daher zwei Fragen an alle Kolleginnen und Kollegen der Archivliste:

1.) Wie sind Ihre Erfahrungen mit Kopien, die Sie beim Internationalen Suchdienst bestellt haben?

2.) In obigem Artikel ist die Rede davon, dass kommenden Oktober eine Tagung von Archivaren stattfinden. Es steht zu befürchten, dass dabei diese merkwürdige Praxis, die der ITS derzeit unter Missachtung seiner Benutzerregelung und unter willkürlicher Umdefinition von Archivbegriffen praktiziert, um damit die Forschung zu "regulieren", abgesegnet wird. Weiß jemand von ihnen, wann diese Tagung stattfindet, wer daran teilnimmt und ob sie öffentlich oder geheim ist? Ist die Presse eingeladen?

Weitere Links zu Beiträgen aus den vergangenen Monaten:
http://www.gedenkstaettenforum.de/offenes-forum/offenes-forum/news/suchdienst_des_roten_kreuzes_blockiert_historische_forschungen_zu_zwangsarbeit_und_holocaust_in_berl/
http://archiv.twoday.net/stories/16556128/,
http://archiv.twoday.net/stories/25481910/,
http://archiv.twoday.net/stories/25481967/,
http://archiv.twoday.net/stories/38745320/,

Mit besten Grüßen

Bernhard Bremberger
-----------------------------------
Dr. Bernhard Bremberger
Reuterstrasse 78
12053 Berlin
Tel. 030 / 6237187
www.zwangsarbeit-forschung.de


Aus der Archivliste

LeinsweilerSlevogthof
Slevogthof in Leinsweiler (Quelle: Wikimedia Commons, PD, Autor: Nitefly85)

"Die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur hat den schriftlichen Nachlass des Landschaftsmalers Max Slevogt erworben. Damit solle das Erbe des Künstlers gesichert und für die Nachwelt erhalten werden, teilte das Kulturministerium in Mainz mit. Die Stücke stammten vom Sommer- und Alterssitz des Künstlers, dem Slevogthof im pfälzischen Leinsweiler. .... Bereits 1971 erwarb das Land Rheinland-Pfalz einen großen Teil seines Nachlasses."
Quelle: 3satText 09.09.11 18:58:01 S.506-1

Die Nachlassdatenbank des Bundesarchivs weist auf einen Teilnachlass (?) im Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg hin, der Veröffentlichungen, Ausstellungsdrucksachen, Zeitungsartikel und Fotos seiner Grabstätte enthält. Die Unterlagen stammen aus den Jahren 1918 bis 1992 und umfassen 0,1 lfd m.

Das Kalliope-Portal weist 111 Nachweise (i.d.R. Briefe von bzw. an Max Slevogt) in folgenden Institutionen aus:
Badische Landesbibliothek Karlsruhe
Bayerische Staatsbibliothek München
Deutsches Literaturarchiv Marbach, Neckar/Handschriftenabteilung
Freies Deutsches Hochstift Frankfurt, Main
Generallandesarchiv Karlsruhe
Georg-Kolbe-Museum Berlin
Goethe-Museum Düsseldorf
Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz/Pfälzische Landesbibliothek
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Slevogthof Neukastel bei Leinsweiler (Pfalz)
Staatsbibliothek Bamberg
Staatsbibliothek Berlin / Handschriftenabteilung
Staatsbibliothek Berlin / Musikabteilung
Stadtarchiv Hannover
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Theaterwissenschaftliche Sammlung / Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft Universität zu Köln
Universitätsbibliothek Giessen
Universitätsbibliothek Regensburg
Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Wikipedia-Artikel Slevogt

Für Archivtagsbesucher interessant: Im Bremer Ratskeller befinden sich Fresken Slevogts, die einizgen erhaltenen neben denen auf den erwähnten Slevogtshof.

Martin Otto ging in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.08.2011, Nr. 183, S. 29 auf den "Arolser Kopienstreit" (Bremberger ./. ITS Arolsen) ein, der auch hier Thema war und mir auf der exklusiven Facebookgruppe Archivfragen eine giftige Replik von Arolsen-Archivar Karsten Kühnel einbrachte.

http://archiv.twoday.net/search?q=arolsen

Bremberger hat eine Presseinformation zum Fall geschrieben:

Schlussstrich unter Forschungen zu Zwangsarbeit und Holocaust!

Der Internationale
Suchdienst des Roten Kreuzes blockiert Recherchen und schiebt wieder einen Riegel vor.
Eine der bedeutendsten Sammlungen zu NS-Verbrechen erschwert zunehmend Recherchen zu
Zwangsarbeit und Holocaust. In den letzten Jahren behindert der Internationale Suchdienst mehr
und mehr die Arbeit von Historikern. Seit Anfang 2011 blockiert er eine Forschung im Auftrag des
Bezirksamts von Berlin-Neukölln zur NS-Geschichte Berlins. Die Forschungsbehinderungen
geschehen unter der Leitung des Roten Kreuzes, finanziert und unterstützt von der
Bundesregierung und unter Aufsicht von internationalen Diplomaten.

Der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes (ITS) im hessischen Bad Arolsen wird als eines der
größten Archive zu Holocaust und Zwangsarbeit bezeichnet. Jahrzehntelang war der Suchdienst für
die Forschung unzugänglich und wurde erst 2007 auf internationalen Druck geöffnet. Ein großer Teil
seiner Dokumente ist mittlerweile eingescannt und kann vor Ort am Bildschirm eingesehen werden.

Seit zwei Jahren bemüht sich der Suchdienst jedoch, diese Öffnung wieder rückgängig zu machen und
Forschungen zu erschweren, gar zu blockieren. Dies drückt sich vor allem darin aus, dass forschenden
Historikern die für eine Auswertung notwendigen Dokumentenkopien vorenthalten werden:
So wurden im Jahr 2009 mehrfach Kopien von vollständigen Listen verweigert – beispielsweise einer
Brandenburgischen Behörde, die für eine geplante Gedenktafel auf einem Friedhof die korrekten
Namen der dort beerdigten Zwangsarbeiter braucht.

Im Jahr 2010 gab sich der Suchdienst eine neue, ungeschriebene Regelung, wonach ein Forscher nur
noch 100 Kopien erhalten dürfe - Kopien aus den Vorjahren mitgerechnet. Mehrere Historiker
bekamen die für ihre Arbeit notwendigen Kopien nicht und mussten ihre Forschung einschränken
bzw. ihren Forschungsaufenthalt verlängern, was mit enormen Mehrkosten verbunden war.

Erst im Herbst 2010 veröffentlichte der Suchdienst eine Benutzerordnung, in der die Ausgabe von
Kopien geregelt und gleichzeitig eingeschränkt wird: „Die Herausgabe von Kopien ganzer
Aktenbestände oder Sammlungen ist nicht möglich.“

Im Januar 2011 wurden für eine Forschung im Auftrag des Bezirksamts Neukölln Kopien zur
Auswertung bestellt, bei denen es sich weder um „ganze Aktenbestände“ noch um „ganze
Sammlungen“ handelt. Seit mehr als einem halben Jahr verweigert der Suchdienst deren Herausgabe.
Um dies zu begründen, definierte der ITS zunächst Archivbegriffe willkürlich um, was in der
Archivwelt Kopfschütteln hervorrief (https://archiv.twoday.net/stories/16556128/).

Später argumentierte der Suchdienst, die Begriffe in seiner Benutzerordnung entsprächen nicht dem,
was Archivwelt, Forschung und Allgemeinheit darunter verstehen. Er erstellte im Nachhinein eigene
Definitionen (https://archiv.twoday.net/stories/25481910/). Damit erweckt er Zweifel an der Gültigkeit
des von ihm veröffentlichten Wortes. Der ITS steht unter der Leitung des Internationalen Komitees
vom Roten Kreuz, das allerdings darum besorgt sein sollte, dass keine Zweifel an seiner
Glaubwürdigkeit aufkommen.

Der Suchdienst behält sich in seiner aktuellsten Definition vom Juni 2011 vor, Forschern sämtliche
Kopien von Dokumenten, die der ITS als „selbständig erkennbare Schriftguteinheit“ betrachtet, zu
verweigert. Dies betrifft jedes einzelne Dokument, das für Historiker von Bedeutung sein kann.

Konsequenterweise hat der Suchdienst sämtliche Kopien für die Forschung zu Neukölln verweigert.
Damit blockiert er seit über einem halben Jahr erfolgreich Forschungen
· zur Firma Gaubschat, dem Hersteller der berüchtigten Gaswagen - mobile Gaskammern, in denen
über achtzigtausend Menschen vernichtet wurden,
· zur Separierung von polnischen Patienten im Krankenhaus Neukölln,
· zum Abtransport von arbeitsunfähigen Sowjetbürgern in das Sterbelager Blankenfelde,
· zu polnischen Widerstandskämpfern, die in das Neuköllner Gefängnis verschleppt wurden,
· zu Zwangsarbeit von vielen hundert Polen bei der Firma "National Krupp",
· zu Versuchen an Homosexuellen, für die bei einer Rudower Firma Heizspiralen bestellt wurden,
· zu zahlreichen bislang unbekannten Firmen, die in Neukölln Zwangsarbeiter beschäftigt hatten.

Die Forschungsergebnisse erlauben umfangreiche neue Erkenntnisse zum Thema Medizin und
Zwangsarbeit in Berlin. Sie erlauben nähere Informationen zur Geschichte des Holocaust und lassen
gleichzeitig die Geschichte der Zwangsarbeit in Neukölln in völlig neuem Licht erscheinen: So wird
sich allein die Zahl der bekannten Zwangsarbeiterlager im Bezirk um ein Vielfaches erhöhen.

Eine mögliche Angst des Suchdienstes, dass ihm nach Herausgabe der Kopien an den Forscher
Konkurrenz in Neukölln erwächst, ist unbegründet: Elektronische Kopien der Unterlagen des
Suchdienstes existieren beispielsweise in den USA, in Israel, in Luxemburg und Polen; wenigstens in
Washington sind sie für die Forschung uneingeschränkt zugänglich.

Die Forschungsbehinderung wäre lediglich ärgerlich und überdies auch peinlich, wenn es sich um eine
private Einrichtung handeln würde, die - aus welchen Gründen auch immer - eine Decke über die
Vergangenheit ausbreiten möchte.

Der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes hingegen
· steht unter der Leitung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf,
· steht unter der Aufsicht eines Internationalen Ausschusses, dem Regierungsmitglieder aus 11
Nationen (Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Israel, Italien, Luxemburg,
Niederlande, Polen, Großbritannien, USA) angehören (Der Ausschuss ist jedoch so geheim, dass
sogar die Bundesregierung dessen Mitglieder auf Anfrage nicht preisgibt, siehe:
http://www.ullajelpke.de/uploads/KA_17-5862_ITS_vorab.pdf ),
· ist finanztechnisch beim Bundesinnenministerium angesiedelt und wird mit 14 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt finanziert.

Damit sind sowohl das Rote Kreuz wie auch die Bundesregierung – das Innenministerium ebenso wie
das Außenministerium – und Diplomaten aus elf Regierungen an der Verhinderung der Forschung zu
Holocaust, Zwangsarbeit und Widerstand in Berlin beteiligt.

Zumindest das Außenministerium, der Internationale Ausschuss als auch das Rote Kreuz in Genf sind
darüber informiert und wurden gebeten, dafür zu sorgen, dass der Suchdienst seine eigenen Regeln
einhält. (siehe http://archiv.twoday.net/stories/25481967/). Sie haben die Forschungsblockade nicht
verhindert. All dies ist vollkommen unverständlich und sollte für die Öffentlichkeit auch nicht
hinnehmbar sein.

Nun ist sogar zu befürchten, dass der ITS seine willkürlichen Behinderungen der Forschung durch
Verweigerung von Arbeitskopien (die er derzeit noch in eklatanten Widerspruch zu seinen eigenen
Benutzerregelungen praktiziert) im Lauf des Jahres 2011 institutionalisiert. Damit würde - zumindest
in Deutschland - die Forschungsmöglichkeiten zu den Verbrechen des Nationalsozialismus um Jahrzehnte zurückgeworfen.

Presseinformation zu Forschungsblockaden durch den Internationalen Suchdienst. Bernhard Bremberger, 2.8.2010


Ich schließe mich der Kritik Brembergers hundertprozentig an.


Wilhelm Lehmbruck: "Torso der Großen Stehenden", Datum, Ort und Umstände des Fotos sind bisher unbekannt (Foto: Archiv).

"Die Pläne, ein regelrechtes "LehmbruckArchiv" aufzubauen, gehen schon in die Gründungszeit des heutigen LehmbruckMuseums zurück. Bedingt durch den Ankauf des Lehmbruck-Nachlasses wird diese Aufgabe nun, seit Mai 2011, verwirklicht.
Im LehmbruckArchiv werden alle Informationen und Archivalien zu Leben und Werk Wilhelm Lehmbrucks gesammelt und für Forschungszwecke aufbereitet. Langfristig soll sich das LehmbruckMuseum als weltweit führendes Kompetenzzentrum für das Werk des international wichtigsten deutschen Bildhauers der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert etablieren. Ebenso wird eine der Öffentlichkeit zugängliche Museumsbibliothek eingerichtet, die über mehr als 60.000 Bände verfügt. "

Quelle: Lehmbruckmuseum, Homepage

"Die nordrhein-westfälische Kulturministerin Ute Schäfer hat einen ausgewiesenen Joseph-Beuys-Experten in den Vorstand der Stiftung Museum Moyland berufen. Das Land wird nun durch den Leiter des Museums Hamburger Bahnhof in Berlin, Eugen Blume, vertreten. Die Familie des 1986 verstorbenen Künstlers hatte in der Vergangenheit wiederholt behauptet, das Museum Moyland würde mit den Werken von Joseph Beuys nicht sachgemäß umgehen. Das Museum am Niederrhein hat mit rund 6.000 Werken die weltweit größte Sammlung von Arbeiten des Künstlers Joseph Beuys. Dazu kommt das Beuys-Archiv mit mehr als 250.000 Dokumenten."
Quelle: WDR.de, 21.07.2011

".... "Mit Eugen Blume haben wir einen exzellenten Beuys-Experten gewonnen, der international als Wissenschaftler einen hervorragenden Ruf besitzt. Gleichzeitig genießt er in der Museums-Fachwelt eine hohe Anerkennung", sagte Ministerin Schäfer.

Eugen Blume ist Leiter des "Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart" in Berlin. Der Kunsthistoriker, Archäologe und Kulturwissenschaftler gehört mit dem im Hamburger Bahnhof angesiedelten "Joseph Beuys Medien-Archiv" schon seit langem zu den ständigen Kooperationspartnern der Stiftung Museum Moyland.

Dem Vorstand gehören neben dem Vertreter des Landes auch je ein Vertreter der beiden Stifterfamilien van der Grinten und von Steengracht an."

Quelle: Pressemitteilung des Kulturministeriums NRW, 22.7.11

Informationen über Eugen Blume

Zum Beuys-Archiv s. a. http://archiv.twoday.net/stories/5448455/

http://cgi.ebay.com/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=350475292580&ssPageName=ADME%3AB%3ASS%3AUS%3A1123

An 1886 Autograph Letter Signed by Lutheran Bishop Georg Daniel Teutsch of Transylvania
To the Rector and Senate of the University of Heidelberg, Germany
To Congratulate them on the 500th Anniversary of the University of Heidelberg
Penned by Bishop Teutsch's Secretary: Dr. Friedrich Orendt
4 Hand-Lettered Pages of Text

Hinweis Helmut Schmahl (FB)

Habe gerade diese interessante Auktion gefunden. Und vom selben Anbieter historische Pläne des Leipziger Hauptbahnhofs.

"Die Pläne für ein Pina Bausch Archiv werden endlich konkret: „Die Basis soll in Wuppertal sein“, sagt Salomon Bausch, der sich erstmals seit dem Tod seiner Mutter Pina vor zwei Jahren äußert. Der Sohn der weltberühmten Choreografin möchte ihr Werk und ihren künstlerischen Nachlass lebendig halten. Dazu gehören Materialien zu mehr als 46 Stücken: Regiebücher, Produktionsunterlagen, technische Pläne, Zeitungsartikel, Programmhefte, Plakate, Fotos, Skizzen und 7500 Videobänder.
Die Pina Bausch Stiftung ist bereits dabei, die Materialien zu sichten und auszuwerten. Die Videobänder und alle wichtigen Unterlagen sollen digitalisiert werden – finanziell unterstützt durch die Kulturstiftung des Bundes, das Land Nordrhein-Westfalen und die Wuppertaler Dr. Werner Jackstädt-Stiftung. Ein Kölner Spezialunternehmen hat einige der ältesten Videobänder bereits wieder abspielbar gemacht. Inzwischen wurde auch ein Studio in den Räumen des Tanztheaters eingerichtet, in dem das Team digitalisieren möchte.
Salomon Bausch (Jahrgang 1981) hat große Pläne: Während junge Tänzer im Namen seiner Mutter mit Stipendien und Preisen gefördert werden sollen, können sich Wissenschaftler im (digitalen) Archiv auf Spurensuche begeben – neben der Wuppertaler Basis soll es weltweit Dependancen geben. Wann das konkret wird? „Wir nehmen uns Zeit“, sagt Bausch. „Wir denken eher in Jahrzehnten als in Monaten.“
Da ein Archiv das Live-Erlebnis jedoch niemals ersetzen könne, so Bausch, arbeite man mit dem Tanztheater Hand in Hand – zumal die Nachfrage nach Gastspielen rund um den Globus ungebrochen sei. Auch Workshops, die die Tänzer weltweit anbieten wollen, sollen die Erinnerung an den unverwechselbaren Tanz- und Inszenierungsstil der gebürtigen Solingerin wach halten. „Das Wissen der Tänzer ist ein großer Schatz“, betont Bausch.
Nach dem überraschenden Tod der Tanz-Legende im Juni 2009 hatte die Standort-Frage für Wirbel gesorgt. Neben Wuppertal warf auch die Museumsinsel Hombroich den Hut in den Ring. Pina Bausch, so hieß es damals von Seiten der Museumsinsel, habe bei einem Besuch vor ihrem Tod diesen Standort favorisiert.
Für Salomon Bausch ist das konsequent, dass die von ihm 2009 gegründete Stiftung den Nachlass nach Wuppertal gibt. „Die Stadt hat eine bedeutende Rolle für die Arbeit meiner Mutter gespielt“, sagt er. 36 Jahre hat sie dort mit ihren Tänzern gearbeitet. Bislang hat die Stiftung 120 historische Videobänder aus den 1970er Jahren konservieren und digitalisieren lassen, (Foto-)Dokumentation zu 650 Kostümen von Marion Cito und mehreren Bühnenbildern von Peter Pabst erstellt und eine Ausstellung über „Rolf Borzik und das Tanztheater Pina Bausch“ erarbeitet. Jüngst wurden die Wiederaufnahme-Proben zu „Two Cigarettes in the Dark“ filmisch festgehalten. "

Quelle: Westdeutsche Zeitung, Martina Thöne, 22.6.11

Link zu Interview Martina Thöne (WZ) mit Salomon Bausch

Zum Pina Bausch Archiv auf Archivalia: http://archiv.twoday.net/search?q=pina+bausch

"Der Bundesregierung ist nur die Beschwerde einer einzelnen Person bekannt, die über Behinderungen in der Forschung beim Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen Klage geführt hat. Diese Beschwerde richte sich ausschließlich gegen die Begrenzung bei der Anfertigung von Kopien aus den Beständen, teilt die Bundesregierung in ihrer Antwort (17/6023) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (17/5826) mit. Die vom Internationalen Ausschuss des Internationalen Suchdienstes verabschiedete Benutzerordnung verbiete die Ablichtung ganzer Inventarisierungseinheiten der Archivbestände. Die Linke hatte von wiederholten Beschwerden wegen der Behinderung in der Forschung zu Holocaust, Zwangsarbeit und der Ermordung Kranker berichtet."
Quelle: Bundestag, Meldung v. 20.6.11

s. hierzu auf Archivalia: http://archiv.twoday.net/search?q=suchdienst+Arolsen

In den vergangenen Wochen kam hier mehrfach die Behinderung der Forschung zu Zwangsarbeit und Holocaust durch den Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes in Arolsen (ITS) zur Sprache. Diese wurde damit begründet, die zur Auswertung benötigten Listen seien "Bestände" und dürften nach der Benutzer- bzw. Gebührenordnung als solche nicht für Benutzer abgelichtet werden. (https://archiv.twoday.net/stories/16556128/ Dubioses Vorgehen des ITS Arolsen).

Dabei wurde beispielsweise im Februar 2011 eine Liste von holländischen Zwangsarbeitern (Ordner 135, Seite 89 bis 101) als "Bestand" definiert, im April schrieb der Suchdienst, dies sei "selbstverständlich" kein "Bestand".

Um nachzuvollziehen, was der ITS nun tatsächlich meint, bat ich um eine Definition des Begriffs "Bestand". Der ITS erklärte auch Journalisten auf Nachfrage, er werde "diese archivarischen Grundbegriffe noch einmal transparent für alle Forscher definieren".

Mit Schreiben vom 9. Juni 2011 erläuterte Suchdienst-Direktor Blondel die "beim ITS übliche Definition eines 'Bestandes'", die ich hiermit der interessierten Fachwelt mitteile:

Dieser Begriff entspricht im ITS traditionell einem Akzessionsbestand in der Bedeutung der Zugangseinheit, d.h. er richtet sich auf die einzelnen nach dem Erwerb der Dokumente bei der Inventarisierung gelisteten Einheiten. Die Inventarisierung ist die Eintragung in ein Eingangsverzeichnis. Die mit ihr verbundene Beschreibung ist der Eintrag im Inventarbuch, also dem Eingangsverzeichnis. Diese Einträge werden für den Nutzer in unserer Recherchesoftware unter der Rubrik 'Archivbeschreibungen' bereitgestellt.

Es zeigt sich somit, dass der Bestandsbegriff in der bisherigen Geschichte des ITS nicht als Terminus aus dem Archivwesen verwendet wurde.

Die weitere Differenzierung des so bezeichneten 'Bestands' (identisch: Sammlung) in eine oder mehrere 'Aktenbestände' entspricht der Abgrenzung der einzelnen Schriftguteinheiten bei der oben dargelegten Inventarisierung. Diese Abgrenzung wird im Inventareintrag verdeutlicht und führt nicht zu jeweils eigenen Inventardatensätzen für die so definierten Schriftguteinheiten.

Der in der Gebührenordnung verwendete Begriff des Aktenbestands meint somit die innerhalb der einzelnen Inventareinträge als selbständig erkennbare Schriftguteinheit.

Wie Sie sehen, beziehen sich diese Begrifflichkeiten auf ein
vorarchivarisches Bearbeitungsstadium der Unterlagen. Im Zuge der fortschreitenden archivischen Erschließung wird auch eine Überarbeitung derTerminologie nochmals zur Sprache kommen. Da aber bis auf Weiteres beim größten Teil der Unterlagen primär noch über das jetzige Tektonikmodell recherchiert werden muss, bleibt die Terminologie im erläuterten Sinne bis auf Weiteres anwendbar.


Nun zweifle ich daran, dass es "transparent für alle Forscher" ist, ich verstehe es jedenfalls noch nicht ganz. Klar wird jedenfalls, dass die in der Benutzerordnung des ITS gebrauchten Begriffe des Webspaces nicht wert sind, den sie einnehmen.

Der ITS möchte zwar - wie er mehrfach schreibt - ein bedeutendes Archiv werden, gibt aber andererseits zu, dass Archivterminologie bei ihm nicht gilt. Vielmehr können beim ITS nach Belieben "als selbständig erkennbare Schriftguteinheiten" [ist das schon ein einzelnes Dokument?] als Bestand interpretiert und der auswertung durch Forscher vorenthalten werden.

Bernhard Bremberger

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma