" .... Selbst das Flaggschiff der Archive, das Landesarchiv, arbeitet unter äußerst ungünstigen Bedingungen. Diesen Zustand brachte im vergangenen Jahr eine große Anfrage der SSW-Landtagsfraktion zu Tage, jetzt war er Diskussionsgegenstand beim Besuch des Bildungsausschusses des Landtages im Landesarchiv.
Konsens von Professor Rainer Hering, Leitender Direktor des Landesarchivs, Susanne Herold (CDU), Bildungsausschuss-Vorsitzende, und Hans Müller, Kulturpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion: "Eine schlanke Verwaltung braucht fette Archive." Diese griffige Formel beschreibt die Bedeutung der Archive im Allgemeinen und des Landesarchivs im Besonderen: Etwa drei Prozent der jährlich in den Behörden des Landes produzierten Verwaltungs-Akten landet im Landesarchiv. Das bedeutet ungefähr ein Regalkilometer im Jahr. Da die Kapazitäten in absehbarer Zeit nicht mehr ausreichen werden, beschäftigt sich Hering bereits mit den Plänen für einen Erweiterungsbau. Die Bedeutung einzulagernder Akten müsse, neben vielen weiteren Tätigkeiten im Archiv, fachmännisch geprüft werden. Hering: "Bei unserer Arbeit geht es nicht um ewig Gestriges, sondern um die Gegenwart und die Zukunft." Dadurch, dass vor allem historisch und rechtlich relevante Dokumente wie Grundbücher, Katasterkarten, Prozessakten, Akten von Bauverfahren und Unterlagen über Gelände-Untersuchungen archiviert würden, bleibe äußerst relevantes Material zugänglich. "Mit unserem Wissen - zum Beispiel über ehemalige Müllkippen und Bomben aus dem zweiten Weltkrieg lassen sich Millionen sparen und Leben retten", erklärte Hering.
Kosteneinsparungen sind für das Landesarchiv derzeit aber kein Trumpf, sondern ein Handicap, denn es wird zum Sparen gezwungen: "Wir arbeiten mit gleich viel Personal wie in den 70er Jahren, haben aber eine Verdoppelung der Aufgaben, um 30 Prozent gekürzte Mittel und sollen aktuell weitere 20 Prozent einsparen. Konkret heißt das, dass wir zum Beispiel unsere Restauratorin, die in absehbarer Zeit in den Ruhestand geht, nicht ersetzen werden und die Restaurationswerkstatt schließen müssen." Gleiches gelte für das hauseigene Filmarchiv. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", findet Hering deutliche Worte. Ohnehin leiste das Landesarchiv mit einem finanziellen Minimum nur ein Minimum an archivarischen Aufgaben, verglichen mit anderen Landesarchiven.
.... Personal sei wegen der vergleichsweise geringen Karierre-Möglichkeiten - selbst im Landesarchiv arbeiten Mitarbeiter teilweise über zehn Jahre in der Eingangs-Besoldung -, der Randlage im Norden und wegen nicht mehr praktizierter Ausbildung kaum zu bekommen. Dass im Landesarchiv wahrscheinlich im Herbst wieder ausgebildet werde, ist für Hering "ein dringend nötiger Tropfen auf den heißen Stein." Während sich der Direktor mit dem Spruch "der Pförtner ist mit 43 Jahren unser jüngster Mitarbeiter,somit ist wenigstens sicher, dass am Ende noch jemand da ist, um das Licht auszumachen" in Galgenhumor flüchtet, versprechen Müller und Herold, sich des Problems auf politischer Ebene anzunehmen: "Wir haben erkannt, dass wir uns diesem Thema intensiv widmen müssen."
Quelle: Schleswig-Holsteiner Zeitung v. 7.3.2011
Konsens von Professor Rainer Hering, Leitender Direktor des Landesarchivs, Susanne Herold (CDU), Bildungsausschuss-Vorsitzende, und Hans Müller, Kulturpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion: "Eine schlanke Verwaltung braucht fette Archive." Diese griffige Formel beschreibt die Bedeutung der Archive im Allgemeinen und des Landesarchivs im Besonderen: Etwa drei Prozent der jährlich in den Behörden des Landes produzierten Verwaltungs-Akten landet im Landesarchiv. Das bedeutet ungefähr ein Regalkilometer im Jahr. Da die Kapazitäten in absehbarer Zeit nicht mehr ausreichen werden, beschäftigt sich Hering bereits mit den Plänen für einen Erweiterungsbau. Die Bedeutung einzulagernder Akten müsse, neben vielen weiteren Tätigkeiten im Archiv, fachmännisch geprüft werden. Hering: "Bei unserer Arbeit geht es nicht um ewig Gestriges, sondern um die Gegenwart und die Zukunft." Dadurch, dass vor allem historisch und rechtlich relevante Dokumente wie Grundbücher, Katasterkarten, Prozessakten, Akten von Bauverfahren und Unterlagen über Gelände-Untersuchungen archiviert würden, bleibe äußerst relevantes Material zugänglich. "Mit unserem Wissen - zum Beispiel über ehemalige Müllkippen und Bomben aus dem zweiten Weltkrieg lassen sich Millionen sparen und Leben retten", erklärte Hering.
Kosteneinsparungen sind für das Landesarchiv derzeit aber kein Trumpf, sondern ein Handicap, denn es wird zum Sparen gezwungen: "Wir arbeiten mit gleich viel Personal wie in den 70er Jahren, haben aber eine Verdoppelung der Aufgaben, um 30 Prozent gekürzte Mittel und sollen aktuell weitere 20 Prozent einsparen. Konkret heißt das, dass wir zum Beispiel unsere Restauratorin, die in absehbarer Zeit in den Ruhestand geht, nicht ersetzen werden und die Restaurationswerkstatt schließen müssen." Gleiches gelte für das hauseigene Filmarchiv. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", findet Hering deutliche Worte. Ohnehin leiste das Landesarchiv mit einem finanziellen Minimum nur ein Minimum an archivarischen Aufgaben, verglichen mit anderen Landesarchiven.
.... Personal sei wegen der vergleichsweise geringen Karierre-Möglichkeiten - selbst im Landesarchiv arbeiten Mitarbeiter teilweise über zehn Jahre in der Eingangs-Besoldung -, der Randlage im Norden und wegen nicht mehr praktizierter Ausbildung kaum zu bekommen. Dass im Landesarchiv wahrscheinlich im Herbst wieder ausgebildet werde, ist für Hering "ein dringend nötiger Tropfen auf den heißen Stein." Während sich der Direktor mit dem Spruch "der Pförtner ist mit 43 Jahren unser jüngster Mitarbeiter,somit ist wenigstens sicher, dass am Ende noch jemand da ist, um das Licht auszumachen" in Galgenhumor flüchtet, versprechen Müller und Herold, sich des Problems auf politischer Ebene anzunehmen: "Wir haben erkannt, dass wir uns diesem Thema intensiv widmen müssen."
Quelle: Schleswig-Holsteiner Zeitung v. 7.3.2011
Wolf Thomas - am Dienstag, 8. März 2011, 10:51 - Rubrik: Staatsarchive
irisk. meinte am 2011/03/08 20:38:
..."Wir haben erkannt..." Na, hoffentlich kommt die Erkenntnis nicht zu spät! Das Motto "Eine schlanke Verwaltung braucht fette Archive" wäre auch eine super Grundlage für einen Wagen im nächsten Karnevalszooch.Aber bitte: Es heißt "Restaurierungswerkstatt"!!! Restauration ist ein anderes Metier!
Kölle Alaaf und Prosit! Keep the archives turning!
iris kausemann
Wolf Thomas meinte am 2011/03/13 21:00:
Martin Habersaat, SPD-MdL über den Besuch im Schleswiger Landesarchiv:
" ....Die zweite gute Nachricht für mich ist, dass das Landearchiv künftig auch wieder die archivische Ausbildung aufnimmt, nachdem es einige Jahre lang keine Auszubildenden aufgenommen hat."Quelle: http://www.martinhabersaat.de/landesarchiv_2011.html via http://twitter.com/martinhabersaat/statuses/46160593085939712