Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Technische Universitaet Bergakademie Freiberg, 06.05.2004
Von Goethe bis Casanova
Historisches Besucherbuch kehrt nach Freiberg zurueck
Ueber 2000 Autographen von Persoenlichkeiten des 18. und 19.
Jahrhunderts
Das lange verschollen geglaubte Besucherbuch der Bergakademie
Freiberg,
gefuehrt von 1769 bis 1820, kehrt am 7. Mai nach Freiberg
zurueck. Um
11 Uhr wird Stefan Guenther vom gleichnamigen Dresdener
Kunstauktionshaus das wertvolle Dokument in Anwesenheit des
Rektors
Prof. Dr. Georg Unland, an den Geschaeftsfuehrer des Vereins der
Freunde und Foerderer der TU Bergakademie Freiberg, Prof. i. R.
Dr.-Ing. Eckart Flemming, uebergeben. Der erste Eintrag von 1769
auf
den meist dicht beschriebenen Seiten aus Hadernpapier stammt
von
Kurfuerst Friedrich August III. und seiner Gemahlin Amalie Auguste.
Zeile fuer Zeile und nur von Daten und Jahreszahlen unterbrochen,
folgen ihnen weit ueber 2000 Autographen von Persoenlichkeiten
des 18.
und 19. Jahrhunderts, die der Bergakademie einen Besuch
abstatteten,
darunter Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Koerner, Giovanni
Casanova, Carl Gustav Carus, Naturforscher J. K. Forster,
Architekt F.
W. von Erdmannsdorf, Herder und Freiherr vom Stein, der preussische
Reformer, Lavater und Lamarck. Hinzu kommen mehrmals Eintragungen von
Angehoerigen des Hauses Wettin und von zahlreichen auslaendischen
Gaesten der Bergakademie aus Russland, Polen, Frankreich, England,
Schweden und der Schweiz. Nach einer Expertise der Saechsischen
Landes- und Umweltbibliothek handelt es sich um ein "herausragendes
Zeugnis saechsischer Kulturgeschichte" und eine "einzigartige Quelle
zur Geschichte der Bergakademie". In den Bestaenden des
Universitaetsarchivs finden sich Eintragungen aus den Jahren 1941 und
1942, die die Bergakademie zweifelsfrei als ehemaligen Eigentuemer
ausweisen. Ein Dokument aus dem Jahre 1986 listet das Besucherbuch
dann als "verschollenes Objekt mit unbekanntem Aufbewahrungsort". Ende
2003 war das historische Dokument, durch die Kriegswirren des 2.
Weltkrieges in Privatbesitz gelangt, dem Auktionshaus zur
Versteigerung angeboten worden. Anfaenglich hielt man es dort fuer das
Gaestebuch eines vielleicht beruehmten Hotels oder einer Adelsfamilie.
Die Daten der Eintraege des Kurfuersten und Goethes wurden dann mit
den recherchierbaren Aufenthaltsorten der beiden fuer die jeweiligen
Tage verglichen. Dabei zeigte sich, dass sich beide zur fraglichen
Zeit an der Bergakademie in Freiberg aufgehalten hatten. Um es fuer
Freiberg zu erhalten, vermittelte Guenther den Rueckkauf des Buches,
der ohne die Bemuehungen des Universitaetsarchivs nicht von Erfolg
gekroent gewesen waeren. Die Kaufsumme stellte der Verein der Freunde
und Foerderer der TU Bergakademie Freiberg zur Verfuegung. "Dieses
Buch hat fuer die Bergakademie Freiberg dieselbe Bedeutung wie die
Frauenkirche fuer Dresden", charakterisiert Stefan Guenther den nur
drei Zentimeter dicken, in braunes Leder gebundenen unscheinbaren
Band. Ein schmaler goldener Rahmen ist der einzige Schmuck der
Buchdeckel. "Das Buch beweist, dass die Bergakademie schon vier Jahre
nach ihrer Gruendung eine Einrichtung von europaeischer Bedeutung
war", erlaeutert Herbert Kaden, Leiter des Universitaetsarchivs der TU
Bergakademie. "Hierher kamen Angehoerige europaeischer
Herrscherhaeuser, Politiker, Techniker, Schriftsteller ... Es ist
einfach etwas ganz besonderes." "Oft werden solche Autographenbuecher
gefleddert", ergaenzt Stefan Guenther. "Die gewinntraechtigen
Schriftzuege werden herausgeschnitten und einzeln verkauft. So laesst
sich der Erloes maximieren, aber zerlegt und in alle Winde verstreut
ist das Dokument unwiederbringlich verloren." [sic!] Der Band ist zugleich
eine hervorragende Ergaenzung zu den ueberlieferten Besucherbuechern
des einstigen Amalgamierwerkes Halsbruecke, die dem der Bergakademie
aeusserlich ueberraschenderweise gleichen und die im Stadt- und
Bergbaumuseum Freiberg aufbewahrt werden. "Bekannt ist aus dem
Besucherbuch Halsbruecke, dass Goethe am 27. September 1810 in
Freiberg war. Jetzt koennen wir auch mit dem Dokument nachweisen, dass
er bereits am 26. September gemeinsam mit seinem Freund und
Oberberghauptmann von Trebra zu Besuch an der Bergakademie weilte",
freut sich Universitaetsarchivar Kaden. " Wir werden die Eintragungen
natuerlich aufarbeiten und dabei sicher noch so manche Ueberraschung
zutage foerdern." (SAW/CMH).
[...]
Kontakt:
Dresdener Kunstauktionshaus Guenther, Stefan Guenther, 0351/2685640,
0172/7901249 Archiv TU Bergakademie Freiberg, Herbert Kaden,
03731/39-2738 Pressestelle TU Bergakademie Freiberg, Christel-Maria
Hoeppner, 03731/39-3801
Zu dieser Mitteilung existieren Bilder im WWW. Siehe
* http://idw-online.de/public/zeige_bild?imgid=10117
Besucherbuch der Bergakademie Freiberg, Foto: Detlev Mueller
* http://idw-online.de/public/zeige_bild?imgid=10118
Goethes Unterschrift im Besucherbuch der Bergakademie Freiberg,
Foto:
Detlev Mueller
Technische Universitaet Bergakademie Freiberg, 06.05.2004
Von Goethe bis Casanova
Historisches Besucherbuch kehrt nach Freiberg zurueck
Ueber 2000 Autographen von Persoenlichkeiten des 18. und 19.
Jahrhunderts
Das lange verschollen geglaubte Besucherbuch der Bergakademie
Freiberg,
gefuehrt von 1769 bis 1820, kehrt am 7. Mai nach Freiberg
zurueck. Um
11 Uhr wird Stefan Guenther vom gleichnamigen Dresdener
Kunstauktionshaus das wertvolle Dokument in Anwesenheit des
Rektors
Prof. Dr. Georg Unland, an den Geschaeftsfuehrer des Vereins der
Freunde und Foerderer der TU Bergakademie Freiberg, Prof. i. R.
Dr.-Ing. Eckart Flemming, uebergeben. Der erste Eintrag von 1769
auf
den meist dicht beschriebenen Seiten aus Hadernpapier stammt
von
Kurfuerst Friedrich August III. und seiner Gemahlin Amalie Auguste.
Zeile fuer Zeile und nur von Daten und Jahreszahlen unterbrochen,
folgen ihnen weit ueber 2000 Autographen von Persoenlichkeiten
des 18.
und 19. Jahrhunderts, die der Bergakademie einen Besuch
abstatteten,
darunter Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Koerner, Giovanni
Casanova, Carl Gustav Carus, Naturforscher J. K. Forster,
Architekt F.
W. von Erdmannsdorf, Herder und Freiherr vom Stein, der preussische
Reformer, Lavater und Lamarck. Hinzu kommen mehrmals Eintragungen von
Angehoerigen des Hauses Wettin und von zahlreichen auslaendischen
Gaesten der Bergakademie aus Russland, Polen, Frankreich, England,
Schweden und der Schweiz. Nach einer Expertise der Saechsischen
Landes- und Umweltbibliothek handelt es sich um ein "herausragendes
Zeugnis saechsischer Kulturgeschichte" und eine "einzigartige Quelle
zur Geschichte der Bergakademie". In den Bestaenden des
Universitaetsarchivs finden sich Eintragungen aus den Jahren 1941 und
1942, die die Bergakademie zweifelsfrei als ehemaligen Eigentuemer
ausweisen. Ein Dokument aus dem Jahre 1986 listet das Besucherbuch
dann als "verschollenes Objekt mit unbekanntem Aufbewahrungsort". Ende
2003 war das historische Dokument, durch die Kriegswirren des 2.
Weltkrieges in Privatbesitz gelangt, dem Auktionshaus zur
Versteigerung angeboten worden. Anfaenglich hielt man es dort fuer das
Gaestebuch eines vielleicht beruehmten Hotels oder einer Adelsfamilie.
Die Daten der Eintraege des Kurfuersten und Goethes wurden dann mit
den recherchierbaren Aufenthaltsorten der beiden fuer die jeweiligen
Tage verglichen. Dabei zeigte sich, dass sich beide zur fraglichen
Zeit an der Bergakademie in Freiberg aufgehalten hatten. Um es fuer
Freiberg zu erhalten, vermittelte Guenther den Rueckkauf des Buches,
der ohne die Bemuehungen des Universitaetsarchivs nicht von Erfolg
gekroent gewesen waeren. Die Kaufsumme stellte der Verein der Freunde
und Foerderer der TU Bergakademie Freiberg zur Verfuegung. "Dieses
Buch hat fuer die Bergakademie Freiberg dieselbe Bedeutung wie die
Frauenkirche fuer Dresden", charakterisiert Stefan Guenther den nur
drei Zentimeter dicken, in braunes Leder gebundenen unscheinbaren
Band. Ein schmaler goldener Rahmen ist der einzige Schmuck der
Buchdeckel. "Das Buch beweist, dass die Bergakademie schon vier Jahre
nach ihrer Gruendung eine Einrichtung von europaeischer Bedeutung
war", erlaeutert Herbert Kaden, Leiter des Universitaetsarchivs der TU
Bergakademie. "Hierher kamen Angehoerige europaeischer
Herrscherhaeuser, Politiker, Techniker, Schriftsteller ... Es ist
einfach etwas ganz besonderes." "Oft werden solche Autographenbuecher
gefleddert", ergaenzt Stefan Guenther. "Die gewinntraechtigen
Schriftzuege werden herausgeschnitten und einzeln verkauft. So laesst
sich der Erloes maximieren, aber zerlegt und in alle Winde verstreut
ist das Dokument unwiederbringlich verloren." [sic!] Der Band ist zugleich
eine hervorragende Ergaenzung zu den ueberlieferten Besucherbuechern
des einstigen Amalgamierwerkes Halsbruecke, die dem der Bergakademie
aeusserlich ueberraschenderweise gleichen und die im Stadt- und
Bergbaumuseum Freiberg aufbewahrt werden. "Bekannt ist aus dem
Besucherbuch Halsbruecke, dass Goethe am 27. September 1810 in
Freiberg war. Jetzt koennen wir auch mit dem Dokument nachweisen, dass
er bereits am 26. September gemeinsam mit seinem Freund und
Oberberghauptmann von Trebra zu Besuch an der Bergakademie weilte",
freut sich Universitaetsarchivar Kaden. " Wir werden die Eintragungen
natuerlich aufarbeiten und dabei sicher noch so manche Ueberraschung
zutage foerdern." (SAW/CMH).
[...]
Kontakt:
Dresdener Kunstauktionshaus Guenther, Stefan Guenther, 0351/2685640,
0172/7901249 Archiv TU Bergakademie Freiberg, Herbert Kaden,
03731/39-2738 Pressestelle TU Bergakademie Freiberg, Christel-Maria
Hoeppner, 03731/39-3801
Zu dieser Mitteilung existieren Bilder im WWW. Siehe
* http://idw-online.de/public/zeige_bild?imgid=10117
Besucherbuch der Bergakademie Freiberg, Foto: Detlev Mueller
* http://idw-online.de/public/zeige_bild?imgid=10118
Goethes Unterschrift im Besucherbuch der Bergakademie Freiberg,
Foto:
Detlev Mueller
KlausGraf - am Freitag, 7. Mai 2004, 16:19 - Rubrik: Literaturarchive