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30 ehrenamtliche Archivare aus Sportvereinen, Sportkreisen und Sportverbänden waren Anfang Oktober dieses Jahres in die Sport- und Bildungsstätte des Landessportbunds Hessen nach Wetzlar gekommen, um sich über Möglichkeiten der Langzeitaufbewahrung von Fotografien informieren zu lassen. Das große Interesse an dieser Tagung zeigte anschaulich, dass hier noch erhebliche Informationsdefizite bestehen.

In einem Grundsatzreferat ging Frau Dr. Petra Rau (Frankfurt) ausführlich auf die äußerst differenzierte Entwicklung der Fotografie seit ihrem Entstehen ein. Das ist vor allem auch deshalb von Bedeutung, weil die empfohlenen Klimabedingungen für eine Langzeitaufbewahrung der Fotos von dem jeweiligen Verfahren der Fotografie abhängen.

So werden z. B. für die Aufbewahrung von Papierabzügen schwarzweißer Filme in der Regel eine Höchsttemperatur von 18 Grad Celsius und eine maximale relative Luftfeuchte von 50% empfohlen. Bei Papierabzügen von Farbfilmen sollte die Maximaltemperatur aber nur zwischen 4 und 0 Grad betragen, bei einzelnen Verfahren sogar weniger als 0 Grad. Besondere Vorsicht muss bei Nitratfilmen walten, weil diese relativ leicht entflammbar sind. Vor der Bearbeitung von Fotografien muss deshalb zunächst jeweils das fotografische Verfahren identifiziert werden.

Wegen der großen Schwierigkeiten bei einer optimalen Langzeitaufbewahrung von Fotografien schlug die Referentin vor, analog vorliegendes originales Archivgut grundsätzlich zu digitalisieren, wenn es auf Dauer von Bedeutung ist. Dann dürfen aber die Originale - wie zum Beispiel Negative oder Farbabzüge - nach der Digitalisierung nicht vernichtet werden. Diese Originale sind vielmehr in holz- und säurefreien Kartons aufzubewahren, die in geeigneten Archivräumlichkeiten gelagert werden.

Herr Dr. Michael Habersack (Archivberatungsstelle des Landes Hessen) konnte mit seinem Referat zur Archivierung digitaler Fotos direkt an die Ausführungen von Frau Dr. Rau anschließen. Er machte deutlich, dass es genuin digitale Bilder und Digitalisate erlauben, Fotos beliebig oft kostengünstig in gleichbleibender Qualität zu kopieren. Sie sind dann auch im Internet - zum Beispiel auf der Homepage des Vereins - zu verwenden. Digitalisate dienen im Übrigen als Schutzmedium, weil die analogen Originale geschont werden.

Der Referent erläuterte außerdem einige Grundbegriffe wie Auflösung bzw. Bildqualität und beschäftigte sich dann mit den verschiedenen Speicherformaten. Er empfahl, Bilder möglichst im TIFF-Format abzuspeichern, weil so Qualitätsverluste vermieden werden können. Wenn Fotos dagegen bereits im JPEG-Format zur Verfügung gestellt wurden, sollte von einer Speicherung im TIFF-Format abgesehen werden, weil damit der Datenverlust durch JPEG-Kompression nicht rückgängig zu machen ist. In Zukunft dürfte das Format JPEG2000 eine Alternative sein, weil es verlustfrei komprimiert.

Dr. Habersack ging darüber hinaus auf die verschiedenen Speichermedien ein und erläuterte auch die sogenannten „RAID-Systeme“, bei denen gezielt Sicherungskopien erzeugt werden. Er betonte die Notwendigkeit einer zusätzlichen Sicherungs-speicherung von auf Festplatten gespeicherten digitalen Fotos. Diese Datensicherung müsse auf mindestens einer zweiten (externen) - besser auf zwei weiteren Festplatten - realisiert werden. Bei zwei Sicherungsspeichern sei es zweckmäßig, die Datensicherung zeitversetzt in regelmäßigen Intervallen vorzu-nehmen.

Praxisbezogene Beispiele standen im Mittelpunkt des die Tagung abschließenden Beitrags von Georg Habs (Stadtarchiv Wiesbaden), der sich vor allem mit dem zentralen Thema der „Verzeichnung von Fotos“ beschäftigte. Habs hob hervor, dass unkommentierte Bilder in der Regel wertlos sind, wenn nichts über die handelnden Personen und die Handlungszusammenhänge bekannt ist. Allerdings könne man über „Hilfskonstruktionen“ versuchen, zumindest vorläufige Hinweise zu diesen Bildern zu gewinnen, die dann deren Zuordnung erlauben.

Vollständige Bildinformationen bedeuten in jedem Fall eine erhebliche Wertsteigerung von Fotos. Im Normalfall sollten deshalb von vornherein detaillierte Informationen zu einem Foto unter Verwendung einer entsprechenden Signatur in einer eigenen Datei erfasst werden. Zu jedem Foto müssten Ortsangaben sowie Angaben zum Datum, zu den beteiligten Personen und zum jeweiligen Ereignis gesammelt werden. Außerdem sind Informationen zum Fotografen und zu dem Inhaber der Rechte erforderlich.

Herr Habs empfahl darüber hinaus die Aufnahme von Hinweisen zur Art und zur Quelle des Mediums sowie die Vergabe von Schlagworten. Dabei ist allerdings auf die Verwendung zeitgemäßer Begriffe und auf Veränderungen der Rechtschreibung zu achten. Selbst bei einem Verzicht auf relativ teuere „Verzeichnungs-Software“ könnten die entscheidenden Informationen auch dann nach unterschiedlichen Kriterien ausgewertet werden, wenn sie zumindest in einer Excel-Datei abgespeichert wurden. Allerdings sei es notwendig, „Verzeichnungsfallen“ zu vermeiden, die auf mangelnde Sorgfalt zurückzuführen sind.

Peter Schermer (lsb h – AK „Sport und Geschichte) dankte zum Abschluss der Tagung Frau Dr. Rau und den beiden Referenten für ihre sachkundigen Ausführungen. Er stellte fest, dass die verschiedenen Beiträge gezeigt hätten, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Archiven sei, in denen professionelle Archivare und Archivarinnen tätig sind. Leider gebe es in Hessen allerdings nur drei Kreisarchive, an die sich ehrenamtliche „Archivare“ in den Sportvereinen mit ihren Fragen wenden könnten. Umso größer sei die Bedeutung der hessischen Archivberatungsstelle in Darmstadt.

Peter Schermer
 

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