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Eines der wichtigsten frühneuzeitlichen Geschichtswerke aus Schwäbisch Gmünd ist die 1620 datierte Beschreibung des Eppersteins oder St. Salvatoris aus der Feder des in Gmünd als Stadtjurist tätigen Leonhard Friz. Sie ist nach wie vor ungedruckt, aber die wichtige Münchner Handschrift (UB München 4° Cod.ms. 287) ist jetzt online:

http://archive.org/details/LeonhardFritzHandschrift

(Wer weiß, wann die UB München dazu kommt, das von mir bestellte Digitalisat online zugänglich zu machen ...)

[14. Mai 2013: http://epub.ub.uni-muenchen.de/15027/ ]

Beschreibung der Handschrift (3. V. 17. Jh., vermutlich angelegt von einem Gmünder Juristen) in meinen "Gmünder Chroniken" (1984), S. 230f.:

http://books.google.de/books?id=PoAgAAAAMAAJ&pg=PA230

Dort zu ergänzen der Hinweis auf den Abdruck von Bl. 104r-107v bei Graf, Beiträge 1989, S. 103-105:

http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2008/536/

1980 (Rems-Zeitung vom 9. Juni 1980) hatte ich den anonymen Juristen, der während der Schwäbisch Gmünder Hexenjagd 1613-1618 dem zur Besonnenheit ratenden Gmünder Ratsadvokaten Dr. Leonhard Kager widersprach, mit Leonhard Friz identifiziert (vgl. auch: Klaus Graf, Hexenverfolgung in Schwäbisch Gmünd, in: Hexenverfolgung, 1995, hier S. 131-135), was von der weiteren Forschung akzeptiert wurde.

Die bisher bekannten Biographica zu Friz habe ich zusammengestellt 1981 (in: Barock in Schwäbisch Gmünd S. 196): "1596 wurde Leonhard Friz Kemnatensis Suevis, also aus dem Pfarrdorf Kemnat bei Günzburg gebürtig, in Dillingen immatrikuliert und am 3. September desselben Jahres bereits zum Magister der Philosophie promoviert. Am 10. August 1603 bezog der Magister die Universität Freiburg. Zehn Jahre später, am 14. September 1613, nahm ihn die Reichsstadt Schwäbisch Gmünd als Dr. jur. zu ihrem Advokaten an. Verheiratet war Friz mit einer Tochter des gelehrten Juristen und kaiserlichen Rats Dr. Joachim Jäger (1559-1644), der 1605 zusammen mit seinem Bruder Wolf als ,,Jäger von Jägersberg" geadelt worden war. Friz diente der Stadt nur ein gutes Jahrzehnt, bis etwa 1625, als Jurist. Noch 1624 sind in der Lucia-Stadtrechnung 150 fl. für seine Besoldung verbucht; in der nächsten erhaltenen Stadtrechnung von Lucia 1626 fehlt jedoch sein Name unter den im
Dienst der Stadt stehenden Doctoribus. Ob Friz um 1625 verstorben ist - bei dem nach seiner Immatrikulation anzusetzenden Geburtsjahr um 1580 erst etwa 45jährig - oder ob er die Stadt verlassen hat, geht aus den mir bekannten Quellen nicht hervor. Als Witwe erscheint seine Frau Agnes erst 1639 in Gmünd, wo sie am 2. August 1657 angeblich achtzigjährig starb".
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5388/

Zusätzliche Belege zu Friz findet man mit der Namensform Fritz in der Findmitteldatenbank des Landesarchivs Baden-Württemberg:

https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/suche/ergebnis1.php

Friz war schon 1614 mit der Jägerin verheiratet. Sie heißt 1644 "Agnes, Witwe des Dr. Leonhard Fritze, ihres [= der Stadt Gmünd] Rats und Advokaten", was nicht zwingend gegen einen Wegzug aus Gmünd spricht.

Neu ist vor allem die Tätigkeit von Friz für die Fürstpropstei Ellwangen im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, in der ab 1611 zahlreiche Hexenprozesse durchgeführt wurden.

In Ellwanger Akten 1602-1608 heißt Dr. Leonhard Fritz Hofrat:
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-23779

Im November 1608 vertrat JUD (Juris utriusque doctor) Leonhard Fritz die Fürstpropstei:
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1117223

Um 1609 schrieb er das "Verzeichnis des Dr. Leonhard Fritz über die seit 1587 vor dem Reichskammergericht angestrengten und von ihm bearbeiteten ellwangischen Prozesse":
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-23811

Auch sein Schwiegervater Dr. Joachim Jäger, über den
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5717/ S. 112 zu vergleichen ist, war für den Ellwanger Fürstpropst tätig (siehe dazu auch die Archivdatenbank).

Der gelehrte Jurist Dr. Joachim Jäger (ab 1605 nobilitiert von Jägersberg) und der gelehrte Jurist (Doktor beider Rechte) Leonhard Friz waren also wenn man so will "Kollegen" in Ellwangen. Vielleicht haben sie sich aber auch schon in Italien kennengelernt, wenngleich bisher von einer Promotion des Friz in Italien nichts bekannt ist. Jedenfalls dürfte die wohl in Ellwangen angebahnte Heirat von Friz mit der Jägerin ihm die Türen in Schwäbisch Gmünd geöffnet haben. Friz hatte bei seinem harten Durchgreifen gegen die vermeintlichen Hexen den Rückhalt des Gmünder Rats, der langjährige Rechtsberater Kager konnte sich nicht durchsetzen.

1624 studierte Johann Leonhard Fritz aus Augsburg an der bei Katholiken beliebten Universität Perugia
http://books.google.de/books?id=G9gzAQAAMAAJ&pg=PA78
http://books.google.de/books?hl=de&id=WXkwAAAAIAAJ&q=friz

Ein Leonardus Friz war wohl in Siena immatrikuliert, jedenfalls wird diese Zeichenfolge in Weigles Matrikelausgabe der Deutschen Nation 1962
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015074668883
auf S. 243 gefunden.
[Nr. 5958 Joannes Leonardus Friz Augustanus, 16. Juni 1626}

1634 wird er als Dr. jur. in Augsburg wegen eines abgefangenen Briefs an seinen Bruder in der kaiserlichen Armee ins Gefängnis geworfen, so Stettens Augsburger Geschichte Bd. 2, S. 305f. und Gullmann
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:384-uba000208-1
http://books.google.de/books?id=8-1AAAAAcAAJ&pg=PA192

1654 verkaufen Marx und Christoph Fuggers Erben ein Anwesen an Dr. Leonhard Fritz, Fuggerschen Rat und Advokaten (Lieb, Die Fugger und die Kunst S. 419).

Noch 1666 ist Johann Leonhard Fritz augsburgischer Ratsadvokat:
http://books.google.de/books?id=Q8MWAQAAIAAJ&q=ratsadvokat+%22dr+friz%22

Wahrscheinlich handelt es sich bei Dr. Johann Leonhard Fritz um den Sohn des Gmünder Ratsadvokaten und Hexenjägers.

Nachtrag: Wenig hilfreich ist die Auskunft des Stadtarchivs Augsburg vom 11.1.2013: "leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass uns keine Forschungsarbeit über das Wirken eines Juristen Johann Leonhard Fritz in Augsburg bekannt ist. Entsprechend des Ordnungszustandes der Altbestände des Stadtarchivs und der teilweise fehlenden Findmittel würden Recherchen einen größeren Zeitaufwand erfordern. Laut Gebührensatzung des Stadtarchivs Augsburg, die Sie auf unserer unten angegebenen Homepage einsehen können, wären diese Recherchen kostenpflichtig. Aber selbstverständlich können Sie die erforderlichen Recherchen auch bei einem Besuch des Stadtarchivs Augsburg selbst durchführen. Beachten Sie aber bitte gegebenenfalls, dass ein Großteil der Altbestände in unsere neue Außenstelle Am Färberturm 46c ausgelagert wurden und eine Benutzung dort nur nach vorheriger Anmeldung jeweils mittwochs und donnerstags erfolgen kann. Die Anmelde- und Benutzungsformalitäten der Außenstelle finden Sie ebenfalls auf der Homepage erläutert."

Notizen von Rudolf Weser zu Friz 1916
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/afck1916/0043

Nachtrag: Martin Mager bezieht sich in einem juristischen Druck "De advocatia" (1625) auf einen Brief seines Freundes Leonhard Friz

http://books.google.de/books?id=6MZkw-SDkIMC&pg=PA99

1624 wurde in Schwäbisch Gmünd der Deckel zum Badekessel in des Herrn Dr. Friz Haus gerichtet (Kissling: Künstler 1995, S. 116), schon 1623 eine Stiege (ebd., S. 130).

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