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Bernhard Markgraf von Baden lässt nicht locker. Berichte über seine Stuttgarter Pressekonferenz im Haus der Geschichte (sic!) referiert die Badische Landesbibliothek:
http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/verkauf.php

Salemer Klosterbrand 1697

Aus der Sindelfinger Zeitung zitieren wir:
Für den Fall, dass die Verhandlungen scheitern, kündigte er einen "Plan B" an: "Das Kulturgut wird dann zum Wirtschaftsgut." Er werde dann für Salem Investoren suchen müssen, auch wenn dies äußerst schwierig und im Grunde nicht sein Ziel sei. "Es wurden aber schon früher Schlösser verkauft." Man könne allerdings nicht einfach im Branchenbuch nachschlagen - etwa unter der Rubrik "saudische Schlosskäufer". Der Zug zur Rettung von Salem sei aber noch nicht abgefahren, allerdings müssten die Verhandlungen wieder aufgenommen werden: "Das muss zeitnah geschehen, denn die Banken drängen." Auf ein Datum, etwa das Resultat der Expertenkommission, wollte sich der Unternehmer nicht festlegen. Er müsse einen Weg finden, wie er Salem erhalten und zugleich den persönlichen Ruin der Familie abwenden könne. Details des mittelständischen Betriebs, in dem 120 Mitarbeiter 4000 Hektar Wald, 700 Hektar landwirtschaftliches Gelände und 130 Hektar Reben bewirtschaften, wollte der Generalbevollmächtigte des Hauses Baden nicht preisgeben: "Wir sind keine Gesellschaft, das sind alles Zahlen der persönlichen Steuererklärung meines Vaters." Das Unternehmen sei nach einem 15-jährigen Konsolidierungsprozess jedoch "gut aufgestellt".

Aus einem Vergleich, so das Argument von Prinz Bernhard, ziehe das Land nicht nur den Vorteil, dass es in den endgültigen Besitz von Kunstwerken komme, die "deutlich über 70 Millionen Euro" liegen könnten. Es habe auch die Gewissheit, dass die kulturhistorisch einmalige Anlage im Hinterland des Bodensees dauerhaft gesichert sei. Er könne sich nicht vorstellen, dass das Land das Schloss mit seinen rund 60 000 Quadratmeter Geschossfläche in seinen Besitz übernehmen und erhalten wolle: "Wir können das deutlich günstiger machen."

Mit einem Tag der offenen Tür am 22. April und weiteren Aktionen will das Adelshaus in der Bevölkerung um Verständnis für seine Position werben.

http://www.szbz.de/ueberregional/bawue/Artikel946596.cfm

Bezeichnend ist, dass die Karten über die Lage des Betriebs nicht auf den Tisch gelegt werden. Einerseits gibt man vor, durch das Salemer Münster extrem belastet zu sein, andererseits füttert man die Öffentlichkeit nur mit sorgsam ausgewählten Informationshäppchen. Und die Presse lässt sich von den Homestorys bei Markgrafens
( http://archiv.twoday.net/search?q=homestor ) blenden und fragt so gut wie nie kritisch nach.

Wenn ein Ondit zutrifft, dass US- und kanadische Banken die Hauptgläubiger des Hauses Baden sind, dann ist das Salemer Münster nicht der eigentliche Grund der finanziellen Misere.

Ein paar Fakten:

Das Bundesverfassungsgericht hat es kategorisch ausgeschlossen, dass jemand durch Denkmalschutz quasi enteignet wird. Dem Haus Baden steht vermutlich ein denkmalschutzrechtlicher Entschädigungsanspruch in beträchtlicher Höhe zu.
Beleg: http://archiv.twoday.net/stories/2892308/

Das zuschussbedürftige Salemer Münster muss denkmalschutzrechtlich im Kontext des höchst wertvollen Gesamtkomplexes (Schloss und riesige Latifundien) gesehen werden. Es ist zumutbar, Einkünfte aus anderen Bereichen des Komplexes auf den Erhalt des Münsters zu verwenden.

Das Haus Baden hatte 200 Jahre Zeit, die Herrschaft Salem (mit riesigem Grundbesitz) auszusaugen und es hat dieses auch nach Kräften getan. Wertvoller Salemer Kunstbesitz wurde 1995 verkauft. Schon im 19. Jahrhundert liess sich der unsympathische Grossherzog Ludwig I. die Salemer Bibliothek von der Universität Heidelberg teuer bezahlen.
http://archiv.twoday.net/stories/3248969/

Die reichsständischen Herrschaften Salem und Petershausen waren illegales Raubgut des Hauses Baden in der Säkularisation, kein wohlerworbenes Eigentum. Der erste Grossherzog Karl Friedrich schlug sie kurzerhand seinen Söhnen zu, der badische Staat musste die Landeshoheit ihnen abkaufen. Obwohl klar zur Ausstattung einer Sekundogenitur gehörig (Bodenseefideikommiss als Apanagialfideikommiss) musste das badische Volk bis 1918 die nachgeborenen Söhne des Hauses subventionieren, denn monarchisch gesinnte Politiker wussten es zu verhindern, dass die Einkünfte aus Salem von der Apanage der Fideikommissinhaber abgezogen wurden, was nur recht und billig gewesen wäre. Das badische Volk musste daher bis 1918 mehr Steuern bezahlen als nötig gewesen wäre.
http://archiv.twoday.net/stories/2892308/

1919 wurde der eigentumsrechtliche Status von Salem als Privateigentum des Hauses Baden leider nicht angetastet, obwohl das mehr als angebracht gewesen wäre. Schon allein durch diese großzügige Schenkung hat das Haus Baden jedes Recht verspielt, Ansprüche auf Kulturgut geltend zu machen.

Das Haus Baden hat im 19. Jahrhundert schamlos überhöhte Managergehälter bezogen - es hat allen Grund, heute den Gürtel etwas enger zu schnallen und dem Volk das zu belassen, was des Volkes ist.
BCK meinte am 2007/03/06 08:18:
Schloss Salem - Tag der Offenen Tür am 22. April
Na, da bin ich mal gespannt, wie offen die Tür wirklich ist - und ob die Öffentlichkeit endlich mal die sonst unter Verschluss gehaltene Zähringer Bildnissammlung und die sonstigen Kunstschätze in den "Privatgemächern" des Schlosses zu Gesicht bekommt. Diese Bereiche durfte 2005 ja nicht mal das Landesdenkmalamt inventarisieren. Vgl. auch http://archiv.twoday.net/stories/2892308/ und http://archiv.twoday.net/stories/3175901/ .

"Um sein Kernanliegen zu verdeutlichen hat er [Bernhard Markgraf von Baden] eine schöne Broschüre mitgebracht, die auf vielen Seiten die Historie und Nutzung von Schloss Salem dokumentiert, dessen Hausherr er ist, so die SZ vom 2.3. "Von hier aus... - Verantwortung für die Zukunft des kulturhistorischen Erbes Salem" heisst die neue Imagebroschüre über Schloss Salem, die auf der Pressekonferenz am Freitag in Stuttgart vorgestellt wurde. "Die Broschüre ist stattlich - und einmalig. Auf fast 50 Seiten im Hochformat dokumentiert das Haus Baden erstmals Tun und Wirken in Salem", schreibt der Suedkurier (Der Prinz droht mit "Plan B", 3.3.2007), und an anderer Stelle in der gleichen Ausgabe (Haus Baden geht in Offensive: Prinz Bernhard droht mit Verkauf - Neue Broschüre wirbt für "kulturhistorisches Erbe" / Suedkurier, 3.3.2007):

Seit die Verhandlungen über den Vergleich mit dem Land geplatzt sind, wehrt sich der Prinz gegen den Ruf, in abzockerischer Manier beim Land vorstellig geworden zu sein. Zunächst verhalten, nun offensiver. Deshalb auch die Broschüre, die keinen Winkel der Schlossanlage Salem unfotografiert lässt. Alles soll dokumentiert und gezeigt werden zu dem Zweck, die Werthaltigkeit dieser Gemäuer der Öffentlichkeit nahe zu bringen.

(Hervorhebung von uns). Sollen wir das glauben? Hat jemand die Broschüre schon gesehen? 
ThomGo meinte am 2007/03/06 09:47:
Ressentiment und falsche Begriffe
„Aussaugen“, „unsympathischer Grossherzog“, „illegales Raubgut des Hauses Baden in der Säkularisation“ (Humbug!), „schamlos überhöhte Managergehälter“ (Begriff aus alberner moderner Diskussion geborgt!) – kein Wunder, wenn es die Causa Baden nicht in die Top Ten der gelesenen Beiträge bei Archivalia schafft, denn man hat einfach den Eindruck, dass hier nicht nüchtern berichtet wird, sondern mit Schaum vor dem Mund überholte Ressentiments gepflegt werden... 
Ladislaus meinte am 2007/03/06 10:53:
Im Gegenteil: hier geht geht es um eine ganz besonders auffällige ehemals adelige Familie. Kaum ein anderes der ehemals regierenden Häuser hat sich in den letzten 200 Jahren wohl derart schamlos bereichert, wie immer klarer wird. Und wenn man denkt, jetzt sei's aber mal gut, setzen sie immer nochmal einen drauf.

Ich z. B. hatte bis letztes Jahr eigentlich nichts gegen das Haus Baden, im Gegenteil, ich schätzte z. B. seine Weine und auch das Engagement für Salem (wenn auch nicht die hohen Eintrittspreise). Von Ressentiments kann man bei mir persönlich jedenfalls nicht reden. Das Haus Baden hat sich meine immer noch stetig steigende Verachtung ganz selbst erarbeitet. 
 

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