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Verantwortung für die Zukunft des kulturhistorischen Erbes Salem

heißt die neue Imagebroschüre über Schloss Salem, die auf einer Pressekonferenz am Freitag den 2.3.2007 in Stuttgart vom Haus Baden vorgestellt wurde ( wir berichteten, http://archiv.twoday.net/stories/3400131/#3400370 ).

"Die Broschüre ist stattlich - und einmalig. Auf fast 50 Seiten im Hochformat dokumentiert das Haus Baden erstmals Tun und Wirken in Salem", schrieb der Südkurier, und weiter "Seit die Verhandlungen über den Vergleich mit dem Land geplatzt sind, wehrt sich der Prinz gegen den Ruf, in abzockerischer Manier beim Land vorstellig geworden zu sein. Zunächst verhalten, nun offensiver. Deshalb auch die Broschüre, die keinen Winkel der Schlossanlage Salem unfotografiert lässt. Alles soll dokumentiert und gezeigt werden zu dem Zweck, die Werthaltigkeit dieser Gemäuer der Öffentlichkeit nahe zu bringen.".

Die Broschüre liegt uns inzwischen vor. Sie wurde (Adel verpflichtet) gestaltet von der Solinger Werbeagentur Coordt von Mannsteins, auf dessen Konto schon die "Rote Socken"-Kampagne der CDU ging und der seit Jahren seine alten Ideen recycelt. Der biedere Werbemann hatte für die CDU einst die weitgehend inhaltsleeren amerikanischen Wahlkampagnen nach Deutschland importiert. Auch die Grundidee der Broschüre ist denkbar schlicht: Bordeaux/Lila als Farbe des Übergangs, das penetrant wiederholte "Von hier aus...", der zukunftsweisende Pfeil. Kleinformatige, anspruchslose Bildchen, willkürlich beschnitten, mit selbst getippt und aufgeklebt anmutenden Beschriftungen auf weißem Hintergrund. Ein verschwommenes Horrorbild von Udo Jürgens bei einem Open Air Konzert. Von wegen "stattlich" und einmalig.

Die visuellen Kommunikationsstrategien des Coordt von Mannstein wirken jedenfalls ziemlich altbacken gegenüber den von Ehrle, Obhof, FAZ & Co. in Sachen Karlsruhe doppelbödig und hintersinnig ins Feld geführten Miniaturen der Handschriften der badischen Landesbibliothek.

Als Werbemann musste von Mannstein sein Leben lang Sprüche klopfen wie "Besser die Barmer", "Deutschland kann's. Duisburg zeigt's", "Wir können Europa besser", "CDU: Wähl den politischen Frühling", "Aus Liebe zu Deutschland: Freiheit statt Sozialismus", oder Kopf und Name des brutalstmöglichen Aufklärers Roland Koch "optisch zur Wort-Bild-Marke verdichten". Genauso kommt auch die Broschüre daher ...

Kostprobe? (man denke sich das noch mit lila Pfeilen durchschossen...)

"Salem. Zukunftswerkstatt mit historischer Tradition.
Inspiration und Innovation. Bildung und Kultur.
Wirtschaft und Arbeit. Gastfreundschaft. Verantwortung
für Zukunft. Salem. Es ist Fünf vor Zwölf.
Zeit zu handeln. Zeit für ein Zukunftskonzept. Zeit für
eine gemeinnützige Stiftung. Damit die Zukunft Salems
eine Chance hat. Von hier aus..."


Im Text einige chronologische Tafeln (Zukunftsorientierte Maßnahmen, Kloster Salem und Haus Baden, Münster Salem, Äbte in Salem, Bildungsimpulse durch das Haus Baden), ein paar nützliche und instruktive Tabellen (Wirtschaftsfaktor Schloss Salem und Jährliche Ausgaben und Arbeitsplätze in Salem - 320 Bewohner, 29 Firmen und Betriebe, 165 Arbeitsplätze, 25 ha Areal, 35.000 m² Dachfläche, Wärmeverbrauch 6,7 Mio kWh/a Wärmeverbrauch, 1,2 Mio kWh/a Stromverbrauch, 35.000 m³ Wasserverbrauch, 500 T€ Gebäude-Betriebskosten, 1,5 Mio € Instandsetzungsausgaben), eine knappe, aber nicht uninteressante Darstellung handwerklicher Traditionen, ansonsten viel Geschwafel.

Wer sich von der Broschüre auch einen Einblick in das Schloss selbst erhoffte, vor allem seine der Öffentlichkeit wie der Inventarisierung durch das Denkmalamt verschlossenen Teile, etwa der unter Denkmalschutz stehenden Zähringer Bildnisgalerie und anderer markgräflicher Kunstschätze, wird enttäuscht sein. Auch am Tag der offenen Tür am 22. April werden diese Bereiche nicht zugänglich sein, Sonderführungen sind dort leider nicht vorgesehen.

Die Broschüre geht natürlich mit keinem Wort auf die Kulturgutaffäre ein, die aus den markgräflichen Ideen zur Finanzierung einer Stiftung zur Bewahrung des kulturhistorischen Erbes Salem mittels Ausverkauf der Schätze des schriftlichen Kulturguts der Badischen Landesbibliothek entstand, dessen Eigentum die Familie nach wie vor für sich reklamiert. Dass das Haus Baden die an ihm im Zusammenhang mit dem "Handschriftenstreit" geäußerte Kritik im Grunde für "unbotmäßig" hält, wird aber am letzten Dokument der Broschüre deutlich. Es ist die Besitzübernahme-Urkunde der Markgrafen Friedrich und Ludwig von Baden für die Reichsstifte Salem und Petershausen vom 22. Nov. 1802. Das anno 1802 öffentlich an vielen Orten angeschlagenen Patent schließt mit der Ermahnung

... daß sie nun Uns, als ihrer Herrschaft, allen schuldigen Gehorsam, Treue und Unterwürfigkeit beweisen, und sich überhaupt so betragen werden, wie es stillen und rechtschaffenen Unterthanen geziemet; diejenige aber welche sich wieder Vermuthen ungebührlich oder widersetzlich betragen, haben sich Unsere gerechte Ungnade und schwere Ahndung selbst zuzuschreiben. Carlsruhe den 22. Nov. 1802.

http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Salem_Urkunde_1802.jpg
 

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