Vom 26. bis 29. Juni trafen sich die Archivare von Universitäten und wissenschaftlichen Institutionen im Internationalen Archivrat (ICA-SUV) zu ihrer Jahreskonferenz auf dem Cave Hill Campus der University of the West Indies auf der Insel Barbados. Eingeladen hatten die Universität und The West Indies Federal Archives Centre. Die Tagung stand unter dem Leitthema „The New Age Archivist: Managing Archives in a Digital World“, um ein Forum zu bieten, auf dem Experten aus aller Welt neue Trends auf den Gebieten der Digitalisierung, der elektronischen Akten und der Möglichkeiten des Internets (Web 2.0, Social Media, Cloud Archiving) im Hinblick auf die tatsächlichen und noch erforderlichen Wechselwirkungen mit den archivischen Kernaufgaben zu erörtern. In sieben Arbeitssitzungen zeigten insgesamt 22 Referenten ihre Präsentationen zu den Themenbereichen, unter ihnen als Keynote Speakers Sir Hilary Beckles, Luciana Duranti, Henry Fraser und Kenneth Thibodeau.
Es folgt eine vorläufige Zusammenfassung, die sich auf einige wesentliche Konferenzgegenstände beschränkt und diese schlaglichtartig beleuchtet
Eine der Fragen, die sich explizit oder implizit wie ein roter Faden durch die Vorträge zog, war die nach der Rolle von Standards in der digitalen Archivierung und in der Auswertung digitaler Unterlagen in archivbezogenen Onlineangeboten, der sich als erster explizit Alan Bell in seinem Beitrag über die andauernde Relevanz professioneller Rahmenvorgaben in einer vernetzten Welt stellte.
Wenngleich sich die Teilnehmer über die grundsätzliche Bedeutung der jeweils im einzelnen einschlägigen Standards weitestgehend einig waren, wurde doch deutlich, dass bei den Archivaren eine gewisse Kompromissbereitschaft entstehen sollte, die insbesondere im Konfliktfall zwischen archivwissenschaftlicher Dogmatik und der mit den heutigen Möglichkeiten der Informationstechnik und Software zu erreichenden Umsetzbarkeit vorteilhaft sein könnte. Dabei blieben unverrückbare Anforderungen kompromisslos aufrechtzuerhalten, insbesondere, wenn es um rechtliche Vorgaben wie zum Beispiel des Daten- oder Persönlichkeitsschutz geht. Luciana Duranti ging in ihrem Vortrag auf das Problem der Vertrauenswürdigkeit digitaler Archivalien ein und beleuchtete Fragen der Sicherstellung von Authentizität und Vertrauenswürdigkeit im digitalen Archiv. Bezug nehmend auf das InterPares Trust Projekt ging sie auf die Vertrauenswürdigkeit von Archivierung in der „Cloud“, also in unterschiedlich gestalteten webbasierten Speicherverfahren bei Drittanbietern ein. Es wurde sowohl hier als auch aus den Ergebnissen weiterer Referenten klar, dass ohne eindeutige und verbindliche Vorgaben der Archivare an solche Dritte eine Cloudarchivierung den Grundsätzen authentischer Überlieferungsbildung nicht oder wenigstens nicht nachprüfbar entsprechen kann.
Gravan McCarthy konzentrierte sich in seinem Beitrag auf den deskriptiven Standard EAC und stellte das Projekt „Find and Connect“ der australischen Regierung vor. Darin wird EAC nicht mehr nur zur Beschreibung von Überlieferungsbildnern, sondern generell zur Beschreibung von Entitäten genutzt, d.h. für Akteure ebenso wie zum Beispiel auch für Events. Karsten Kühnel veranschaulichte die Bedeutung der Beschreibung von Funktionen in einem Erschließungssystem, das Beziehungen und Beziehungsgemeinschaften zur Grundlage virtueller Bestandsbildung macht, und bemängelte dabei das Fehlen eines EAC-F-Profils, um Funktionen analog zum ISDF-Standard in einem digitalen Austauschformat beschreiben zu können.
Mit der archivischen Erschließung befasste sich auch Geoffrey Yeo, der nach einem Wandel der Möglichkeiten fragte, die Archivare in einer digitalen Umgebung zur Erhebung von Erschließungsinformation haben. Dabei kam er zu dem Schluss, dass die Fülle der während des administrativen Bearbeitungsprozesses entstehenden deskriptiven, aber auch präservativen Metadaten bei entsprechender Standardisierung im vorarchivischen Bereich einfach nur automatisch abgeschöpft werden könnten und damit die Erschließungstätigkeit in den Archiven langfristig spürbar entlastet würde. Bemerkenswert war sein Hinweis, dass dann möglicherweise mehr Zeit auf die Auswertung von Archivgut und auf die Erstellung sachthematischer oder projektbezogener Inventare verwandt werden könnte.
Eine Reihe von Beitragen befasste sich mit den Beziehungen zwischen der Anwendung von Social Media und der Archivierung von Social Media Records. Schwierig erschien in diesem Zusammenhang überhaupt die korrekte Verwendung des Begriffs „Records“. Es zeigte sich in der Diskussion, wie wichtig es ist, neben oder besser vor der Untersuchung über Möglichkeiten der Archivierung eine wenigstens abschätzende Bewertung vorzunehmen und die Funktion der Social Media Applikation in der eigenen Institution bzw. in den vom Archiv zu betreuenden Institutionen zu analysieren. In sehr vielen Fällen erscheint die institutionelle Social Media-Nutzung nicht zentraler Ausfluss einer Aufgabenwahrnehmung der Institution zu sein.
Wegen ihrer besonderen Thematik in dieser vorläufigen Zusammenfassung der Konferenz noch herauszuhebende Beiträge waren die von Jay Gaidmore über die Behandlung von Akten studentischer Organisationen, von Laura Jackson über die Archivierung und Auswertbarkeit von E-Mail-Accounts hinsichtlich ihrer Aussagekraft in Bezug auf die Aktenüberlieferung einer Provenienzstelle sowie der Beitrag von Ruth Frendo, die die unterschiedlichen methodischen Anforderungen in wissenschaftlichen Institutionen mit speziellen Mandaten verdeutlichte, die zu einer unterschiedlichen Beurteilung von Signifikanz von Inhalts- und Kontextinformation führen können.
Die nächste SUV-Konferenz wird im Juli 2014 in Paris stattfinden. Der Call for Papers wird bereits in wenigen Wochen auf der Sektionswebsite http://www.library.illinois.edu/ica-suv/index.php veröffentlicht werden.
Es folgt eine vorläufige Zusammenfassung, die sich auf einige wesentliche Konferenzgegenstände beschränkt und diese schlaglichtartig beleuchtet
Eine der Fragen, die sich explizit oder implizit wie ein roter Faden durch die Vorträge zog, war die nach der Rolle von Standards in der digitalen Archivierung und in der Auswertung digitaler Unterlagen in archivbezogenen Onlineangeboten, der sich als erster explizit Alan Bell in seinem Beitrag über die andauernde Relevanz professioneller Rahmenvorgaben in einer vernetzten Welt stellte.
Wenngleich sich die Teilnehmer über die grundsätzliche Bedeutung der jeweils im einzelnen einschlägigen Standards weitestgehend einig waren, wurde doch deutlich, dass bei den Archivaren eine gewisse Kompromissbereitschaft entstehen sollte, die insbesondere im Konfliktfall zwischen archivwissenschaftlicher Dogmatik und der mit den heutigen Möglichkeiten der Informationstechnik und Software zu erreichenden Umsetzbarkeit vorteilhaft sein könnte. Dabei blieben unverrückbare Anforderungen kompromisslos aufrechtzuerhalten, insbesondere, wenn es um rechtliche Vorgaben wie zum Beispiel des Daten- oder Persönlichkeitsschutz geht. Luciana Duranti ging in ihrem Vortrag auf das Problem der Vertrauenswürdigkeit digitaler Archivalien ein und beleuchtete Fragen der Sicherstellung von Authentizität und Vertrauenswürdigkeit im digitalen Archiv. Bezug nehmend auf das InterPares Trust Projekt ging sie auf die Vertrauenswürdigkeit von Archivierung in der „Cloud“, also in unterschiedlich gestalteten webbasierten Speicherverfahren bei Drittanbietern ein. Es wurde sowohl hier als auch aus den Ergebnissen weiterer Referenten klar, dass ohne eindeutige und verbindliche Vorgaben der Archivare an solche Dritte eine Cloudarchivierung den Grundsätzen authentischer Überlieferungsbildung nicht oder wenigstens nicht nachprüfbar entsprechen kann.
Gravan McCarthy konzentrierte sich in seinem Beitrag auf den deskriptiven Standard EAC und stellte das Projekt „Find and Connect“ der australischen Regierung vor. Darin wird EAC nicht mehr nur zur Beschreibung von Überlieferungsbildnern, sondern generell zur Beschreibung von Entitäten genutzt, d.h. für Akteure ebenso wie zum Beispiel auch für Events. Karsten Kühnel veranschaulichte die Bedeutung der Beschreibung von Funktionen in einem Erschließungssystem, das Beziehungen und Beziehungsgemeinschaften zur Grundlage virtueller Bestandsbildung macht, und bemängelte dabei das Fehlen eines EAC-F-Profils, um Funktionen analog zum ISDF-Standard in einem digitalen Austauschformat beschreiben zu können.
Mit der archivischen Erschließung befasste sich auch Geoffrey Yeo, der nach einem Wandel der Möglichkeiten fragte, die Archivare in einer digitalen Umgebung zur Erhebung von Erschließungsinformation haben. Dabei kam er zu dem Schluss, dass die Fülle der während des administrativen Bearbeitungsprozesses entstehenden deskriptiven, aber auch präservativen Metadaten bei entsprechender Standardisierung im vorarchivischen Bereich einfach nur automatisch abgeschöpft werden könnten und damit die Erschließungstätigkeit in den Archiven langfristig spürbar entlastet würde. Bemerkenswert war sein Hinweis, dass dann möglicherweise mehr Zeit auf die Auswertung von Archivgut und auf die Erstellung sachthematischer oder projektbezogener Inventare verwandt werden könnte.
Eine Reihe von Beitragen befasste sich mit den Beziehungen zwischen der Anwendung von Social Media und der Archivierung von Social Media Records. Schwierig erschien in diesem Zusammenhang überhaupt die korrekte Verwendung des Begriffs „Records“. Es zeigte sich in der Diskussion, wie wichtig es ist, neben oder besser vor der Untersuchung über Möglichkeiten der Archivierung eine wenigstens abschätzende Bewertung vorzunehmen und die Funktion der Social Media Applikation in der eigenen Institution bzw. in den vom Archiv zu betreuenden Institutionen zu analysieren. In sehr vielen Fällen erscheint die institutionelle Social Media-Nutzung nicht zentraler Ausfluss einer Aufgabenwahrnehmung der Institution zu sein.
Wegen ihrer besonderen Thematik in dieser vorläufigen Zusammenfassung der Konferenz noch herauszuhebende Beiträge waren die von Jay Gaidmore über die Behandlung von Akten studentischer Organisationen, von Laura Jackson über die Archivierung und Auswertbarkeit von E-Mail-Accounts hinsichtlich ihrer Aussagekraft in Bezug auf die Aktenüberlieferung einer Provenienzstelle sowie der Beitrag von Ruth Frendo, die die unterschiedlichen methodischen Anforderungen in wissenschaftlichen Institutionen mit speziellen Mandaten verdeutlichte, die zu einer unterschiedlichen Beurteilung von Signifikanz von Inhalts- und Kontextinformation führen können.
Die nächste SUV-Konferenz wird im Juli 2014 in Paris stattfinden. Der Call for Papers wird bereits in wenigen Wochen auf der Sektionswebsite http://www.library.illinois.edu/ica-suv/index.php veröffentlicht werden.
Kühnel Karsten - am Samstag, 29. Juni 2013, 06:50 - Rubrik: Universitaetsarchive
KlausGraf meinte am 2013/07/06 16:41:
Ausführlicher Bericht
http://archive20.hypotheses.org/743