Eva Klingler: Blaublut. Ein badischer Krimi. Karlsruhe: G. Braun 2008. 285 S. 9,90 EUR. ISBN 978-3-7650-8377-8
Normalerweise besprechen wir hier keine Krimis, aber da Eva Klingler den Karlsruher Handschriftenstreit in ihr Buch eingearbeitet hat, machen wir gern eine Ausnahme.
Ehrensache, dass wir nicht die Handlung verraten. Die Ahnenforscherin und Hobby-Detektivin Maren Mainhardt, Heldin früherer Klingler-Krimis, muss, um den Mord an Irma Löber, einer älteren Witwe, aufzuklären, sich mit den Baden-Fanatikern des (fiktiven) Vereins "Badische Freiheit", dem Kraichgau-Adel (ansässig im fiktiven Schloss Weißenberg bei Bretten) und der Grablege des Hauses Baden in Pforzheim beschäftigen. Natürlich steht im Hintergrund das Kaspar-Hauser-Problem, das aber die Autorin klugerweise offen lässt.
Der Handschriftenstreit wird Maren von einem Antiquar Theo aus der Karlsruher Südstadt während eines Langschläferfrühstücks im Novotol erzählt (S. 148-150). Auch das Generallandesarchiv wird in die Handlung verwoben: Theo empört sich darüber, dass die Benutzung des Familienarchivs der Badener nach "Gutsherrenart" erlaubt oder verwehrt werden kann (S. 178). Mir wurde sie bekanntlich verwehrt:
http://archiv.twoday.net/stories/3003267/
"Wir sind heute hier", begann Theo feierlich, "um einen Aufruf an das Landesarchiv zu starten, das Archivgut, welches sich unstreitig im rechtmäßigen Eigentum des Hauses Baden befindet, zu einem realistischen Preis zu kaufen, um unschöne Auswüchse wie letztes Jahr rund um die Handschriften zu vermeiden [...]"
Eine nur zu berechtigte Forderung der Romanfigur!
Siehe dazu http://archiv.twoday.net/stories/2890191/
Besonders realistisch ist die Darstellung des GLAK-Lesesaals S. 191 nicht. Dort findet man bestimmt keinen Reclams Kunstführer.
Ein Klischee-Zitat über das GLAK habe ich bereits früher zitiert: http://archiv.twoday.net/stories/4808043/
Geschildert wird sodann ein Besuch der Detektivin bei dem sympathischen GLAK-Archivar Dr. Jacobs (S. 212-214), der ihr leider nichts über die Kindersärge der Pforzheimer Grablege erzählen kann (er erinnert mich ein wenig an Dr. Krimm) und ihr die Tür zum Familienarchiv zeigt.
Unsympathisch wird dagegen der fiktive Pforzheimer Archivar Dr. Reiser dargestellt (S. 198-202).
Das Buch ist sicher kein literarisches Meisterwerk, aber wer einen flott geschriebenen Regional-Krimi mit viel Name-Dropping zur badischen Geschichte lesen möchte, wird nicht schlecht bedient. Die schnoddrige Ich-Erzählerin lässt gelegentliches Knirschen in der Konstruktion vergessen, denn der Autorin gelingen immer wieder amüsante Formulierungen:
Baden-Baden löst bei mir immer einen Reflex aus: Mich elegant anzuziehen und dekorativ zu schminken sowie meinen Goldschmuck aus der halb verstaubten Schatulle unter dem Schreibtisch herauszuholen. Ich verteilte Parfüm an strategischen Punkten meines Körpers, auch hinter meinem Ohr. Man konnte ja nie wissen, was an einem Montagabend alles passieren würde.
Klappentext:
http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-7650-8377-8
Normalerweise besprechen wir hier keine Krimis, aber da Eva Klingler den Karlsruher Handschriftenstreit in ihr Buch eingearbeitet hat, machen wir gern eine Ausnahme.
Ehrensache, dass wir nicht die Handlung verraten. Die Ahnenforscherin und Hobby-Detektivin Maren Mainhardt, Heldin früherer Klingler-Krimis, muss, um den Mord an Irma Löber, einer älteren Witwe, aufzuklären, sich mit den Baden-Fanatikern des (fiktiven) Vereins "Badische Freiheit", dem Kraichgau-Adel (ansässig im fiktiven Schloss Weißenberg bei Bretten) und der Grablege des Hauses Baden in Pforzheim beschäftigen. Natürlich steht im Hintergrund das Kaspar-Hauser-Problem, das aber die Autorin klugerweise offen lässt.
Der Handschriftenstreit wird Maren von einem Antiquar Theo aus der Karlsruher Südstadt während eines Langschläferfrühstücks im Novotol erzählt (S. 148-150). Auch das Generallandesarchiv wird in die Handlung verwoben: Theo empört sich darüber, dass die Benutzung des Familienarchivs der Badener nach "Gutsherrenart" erlaubt oder verwehrt werden kann (S. 178). Mir wurde sie bekanntlich verwehrt:
http://archiv.twoday.net/stories/3003267/
"Wir sind heute hier", begann Theo feierlich, "um einen Aufruf an das Landesarchiv zu starten, das Archivgut, welches sich unstreitig im rechtmäßigen Eigentum des Hauses Baden befindet, zu einem realistischen Preis zu kaufen, um unschöne Auswüchse wie letztes Jahr rund um die Handschriften zu vermeiden [...]"
Eine nur zu berechtigte Forderung der Romanfigur!
Siehe dazu http://archiv.twoday.net/stories/2890191/
Besonders realistisch ist die Darstellung des GLAK-Lesesaals S. 191 nicht. Dort findet man bestimmt keinen Reclams Kunstführer.
Ein Klischee-Zitat über das GLAK habe ich bereits früher zitiert: http://archiv.twoday.net/stories/4808043/
Geschildert wird sodann ein Besuch der Detektivin bei dem sympathischen GLAK-Archivar Dr. Jacobs (S. 212-214), der ihr leider nichts über die Kindersärge der Pforzheimer Grablege erzählen kann (er erinnert mich ein wenig an Dr. Krimm) und ihr die Tür zum Familienarchiv zeigt.
Unsympathisch wird dagegen der fiktive Pforzheimer Archivar Dr. Reiser dargestellt (S. 198-202).
Das Buch ist sicher kein literarisches Meisterwerk, aber wer einen flott geschriebenen Regional-Krimi mit viel Name-Dropping zur badischen Geschichte lesen möchte, wird nicht schlecht bedient. Die schnoddrige Ich-Erzählerin lässt gelegentliches Knirschen in der Konstruktion vergessen, denn der Autorin gelingen immer wieder amüsante Formulierungen:
Baden-Baden löst bei mir immer einen Reflex aus: Mich elegant anzuziehen und dekorativ zu schminken sowie meinen Goldschmuck aus der halb verstaubten Schatulle unter dem Schreibtisch herauszuholen. Ich verteilte Parfüm an strategischen Punkten meines Körpers, auch hinter meinem Ohr. Man konnte ja nie wissen, was an einem Montagabend alles passieren würde.
Klappentext:
http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-7650-8377-8