Zuletzt verwiesen wir darauf, dass in Freidok, dem Freiburger Hochschulschriftenserver, nicht wenige Wikipedia-Zitate zu finden sind:
http://archiv.twoday.net/stories/5047438/
Eine neue US-Studie belegt, dass auch in JSTOR und MUSE Wikipedia immer häufiger zitiert wird:
http://digitalscholarship.wordpress.com/2008/09/01/is-wikipedia-becoming-a-respectable-academic-source/
Haber referiert in seinem Beitrag
http://weblog.histnet.ch/archives/1391
zwar die Kritikpunkte am Wikipedia-Zitieren, nicht aber die Gegenargumente von Lisa Spiro.
"Erstens sollten wissenschaftliche Texte nicht auf Lexika-Artikel basieren, zweitens ist Wikipedia zu instabil, um in einer wissenschaftlichen Arbeit zitiert werden zu können, drittens kann man den Informationen in Wikipedia nicht trauen, da auch anonyme Autoren ohne Fachwissen in Wikipedia schreiben können und viertens fehle es Wikipedia-Artikeln an einer Qualitätssicherung, da sie kein Peer-Review-Verfahren zu durchlaufen haben."
Meine Gegenargumente, die sich teilweise mit denen von Spiro decken.
Ad 1:
Selbstverständlich sind spezielle Nachschlagewerke wie das Verfasserlexikon oder die Enzyklopädie der Neuzeit zitierfähig. Wenn die Wikipedia in einem Artikel das Niveau eines solchen Standardwerks erreicht oder übertrifft (und das ist in manchen Gebieten bei vielen Artikeln der Fall), spricht nichts gegen ein Zitat. Die Wikipedia war schon immer etwas anderes als ein allgemeines Konversationslexikon.
Ad 2:
Artikel Felix Fabri. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Juli 2008, 09:16 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Felix_Fabri&oldid=48928804 (Abgerufen: 8. September 2008, 21:42 UTC)
Langt das?
Ad 3:
Entscheidend ist die Qualität des einzelnen Artikels. Viele namhafte Fachleute schreiben an der Wikipedia mit.
Ad 4:
Bei den zitierfähigen gedruckten Nachschlagewerken, an denen ich mitgearbeitet habe, gab es auch kein Peer Review im Sinne einer unabhängigen Begutachtung. Die jeweiligen Redakteure haben mehr oder minder intensiv den Text umgestaltet. In der Wikipedia gibt es keine Redakteure, aber andere Mitarbeiter, die hohe Qualitätsstandards haben und ebenso engagiert redigieren. Richtig ist, dass die Wikipedia zu riesig geworden ist, als dass die vergleichsweise überschaubare Zahl der "Qualitätssicherer" nachkommen könnten.
Spiro: "If scholars carefully evaluate a Wikipedia article’s accuracy, I don’t think there should be any shame in citing it." Das ist exakt meine Position.
Sollen aber Studierende die Wikipedia in Hausarbeiten zitieren dürfen? In meinen eigenen Lehrveranstaltungen plädiere ich dafür, eine äußerst kritische Prüfung vorzunehmen, bevor man die Wikipedia zitiert. 95-99 % aller Artikel sind definitiv nicht zitierfähig.
Studierende lernen mehr, wenn man sie zu strikter quellenkritischer Arbeit anhält, auch wenn daraus womöglich - horribile dictu - ein Wikipedia-Zitat in einer akademischen Hausarbeit resultiert.
* Natürlich darf die Wikipedia zitiert werden, wenn sie Gegenstand der Auseinandersetzung ist (etwa um die erstaunliche Tatsache zu belegen, wie verbreitet noch heute die Rüxner'schen Fälschungen sind:
http://archiv.twoday.net/stories/5069417/ )
* Natürlich darf sie zitiert werden, wenn sie eine besonders prägnante Definition oder eine andere Formulierung bietet. Insbesondere Richter schlagen gern in der Wikipedia nach, wenn sie eine gängige Begriffsbestimmung suchen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikipedia_als_Quelle_f%C3%BCr_Gerichte
* Natürlich darf sie zitiert werden, wenn sie Informationen bietet, die in westlichen Sprachen, deren Kenntnis bei Studierenden vorausgesetzt werden darf (Englisch, Französisch), sonst nicht mit zumutbarem Aufwand zu erhalten sind. Voraussetzung ist, dass keine Anhaltspunkte für unseriöse Darstellung gegeben ist.
Wenn es um finnische Militärgeschichte des 20. Jahrhunderts geht, wird man Studierenden kaum verbieten können, etwa den als "exzellent" von der Community bewerteten Artikel über die Ostkriegszüge zu zitieren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Finnische_Ostkriegsz%C3%BCge_1918%E2%80%931920
Darauf wird man sicher allein keine Seminararbeit stützen können und dürfen, aber im Zusammenspiel mit anderen Quellen kann der Artikel zitierfähig sein.
Gleiches gilt generell, wenn bestimmte seriös anmutende Informationen nicht mit zumutbarem Aufwand oder in der gesetzten Frist (z.B. durch Auslandsfernleihe) zu beschaffen sind.
Dies soll keine erschöpfende Liste sein, aber sie kann verdeutlichen, dass es gute Gründe geben kann, die Wikipedia auch in Hausarbeiten anzuführen. Nichts gegen einen strengen Maßstab, aber alles gegen einen unreflektierten Zitierbann!
http://archiv.twoday.net/stories/5047438/
Eine neue US-Studie belegt, dass auch in JSTOR und MUSE Wikipedia immer häufiger zitiert wird:
http://digitalscholarship.wordpress.com/2008/09/01/is-wikipedia-becoming-a-respectable-academic-source/
Haber referiert in seinem Beitrag
http://weblog.histnet.ch/archives/1391
zwar die Kritikpunkte am Wikipedia-Zitieren, nicht aber die Gegenargumente von Lisa Spiro.
"Erstens sollten wissenschaftliche Texte nicht auf Lexika-Artikel basieren, zweitens ist Wikipedia zu instabil, um in einer wissenschaftlichen Arbeit zitiert werden zu können, drittens kann man den Informationen in Wikipedia nicht trauen, da auch anonyme Autoren ohne Fachwissen in Wikipedia schreiben können und viertens fehle es Wikipedia-Artikeln an einer Qualitätssicherung, da sie kein Peer-Review-Verfahren zu durchlaufen haben."
Meine Gegenargumente, die sich teilweise mit denen von Spiro decken.
Ad 1:
Selbstverständlich sind spezielle Nachschlagewerke wie das Verfasserlexikon oder die Enzyklopädie der Neuzeit zitierfähig. Wenn die Wikipedia in einem Artikel das Niveau eines solchen Standardwerks erreicht oder übertrifft (und das ist in manchen Gebieten bei vielen Artikeln der Fall), spricht nichts gegen ein Zitat. Die Wikipedia war schon immer etwas anderes als ein allgemeines Konversationslexikon.
Ad 2:
Artikel Felix Fabri. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Juli 2008, 09:16 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Felix_Fabri&oldid=48928804 (Abgerufen: 8. September 2008, 21:42 UTC)
Langt das?
Ad 3:
Entscheidend ist die Qualität des einzelnen Artikels. Viele namhafte Fachleute schreiben an der Wikipedia mit.
Ad 4:
Bei den zitierfähigen gedruckten Nachschlagewerken, an denen ich mitgearbeitet habe, gab es auch kein Peer Review im Sinne einer unabhängigen Begutachtung. Die jeweiligen Redakteure haben mehr oder minder intensiv den Text umgestaltet. In der Wikipedia gibt es keine Redakteure, aber andere Mitarbeiter, die hohe Qualitätsstandards haben und ebenso engagiert redigieren. Richtig ist, dass die Wikipedia zu riesig geworden ist, als dass die vergleichsweise überschaubare Zahl der "Qualitätssicherer" nachkommen könnten.
Spiro: "If scholars carefully evaluate a Wikipedia article’s accuracy, I don’t think there should be any shame in citing it." Das ist exakt meine Position.
Sollen aber Studierende die Wikipedia in Hausarbeiten zitieren dürfen? In meinen eigenen Lehrveranstaltungen plädiere ich dafür, eine äußerst kritische Prüfung vorzunehmen, bevor man die Wikipedia zitiert. 95-99 % aller Artikel sind definitiv nicht zitierfähig.
Studierende lernen mehr, wenn man sie zu strikter quellenkritischer Arbeit anhält, auch wenn daraus womöglich - horribile dictu - ein Wikipedia-Zitat in einer akademischen Hausarbeit resultiert.
* Natürlich darf die Wikipedia zitiert werden, wenn sie Gegenstand der Auseinandersetzung ist (etwa um die erstaunliche Tatsache zu belegen, wie verbreitet noch heute die Rüxner'schen Fälschungen sind:
http://archiv.twoday.net/stories/5069417/ )
* Natürlich darf sie zitiert werden, wenn sie eine besonders prägnante Definition oder eine andere Formulierung bietet. Insbesondere Richter schlagen gern in der Wikipedia nach, wenn sie eine gängige Begriffsbestimmung suchen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikipedia_als_Quelle_f%C3%BCr_Gerichte
* Natürlich darf sie zitiert werden, wenn sie Informationen bietet, die in westlichen Sprachen, deren Kenntnis bei Studierenden vorausgesetzt werden darf (Englisch, Französisch), sonst nicht mit zumutbarem Aufwand zu erhalten sind. Voraussetzung ist, dass keine Anhaltspunkte für unseriöse Darstellung gegeben ist.
Wenn es um finnische Militärgeschichte des 20. Jahrhunderts geht, wird man Studierenden kaum verbieten können, etwa den als "exzellent" von der Community bewerteten Artikel über die Ostkriegszüge zu zitieren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Finnische_Ostkriegsz%C3%BCge_1918%E2%80%931920
Darauf wird man sicher allein keine Seminararbeit stützen können und dürfen, aber im Zusammenspiel mit anderen Quellen kann der Artikel zitierfähig sein.
Gleiches gilt generell, wenn bestimmte seriös anmutende Informationen nicht mit zumutbarem Aufwand oder in der gesetzten Frist (z.B. durch Auslandsfernleihe) zu beschaffen sind.
Dies soll keine erschöpfende Liste sein, aber sie kann verdeutlichen, dass es gute Gründe geben kann, die Wikipedia auch in Hausarbeiten anzuführen. Nichts gegen einen strengen Maßstab, aber alles gegen einen unreflektierten Zitierbann!