"Prayerbook on the Passion of Christ, in German. Illustrated manuscript on paper, signed and dated by the monogrammist I + E. Germany, Swabia, 1517. 36 leaves, 155 x 85 mm, 66 pen-and-ink drawings coloured with washes. This abundantly illustrated prayerbook was commissioned by Magdalena countess of Montfort, née Oettingen (1473-1525), whose coat-of-arms figures together with that of her second husband on the last page of the manuscript. So der Katalog von Jörn Guenther (PDF) mit falschem Datum. 1518 ist richtig, wie auch dem Katalog zur Stuttgarter Antiquariatsmesse zu entnehmen ist: Dt. Gebetbuch zur Passionsandacht für Gräfin Magdalena von Montfort zu Tettnang, geb. von Oettingen. Illustrierte Handschrift auf Papier, Schwaben, dat. 1518 u. sig. vom Monogrammisten I + E. Ca. 85 x 155 mm, 36 Bll., vollständig.
Die skandalöse Provenienz des Stücks geht aus dem Buch von Ulrich Merkl, Buchmalerei in Bayern, 1999, S. 287 Anm. 47 hervor: Schloss Harburg, Oettingische Bibliothek III. 2.8°.39 (1518, Monogrammist I+E mit Hinweis auf den Band Buchmalerei im Bodenseeraum, 1997, S. 151). Sind denn die Harburger Handschriften nicht alle in Augsburg, wird nun der eine oder andere fragen. Nein, die für die Hausgeschichte bedeutenden Handschriften und Drucke wurden nicht an den Freistaat verkauft. Aber nun scheint der Fürst, der auch sonst sein Kulturgut verscherbelt, auch diese Cimelien auf den Markt bringen zu wollen (wenn er es nicht schon getan hat). Unter den Beständen der Oettingischen Bibliothek befindet (befand?) sich übrigens auch ein Exemplar von Lirers Chronik.
Nachtrag: Den ersten mir bekannten Hinweis auf das Stück gab Peter Ochsenbein (Montfort 34, 1982, auch online, 346 A. 49): deutsche Bearbeitung von Jordans von Quedlinburg “Articuli LXV de passione Domini”. Bernd Konrad in: Buchmalerei im Bodenseeraum 1997, 151 stellte die Handschrift eng zu den Werken des “Meisters des Talheimer Altars”."
Das schrieb ich am 28. August 2005 in netbib:
http://log.netbib.de/archives/2005/08/28/mehr-zum-kotzen-ausverkauf-in-harburg/
Die gleiche Dame besaß ein - von der kunsthistorischen Forschung anscheinend übersehenes - anderes Gebetbuch (von 1501?), das noch heute dem Stift Seitenstetten in Österreich gehört (obwohl dieses in der Zwischenkriegszeit sehr viele Handschriften verkauft hat):
http://www.handschriftencensus.de/9630
http://www.ksbm.oeaw.ac.at/seit/inv/seitenstetten_inventar.pdf
Nach Wolkan S. 187
http://www.klosterbibliotheken.at/texte/wolkan_handschriften_III.pdf
"mit vielen Bildern". CfB 1895, S. 47 http://tinyurl.com/muaudw nennt naturalistische Blumenmalereien.
Magdelena besaß auch den Cgm 3944:
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0189_a479_jpg.htm
und die Gebetbücher
Wien Cod. 2748
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0750a_b0258_jpg.htm
Abb.
http://www.aeiou.at/aeiou.history.id_ko.i7.i3
Nürnberg, GNM 1737 (1515)
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0058_b029_jpg.htm
Merkl S. 286-288 Nr. 9 konnte dieses Gebetbuch der Werkstatt von Nikolaus Bertschi zuweisen, der für das gleiche Paar Graf Ulrich VII. und Magdalena auch Nürnberg GNM Hs. 4752a (lateinisches Stundenbuchfragment um 1515) schuf (Merkl S. 288 Nr. 10):
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0060_c043_JPG.htm
Karl Heinz Burmeister hat Magdalena eine kurze Biographie gewidmet: Die Grafen von Montfort, Konstanz 1996, S. 279-285 [Erstdruck: Familie, Frömmigkeit und Politik : die Gräfin Magdalena von Montfort (1473-1525)]. Auf dem Annenaltar Bernhard Strigels aus der Tettnanger Annakapelle (Schloss Harburg) ist sie als Stifterin mit einem aufgeschlagenen Gebetbuch dargestellt.
S.a. http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Magdalena_von_Öttingen.jpg
***
Zu den vorangegangenen Kulturgutverkäufen der Oettinger meldete ich 2003:
http://log.netbib.de/archives/2003/09/25/haus-ttingen-wallerstein-verscherbelt-kunstschtze/
"Glimpflich ging ein Verfahren vor dem AG Nördlingen wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung (§ 304 StGB) für Fürst Eugen Moritz von Oettingen-Wallerstein aus, da dieser den Vorwurf, er habe denkmalgeschütztes Kircheninventar der Kirche des an eine Sekte verkauften ehemaligen Klosters Zimmern entfernt, eingeräumt hatte. Das Verfahren wurde gegen eine Geldbuße von 20.000 Euro eingestellt, meldet die SZ (Danke an St. Marra!) und berichtet zugleich von heimlichen Kulturgutverkäufen (der Vorfahr Fürst-Proletarier würd’ sich schämen!): Mit der gerichtlichen Einstellung ist der Konflikt freilich noch nicht beigelegt. Denn die Glaubensgemeinschaft “Zwölf Stämme” will das Inventar nicht mehr in ihre Kirche aufnehmen. Zwar hat das Landratsamt schon im Vorfeld des Prozesses eine so genannte Duldungsanordnung erlassen, doch dagegen haben die neuen Besitzer bei Gericht Widerspruch eingelegt. Und zu allem Unglück scheinen vier Epitaphe, die als Grabplatten im Kircheninneren eingemauert waren, auf Dauer verschwunden. Die beiden Anwälte des Fürsten gaben bekannt, sie seien verkauft worden und nicht mehr beizubringen. Wie am Rande des Prozesses bekannt wurde, hat das Fürstenhaus in den zurückliegenden Jahren auch einige Kunstschätze aus der Harburg verkauft, ohne das dies für Schlagzeilen sorgte. So kaufte das Bistum Eichstätt einen gewebten Bilderteppich aus der Karolingerzeit ab. Ein Elfenbeinkreuz ging an das Bistum Köln."
***
Nachtrag:
Das ehemals Harburger Gebetbuch nun:
http://www.handschriftencensus.de/21889
Nachtrag 2011: Das Gebetbuch wurde offenbar im Handel erworben, 1943 kam es bei Karl und Faber zum Aufruf:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/karl_und_faber1943_09_21/0012
Handschrift der Beatrix von Montfort geb. von Helfenstein
http://archiv.twoday.net/stories/55772485/
#forschung
Die skandalöse Provenienz des Stücks geht aus dem Buch von Ulrich Merkl, Buchmalerei in Bayern, 1999, S. 287 Anm. 47 hervor: Schloss Harburg, Oettingische Bibliothek III. 2.8°.39 (1518, Monogrammist I+E mit Hinweis auf den Band Buchmalerei im Bodenseeraum, 1997, S. 151). Sind denn die Harburger Handschriften nicht alle in Augsburg, wird nun der eine oder andere fragen. Nein, die für die Hausgeschichte bedeutenden Handschriften und Drucke wurden nicht an den Freistaat verkauft. Aber nun scheint der Fürst, der auch sonst sein Kulturgut verscherbelt, auch diese Cimelien auf den Markt bringen zu wollen (wenn er es nicht schon getan hat). Unter den Beständen der Oettingischen Bibliothek befindet (befand?) sich übrigens auch ein Exemplar von Lirers Chronik.
Nachtrag: Den ersten mir bekannten Hinweis auf das Stück gab Peter Ochsenbein (Montfort 34, 1982, auch online, 346 A. 49): deutsche Bearbeitung von Jordans von Quedlinburg “Articuli LXV de passione Domini”. Bernd Konrad in: Buchmalerei im Bodenseeraum 1997, 151 stellte die Handschrift eng zu den Werken des “Meisters des Talheimer Altars”."
Das schrieb ich am 28. August 2005 in netbib:
http://log.netbib.de/archives/2005/08/28/mehr-zum-kotzen-ausverkauf-in-harburg/
Die gleiche Dame besaß ein - von der kunsthistorischen Forschung anscheinend übersehenes - anderes Gebetbuch (von 1501?), das noch heute dem Stift Seitenstetten in Österreich gehört (obwohl dieses in der Zwischenkriegszeit sehr viele Handschriften verkauft hat):
http://www.handschriftencensus.de/9630
http://www.ksbm.oeaw.ac.at/seit/inv/seitenstetten_inventar.pdf
Nach Wolkan S. 187
http://www.klosterbibliotheken.at/texte/wolkan_handschriften_III.pdf
"mit vielen Bildern". CfB 1895, S. 47 http://tinyurl.com/muaudw nennt naturalistische Blumenmalereien.
Magdelena besaß auch den Cgm 3944:
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0189_a479_jpg.htm
und die Gebetbücher
Wien Cod. 2748
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0750a_b0258_jpg.htm
Abb.
http://www.aeiou.at/aeiou.history.id_ko.i7.i3
Nürnberg, GNM 1737 (1515)
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0058_b029_jpg.htm
Merkl S. 286-288 Nr. 9 konnte dieses Gebetbuch der Werkstatt von Nikolaus Bertschi zuweisen, der für das gleiche Paar Graf Ulrich VII. und Magdalena auch Nürnberg GNM Hs. 4752a (lateinisches Stundenbuchfragment um 1515) schuf (Merkl S. 288 Nr. 10):
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0060_c043_JPG.htm
Karl Heinz Burmeister hat Magdalena eine kurze Biographie gewidmet: Die Grafen von Montfort, Konstanz 1996, S. 279-285 [Erstdruck: Familie, Frömmigkeit und Politik : die Gräfin Magdalena von Montfort (1473-1525)]. Auf dem Annenaltar Bernhard Strigels aus der Tettnanger Annakapelle (Schloss Harburg) ist sie als Stifterin mit einem aufgeschlagenen Gebetbuch dargestellt.
S.a. http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Magdalena_von_Öttingen.jpg
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Zu den vorangegangenen Kulturgutverkäufen der Oettinger meldete ich 2003:
http://log.netbib.de/archives/2003/09/25/haus-ttingen-wallerstein-verscherbelt-kunstschtze/
"Glimpflich ging ein Verfahren vor dem AG Nördlingen wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung (§ 304 StGB) für Fürst Eugen Moritz von Oettingen-Wallerstein aus, da dieser den Vorwurf, er habe denkmalgeschütztes Kircheninventar der Kirche des an eine Sekte verkauften ehemaligen Klosters Zimmern entfernt, eingeräumt hatte. Das Verfahren wurde gegen eine Geldbuße von 20.000 Euro eingestellt, meldet die SZ (Danke an St. Marra!) und berichtet zugleich von heimlichen Kulturgutverkäufen (der Vorfahr Fürst-Proletarier würd’ sich schämen!): Mit der gerichtlichen Einstellung ist der Konflikt freilich noch nicht beigelegt. Denn die Glaubensgemeinschaft “Zwölf Stämme” will das Inventar nicht mehr in ihre Kirche aufnehmen. Zwar hat das Landratsamt schon im Vorfeld des Prozesses eine so genannte Duldungsanordnung erlassen, doch dagegen haben die neuen Besitzer bei Gericht Widerspruch eingelegt. Und zu allem Unglück scheinen vier Epitaphe, die als Grabplatten im Kircheninneren eingemauert waren, auf Dauer verschwunden. Die beiden Anwälte des Fürsten gaben bekannt, sie seien verkauft worden und nicht mehr beizubringen. Wie am Rande des Prozesses bekannt wurde, hat das Fürstenhaus in den zurückliegenden Jahren auch einige Kunstschätze aus der Harburg verkauft, ohne das dies für Schlagzeilen sorgte. So kaufte das Bistum Eichstätt einen gewebten Bilderteppich aus der Karolingerzeit ab. Ein Elfenbeinkreuz ging an das Bistum Köln."
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Nachtrag:
Das ehemals Harburger Gebetbuch nun:
http://www.handschriftencensus.de/21889
Nachtrag 2011: Das Gebetbuch wurde offenbar im Handel erworben, 1943 kam es bei Karl und Faber zum Aufruf:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/karl_und_faber1943_09_21/0012
Handschrift der Beatrix von Montfort geb. von Helfenstein
http://archiv.twoday.net/stories/55772485/
#forschung