Exposé
" ....Social Networking“ als Herausforderung und Paradigma
1) Web 2.0 und Geschichtswissenschaft – ein komplexer Zusammenhang
Die historische Fachinformatik hat sich in den letzten Jahren verstärkt mit dem Web 2.0 auseinandergesetzt. Die Sektion über „Kollaboratives Schreiben, Lehren und Lernen“ auf der .hist2006-Tagung in Berlin und das Projekt „Zeitgeschichte online – Docupedia“ belegen nachdrücklich, dass eine theoretische Auseinandersetzung und eine methodisch fundierte Erprobung von „kollaborativen Systemen“ Eingang in die Geschichtswissenschaft gefunden haben.
Die Charakteristika der mit dem Begriff Web 2.0 umrissenen Konzeptionen und Internetapplikationen sind nicht exakt festgelegt , jedoch gibt es eine Reihe an „Schlüsselprinzipien“, welche Web 2.0-Anwendungen und die mit ihnen verbundenen Arbeitsweisen beschreiben.
Das Web 2.0 steht „für eine Reihe interaktiver und kollaborativer Elemente des Internets“. Es bezieht sich weniger auf spezifische Technologien oder Innovationen, sondern primär auf eine veränderte Nutzung und Wahrnehmung des Internets. Ein zentraler Aspekt besteht dabei darin, dass die Benutzer Inhalte in quantitativ und qualitativ entscheidendem Maße selbst erstellen und bearbeiten. Individuen vernetzen sich in einer großen Anzahl mit Hilfe sozialer Software untereinander und kommunizieren und kollaborieren auf diese Weise. Web 2.0 bedeutet also, dass sich Individuen mit Hilfe von „kollaborativer Software“ Plattformen im Internet generieren, mit denen sie Inhalte gestalten und so mit anderen Individuen an „gemeinsamen Projekten“ arbeiten und insbesondere kommunikative Komponenten nutzen. Im Kern ist das Web 2.0 demnach ein „Mitmach-Web“.
Das „Mitmach-Web“ beinhaltet zwei Komponenten, welche die Geschichtswissenschaftlich zentral tangieren. Zum einen verortet sich in ihm die Philosophie des „Sharing knowledge“ , welche fundamental für (geschichts-)wissenschaftliche Diskurse ist. Zum anderen aber löst sich in ihm die vormals eindeutige Beziehung zwischen einem Text und seinem Autor auf, Texte erfahren eine stilistische und inhaltliche Dynamik, deren Substanz durch das Regelwerk bestimmt ist, das dem „social network“ gewissermaßen als dessen Verfassung zu Grunde liegt. Kurzum: Der (geschichts-) wissenschaftliche Autor hat in Web 2.0-Plattformen ein grundlegend neuartiges Verhältnis zu den von ihm verfassten wissenschaftlichen Texten einzunehmen.
Web 2.0:
2) Leitfragen der Tagung
Theoretische und methodologische Probleme von „social networks“ in der Geschichtswissenschaft – Vom Nutzen und Nachteil der „social networks“
Konzeption und Implementierung von „social-Software“ in der Geschichtswissenschaft – Erfahrungen und Beispielprojekte
„Knowledge Sharing Using Social Media” als neues Paradigma geschichtswissenschaftlichen Arbeitens?
„Social networks“ als neue Pfade historischen Lernens?"
Programm und Ablauf der Tagung
9. Oktober 2009
14:00 Uhr
Angela Schwarz:
Begrüßung und Eröffnung
14:15 Uhr
Rüdiger Hohls / Jürgen Danyel:
Docupedia-Zeitgeschichte: Werkstattbericht zu einem Web 2.0 Publikationsmodell
15.15 Uhr
Jürgen Beine:
Wikis als Herausforderung für die Geschichtswissenschaft
16.15 Uhr
Kaffeepause
16.45 Uhr
Patrick Sahle
Das Archiv als virtualisierte Forschungsumgebung?
17.45 Uhr
Gregor Horstkemper
Eine verzopfte Zunft auf dem Weg zur Bibliothek 2.0? Neue Rollenverteilungen zwischen Bibliotheken und "social communities" beim Aufbau geschichtswissenschaftlich relevanter Online-Angebote
19.00 Uhr
Abendessen
10. Oktober 2009
9.30 Uhr
Richard Heigl
Wikis und Blogs als neue wissenschaftliche Arbeitsinstrumente
10:30 Uhr
Peter Haber
Geschichte schreiben in digitalen Zeiten
11.30 Uhr
Kaffeepause
12.00 Uhr
Manfred Thaller
Das Ende des Kanons: Drohungen und Hoffnungen
13:00 Uhr
Abschlussdiskussion
Quelle:
http://www.fb1.uni-siegen.de/geschichte/web2null/index.html?lang=de
Wolf Thomas - am Montag, 21. September 2009, 10:23 - Rubrik: Web 2.0
ladislaus (Gast) meinte am 2009/09/21 13:15:
Bin ich eigentlich der einzige, der von den Wörtern "virtualisiert"/"virtuell" usw. etwas genervt ist? Archive und Bibliotheken sind auch bisher schon "virtualisierte Forschungsumgebungen". Eine Akte ist kein Mensch, eine Urkunde kein Grundstück, eine Chronik keine Zeitmaschine...
FeliNo (Gast) antwortete am 2009/09/22 01:02:
Nein, Ladislaus, wahrscheinlich eher nicht; Bibliothekare werden z. B. gelegentlich als „Navigatoren auf der Datenautobahn“ o.ä. bezeichnet, so als hätten die alten Schwarten Räder, Lenkrad und Motor. Der Zwang zur Erlangung von Drittmitteln hat womöglich derart lyrische Verknappungen befördert.
Wolf Thomas meinte am 2009/10/10 19:23:
Erster Stimmungsbericht mit Bild:
http://weblog.histnet.ch/archives/3207
Wolf Thomas (Gast) meinte am 2009/10/11 19:27:
Wenn man weiß, wo man suchen muss, ....
dann hätte man auch die frühe Tagungsankündigung hier gefunden: http://blog.hallowelt.biz/2009/07/14/vortrage-2010/
Wolf Thomas meinte am 2009/10/11 20:55:
Einer hat getwittert:
"Tagung zu Web 2.0 und dann nur vier Notebooks anwesend ... #Offline-Zunft #W2Gw09"Link:
http://twitter.com/f_dt/status/4732724941