http://www.adelsarchive.de
Über die Homepage des Westfälischen Archivamts sind die Internetseiten der 1923 gegründeten Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e.V. erreichbar. Die Angaben zu den Beständen sind allerdings allzu kursorisch.
Von den Adelsbibliotheken ist auf der Internetseite keine Rede mehr, obwohl vor dem Zweiten Weltkrieg die Ordnung der Adelsbibliotheken als Nebenaufgabe angesehen wurde. Über die Arbeiten berichtete der Bibliothekar des Vereins Anton Lüddeken, Über westfälische Adelsbibliotheken (in der damaligen Vereinspublikation, dem Westfälischen Adelsblatt 3, 1926, S. 264-271). Hier finden sich vor allem Angaben über die Bibliotheken Twickel auf Havixbeck (S. 267-269) und von und zur Mühlen auf Haus Ruhr (S. 269-271). Verzettelt wurden damals aber auch Bestände des Grafen von Landsberg zu Wocklum. In der Satzung des Vereins steht von den Bibliotheken nichts, wohl aber in der Aufgabenbeschreibung der "Bibliothekssekretärinnen" (Westf. Adelsblatt 1, 1924, Nr. 1-4, S. 6):
Aufgabe der Bibliothekssekretärinnen ist die Ordnung und Katalogisierung der Bibliotheken des westfälischen Adels, denen neben den Archiven die Fürsorge des Vereins gewidmet ist (vgl. auch ebd. Nr. 5, S. 7).
Heute kümmert sich (abgesehen von gelegentlichen Bestandserhaltungsmassnahmen des Archivamts) wohl nur die Arbeitsstelle "Historische Bestände" der ULB Münster um einzelne Adelsbibliotheken:
http://www.uni-muenster.de/ULB/mswestf/hist-b-westf.html
Auf deren Website liegen Informationen vor zum Restbestand der in den 1930er Jahren verkauften Landsbergischen Bibliothek zu Balve-Wocklum, zur Westerholt'schen Familienbibliothek im Stadtarchiv Bottrop und zur Barockbibliothek Nünning (knapp die Hälfte der rund 1000 digitalisierten Titel aus dieser Sammlung können in MIAMI bereits online eingesehen werden.)
Was ohne grosses Aufsehen aus westfälischen Adelsbibliotheken in den Handel gewandert ist, lässt sich schlecht abschätzen. Der jüngste mir bekanntgewordene Fall betraf die Schlossbibliothek Gevelinghausen: Am 16. Mai 1998 versteigerte H. Th. Wenner in Osnabrück die erhaltenswerte Bibliothek des Schloßes Gevelinghausen (Kreis Meschede), das seit 1796 im Besitz der Familie von Wendt war. "Die Bibliothek, die wir in dieser Auktion unter der Besitzernummer (595) anbieten", heißt es im Katalog Nr. 27, S. 7, "wiederspiegelt die historischen und wirtschaftlichen Interessen einer westfälischen Adelsfamilie im Wandel
mehrerer Generationen bis etwa 1880. Alte Chroniken, topographische, juristische Werke, Genealogien sind ebenso vertreten wie seltene Westfalica oder alte Lehrbücher des 18. und 19. Jahrhunderts".
Bereits 1992 waren bei Reiss & Auvermann in Auktion 48 bedeutende Teile der Plettenberg'schen Bibliothek auf Schloss Nordkirchen versteigert worden, darunter wertvolle landesgeschichtliche Handschriften (z.B. Nr. 5218 eine unedierte Chronik der hessischen Bergstrasse wohl von G. Hellwich).
In seinem wichtigen Aufsatz "Mittelniederdeutsche literarische Handschriften in westfälischen Adelsarchiven und -bibliotheken" (in: Niederdeutsches Wort 34, 1994, S. 35-44, hier 42f.) über mittelalterliche Nordkirchener Handschriften: Die wertvollsten Hss. aus der reichhaltigen Bibliothek des 1903 durch Erbgang an die Herzöge von Arenberg übergegangenen, zuvor den Grafen Esterhazy-Galantha und davor den Grafen Plettenberg gehörigen Schlosses Nordkirchen wurden in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg stückweise im Antiquariatshandel verkauft. Nur bei einigen Stücken gelang es mir, den heutigen Aufbewahrungsort zu ermitteln. Um 1960 wurde ein Restbestand für die ULB Münster erworben.
Die ULB Münster hat in ihrem Handschriftencensus einseitig die Partei der Eigentümer ergriffen und Provenienzen auf Druck der Eigentümer verschleiert (Näheres).
Kenntnisreich, aber knapp berichtete über "Bibliotheken des westfälischen Adels" im Westfalenspiegel 14 (1965) Februar, S. 10-13 Franz Herberhold, der in ihnen mit Recht kulturelle Werte sah, die Westfalen nicht abschreiben darf. Hier findet man weitere Angaben über vom Eigentümer zu verantwortende Verluste (andere Bibliotheken wurden im Zweiten Weltkrieg geplündert): Drei [...] schöne Adelsbibliotheken sind aufgelöst und verkauft worden: die Bibliothek des Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein in Laasphe, die alte von Wendtsche Bibliothek aus Krassenstein und die von Rombergsche Bibliothek aus Buldern.
Es ist eine Schande, dass Adelsbibliotheken anders als die Adelsarchive nicht als schützenswerte Geschichtsquelle gesehen werden!
Zu Adelsbibliotheken siehe ausführlich http://www.uni-freiburg.de/histsem/mertens/graf/#kulturgut
Über die Homepage des Westfälischen Archivamts sind die Internetseiten der 1923 gegründeten Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e.V. erreichbar. Die Angaben zu den Beständen sind allerdings allzu kursorisch.
Von den Adelsbibliotheken ist auf der Internetseite keine Rede mehr, obwohl vor dem Zweiten Weltkrieg die Ordnung der Adelsbibliotheken als Nebenaufgabe angesehen wurde. Über die Arbeiten berichtete der Bibliothekar des Vereins Anton Lüddeken, Über westfälische Adelsbibliotheken (in der damaligen Vereinspublikation, dem Westfälischen Adelsblatt 3, 1926, S. 264-271). Hier finden sich vor allem Angaben über die Bibliotheken Twickel auf Havixbeck (S. 267-269) und von und zur Mühlen auf Haus Ruhr (S. 269-271). Verzettelt wurden damals aber auch Bestände des Grafen von Landsberg zu Wocklum. In der Satzung des Vereins steht von den Bibliotheken nichts, wohl aber in der Aufgabenbeschreibung der "Bibliothekssekretärinnen" (Westf. Adelsblatt 1, 1924, Nr. 1-4, S. 6):
Aufgabe der Bibliothekssekretärinnen ist die Ordnung und Katalogisierung der Bibliotheken des westfälischen Adels, denen neben den Archiven die Fürsorge des Vereins gewidmet ist (vgl. auch ebd. Nr. 5, S. 7).
Heute kümmert sich (abgesehen von gelegentlichen Bestandserhaltungsmassnahmen des Archivamts) wohl nur die Arbeitsstelle "Historische Bestände" der ULB Münster um einzelne Adelsbibliotheken:
http://www.uni-muenster.de/ULB/mswestf/hist-b-westf.html
Auf deren Website liegen Informationen vor zum Restbestand der in den 1930er Jahren verkauften Landsbergischen Bibliothek zu Balve-Wocklum, zur Westerholt'schen Familienbibliothek im Stadtarchiv Bottrop und zur Barockbibliothek Nünning (knapp die Hälfte der rund 1000 digitalisierten Titel aus dieser Sammlung können in MIAMI bereits online eingesehen werden.)
Was ohne grosses Aufsehen aus westfälischen Adelsbibliotheken in den Handel gewandert ist, lässt sich schlecht abschätzen. Der jüngste mir bekanntgewordene Fall betraf die Schlossbibliothek Gevelinghausen: Am 16. Mai 1998 versteigerte H. Th. Wenner in Osnabrück die erhaltenswerte Bibliothek des Schloßes Gevelinghausen (Kreis Meschede), das seit 1796 im Besitz der Familie von Wendt war. "Die Bibliothek, die wir in dieser Auktion unter der Besitzernummer (595) anbieten", heißt es im Katalog Nr. 27, S. 7, "wiederspiegelt die historischen und wirtschaftlichen Interessen einer westfälischen Adelsfamilie im Wandel
mehrerer Generationen bis etwa 1880. Alte Chroniken, topographische, juristische Werke, Genealogien sind ebenso vertreten wie seltene Westfalica oder alte Lehrbücher des 18. und 19. Jahrhunderts".
Bereits 1992 waren bei Reiss & Auvermann in Auktion 48 bedeutende Teile der Plettenberg'schen Bibliothek auf Schloss Nordkirchen versteigert worden, darunter wertvolle landesgeschichtliche Handschriften (z.B. Nr. 5218 eine unedierte Chronik der hessischen Bergstrasse wohl von G. Hellwich).
In seinem wichtigen Aufsatz "Mittelniederdeutsche literarische Handschriften in westfälischen Adelsarchiven und -bibliotheken" (in: Niederdeutsches Wort 34, 1994, S. 35-44, hier 42f.) über mittelalterliche Nordkirchener Handschriften: Die wertvollsten Hss. aus der reichhaltigen Bibliothek des 1903 durch Erbgang an die Herzöge von Arenberg übergegangenen, zuvor den Grafen Esterhazy-Galantha und davor den Grafen Plettenberg gehörigen Schlosses Nordkirchen wurden in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg stückweise im Antiquariatshandel verkauft. Nur bei einigen Stücken gelang es mir, den heutigen Aufbewahrungsort zu ermitteln. Um 1960 wurde ein Restbestand für die ULB Münster erworben.
Die ULB Münster hat in ihrem Handschriftencensus einseitig die Partei der Eigentümer ergriffen und Provenienzen auf Druck der Eigentümer verschleiert (Näheres).
Kenntnisreich, aber knapp berichtete über "Bibliotheken des westfälischen Adels" im Westfalenspiegel 14 (1965) Februar, S. 10-13 Franz Herberhold, der in ihnen mit Recht kulturelle Werte sah, die Westfalen nicht abschreiben darf. Hier findet man weitere Angaben über vom Eigentümer zu verantwortende Verluste (andere Bibliotheken wurden im Zweiten Weltkrieg geplündert): Drei [...] schöne Adelsbibliotheken sind aufgelöst und verkauft worden: die Bibliothek des Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein in Laasphe, die alte von Wendtsche Bibliothek aus Krassenstein und die von Rombergsche Bibliothek aus Buldern.
Es ist eine Schande, dass Adelsbibliotheken anders als die Adelsarchive nicht als schützenswerte Geschichtsquelle gesehen werden!
Zu Adelsbibliotheken siehe ausführlich http://www.uni-freiburg.de/histsem/mertens/graf/#kulturgut
KlausGraf - am Mittwoch, 29. Oktober 2003, 01:13 - Rubrik: Herrschaftsarchive