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In dem von Worstbrock von vorne bis hinten selbst geschriebenen Bd. 3 von Deutscher Humanismus 1480-1520. Verfasserlexikon stieß ich auf einen Aufsatz, der in einem Sammelband "Historiographie des Humanismus: Lit. Verfahren ..." erschienen sei. Ein rascher Blick in die vielen anderen Titel seiner abundanten Bibliographie zu Konrad Peutinger zeigt, dass die übliche geisteswissenschaftliche Konvention, Obertitel und Untertitel durch einen Punkt, dem kein Leerzeichen vorangeht, zu trennen, auch für Worstbrock verbindlich ist. Steht dagegen auf dem Titelblatt ein Satzzeichen (es kommen eigentlich nur Doppelpunkt und Gedankenstrich in Betracht), wird dieses zitiert.

Gern wüsste ich, was auf dem Titelblatt steht, aber Verlage wie de Gruyter, die nicht sicherstellen, dass bei Google Books und Amazon (Look inside) der komplette Anfangsteil mit Titelblatt und komplettem Inhaltsverzeichnis präsent ist, schaden der Wissenschaft immens. Hier jedenfalls fehlt das Inhaltsverzeichnis, daher kann ich - da mir das Buch nicht vorliegt - nicht sagen, wie denn nun zu zitieren ist.

Der Umschlagstitel, im Netz vielfach präsent (siehe unten), hilft nicht weiter, denn entscheidend ist das Titelblatt. Laut Umschlag wäre der Großbuchstabe L angebracht und kein Doppelpunkt.

Die Verlagsmeldung hat Doppelpunkt gefolgt vom Großbuchstaben L:

http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?id=3360181&prov=M&dok_var=1&dok_ext=htm

Die DNB und die meisten Verbundkataloge setzen mit dem üblichen Trenner : mit vorangehendem Leerzeichen an, nicht jedoch HEBIS. Im GBV gibt es eine überflüssige Dublette, weil an zwei Standorten mit Großbuchstaben angesetzt wurde.

Metadaten dürfen auch ohne Autopsie aus zuverlässigen Quellen übernommen werden? An sich ja, aber wenn noch nicht einmal Bibliothekskataloge zuverlässige Quellen sind ...

Die meisten Zitate im Netz plädieren für "Humanismus. Literarische", während ausgerechnet der wichtige Regesta Imperii OPAC mit einem kleinbuchstaben aus der Reihe tanzt.

https://www.google.de/search?q=%22Historiographie+des+Humanismus+%3A+literarische+Verfahren%22

Genauigkeit bewährt sich an Kleinigkeiten, und nicht nur Studierende sollten genau arbeiten. Wenn das Titelblatt nicht vorliegt (weil nicht von der Fernleihe mitgeliefert oder Google Books/Amazon genutzt werden, weil ausreichend), ist es ohne eine an sich unnötige Nachfrage nicht möglich sicher anzugeben, wie man nach traditionellen geistes- und sozialwissenschaftlichen Gepflogenheiten zu zitieren hat.

Wenn man auf dem Titelblatt keinen Doppelpunkt, sondern nur Großbuchstaben sieht, ist die traditionelle Wahl "Humanismus. Literarische" angebracht.

Die unsinnige DIN 1505-2

https://de.wikipedia.org/wiki/DIN_1505-2

sah als Trenner (Deskriptor) den Doppelpunkt mit vorangehendem Leerzeichen vor und stellte sich damit gegen die Praxis aller wichtiger Diskziplinen, soweit ich sehe. Weltfremde Bibliothekare haben allenfals im Analogen sinnvolle Katalogisierungs-Regeln der Wissenschaft aufs Auge gedrückt. Wenn man sich Monographien aus verschiedenen wissenschaftlichen Fachgebieten ansieht, kann man sehen, dass dies nicht funktioniert hat.

Seit 2013 gilt DIN ISO 690-2013-10

http://infobib.de/2013/12/03/neue-zitier-norm-din-iso-6902013-10/

Dank der Beutelschneiderei des Beuth-Verlags

http://archiv.twoday.net/search?q=beuthelschneiderei

ist dazu nichts online verfügbar.

Literaturverwaltungsprogramme versagen bei diesem Punkt, da sie üblicherweise keine getrennten Felder für Titel und Untertitel vorsehen. Das Problem, dass nach einem Doppelpunkt ein Adjektiv ("literarische") kleingeschrieben würde, lässt sich nicht ohne großen Aufwand lösen - vorausgesetzt man will die Option offen halten, dass man sich an der Katalogisierungspraxis orientiert.

Das Argument, dass bei einer automatisierten Erfassung von Zitaten (für Zitationsindices oder andere Auswertungen) es gar nicht so wichtig sei, wenn kleinere Differenzen auftreten würden, sticht aus meiner Sicht nicht. Haben wir etwa im bibliothekarischen Bereich im Bereich der Verbunddatenbanken irgendwo eine funktionierende Dubletten-Kontrolle?

Wenn bibliographische Daten in einem für Literaturverwaltungsprogramme geeigneten Austauschformat vorliegen, sollten alle Disziplinen zu ihrem Recht kommen.

Einen Sonderweg der Bibliotheken mit unsinnigen Ansetzungsregeln darf es nicht mehr geben.

Natürlich bezieht sich diese Kritik nicht nur auf das Titel/Untertitel-Problem. Nicht hinnehmbar ist auch, dass Bibliothekskataloge nur den ersten Herausgeber angeben. Ich aber praktiziere seit vielen Jahren den Usus, bis zum dritten Namen alle vollständig anzugeben. Die DNB hat bei dem hier erörterten Band alle Herausgeber als Beteiligte mit Hrsg. erfasst, aber die richtige Reihenfolge ist damit nicht erschließbar, denn nicht in allen Fällen ist sie alphabetisch wie im vorliegenden Fall.

Update: Josef Pauser meint, ich hätte Recht.

http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?p=35591

Micha (Gast) meinte am 2015/03/02 13:03:
Welchem praktischen Zweck dient der Doppelpunkt als Deskriptor?
Wenn ich Sie recht verstehe, wird durch die Trennung des Untertitels per Deskriptor, dieser Untertitel für Kataloge und Datenbanken auf andere Weise erschlossen? Ist das korrekt?
Gelten Untertitel eines Bandes oder Aufsatzes nunmehr als Schlagworte? Ist die Verschlagwortung von Titeln und Untertiteln nicht per se der Fall?
Geht es um etwas ganz anderes?
Könnten Sie das Ganze noch einmal aus der Perspektive von Bibliotheken und deren Benutzern erläutern?
Herzlichen Dank, Micha 
KlausGraf antwortete am 2015/03/02 17:52:
Mir geht es um das korrekte Zitieren
Im digitalen Kontext von OPACs etc. ist es natürlich ganz wurscht, ob und wie Ober- und Untertitel voneinander getrennt werden. Gefunden werden alle Worte, sofern sie nicht Stoppworte sind.

Für das wissenschaftliche Zitieren ist es aber entscheidend, ob der jeweiligen Vorlage für einen bestimmten Zitierstil notwendige Informationen entnehmbar sind.

Das können Namen von Herausgebern oder bei Aufsätzen ausgeschriebene Vornamen von Autoren sein, aber auch Informationen über die Trennung von Obertitel und Untertitel (siehe Beispiele oben).

Die Repräsentation von Metadaten in OPACs, Literaturverwaltungsprogrammen usw. darf keine Normalisierungen enthalten, die mit einem gängigen Zitierstil inkompatibel sind.

Welches Trennzeichen man verwendet, Punkt, Doppelpunkt usw. ist egal, soweit man die Erfassung der originalen Groß- und Kleinschreibung des Untertitels ermöglicht, was aber bei der üblichen Formalkatalogisierung in den Bibliotheken nicht der Fall ist. 
 

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