http://metablock.hypotheses.org/906
Meiler, der über Weblogs promoviert, geht auf die Diskussion über meine Blogpublikation
siehe http://archiv.twoday.net/stories/1022405846/ u.a.m.
ein:
Ein Blogeintrag steht also einer Zeitschriftenpublikation in nichts nach? Publikationsgeschwindigkeit, Open Access, Darstellungspotenzial, Archivierbarkeit, mit paginierter PDF sogar einfach zu zitieren… das alles spricht für sich selbst. Zumindest scheinbar. Im Diskussionsverlauf wird auch gleich der Vergleich zwischen Blogeinträgen und Peer-Review-Artikeln gezogen. Gewissermaßen das Zünglein an der Wage.
Mag die Stilisierung der betreffenden Publikationsformenwahl gerechtfertigt sein oder nicht; Einträge in Weblogs werden über kurz oder lang keine vollumfänglich gleichwertigen Veröffentlichungen darstellen, wie Beiträge in Zeitschriften oder Sammelbänden. Und es schiene mir auch absurd, sie in gleicher Weise “bei Berufungsverfahren [zu] berücksichtig[en]” (König, s.o). Wollte man das, müsste man sie wohl ihrer medialen Spezifik berauben, ihre Offenheit, Flexibilität und Heterogenität zähmen, indem man sie in die Publikations- und Organisationsinfrastrukturen des innerwissenschaftlichen Diskurses einfädelte. Was bliebe dann noch vom Bloggen übrig?
Ich frage mich auch, in wie weit die Wahl zum Blog als bevorzugten Publikationsort einer originären Arbeit dieses Gewichts nicht wesentlich auch deswegen möglich wurde, weil Klaus Graf nun mal ein schon gestandener Historiker ist. Hätte ein solcher wissenschaftlicher Artikel auch von einem Nachwuchswissenschaftler in einem vielleicht noch recht frischen Blog gepostet werden können und dabei dieselbe Aufmerksamkeit genossen und dasselbe Vertrauen gewonnen?
Meine Antwort auf die letzte Frage: Wenn er die gleiche Qualität hat - wieso nicht?
Qualitätssicherung bedeutet nicht: das eigene Denken ausschalten. Erstsemester-Studierende und Laien tun sich schwer, die Qualität eines Beitrags einzuschätzen. Sie denken, was in renommierten Zeitschriften oder zwischen Buchdeckeln erscheint, ist ohne weiteres qualitätvoll und gehen im Umkehrschluss davon aus, dass die Müllhalde Internet nur wenig Brauchbares bietet. Im Bereich der Geisteswissenschaften gibt es aber große Forschungsfelder, auf denen der gebildete, quellenkritisch versierte Leser (oder die Leserin) ohne weiteres den wissenschaftlichen Rang einer Publikation einigermaßen einschätzen kann.
Zum Thema Qualität siehe auch:
http://digigw.hypotheses.org/1063
Von daher spricht nichts dagegen im offenen, bunten Gemischtwarenladen von Archivalia auch Miszellen oder im Frühneuzeit-Blog der RWTH einen wissenschaftlichen Aufsatz zu einem bedeutenden Handschriftenfund zu publizieren. "Offenheit, Flexibilität und Heterogenität" - aber nicht für gute Wissenschaft, die gehört ins Töpfchen, nicht ins Kröpfchen?
Der Schlüsselbegriff für meine Entscheidung lautet: Open Access.
In einer idealen Welt schreibe ich den Beitrag für eine Open-Access-Fachzeitschrift, der dann begutachtet, von mir verbessert und dann rasch in HTML publiziert wird.
Um es einmal mehr auszubuchstabieren:
Inakzeptabel sind noch so renommierte gedruckte Fachzeitschriften, da diese nicht Open Access unterstützen oder nur mit Embargo und nicht eine sofortige, für den Autor kostenlose Möglichkeit, ein Eprint im Netz zugänglich machen, vorsehen.
Eine angesehene geschichtswissenschaftliche Open-Access-Zeitschrift für deutschsprachige Beiträge zur frühen Neuzeit existiert nicht.
Tut mir leid, CMA ist vom Titel her nun einmal ein mediävistisches Organ.
Zeitschriften wie CMA und Repositorien setzen - und das ist für mich ebenfalls nicht akzeptabel - auf PDF statt HTML. Zentral ist für mich aber die sofortige Nachprüfbarkeit mit Links, die bei PDFs nur unzulänglich gegeben ist.
Eine überarbeitete gedruckte Zweitpublikation dürfte erhebliche Probleme mit Blick auf den Fetisch "Originalpublikation" aufwerfen (das Thema wurde in der OA-Debatte früher als Ingelfinger Rule diskutiert). Auch wenn sie glücken könnte, steht wieder die Frage nach Open Access im Raum.
Zentrales Kriterium bei meiner Publikationsentscheidung war die Schnelligkeit. Ich musste auf keine bevormundende Gutachter warten oder einen langen redaktionellen Prozess (siehe dazu Mareike Königs und meine Erfahrungen mit einem Artikel über Blogs:
http://redaktionsblog.hypotheses.org/1385 ). Je länger die Trenbach-Chronik frei im Netz zugänglich war, um so größer war die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes mit der Püterich-Zweitüberlieferung punktet.
Eine selbstbestimmte, nicht qualitätsgesicherte Blogpublikation auf Hypotheses.org (zunächst im Frühneuzeitblog, dann nach redaktioneller Durchsicht auch im Mittelalter-Blog mit PDF und Berücksichtigung im Regesta-Imperii-OPAC - eine Langzeitzugänglichkeit von Hypotheses-Blogbeiträgen soll garantiert werden) kam meinen eigenen Ansprüchen in Sachen Open Access, HTML und Schnelligkeit optimal entgegen.
Meiler, der über Weblogs promoviert, geht auf die Diskussion über meine Blogpublikation
siehe http://archiv.twoday.net/stories/1022405846/ u.a.m.
ein:
Ein Blogeintrag steht also einer Zeitschriftenpublikation in nichts nach? Publikationsgeschwindigkeit, Open Access, Darstellungspotenzial, Archivierbarkeit, mit paginierter PDF sogar einfach zu zitieren… das alles spricht für sich selbst. Zumindest scheinbar. Im Diskussionsverlauf wird auch gleich der Vergleich zwischen Blogeinträgen und Peer-Review-Artikeln gezogen. Gewissermaßen das Zünglein an der Wage.
Mag die Stilisierung der betreffenden Publikationsformenwahl gerechtfertigt sein oder nicht; Einträge in Weblogs werden über kurz oder lang keine vollumfänglich gleichwertigen Veröffentlichungen darstellen, wie Beiträge in Zeitschriften oder Sammelbänden. Und es schiene mir auch absurd, sie in gleicher Weise “bei Berufungsverfahren [zu] berücksichtig[en]” (König, s.o). Wollte man das, müsste man sie wohl ihrer medialen Spezifik berauben, ihre Offenheit, Flexibilität und Heterogenität zähmen, indem man sie in die Publikations- und Organisationsinfrastrukturen des innerwissenschaftlichen Diskurses einfädelte. Was bliebe dann noch vom Bloggen übrig?
Ich frage mich auch, in wie weit die Wahl zum Blog als bevorzugten Publikationsort einer originären Arbeit dieses Gewichts nicht wesentlich auch deswegen möglich wurde, weil Klaus Graf nun mal ein schon gestandener Historiker ist. Hätte ein solcher wissenschaftlicher Artikel auch von einem Nachwuchswissenschaftler in einem vielleicht noch recht frischen Blog gepostet werden können und dabei dieselbe Aufmerksamkeit genossen und dasselbe Vertrauen gewonnen?
Meine Antwort auf die letzte Frage: Wenn er die gleiche Qualität hat - wieso nicht?
Qualitätssicherung bedeutet nicht: das eigene Denken ausschalten. Erstsemester-Studierende und Laien tun sich schwer, die Qualität eines Beitrags einzuschätzen. Sie denken, was in renommierten Zeitschriften oder zwischen Buchdeckeln erscheint, ist ohne weiteres qualitätvoll und gehen im Umkehrschluss davon aus, dass die Müllhalde Internet nur wenig Brauchbares bietet. Im Bereich der Geisteswissenschaften gibt es aber große Forschungsfelder, auf denen der gebildete, quellenkritisch versierte Leser (oder die Leserin) ohne weiteres den wissenschaftlichen Rang einer Publikation einigermaßen einschätzen kann.
Zum Thema Qualität siehe auch:
http://digigw.hypotheses.org/1063
Von daher spricht nichts dagegen im offenen, bunten Gemischtwarenladen von Archivalia auch Miszellen oder im Frühneuzeit-Blog der RWTH einen wissenschaftlichen Aufsatz zu einem bedeutenden Handschriftenfund zu publizieren. "Offenheit, Flexibilität und Heterogenität" - aber nicht für gute Wissenschaft, die gehört ins Töpfchen, nicht ins Kröpfchen?
Der Schlüsselbegriff für meine Entscheidung lautet: Open Access.
In einer idealen Welt schreibe ich den Beitrag für eine Open-Access-Fachzeitschrift, der dann begutachtet, von mir verbessert und dann rasch in HTML publiziert wird.
Um es einmal mehr auszubuchstabieren:
Inakzeptabel sind noch so renommierte gedruckte Fachzeitschriften, da diese nicht Open Access unterstützen oder nur mit Embargo und nicht eine sofortige, für den Autor kostenlose Möglichkeit, ein Eprint im Netz zugänglich machen, vorsehen.
Eine angesehene geschichtswissenschaftliche Open-Access-Zeitschrift für deutschsprachige Beiträge zur frühen Neuzeit existiert nicht.
Tut mir leid, CMA ist vom Titel her nun einmal ein mediävistisches Organ.
Zeitschriften wie CMA und Repositorien setzen - und das ist für mich ebenfalls nicht akzeptabel - auf PDF statt HTML. Zentral ist für mich aber die sofortige Nachprüfbarkeit mit Links, die bei PDFs nur unzulänglich gegeben ist.
Eine überarbeitete gedruckte Zweitpublikation dürfte erhebliche Probleme mit Blick auf den Fetisch "Originalpublikation" aufwerfen (das Thema wurde in der OA-Debatte früher als Ingelfinger Rule diskutiert). Auch wenn sie glücken könnte, steht wieder die Frage nach Open Access im Raum.
Zentrales Kriterium bei meiner Publikationsentscheidung war die Schnelligkeit. Ich musste auf keine bevormundende Gutachter warten oder einen langen redaktionellen Prozess (siehe dazu Mareike Königs und meine Erfahrungen mit einem Artikel über Blogs:
http://redaktionsblog.hypotheses.org/1385 ). Je länger die Trenbach-Chronik frei im Netz zugänglich war, um so größer war die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes mit der Püterich-Zweitüberlieferung punktet.
Eine selbstbestimmte, nicht qualitätsgesicherte Blogpublikation auf Hypotheses.org (zunächst im Frühneuzeitblog, dann nach redaktioneller Durchsicht auch im Mittelalter-Blog mit PDF und Berücksichtigung im Regesta-Imperii-OPAC - eine Langzeitzugänglichkeit von Hypotheses-Blogbeiträgen soll garantiert werden) kam meinen eigenen Ansprüchen in Sachen Open Access, HTML und Schnelligkeit optimal entgegen.