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1861 bot Franz Josef Mone einige Belege aus dem 13. Jahrhundert und frühen 14. Jahrhundert zu Ärzten in Esslingen:

http://books.google.de/books?id=-6wOAAAAYAAJ&hl=de&pg=PA17

Mit dem dort genannten Magister Trutwin (bezeugt in Esslingen als Arzt 1279 bis 1314) habe ich mich in einem Verfasserlexikon-Artikel 1995 näher befasst. Man findet den Artikel mit der Suche nach Trutwin in:

http://www.amazon.de/deutsche-Literatur-Mittelalters-Verfasserlexikon-Reinbold/dp/3110140241/ (für registrierte Benutzer)

Trutwin darf als Verfasser eines lateinischen Gedichts über den Sieg im Reichskrieg gegen Graf Eberhard 1311/12 gelten. Man hat auch die einzigartige Darstellung der Philosophen Plato und Aristoteles im Credofenster der Esslinger Pfarrkirche auf Trutwin zurückführen wollen. Abbildungen:

http://home.bawue.de/~wmwerner/essling/glas04.html

Es gelang mir 1995, den lange vergessenen Zusammenhang zwischen den Esslinger Belegen und den Handschriften eines Magister Trutwin in Stams und Innsbruck wiederherzustellen. Ich konnte seine annalistischen Notizen mit der Fortsetzung der Flores temporum zusammenbringen. Später machte mich Felix Heinzer auf eine Donaueschinger (nun Stuttgarter) Handschrift Trutwins aufmerksam:

http://www.handschriftencensus.de/10574
http://www.aedph-old.uni-bayreuth.de/2000/0215.html

Die Art und Weise, wie Nigel Palmer meine genuine Forschungsleistung 2005 nicht anerkannt hat [auf Wunsch von Herrn Palmer entfernt].

https://books.google.de/books?id=-V4jhcJqY-UC&pg=PA263

Die annalistischen Notizen Trutwins überliefert Innsbruck Cod. 141, Bl. 1v. Der Handschriftenbeschreiber Walter Neuhauser berief sich dort auf meine Mitteilungen aus Niederfell 1988 (damals war ich ans Bundesarchiv Koblenz abgeordnet als Referendar):

http://manuscripta.at/_scripts/php/cat2pdf.php?cat=INN2&ID=7722

Bislang nicht beachtet wurde, dass die Notiz über die Esslinger Wundergeburt 1281 (die den Arzt Trutwin besonders interessieren musste) noch im 13. Jahrhundert mit dem Vermerk "Magister Trutwinus personaliter vidit" in die von Georg Leidinger 1910 edierten Kaisheimer Annalen einging.

http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00084193/image_33
Zur Quelle:
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_00221.html

Schon Leidinger bemerkte, dass damit nicht der aus Esslingen stammende Kaisheimer Abt Trutwin gemeint war, sondern der Esslinger Arzt des Namens, offenbar ein Verwandter des Kaisheimer Abts.

Die Stelle zur Geburt des Monstrums in der Pliensau 1281 in Meuschens Ausgabe der Flores temporum:

http://books.google.de/books?id=ucAWAAAAQAAJ&pg=PA130

(Zu den online verfügbaren Handschriften des Werks, relevant ist hier die Textstufe 3:

http://archiv.twoday.net/stories/248918667/

Der Bericht erscheint auch in der Redaktion D dieser Textstufe, zumindest in WLB Stuttgart HB V 86, Bl. 153ra aus dem 15. Jahrhundert, siehe das Digitalisat

http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz350733023/page/307 )

Doch genug von Trutwin. Die Belege zu ihm können bei mir oder ausführlicher bei Walther Ludwig (Esslinger Studien 34, 1995, S. 1-19, ohne Kenntnis meines VL-Artikels, der im gleichen Jahr erschien) nachgelesen werden.

Für den überregionalen Ruf der Esslinger Ärzte verwies ich im Verfasserlexikon auf die in Konstanz ausgestellte Salemer Urkunde von 1291 März 28, in der von den Behandlungskosten für die Ehefrau des Konrad von Ramschwag in Esslingen die Rede ist:

Chartularium Sangallense IV, 1985, Nr. 2269
http://monasterium.net/mom/CSGIV/1291_III_28/charter

Zuvor schon bei Weech, Codex diplomaticus Salemitanus abgedruckt:
https://archive.org/stream/CodexDiplomaticusSalemitanusVol.2/Codex_diplomaticus_Salemitanus_Urkundenb#page/n453/mode/2up

Auf diese Urkunde bezog sich schon Mone mit seinem Hinweis auf ZGO 10, S. 412:

http://books.google.de/books?id=ZzUPAAAAYAAJ&pg=PA412

Im gleichen Salemer Bestand findet sich auch die Urkunde des Klosters Kaisheims über die Besetzung einer Pfründe an der Kapellenstiftung Magister Trutwins "phisicus in Ezzelinga". Im Fall der Säumnis soll Salem zuständig sein (1298 April 16 Esslingen).

https://archive.org/stream/CodexDiplomaticusSalemitanusVol.2/Codex_diplomaticus_Salemitanus_Urkundenb#page/n595/mode/2up

Mehrfach wird ungefähr zur gleichen Zeit ein offenbar angesehener Esslinger Arzt Rudolf erwähnt (auf ihn wies schon Mone hin). 1272 übertrug er dem Kloster Sirnau Weinberge und siegelte die Urkunde mit einem berufsspezifischen Siegelbild, das nach der späteren Urkunde von 1279 Mai 14 beschrieben wird:

spitzoval, 39, 23 mm, (II. B.): eine auf einem Stuhle sitzende Person, ein Glas emporhaltend, d. h. ein Arzt mit einem Arzneiglas: Umschrift: + S . MAG(ist)RI . RV̊DOLFI . PHISICI.
http://www.wubonline.de/?wub=3039

Das Harnglas war das übliche Attribut der Ärzte und wurde auch von Magister Trutwin in seinem Siegel verwendet. Abbildung des Siegels an der Urkunde 1304 Dezember 18 bei Eberhard Niktisch, Dionysius Dreytwein, Esslinger Studien 24, 1985, S. 176 mit Kommentar.

1279 Mai 14: "Meister Rudolf der Arzt in Esslingen, Pleban in Ehningen, vermacht unter Vorbehalt gewisser Nutznießungen für seine Konkubine Guta dem Kloster Bebenhausen sein Haus vor dem Schöllkopfstor in Esslingen und 11 Morgen Weinberg".
http://www.wubonline.de/?wub=3733
Abdruck (und weitere Siegelbeschreibung) in der ZGO 3, S. 339-341
http://books.google.de/books?id=q6oOAAAAYAAJ&pg=PA339

Der Arzt war also zugleich Seelsorgekleriker, der es mit dem Zölibat nicht genau nahm. Aber er scheint seinen geistlichen Stand aufgegeben zu haben, denn 1287 Februar 16 erfahren wir:

"Meister Rudolf der Arzt, seine Frau Guta und deren Mutter von Esslingen schenken dem Kloster Bebenhausen ihre Häuser mit Gütern in Esslingen und Weinberge in Beutelsbach, Heppach1 und Strümpfelbach samt dem Hof Winzen bei Beutelsbach unter Vorbehalt lebenslänglicher Nutznießung."
http://www.wubonline.de/?wub=4513 (nur Regest)
Ebenfalls nur Regest, aber ausführlicher: Eßlinger Urkundenbuch 1, S. 43
https://archive.org/stream/urkundenbuchder00pfafgoog#page/n103/mode/2up

Nach dem Tod der Guta, die nun "uxor eius legitima" des Magister Rudolf heißt, erhielt der Pfarrer von Oberesslingen den Hof Winzen als Leibgeding. Es siegelte wieder Rudolf mit dem genannten Harnglas (Esslingen, 1296. April 8).
http://www.wubonline.de/?wub=5824

Zu nennen ist noch eine Erwähnung 1279 Oktober 21, als Meister Rudolf der Arzt im Predigerkloster Esslingen einen Güterverkauf bezeugte.
https://archive.org/stream/urkundenbuchder00pfafgoog#page/n105/mode/2up

1280 November 22 erscheint in Esslingen als Zeuge ein Arzt Rupert ("magistro Růperto medico").
http://www.wubonline.de/?wub=3859
zuvor schon bei Weech 2, S. 246 (online wie oben)

Möglicherweise ein anderer Esslinger Arzt Rupert hatte eine Pfründe in Ehrenstein bei Ulm innegehabt haben, wie aus einem Verhör Söflinger Zeugen um 1301 hervorgeht.

Al. capellanus predicti monasterii in Sevelingen testis iuratus non odio etc. rogatus super primo articulo, in quo dicitur, quod predictus Johannes sit legitime presentatus a predictis abbatissa et conventu ad prefatam capellam in Erigstain, rogatus dicit, quod cum ipsa capella vacavit, nescit tamen utrum per mortem vel per resignationem quondam magistri R[uperti] phisici de Esselingen
http://www.wubonline.de/?wub=35
Zur Datierung sieht man besser in das Digitalisat des WUB-Drucks
https://archive.org/stream/wirtembergisches08wruoft#page/298/mode/2up

Er wird vom Register des gedruckten WUB gleichgesetzt mit einem Magister Rupert von Esslingen, der 1278 Mai 3 in Marchtal zeugt.
http://www.wubonline.de/?wub=3626

Die vorgestellten Belege lassen den Schluss zu, dass Esslingen am Ende des 13. Jahrhunderts ein Zentrum medizinischen Wissens in Schwaben war. Sogar eine Adelige aus dem Bodenseeraum kam nach Esslingen, um sich behandeln zu lassen. Nachweisbar sind in der Zeit Rudolfs von Habsburg neben Trutwin, dessen Handschriften die älteste erhaltene Bibliothek eines deutschen Arztes darstellen, ein offenbar recht wohlhabender Magister Rudolf mit eigenem Siegel und zwei (?) Ärzte des Namens Rupert. Rudolf und mindestens einer der Ruperte waren Kleriker; Rudolf war verheiratet.

Gut würde es passen, wenn in Esslingen damals auch ein Apotheker ansässig gewesen wäre. Ein "Sitz altdeutscher Kunst und Bildung war Esslingen, denn wir finden in seiner Geschichte schon im Jahr 1300 einen Apotheker Heinrich", heißt es in einem Aufsatz von 1849.
https://books.google.de/books?id=aQtAAAAAcAAJ&pg=PA141

Leider gibt Karl Pfaff, auf den diese Nachricht zurückgeht, keine Quelle an.

https://books.google.de/books?id=tqRYAAAAcAAJ&pg=PA241

Im Esslinger Urkundenbuch findet man dazu nichts, und die Esslinger Lokalforschung hat schon lange festgestellt, dass Pfaff das Steuerbuch von 1400 fälschlich zurückdatiert hat. Siehe etwa die Dissertation von Manfred Schlözer 2002, S. 37

https://hsbiblio.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/48348/pdf/Diss_Druckvers1.PDF?sequence=1&isAllowed=y
Siehe schon Wankmüller in seinen Beiträgen Jg. 5, S. 103
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00033312

Den Esslinger Apotheker von 1300, der noch in moderner Fachliteratur herumgeistert (auch in der Variante „Hans der apategger“), bitte streichen!

***

Zu Reutlinger Ärzten (14.-17. Jahrhundert):
http://archiv.twoday.net/stories/1022375809/

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