Vorgestern besuchte ich aus touristischer Neugier den Kanton Thurgau und entschloss mich unangemeldet in der Thurgauischen Kantonsbibliothek in Frauenfeld hereinzuschneien. Der Empfang durch die Leiterin der Sondersammlungen Dr. Barbara Schmid war äußerst liebenswürdig. Ich bekam sogar einige Exponate für eine Ausstellung des Historischen Museums gezeigt, Stücke zur Konzilschronik Richentals, unter anderem die handschriftliche Druckabschrift saec. XVII (mit unkolorierten Federzeichnungen der Wappen) Y 133.
Die Bibliothek kooperiert in erfreulicher Weise mit der Wikipedia und hat auch eine Kategorie auf Commons:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Kantonsbibliothek_Thurgau
Zu den historischen Beständen:
http://www.kantonsbibliothek.tg.ch/xml_39/internet/de/application/f12510.cfm
Ich hatte 1999 und in den Folgejahren immer wieder Kontakt zu Alt-Kantonsbibliothek Heinz Bothien in Sachen Lassberg-Bibliothek. Dank eines Mäzens (der nicht genannt werden wollte) stieß meine Anregung, Bücher aus der Lassberg-Bibliothek der zerstückelten Hofbibliothek Donaueschingen zu erwerben, auf fruchtbaren Boden. Datenbank:
http://netbiblio.tg.ch/frau-lass3/ (Suche z.B. nach lass)
Im Handschriftencensus sind 14 Handschriften der Kantonsbibliothek erfasst.
http://www.handschriftencensus.de/hss/Frauenfeld
16 Digitalisate gibt es in e-codices.ch, vor allem frühneuzeitliche Handschriften Heinrich Murers:
http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/kbt/Shelfmark/20/0
Als Katalog wird im Handschriftencensus zitiert:
Katalog der Thurgauischen Kantonsbibliothek, 1886, Frauenfeld 1887
Das ist aber nur eine sehr kurze Liste der Signaturen (Y = Handschriften, von 1 bis 193), wobei im Band beim Autor bzw. Titel nur unwesentlich mehr steht. Meine Bitte um einen Scan dieser Seiten 151-154 wurde postwendend erfüllt.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kbth_katalog_1886.pdf
Es existiert ein der Öffentlichkeit zugänglicher Karteikasten mit einem nicht mehr aktuellen maschinenschriftlichen Verzeichnis, geordnet nach Verfassern bzw. Sachtiteln, das ich durchsah. Der Schwerpunkt liegt auf der frühen Neuzeit, sehr viele sind monastischen Inhalts. Einige Notizen, natürlich ohne Autopsie:
Y 17 ist ein Betbüchlein von Bruder Andreas von Ruffach zu Keisersperg Barfüßer Ordens (Pergament), wobei der Handschriftencensus eine Edition ankündigt, ohne den Link auf die eigene Präsentation des Editionsberichts umgebogen zu haben:
http://www.handschriftencensus.de/23807
http://www.handschriftencensus.de/editionsbericht/E_Kune.html
Y 34 Buxheimensium liber benefactorum 1402-1766
Y 89 Memminger Chronik 288-1788 (459 S.). Das Datum 288 verweist auf die Chroniken von Wintergerst/Kimpel
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_04654.html
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_03120.html
Y 123 Zum lateinischen Arzneibuch des Johannes Paric aus Hall von 1466 finde ich im Netz nur (außer einem Eintrag im Register von Kristellers Iter) die Notiz von Lehmann-Haupt: Federzeichnungen 1929, S. 97: "Eine lateinische Handschrift medizinisch-naturwissenschaftlichen Inhaltes der Kantonsbibliothek zu Frauenfeld (Nr. Y 123) wurde laut Eintrag 1466 „per manus Johann. Paric' de hall" vollendet."
[Der erste Text in Y 123 ist
Pontius de S. Aegidio
= http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=1025568133
Curae
auch in Wien 5305 (saec. XV)
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0751d_b0095_jpg.htm
London, Wellcome, MS.MSL.139 (saec. XIV)
https://books.google.de/books?id=QN07bKYNQMEC&pg=PA690
http://catalogue.wellcomelibrary.org/record=b2200471~S8
Siehe auch
https://books.google.de/books?id=CNLnAAAAMAAJ&q=%22contra+melancolicam+passionem%22
Die Pariser Handschriften des Werks:
http://dx.doi.org/10.3917/ahdlm.073.0063 (PDF)
So schon Kristeller nach den Datierten Hss.:
Datierte Handschriften 2, p. 117, no. 322. misc. XV (1466). Poncius de S. Egidio, cure omnium egritudinum, copied by Joh. Paric de Hall
Schreibervermerk online
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Kantonsbibliothek_Thurgau#/media/File:Schreibervermerk_Johannes_Paric.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erste_Seite_(mit_Inhaltsverzeichnis_und_Randbemerkungen_des_Klosterarchivars).jpg ]
Y 155 Nikolaus Thomans Weißenhorner Chronik (Buxheimer Exemplar) war schon dem Editor Baumann 1876 bekannt, siehe den Nachtrag
http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/FoXIIb547c/0809
[
2011 legten Marianne Luginbühl und Heinz Bothien in dem Buch "Meisterwerke des frühen Buchdrucks" einen Inkunabelkatalog vor, der anders als die meisten anderen solchen Verzeichnisse als Prachtband und Lesebuch konzipiert ist. Im Untertitel werden die Hauptprovenienzen genannt: "Die Inkunabel-Schätze der Kantonsbibliothek Thurgau aus den Klöstern von Ittingen, Fischingen und Kreuzlingen". Wolfgang Schmitz besprach den Band in der ZfBB 2012:
http://dx.doi.org/10.3196/1864295012595239
[Siehe auch
http://retro.seals.ch/digbib/view2?pid=lib-006:2011:54::78 ]
Die Provenienzangaben wurden für Needhams IPI nicht ausgewertet.
Ich gebe auch hier nur eine kleine subjektive Auswahl.
Nr. 387 fehlt in meinem Lirer-Census in meiner Dissertation 1987, nachgetragen erst 2005:
http://www.listserv.dfn.de/cgi-bin/wa?A2=ind0511&L=INCUNABULA-L&P=R408&I=-3
Den Lirer Nr. 388 kannte ich dagegen. Dort bin ich auch zitiert. Er stammt aus der Büchersammlung des Lindauer Chronisten Jakob Lynß.
https://books.google.de/books?id=pcvWAAAAMAAJ&pg=PA38
Im Katalog gibt es leider nur dieses eine Stück von ihm.
Nr. 172 (Abbildung S. 136) enthält eine hübsche Federzeichnung mit den Wappen Montfort und Werdenberg.
Nr. 328 ist der von Hakelberg 2008 behandelte Richenbach-Einband (es gibt kein Register zu den Einbandangaben), der für einen Conrad Schuoler gebunden wurde:
Hakelbergs Aufsatz
https://www.freidok.uni-freiburg.de/data/9134
Zu Richenbach-Einbänden hier:
http://archiv.twoday.net/search?q=richenbach
Aus der Kartause Buxheim stammen die Nr. 67, 68, die natürlich über die Kartause Ittingen nach Frauenfeld kamen.
In dem 2014 erschienenen Band zur Freiburger Kartause befassen sich übrigens zwei Aufsätze mit Ittingen:
http://d-nb.info/1064213839/04
Nr. 585 gehörte ursprünglich Inzigkofen. Zu diesem Stift siehe hier
http://archiv.twoday.net/search?q=inzigkofen
Eine bisher unerkannte Inkunabel aus Inzigkofen wies ich nach in:
http://archiv.twoday.net/stories/967548920/ (das Fragezeichen möchte ich streichen)
Nr. 177 trägt den Vermerk "Ad confessorium in Pfullingen", was auf den Buchbestand des Beichtvaters des Klarissenkonvents zu beziehen sein wird.
Aus der Kartause Güterstein bei Urach kamen über Ittingen nach Frauenfeld die Nr. 99, 315, 592. Nr. 99 trägt einen Schenkungsvermerk des Kaplans Martin der Frauenkirche bei Kirchheim unter Teck an Güterstein. Überdurchschnittlich viele Stifter der Kartause Güterstein kamen aus Kirchheim unter Teck, aber diesen Martin finde ich nicht in Deigendeschs Güterstein-Monographie von 2001. Auch fehlen dort natürlich die Frauenfelder Inkunabeln. Die (heute abgegangene) Frauenkirche lag vor dem Oberen Tor von Kirchheim. Dort gab es in der Tat eine Kaplanei, siehe Rolf Götz in der Kirchheimer Stadtgeschichte (Kirchheim unter Teck, 2006, S. 174).
#fnzhss
Die Bibliothek kooperiert in erfreulicher Weise mit der Wikipedia und hat auch eine Kategorie auf Commons:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Kantonsbibliothek_Thurgau
Zu den historischen Beständen:
http://www.kantonsbibliothek.tg.ch/xml_39/internet/de/application/f12510.cfm
Ich hatte 1999 und in den Folgejahren immer wieder Kontakt zu Alt-Kantonsbibliothek Heinz Bothien in Sachen Lassberg-Bibliothek. Dank eines Mäzens (der nicht genannt werden wollte) stieß meine Anregung, Bücher aus der Lassberg-Bibliothek der zerstückelten Hofbibliothek Donaueschingen zu erwerben, auf fruchtbaren Boden. Datenbank:
http://netbiblio.tg.ch/frau-lass3/ (Suche z.B. nach lass)
Im Handschriftencensus sind 14 Handschriften der Kantonsbibliothek erfasst.
http://www.handschriftencensus.de/hss/Frauenfeld
16 Digitalisate gibt es in e-codices.ch, vor allem frühneuzeitliche Handschriften Heinrich Murers:
http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/kbt/Shelfmark/20/0
Als Katalog wird im Handschriftencensus zitiert:
Katalog der Thurgauischen Kantonsbibliothek, 1886, Frauenfeld 1887
Das ist aber nur eine sehr kurze Liste der Signaturen (Y = Handschriften, von 1 bis 193), wobei im Band beim Autor bzw. Titel nur unwesentlich mehr steht. Meine Bitte um einen Scan dieser Seiten 151-154 wurde postwendend erfüllt.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kbth_katalog_1886.pdf
Es existiert ein der Öffentlichkeit zugänglicher Karteikasten mit einem nicht mehr aktuellen maschinenschriftlichen Verzeichnis, geordnet nach Verfassern bzw. Sachtiteln, das ich durchsah. Der Schwerpunkt liegt auf der frühen Neuzeit, sehr viele sind monastischen Inhalts. Einige Notizen, natürlich ohne Autopsie:
Y 17 ist ein Betbüchlein von Bruder Andreas von Ruffach zu Keisersperg Barfüßer Ordens (Pergament), wobei der Handschriftencensus eine Edition ankündigt, ohne den Link auf die eigene Präsentation des Editionsberichts umgebogen zu haben:
http://www.handschriftencensus.de/23807
http://www.handschriftencensus.de/editionsbericht/E_Kune.html
Y 34 Buxheimensium liber benefactorum 1402-1766
Y 89 Memminger Chronik 288-1788 (459 S.). Das Datum 288 verweist auf die Chroniken von Wintergerst/Kimpel
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_04654.html
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_03120.html
Y 123 Zum lateinischen Arzneibuch des Johannes Paric aus Hall von 1466 finde ich im Netz nur (außer einem Eintrag im Register von Kristellers Iter) die Notiz von Lehmann-Haupt: Federzeichnungen 1929, S. 97: "Eine lateinische Handschrift medizinisch-naturwissenschaftlichen Inhaltes der Kantonsbibliothek zu Frauenfeld (Nr. Y 123) wurde laut Eintrag 1466 „per manus Johann. Paric' de hall" vollendet."
[Der erste Text in Y 123 ist
Pontius de S. Aegidio
= http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=1025568133
Curae
auch in Wien 5305 (saec. XV)
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0751d_b0095_jpg.htm
London, Wellcome, MS.MSL.139 (saec. XIV)
https://books.google.de/books?id=QN07bKYNQMEC&pg=PA690
http://catalogue.wellcomelibrary.org/record=b2200471~S8
Siehe auch
https://books.google.de/books?id=CNLnAAAAMAAJ&q=%22contra+melancolicam+passionem%22
Die Pariser Handschriften des Werks:
http://dx.doi.org/10.3917/ahdlm.073.0063 (PDF)
So schon Kristeller nach den Datierten Hss.:
Datierte Handschriften 2, p. 117, no. 322. misc. XV (1466). Poncius de S. Egidio, cure omnium egritudinum, copied by Joh. Paric de Hall
Schreibervermerk online
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Kantonsbibliothek_Thurgau#/media/File:Schreibervermerk_Johannes_Paric.jpg
"Schreibervermerk Johannes Paric" by Johannes Paric aus Hall - Johannes Paric aus Hall: Arzneibuch, Manuskript 1466. Kantonsbibliothek Thurgau, Y 123, Bl. 108r. Provenienz: Collegii Xlingen (Kloster Kreuzlingen).. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erste_Seite_(mit_Inhaltsverzeichnis_und_Randbemerkungen_des_Klosterarchivars).jpg ]
Y 155 Nikolaus Thomans Weißenhorner Chronik (Buxheimer Exemplar) war schon dem Editor Baumann 1876 bekannt, siehe den Nachtrag
http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/FoXIIb547c/0809
[
"Wappen der Herren von Neyffen, Grafen zu Marstetten, 1530" by Nikolaus Thoman - Nikolaus Thoman: Chronik von Weissenhorn, Manuskript [um 1600]. Kantonsbibliothek Thurgau, Y 155. Provenienz: Kartause Buxheim.. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons.
2011 legten Marianne Luginbühl und Heinz Bothien in dem Buch "Meisterwerke des frühen Buchdrucks" einen Inkunabelkatalog vor, der anders als die meisten anderen solchen Verzeichnisse als Prachtband und Lesebuch konzipiert ist. Im Untertitel werden die Hauptprovenienzen genannt: "Die Inkunabel-Schätze der Kantonsbibliothek Thurgau aus den Klöstern von Ittingen, Fischingen und Kreuzlingen". Wolfgang Schmitz besprach den Band in der ZfBB 2012:
http://dx.doi.org/10.3196/1864295012595239
[Siehe auch
http://retro.seals.ch/digbib/view2?pid=lib-006:2011:54::78 ]
Die Provenienzangaben wurden für Needhams IPI nicht ausgewertet.
Ich gebe auch hier nur eine kleine subjektive Auswahl.
Nr. 387 fehlt in meinem Lirer-Census in meiner Dissertation 1987, nachgetragen erst 2005:
http://www.listserv.dfn.de/cgi-bin/wa?A2=ind0511&L=INCUNABULA-L&P=R408&I=-3
Den Lirer Nr. 388 kannte ich dagegen. Dort bin ich auch zitiert. Er stammt aus der Büchersammlung des Lindauer Chronisten Jakob Lynß.
https://books.google.de/books?id=pcvWAAAAMAAJ&pg=PA38
Im Katalog gibt es leider nur dieses eine Stück von ihm.
Nr. 172 (Abbildung S. 136) enthält eine hübsche Federzeichnung mit den Wappen Montfort und Werdenberg.
Nr. 328 ist der von Hakelberg 2008 behandelte Richenbach-Einband (es gibt kein Register zu den Einbandangaben), der für einen Conrad Schuoler gebunden wurde:
Hakelbergs Aufsatz
https://www.freidok.uni-freiburg.de/data/9134
Zu Richenbach-Einbänden hier:
http://archiv.twoday.net/search?q=richenbach
Aus der Kartause Buxheim stammen die Nr. 67, 68, die natürlich über die Kartause Ittingen nach Frauenfeld kamen.
In dem 2014 erschienenen Band zur Freiburger Kartause befassen sich übrigens zwei Aufsätze mit Ittingen:
http://d-nb.info/1064213839/04
Nr. 585 gehörte ursprünglich Inzigkofen. Zu diesem Stift siehe hier
http://archiv.twoday.net/search?q=inzigkofen
Eine bisher unerkannte Inkunabel aus Inzigkofen wies ich nach in:
http://archiv.twoday.net/stories/967548920/ (das Fragezeichen möchte ich streichen)
Nr. 177 trägt den Vermerk "Ad confessorium in Pfullingen", was auf den Buchbestand des Beichtvaters des Klarissenkonvents zu beziehen sein wird.
Aus der Kartause Güterstein bei Urach kamen über Ittingen nach Frauenfeld die Nr. 99, 315, 592. Nr. 99 trägt einen Schenkungsvermerk des Kaplans Martin der Frauenkirche bei Kirchheim unter Teck an Güterstein. Überdurchschnittlich viele Stifter der Kartause Güterstein kamen aus Kirchheim unter Teck, aber diesen Martin finde ich nicht in Deigendeschs Güterstein-Monographie von 2001. Auch fehlen dort natürlich die Frauenfelder Inkunabeln. Die (heute abgegangene) Frauenkirche lag vor dem Oberen Tor von Kirchheim. Dort gab es in der Tat eine Kaplanei, siehe Rolf Götz in der Kirchheimer Stadtgeschichte (Kirchheim unter Teck, 2006, S. 174).
#fnzhss
KlausGraf - am Freitag, 24. Juli 2015, 23:58 - Rubrik: Kodikologie