Ohne Anspruch auf Vollständigkeit stelle ich einige Materialien zu interessanten historischen Traditionen (aus Mittelalter und Früher Neuzeit) in dem diesbezüglich besonders reichen Kreis Kleve zusammen: "historische Sagen", aber auch Zeugnisse der Erinnerungskultur.
***
Vom Riesen Goliath erzählte man in EMMERICH AM RHEIN.
Alexander Kaufmann:
Ein gewaltiger riese, goliath, hat in Emmerich gehaust, und einmal bei einer belagerung dadurch die feinde verscheucht, daß er den kopf über die mauer steckte und mit den zähnen fletschte. – am fastnachtmontag trug man in Emmerich eine riesenfigur umher, deren kopf beständig wackelte.
https://de.wikisource.org/wiki/Riese_Goliath
Nach Dederich geht dieser Brauch auf einen gescheiterten Überfall auf Emmerich 1519 zurück.
https://books.google.de/books?id=HtgAAAAAcAAJ&pg=PA316
und nochmals in Picks Monatsschrift 1880, S. 182-190
http://dbooks.bodleian.ox.ac.uk/books/PDFs/555017587.pdf
[Die Abwehr 1519 "clamore rustici" meldet bereits Teschenmacher 1638
https://books.google.de/books?id=FexaAAAAQAAJ&pg=PA525
= 1721
https://books.google.de/books?id=09tIAAAAcAAJ&pg=PA528 ]
Zu Schlachtengedenktagen siehe hier
http://archiv.twoday.net/search?q=schlachtengedenk
***
GELDERN soll an der Stelle stehen, wo einstmals ein Drache erschlagen wurde. Was der Aufsatz von Oostebrink 2009 in den Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein (!) schreibt, ist zwar abwegig, aber er listet Quellen und (in Anm. 10) Sekundärliteratur zu der oft besprochenen Überlieferung auf.
https://books.google.de/books?id=WbHc1DzHyaEC&pg=PA192
Jens Lieven behandelte die Mythenbildung bei den Grafen von Geldern im Geldrischen Heimatkalender 2007, S. 152-161.
[z.B. Quad 1609
https://books.google.fr/books?id=qEUAAAAAcAAJ&pg=PA522 ]
[Gelre - Geldern - Gelderland (2001), S. 467-469; Das Goldene Zeitalter des Herzogtums Geldern (2001), S. 11f., 24, 215
Noordzij 2008
http://hdl.handle.net/1887/13095]
***
Einen wunderbaren Ursprung schreibt man der Marienwallfahrt von KEVELAER (seit 1642) zu.
http://www.wallfahrt-kevelaer.de/entstehung-der-wallfahrt/
https://de.wikipedia.org/wiki/Kevelaer#Entstehung_und_Entwicklung_der_Wallfahrt
Eine wichtige Rolle bei der Entstehung spielte der Luxemburger Kult von Maria als Trösterin der Betrübten, über deren Rolle als Stadtpatronin ich selbst geforscht habe:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/373/
***
Den Schwanenturm in KLEVE soll Julius Caesar erbaut haben. Den Wortlaut der Inschrift aus dem 15. Jahrhundert, die dies verkündet, gibt die Wikipedia wieder.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwanenburg
Zum Schwanritter-Stoff sei auf den Artikel in der Enzyklopädie des Märchens und die Einleitung zu Cramers Lohengrin-Ausgabe verwiesen. Die Brüder Grimm nahmen in die Erstausgabe ihrer Deutschen Sagen 1818 dazu die Nummern 533-538 auf.
https://de.wikisource.org/wiki/Carl_Ynach,_Salvius_Brabon_und_Frau_Schwan
[ http://archiv.twoday.net/stories/1022469798/ ]
[Gelre - Geldern - Gelderland (2001), S. 348; Land im Mittelpunkt der Mächte 3. Aufl. (1985), S. 216, 241, 373, 380; Tafel IV nach S. 64]
Die Überlieferung von Otto dem Schützen (Deutsche Sagen 1818 Nr. 562)
https://de.wikisource.org/wiki/Otto_der_Sch%C3%BCtze
gab Zuccalmaglio 1837 als clevische Sage des 14. Jahrhunderts aus.
https://books.google.de/books?id=_ZADAAAAcAAJ&pg=PA223
Es handelt sich aber um eine hessische Überlieferung des 16. Jahrhunderts.
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_der_Sch%C3%BCtz
Quellennachweise (Johannes Nuhn!) lieferte Alexander Kaufmann:
https://books.google.de/books?id=K5k6AAAAcAAJ&pg=PA14
[und die Tübinger Dissertation von Noll 1906
http://hdl.handle.net/2027/hvd.hnxsnu (US)]
Längst vergessen ist sein Denkmal in Kleve.
Quelle: http://www.kle-blatt.de/blog/kleve/otto-der-schuetz-ein-vergessenes-denkmal-von-kleve.html
Sogar auf YouTube findet man die Sage von der "weißen Frau" von Kleve.
https://www.youtube.com/watch?v=Giml05DLvPs
Wenn das Video behauptet, die weiße Frau (eine Studie zu ihr bereitet Bertold von Haller, Nürnberg, vor) sei letztmals im 18. Jahrhundert gesichtet worden, so ist das falsch. Eine zurückgekehrte Akte über Erscheinungen im 19. Jahrhundert war der Ausgangspunkt des Aufsatzes von Bert Thissen: Die Rückkehr der weißen Frau. In: Kalender für das Klever Land 2013, S. 39-52.
[Die Stadt Kleve verehrte - einem Humanistenirrtum folgend - ein romanisches Bild als angebliche Darstellung des Eumenius Rhetor
Land im Mittelpunkt der Mächte 3. Aufl. (1985), S. 486f.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eumenius
Schröder in den Annalen HVNrh. 1889
http://www.archive.org/stream/bub_gb_MVw7AAAAMAAJ#page/n143/mode/2up
Zeiller/Merian
https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Westphaliae:_Cleve
Abbildung
http://www.bildindex.de/obj20644823.html#|home
Dielhelm 1739
https://books.google.de/books?id=Rm9XAAAAcAAJ&pg=PA593
]
***
Auf ein Hostienwunder (angeblich von 1308) soll die KRANENBURGER Kreuzwallfahrt zurückgehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kranenburger_Kreuzwallfahrt
https://www.kranenburg.de/C125725A002EBD03/html/63FBA03CA31155D6C12574790055A844?opendocument
Eine Übersetzung der lateinischen Legende bot vor einigen Jahren Manuel Hagemann: Zur Frühgeschichte der Kranenburger Kreuzverehrung. In: Kalender für das Klever Land 2008, S. 82-89
[Pilgerzeichen saec. XV/2 mit Darstellung der Legende in: Das Goldene Zeitalter des Herzogtums Geldern (2001), S. 182
Abbildung und Näheres:
http://www.pilgerzeichen.de/item/pz/769
Dort auch zwei weitere Exemplare ]
***
In REES gedachte man einer vornehmen Stifterin Irmgardis. Es gab die Sage, dass "Irmgardis auf dem Schlosse zu Aspel gewohnt habe, von wo sie täglich auf dem Irmgarden-Wege, auf welchem das Gras, was ihre Füße berührten, im Winter wie im Lenze grünte, die von ihr gebaute Kirche zu Rees besuchte".
https://books.google.de/books?id=U59JAAAAYAAJ&pg=PA66
[Irmgardis-Pfad bei Süchteln (1861):
https://books.google.de/books?id=TgMBAAAAcAAJ&pg=PA271
Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Irmgardispfad ]
Ähnliche "Spuren" werden erzählt bei Notburga von Hochhausen
http://www.sagen.at/doku/hda/notburga.html
und Sibylle von der Teck (Sibyllenspur)
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/goetz1999/0060
Über Irmgard:
http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/I/Seiten/IrmgardisvonS%C3%BCchteln.aspx
http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=118746871
***
STRAELEN war 1468 Schauplatz einer Schlacht zwischen Geldern und Kleve. Eine als "Sterk Hermes" bekannte Ritterfigur soll noch daran erinnern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Straelen
Der siegreiche Herzog Adolf von Geldern stiftete das Augustinerchorherrenstift Mariensande, in dem der gleichfalls von ihm gestiftete Ritterorden seinen geistlichen Bezugspunkt hatte. Siehe die im neu angelegten Wikipedia-Artikel zu Mariensande angegebene Literatur.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Mariensande
Die alte Studie von Pfarrer Heinrich Schroers zur Schlacht bei Straelen habe ich verfügbar gemacht auf Commons:
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Mariensande_straelen.pdf&page=6
#erzählforschung
#forschung
Drachenbrunnen auf dem Markt in Geldern. Foto Frank Vincentz https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
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Vom Riesen Goliath erzählte man in EMMERICH AM RHEIN.
Alexander Kaufmann:
Ein gewaltiger riese, goliath, hat in Emmerich gehaust, und einmal bei einer belagerung dadurch die feinde verscheucht, daß er den kopf über die mauer steckte und mit den zähnen fletschte. – am fastnachtmontag trug man in Emmerich eine riesenfigur umher, deren kopf beständig wackelte.
https://de.wikisource.org/wiki/Riese_Goliath
Nach Dederich geht dieser Brauch auf einen gescheiterten Überfall auf Emmerich 1519 zurück.
https://books.google.de/books?id=HtgAAAAAcAAJ&pg=PA316
und nochmals in Picks Monatsschrift 1880, S. 182-190
http://dbooks.bodleian.ox.ac.uk/books/PDFs/555017587.pdf
[Die Abwehr 1519 "clamore rustici" meldet bereits Teschenmacher 1638
https://books.google.de/books?id=FexaAAAAQAAJ&pg=PA525
= 1721
https://books.google.de/books?id=09tIAAAAcAAJ&pg=PA528 ]
Zu Schlachtengedenktagen siehe hier
http://archiv.twoday.net/search?q=schlachtengedenk
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GELDERN soll an der Stelle stehen, wo einstmals ein Drache erschlagen wurde. Was der Aufsatz von Oostebrink 2009 in den Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein (!) schreibt, ist zwar abwegig, aber er listet Quellen und (in Anm. 10) Sekundärliteratur zu der oft besprochenen Überlieferung auf.
https://books.google.de/books?id=WbHc1DzHyaEC&pg=PA192
Jens Lieven behandelte die Mythenbildung bei den Grafen von Geldern im Geldrischen Heimatkalender 2007, S. 152-161.
[z.B. Quad 1609
https://books.google.fr/books?id=qEUAAAAAcAAJ&pg=PA522 ]
[Gelre - Geldern - Gelderland (2001), S. 467-469; Das Goldene Zeitalter des Herzogtums Geldern (2001), S. 11f., 24, 215
Noordzij 2008
http://hdl.handle.net/1887/13095]
***
Einen wunderbaren Ursprung schreibt man der Marienwallfahrt von KEVELAER (seit 1642) zu.
http://www.wallfahrt-kevelaer.de/entstehung-der-wallfahrt/
https://de.wikipedia.org/wiki/Kevelaer#Entstehung_und_Entwicklung_der_Wallfahrt
Eine wichtige Rolle bei der Entstehung spielte der Luxemburger Kult von Maria als Trösterin der Betrübten, über deren Rolle als Stadtpatronin ich selbst geforscht habe:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/373/
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Den Schwanenturm in KLEVE soll Julius Caesar erbaut haben. Den Wortlaut der Inschrift aus dem 15. Jahrhundert, die dies verkündet, gibt die Wikipedia wieder.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwanenburg
Zum Schwanritter-Stoff sei auf den Artikel in der Enzyklopädie des Märchens und die Einleitung zu Cramers Lohengrin-Ausgabe verwiesen. Die Brüder Grimm nahmen in die Erstausgabe ihrer Deutschen Sagen 1818 dazu die Nummern 533-538 auf.
https://de.wikisource.org/wiki/Carl_Ynach,_Salvius_Brabon_und_Frau_Schwan
[ http://archiv.twoday.net/stories/1022469798/ ]
[Gelre - Geldern - Gelderland (2001), S. 348; Land im Mittelpunkt der Mächte 3. Aufl. (1985), S. 216, 241, 373, 380; Tafel IV nach S. 64]
Die Überlieferung von Otto dem Schützen (Deutsche Sagen 1818 Nr. 562)
https://de.wikisource.org/wiki/Otto_der_Sch%C3%BCtze
gab Zuccalmaglio 1837 als clevische Sage des 14. Jahrhunderts aus.
https://books.google.de/books?id=_ZADAAAAcAAJ&pg=PA223
Es handelt sich aber um eine hessische Überlieferung des 16. Jahrhunderts.
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_der_Sch%C3%BCtz
Quellennachweise (Johannes Nuhn!) lieferte Alexander Kaufmann:
https://books.google.de/books?id=K5k6AAAAcAAJ&pg=PA14
[und die Tübinger Dissertation von Noll 1906
http://hdl.handle.net/2027/hvd.hnxsnu (US)]
Längst vergessen ist sein Denkmal in Kleve.
Quelle: http://www.kle-blatt.de/blog/kleve/otto-der-schuetz-ein-vergessenes-denkmal-von-kleve.html
Sogar auf YouTube findet man die Sage von der "weißen Frau" von Kleve.
https://www.youtube.com/watch?v=Giml05DLvPs
Wenn das Video behauptet, die weiße Frau (eine Studie zu ihr bereitet Bertold von Haller, Nürnberg, vor) sei letztmals im 18. Jahrhundert gesichtet worden, so ist das falsch. Eine zurückgekehrte Akte über Erscheinungen im 19. Jahrhundert war der Ausgangspunkt des Aufsatzes von Bert Thissen: Die Rückkehr der weißen Frau. In: Kalender für das Klever Land 2013, S. 39-52.
[Die Stadt Kleve verehrte - einem Humanistenirrtum folgend - ein romanisches Bild als angebliche Darstellung des Eumenius Rhetor
Land im Mittelpunkt der Mächte 3. Aufl. (1985), S. 486f.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eumenius
Schröder in den Annalen HVNrh. 1889
http://www.archive.org/stream/bub_gb_MVw7AAAAMAAJ#page/n143/mode/2up
Zeiller/Merian
https://de.wikisource.org/wiki/Topographia_Westphaliae:_Cleve
Abbildung
http://www.bildindex.de/obj20644823.html#|home
Dielhelm 1739
https://books.google.de/books?id=Rm9XAAAAcAAJ&pg=PA593
]
***
Auf ein Hostienwunder (angeblich von 1308) soll die KRANENBURGER Kreuzwallfahrt zurückgehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kranenburger_Kreuzwallfahrt
https://www.kranenburg.de/C125725A002EBD03/html/63FBA03CA31155D6C12574790055A844?opendocument
Eine Übersetzung der lateinischen Legende bot vor einigen Jahren Manuel Hagemann: Zur Frühgeschichte der Kranenburger Kreuzverehrung. In: Kalender für das Klever Land 2008, S. 82-89
[Pilgerzeichen saec. XV/2 mit Darstellung der Legende in: Das Goldene Zeitalter des Herzogtums Geldern (2001), S. 182
Abbildung und Näheres:
http://www.pilgerzeichen.de/item/pz/769
Dort auch zwei weitere Exemplare ]
***
In REES gedachte man einer vornehmen Stifterin Irmgardis. Es gab die Sage, dass "Irmgardis auf dem Schlosse zu Aspel gewohnt habe, von wo sie täglich auf dem Irmgarden-Wege, auf welchem das Gras, was ihre Füße berührten, im Winter wie im Lenze grünte, die von ihr gebaute Kirche zu Rees besuchte".
https://books.google.de/books?id=U59JAAAAYAAJ&pg=PA66
[Irmgardis-Pfad bei Süchteln (1861):
https://books.google.de/books?id=TgMBAAAAcAAJ&pg=PA271
Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Irmgardispfad ]
Ähnliche "Spuren" werden erzählt bei Notburga von Hochhausen
http://www.sagen.at/doku/hda/notburga.html
und Sibylle von der Teck (Sibyllenspur)
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/goetz1999/0060
Über Irmgard:
http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/I/Seiten/IrmgardisvonS%C3%BCchteln.aspx
http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=118746871
***
STRAELEN war 1468 Schauplatz einer Schlacht zwischen Geldern und Kleve. Eine als "Sterk Hermes" bekannte Ritterfigur soll noch daran erinnern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Straelen
Der siegreiche Herzog Adolf von Geldern stiftete das Augustinerchorherrenstift Mariensande, in dem der gleichfalls von ihm gestiftete Ritterorden seinen geistlichen Bezugspunkt hatte. Siehe die im neu angelegten Wikipedia-Artikel zu Mariensande angegebene Literatur.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Mariensande
Die alte Studie von Pfarrer Heinrich Schroers zur Schlacht bei Straelen habe ich verfügbar gemacht auf Commons:
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Mariensande_straelen.pdf&page=6
#erzählforschung
#forschung
Drachenbrunnen auf dem Markt in Geldern. Foto Frank Vincentz https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
KlausGraf - am Donnerstag, 27. August 2015, 12:34 - Rubrik: Landesgeschichte