http://www.namenforschung.net/dfd/
Tobias A. Kemper hat sich das neue Angebot gründlich angesehen und eine dreiteilige sorgfältige Bewertung publiziert.
http://saecula.de/dfd_1
http://saecula.de/dfd_2
http://saecula.de/dfd_3
Seiner Kritik ist voll und ganz zuzustimmen. Aus der Sicht des Historikers befremdet vor allem die ahistorische Konzeption des Nachschlagewerks.
Einige ergänzende Kritikpunkte möchte ich beisteuern.
1. Das Potential eines DIGITALEN Nachschlagewerks wird nicht ansatzweise ausgeschöpft
Verbreitungskarten in der Weise anzubieten wie das DFD ist veraltet. Man darf heute erwarten, dass die Karten zoombar sind und auf der Basis von Anwendungen wie Google Maps oder Open Street Map erstellt wurden. Es gibt keine Orientierungsorte.
Es fehlen Verlinkungen zu einem Glossar bzw. Einführungsartikel.
Es fehlen Abbildungen.
Keine Spur von Nachnutzbarkeit (freie Lizenz).
http://www.namenforschung.net/dfd/impressum/
Es gibt keine Volltextsuche, nur eine solche für Namen.
Digitalisate sind nicht konsequent nachgewiesen, z.B. nicht
https://archive.org/details/oberdeutschesfl00buckgoog
2. Das Ansteuern eines bestimmten Namens ist zu schwer
Jeder, der auch nur für 5 Cent Verstand hat, würde auf die Idee kommen, die Anfangsbuchstaben z.B. Gra anzugeben, um einen möglichst raschen Zugriff auf den Namen via Browsing zu ermöglichen. Durch Klick auf >> kommt man 20 Seiten weiter, es gibt keine Möglichkeit, nur eine Seite weiterzugehen, abweichend von dem, was sonst üblich ist.
Wenn man keine Lust hat, 91 Seiten durchzusehen, kann man ja versuchen Gr oder Gra mit der Suche zu finden. Ziemlich dämlich ist, dass die ungewöhnliche Anfangstrunkierung vor der Endtrunkierung steht. Wer nicht weiß, was trunkieren bedeutet, schaut in die Röhre.
3. Das Wörterbuch bedient sich einer akademisch-verquasten Sprache und ist nichts fürs "Volk"
In der Regel werden einfache Leute von den Deutungen oft nur wenig verstehen. Es fehlt an einem Glossar, wo man z.B. "Metronym" findet.
"Es handelt sich um einen lokalisierten Berufsnamen für einen an einem Graben situierten Schröder. Die vorliegende Form weist im Zweitglied gegenüber dem Etymon schrōder einen Ausfall von d auf, der in vielen westniederdeutschen Dialekten in intervokalischer Stellung eingetreten ist. Das Erstglied wurde hier verhochdeutscht."
"Es handelt sich um einen lokalisierten Berufsnamen für einen an oder auf einem Feld situierten Handwerker, der mit einem Schneidewerkzeug arbeitet. Hier liegt ein patronymischer starker Genitiv mit dem Suffix -s vor."
Noch Fragen?
Wer könnte wohl auf dem Feld mit einem Schneidewerkzeug arbeiten? Hat jemand eine Idee?
Unter einem Beruf versteht die Allgemeinheit etwas anderes. Hier wird eine bestimmte Rolle innerhalb von Handlungsabläufen im agrarischen Kontext bezeichnet, die Landwirte (und ihre Familie) und Knechte oder Erntehelfer ausüben konnten.
4. Die Deutungen sind von Laien nicht nachvollziehbar
Als jemand, der von Namenkunde kaum Ahnung hat, gehöre auch ich zu dieser Gruppe.
Beispiele:
Brandmüller: Wieso bezieht sich das Erstglied zwingend auf eine Brandrodung?
Aumüller: Wieso kann sich der Name nicht auch auf den Flurnamen Au beziehen? Siehe etwa
http://cgi-host.uni-marburg.de/~hlgl/mhfb/id.cgi?lines=0&ex=rs&table=flurname&lemma=Lechen-Au-Weg&suchlemma=lechen-au-weg
"Benennung nach Beruf zu mittelniederdeutsch hofsnīder ‘Hofschneider’. Der Schneider kann hier auf zwei verschiedene Arten in Verbindung zu einem Hof, d.h. einem Fürstenhof, stehen: 1. Er arbeitet für einen Fürstenhof und stellt Kleider für diesen her. 2. Er übt sein Handwerk unter dem Schutz des Fürstenhofes aus; dabei ist er nicht an eine Zunft gebunden und somit von gewissen bürgerlichen Pflichten befreit." Wieso kann das nicht ein auf einem Hof (landwirtschaftliches Anwesen) situierter Arbeiter sein, der mit einem Schneidewerkzeug arbeitet?? Man vgl. zu Hofmüller: "Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch hof ‘Hof, Gehöft’ und mittelhochdeutsch mülnære, mülner, müller ‘Müller’, für einen Müller, der einem Hof verpflichtet war."
Zur Namendeutung als eine Art Kaffeesatzleserei siehe auch meine Reichard-Rezension von 1991:
http://swbplus.bsz-bw.de/bsz015767450rez.htm
Tobias A. Kemper hat sich das neue Angebot gründlich angesehen und eine dreiteilige sorgfältige Bewertung publiziert.
http://saecula.de/dfd_1
http://saecula.de/dfd_2
http://saecula.de/dfd_3
Seiner Kritik ist voll und ganz zuzustimmen. Aus der Sicht des Historikers befremdet vor allem die ahistorische Konzeption des Nachschlagewerks.
Einige ergänzende Kritikpunkte möchte ich beisteuern.
1. Das Potential eines DIGITALEN Nachschlagewerks wird nicht ansatzweise ausgeschöpft
Verbreitungskarten in der Weise anzubieten wie das DFD ist veraltet. Man darf heute erwarten, dass die Karten zoombar sind und auf der Basis von Anwendungen wie Google Maps oder Open Street Map erstellt wurden. Es gibt keine Orientierungsorte.
Es fehlen Verlinkungen zu einem Glossar bzw. Einführungsartikel.
Es fehlen Abbildungen.
Keine Spur von Nachnutzbarkeit (freie Lizenz).
http://www.namenforschung.net/dfd/impressum/
Es gibt keine Volltextsuche, nur eine solche für Namen.
Digitalisate sind nicht konsequent nachgewiesen, z.B. nicht
https://archive.org/details/oberdeutschesfl00buckgoog
2. Das Ansteuern eines bestimmten Namens ist zu schwer
Jeder, der auch nur für 5 Cent Verstand hat, würde auf die Idee kommen, die Anfangsbuchstaben z.B. Gra anzugeben, um einen möglichst raschen Zugriff auf den Namen via Browsing zu ermöglichen. Durch Klick auf >> kommt man 20 Seiten weiter, es gibt keine Möglichkeit, nur eine Seite weiterzugehen, abweichend von dem, was sonst üblich ist.
Wenn man keine Lust hat, 91 Seiten durchzusehen, kann man ja versuchen Gr oder Gra mit der Suche zu finden. Ziemlich dämlich ist, dass die ungewöhnliche Anfangstrunkierung vor der Endtrunkierung steht. Wer nicht weiß, was trunkieren bedeutet, schaut in die Röhre.
3. Das Wörterbuch bedient sich einer akademisch-verquasten Sprache und ist nichts fürs "Volk"
In der Regel werden einfache Leute von den Deutungen oft nur wenig verstehen. Es fehlt an einem Glossar, wo man z.B. "Metronym" findet.
"Es handelt sich um einen lokalisierten Berufsnamen für einen an einem Graben situierten Schröder. Die vorliegende Form weist im Zweitglied gegenüber dem Etymon schrōder einen Ausfall von d auf, der in vielen westniederdeutschen Dialekten in intervokalischer Stellung eingetreten ist. Das Erstglied wurde hier verhochdeutscht."
"Es handelt sich um einen lokalisierten Berufsnamen für einen an oder auf einem Feld situierten Handwerker, der mit einem Schneidewerkzeug arbeitet. Hier liegt ein patronymischer starker Genitiv mit dem Suffix -s vor."
Noch Fragen?
Wer könnte wohl auf dem Feld mit einem Schneidewerkzeug arbeiten? Hat jemand eine Idee?
Unter einem Beruf versteht die Allgemeinheit etwas anderes. Hier wird eine bestimmte Rolle innerhalb von Handlungsabläufen im agrarischen Kontext bezeichnet, die Landwirte (und ihre Familie) und Knechte oder Erntehelfer ausüben konnten.
4. Die Deutungen sind von Laien nicht nachvollziehbar
Als jemand, der von Namenkunde kaum Ahnung hat, gehöre auch ich zu dieser Gruppe.
Beispiele:
Brandmüller: Wieso bezieht sich das Erstglied zwingend auf eine Brandrodung?
Aumüller: Wieso kann sich der Name nicht auch auf den Flurnamen Au beziehen? Siehe etwa
http://cgi-host.uni-marburg.de/~hlgl/mhfb/id.cgi?lines=0&ex=rs&table=flurname&lemma=Lechen-Au-Weg&suchlemma=lechen-au-weg
"Benennung nach Beruf zu mittelniederdeutsch hofsnīder ‘Hofschneider’. Der Schneider kann hier auf zwei verschiedene Arten in Verbindung zu einem Hof, d.h. einem Fürstenhof, stehen: 1. Er arbeitet für einen Fürstenhof und stellt Kleider für diesen her. 2. Er übt sein Handwerk unter dem Schutz des Fürstenhofes aus; dabei ist er nicht an eine Zunft gebunden und somit von gewissen bürgerlichen Pflichten befreit." Wieso kann das nicht ein auf einem Hof (landwirtschaftliches Anwesen) situierter Arbeiter sein, der mit einem Schneidewerkzeug arbeitet?? Man vgl. zu Hofmüller: "Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch hof ‘Hof, Gehöft’ und mittelhochdeutsch mülnære, mülner, müller ‘Müller’, für einen Müller, der einem Hof verpflichtet war."
Zur Namendeutung als eine Art Kaffeesatzleserei siehe auch meine Reichard-Rezension von 1991:
http://swbplus.bsz-bw.de/bsz015767450rez.htm
KlausGraf - am Sonntag, 13. September 2015, 14:50 - Rubrik: Genealogie
FredLo meinte am 2015/09/13 16:45:
Lexika
Diese Projekt ist sein Geld nicht wert. Die Namensdeutung ist recht dürftig. Es fehlen einige Punkte die für ein Namenslexika wichtig sind. So fehlen solche Punkte wie:Erstens Vorkommen des Namens
Verbreitungsraum (bitte nach Bundesland, und das an Hand von festgelegten Stichjahren z.B. um 1500, um 1800, um 1950, und ein aktuelles Stichjahr)
Eindeutigere Quellenlage (z.B. Urkunden)
Ich empfehle den Herren und Damen des Projekts auch mal sowas wie den Duden oder ähnliche Nachschlagewerke zu benutzen, da wird die Namensdeutung besser erklärt als in diesem Projekt.
Dafür das dieses Projekt schon seit rund vier Jahren läuft wurden bis jetzt viel zu wenige Familiennamen erfasst.
KlausGraf meinte am 2015/09/14 14:40:
Heintze 1903
https://archive.org/details/diedeutschenfam00unkngoog