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Mehrfach ist in der Sekundärliteratur zu lesen, dass Konrad von Hirsau, den ich ja als Peregrinus Hirsaugiensis bezeichne, zwar den 'Accessus ad auctores' und weitere Schriften verfasst habe, aber nicht notwendigerweise auch das 'Speculum virginum' (SV). Unglücklich formulierte im Verfasserlexikon (²5, 1985, Sp. 205) Robert Bultot unter Nr. 1 der Werkliste zum SV, die Verfasserschaft Konrads von Hirsau sei "noch nicht allgemein anerkannt". Richtig ist: Es unterliegt keinem Zweifel, dass alle dort aufgeführten Schriften demselben geistlichen Autor angehören, also auch das SV. Ob man diesen mit einem Hirsauer Benediktiner Konrad identifizieren darf, wird man wohl mit Marco Rainini: Corrado di Hirsau e il "Dialogus de Cruce". Florenz 2014 bejahen dürfen.

Die folgende Zusammenstellung knüpft an frühere Beiträge von mir zum SV an, siehe zuletzt:

http://archiv.twoday.net/stories/1022415045/

Die Überlieferung des "Speculum virginum" wurde von Jutta Seyfarth in ihrer Edition (CCCM 5, 1990) zusammengestellt. Bei der Überprüfung und Ergänzung der Angaben ist es nötig, Vollhandschriften und Exzerpthandschriften voneinander zu trennen und letztere von der Rezeption in eigenständigen Werken. Seyfarth hat dagegen 5 Gruppen gebildet (S. 56*-123*):

I. Lateinische Handschriften, die dem Stemma zugrundeliegen (10)
II. Lateinische Handschriften, die dem Stemma eingeordnet sind (19)
III. Auszüge, Fragmente, Nachrichten über verschollene Handschriften (7)
IV. Handschriften mittelniederländischer, bzw. volkssprachlicher Übersetzungen (26)
V. Druckausgaben (2)

IV und V habe ich bereits bearbeitet, zu III habe ich schon Hinweise zu einzelnen Textzeugen publiziert. Gruppe I besteht nur aus Vollhandschriften (auch wenn im Einzelnen Textverlust vorliegt), während aus Gruppe II (19 Handschriften) fünf Handschriften (E, Fl = St. Florian CSF XI, 370, Me = Melk 2, Pe, Re= Reims 611) als Exzerpt-Überlieferung zu entfernen sind. E und Pe überliefern einen eigenständigen Text als Ableitung des SV, "De proprietate vitiorum et virtutum", für den ich zwei weitere Handschriften nachweisen konnte in:

http://archiv.twoday.net/stories/1022415045/

Von den 24 Vollhandschriften wies Matthäus Bernards bereits 23 nach. Seyfarth konnte nur C2 = Leipzig, UB, Ms. 666 beibringen. Eine bisher unbekannte Vollhandschrift ist mir noch nicht begegnet, Neufunde habe ich nur für die noch ausstehende Gruppe der Fragmente, Exzerpte und Nennungen in Bibliothekskatalogen o.ä.

Die Handschriftenliste ist ein einfacher Census, geordnet nach dem Alter der Handschriften. Hinter der Signatur stehen das Siglum bei Seyfarth und die Seitenzahl(en) ihrer Beschreibung. Signaturen von Einzelblättern werden nicht angegeben (das betrifft K und M). Verlinkt sind vor allem Digitalisate und Katalogeinträge. Angegeben ist die Datierung - in der Regel nach nach Seyfarth, deren paläographische Datierungen noch der Überprüfung harren (siehe ihre Fehldatierungen zu den beiden Leipziger Handschriften) - und die Provenienz.

Zu den Bildern muss auf die Angaben bei Seyfarth S. 133* und 137* und bei den jeweiligen Handschriften verwiesen werden. Zu den Handschriften der Gruppe I gibt es S. 134* eine Tabelle zu den genauen Blattangaben der 12 großen Bilder, die Seyfarth wie folgt benennt:

1: Wurzel Jesse
2: Mystisches Paradies
3: Lasterbaum
4: Tugendbaum
5: Humilitas-Superbia
6: Quadriga
7: Kluge und Törichte Jungfrauen
8: Drei Grade
9: Fleisch und Geist
10: Aufstieg auf der Leiter
11: Maiestas domini
12: Weisheitstempel

Außerdem gibt es kleine Autorenbilder von Peregrinus und Theodora sowie Handzeichen für die drei Stände. Bild 11 zeigt den Autor vor dem Weltenherrscher.

Komplette Bebilderung registrierte Seyfarth für: L, K, T 1, B, Z (aus Gruppe 1), D1, D2 (aus Gruppe 2). Raum für nicht ausgeführte Bilder war vorgesehen in: W, A2, Dü, P. Ganz ohne den Bilder-Zyklus blieben nur F und O, aber selbst diese Handschriften sind mit je einer Federzeichnung illustriert.

Der Bilderzyklus wurde also von den Schreibern als wichtige Beigabe zum Text aufgefasst, der in den meisten Handschriften wenigstens in lückenhafter Form erhalten blieb.

Vollhandschriften des Speculum virginum

[1] London, BL, Arundel 44 (L, S. 56*-60), 1140/50, aus Eberbach OCist
Beschreibung und Bilder:
http://www.bl.uk/catalogues/illuminatedmanuscripts/record.asp?MSID=7952&CollID=20&NStart=44

[2] Köln, HA, W 276a (K, S. 60*-63), Mitte 12. Jahrhundert, wahrscheinlich aus dem Augustinerchorfrauenstift St. Maria in Andernach
Digitalisat (SW-Mikrofilm)
http://historischesarchivkoeln.de/de_DE/dokument/1618872/Best.+7010+276A+
Joachim Vennebusch 1986
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0089_b157_jpg.htm
Zur Beziehung zu Maria Laach OSB
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/41/93

[3] Rom, BV, Pal. lat. 565 (V, S. 63*-65*), um 1155, aus dem Augustinerchorherrenstift Frankenthal
Digitalisat
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_565

[4] Trier, Bistumsarchiv, 95/132 (M, S. 71*-75*), um 1200, aus St. Matthias in Trier OSB
Digitalisat
http://stmatthias.uni-trier.de/ bzw.
http://dfg-viewer.de/show/?set[mets]=http%3A%2F%2Fzimks68.uni-trier.de%2Fstmatthias%2FTBA0132%2FTBA0132-digitalisat.xml
Petrus Becker 1996
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/44/133

[5] Würzburg, UB, M.p.th. f. 107 (W, S. 76*f.), Ende 12./Anfang 13. Jh., aus Ebrach OCist
Hans Thurn 1970
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0082_b030_jpg.htm
Siehe auch den Katalog der Pergamenthandschriften in Ebrach von 1789:
http://hdl.handle.net/2027/nyp.33433069121923?urlappend=%3Bseq=192

[6] Troyes, BM, 413 (T2, S. 67*f.), Anfang 13. Jahrhundert, Skriptorium: Clairvaux (?), aus Mores OCist
Bilder (mit Datierung 1. Viertel 13. Jahrhundert):
http://initiale.irht.cnrs.fr/ouvrages/ouvrages.php?imageInd=1&id=4767

[7] Berlin, SB, Phill. 1701 (B, S. 68*f.), Anfang 13. Jahrhundert, aus Igny OCist
Valentin Rose 1893
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0709_c0133_jpg.htm (mit Wiedergabe des Widmungsbriefs und Erörterungen zum Verfasser)
Joachim Kirchner 1926
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0599_b0064_jpg.htm
Haenel 1830 schreibt das Speculum virginum der damals in Middlehill befindlichen Handschrift Hugo von Folieto zu. Damit ist mindestens einer der “alii” gefunden, denen der Katalog der Arundel-Handschriften 1840 diese Verfasserangabe zuweist, siehe Seyfarths Einleitung S. 50*.
http://hdl.handle.net/2027/nyp.33433069136749?urlappend=%3Bseq=452
So aber schon zur gleichen Handschrift ein Katalog 1769
http://books.google.de/books?id=Gk8VAAAAQAAJ&pg=PT111

[8] Zwettl, Zisterzienserstift, 180 (Z, S. 75*f.), 1. Drittel 13. Jh., aus Zwettl OCist
http://manuscripta.at/?ID=31791 (Peregrinus de Oppeln!)
http://wwwg.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/16/html/1338.htm (1. V. 13. Jh.)
Abschrift (18. Jh.) im Nachlass der Brüder Pez
Melk, Benediktinerstift, 395, S. 223-517
Digitalisat der Abschrift:
http://unidam.univie.ac.at/id/448686

[9] Baltimore, Walters Art Gallery, W 72 (H, S. 70*f.), Anfang bis Mitte 13. Jahrhundert, aus Himmerod OCist
Digitalisat
http://www.thedigitalwalters.org/Data/WaltersManuscripts/html/W72/description.html (1. Viertel 13. Jahrhundert)

[10] Leipzig, UB, 665 (C1, S. 82*f.), 3. Viertel 13. Jahrhundert (Seyfarth: Mitte 14. Jahrhundert)
Die Datierung aus der Beschreibung von Anette Löffler 2002, die mir die UB Leipzig freundlicherweise zur Verfügung stellte. Löffler: "Bislang vermutete Provenienz aus Altzelle nicht aufrechtzuerhalten (z.B. Fehlen der charakteristischen Besitzvermerke, kein Nachweis im Altzeller Bibliothekskatalog von 1514: das dort unter Pulp. O, Nr. 10 vermerkte SV ist Ms 820: Conradus de Saxonia, Speculum beatae Mariae virginis). Aufgrund Schrift und Illumination Entstehung in Mitteldeutschland wahrscheinlich; Schriftähnlichkeiten mit dem Landgrafenpsalter lassen an eine Entstehung in derselben Schreibschule denken." (Altzelle OCist!)
Robert Bruck 1906
https://archive.org/stream/diemalereieninde00bruc#page/232/mode/2up

[11] Leipzig, UB, 666 (C2, S. 83*-85*), 4. Viertel 13. Jahrhundert (Seyfarth: 1. Hälfte 14. Jahrhundert), aus Chemnitz OSB (Löffler: "Ms stammt aus dem Benediktinerkloster Chemnitz, vgl. radierter Besitzvermerk des 13. Jhs. (nur sehr schwer unter UV-Lampe erkennbar) auf 1v: Iste liber est sancte Marie uirginis et sancti Benedicti confessoris in Kemnicz").

[12] Arras, BM, 282 (A1, S. 78*f.), 2. Hälfte 13. Jahrhundert, aus St. Vedastus in Arras OSB
Catalogue général 1872
http://books.google.de/books?id=HYBWAAAAcAAJ&pg=PA374

[13] Troyes, BM, 252 (T1, S. 65*f), um 1300, aus Clairvaux OCist
Bilder:
http://www.enluminures.culture.fr/public/mistral/enlumine_fr?ACTION=CHERCHER&FIELD_98=REFD&VALUE_98='Troyes%20-%20BM%20-%20ms.%200252'&DOM=All
http://bvmm.irht.cnrs.fr/consult/consult.php?reproductionId=6755
Digitalisat (kaum benutzbar):
https://www.bibliotheque-virtuelle-clairvaux.com/manuscrits/
Die Handschrift war bereits online laut
http://www.univ-nancy2.fr/MOYENAGE/UREEF/MUSICOLOGIE/CMN/FT.htm

[14] Prag, Metropolitankapitel, N 23 (P, S. 98*f.), Mitte 14. Jahrhundert, aus dem Augustinerchorherrenstift Glatz
Anton Podlaha 1922
http://147.231.53.91/src/index.php?s=v&cat=36&bookid=367&page=405

[15] Mainz, StadtB, II 173 (F, S. 90*-92*), 1. Viertel 15. Jahrhundert
Abbildung der Federzeichnung Bl. 256v:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aus_dem_Haupt_Christi_erwachsen_die_sieben_Geistesgaben.jpg

[16] Burgsteinfurt, SchlossB bzw. Bentheim’sches Archiv, C 35 (S, S. 101*f.), 1430, aus dem Augustinerchorherrenstift Frenswegen
Signatur (Seyfarth: Cod. 4) nach Irene Stahl 1994
http://books.google.de/books?id=7K_1EoPIYtoC&pg=PA41

[17] Burgo de Osma, Kathedralbibliothek, 53 (Bu, S. 81*), 1434, geschrieben wahrscheinlich in Spanien
Timoteo Rojo Orcajo 1929
http://bibliotecadigital.jcyl.es/i18n/catalogo_imagenes/grupo.cmd?path=10068716

[18] Innsbruck, UB, 742 (I, S. 94*f.), 1437, geschrieben von “Johannes de Aschaff rector Odernhemensis ecclesie” (Gau-Odernheim), Frankfurter (?) Einband
http://manuscripta.at/?ID=29414

[19] Darmstadt, ULB, 529 (D1, S. 85*f.), Westdeutschland (?), um 1460
Kurt Hans Staub 1979
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0015_a144_JPG.htm

[20] München, SB, Clm 3561 (O, S. 96*-98*), 1461 von Sigismund Gossembrots Hand, der auch einen Teil des Speculum virginum schrieb, Niederschrift in Augsburg
Erwin Rauner
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31722731
Rehm 1994
http://bookview.libreka.de/bookviewer/9783873204287/151
Digitalisat (SW):
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00103127/image_9

[21] Darmstadt, ULB, 738 (D2, S. 86*f.), Ende 15. Jahrhundert, aus dem Birgittenkloster Sion in Köln
Kurt Hans Staub 1979
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0015_a172_JPG.htm
Die in diesem Kloster lebenden Zisterzienserinnen nannten ihr Kloster im Mittelalter auch Speculum virginum!

[22] Düsseldorf, ULB, B 124 (Dü, S. 87*f.), dieser Teil um 1500, aus dem Kreuzherrenkloster Düsseldorf
Digitalisat:
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/man/content/titleinfo/6271196 (mit Link zum Eintrag im gedruckten Katalog von Agata Mazurek und Joachim Ott 2011)
-
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31181180

[23] Köln, HA, GB 2° 155 (G, S. 93*f.), um 1520, aus dem Kreuzherrenkloster Köln
Joachim Vennebusch 1976
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0037_b127_JPG.htm
Digitalisat (SW-Mikrofilm)
http://historischesarchivkoeln.de/de/lesesaal/verzeichnungseinheit/171982/Best.+7002+155

[24] Arras, BM 916 (A2, S. 79*f.), 1628 aus St. Vedastus in Arras OSB, Abschrift von A1
Catalogue général 1872
http://books.google.de/books?id=HYBWAAAAcAAJ&pg=PA281

Auswertung

Komplettdigitalisate gibt es für acht der 24 Vollhandschriften. Zu Leipzig 665 ist ein Digitalisat angekündigt.

Aus der Zeit vor 1200 stammen die ersten drei Handschriften, vielleicht auch Nr. 4. Seyfarth hat sich dagegen entschieden, in der Londoner Handschrift L ein Autograph des Verfassers zu sehen. Das wurde in der Forschung akzeptiert, aber nicht kritisch überprüft. Felix Heinzer hat seine Vermutung, es handle sich bei L um ein Produkt des Hirsauer Skriptoriums, zurückgezogen.

Dreizehn Handschriften sind bis ca. 1300 entstanden, eine stammt aus dem 14. Jahrhundert. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden vier Handschriften geschrieben, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und bis ca. 1520 fünf. Eine späte Abschrift entstand 1628.

Die Wiederentdeckung des Textes im 15. Jahrhunderts stand im Zeichen der "devotio moderna". Siehe auch

http://archiv.twoday.net/stories/1022385921/

Die heute in Burgsteinfurt befindliche Handschrift entstand im Stift Frenswegen der Windesheimer Chorherren. Aus dem Köln-Düsseldorfer Raum stammen von diesen fünf späten Handschriften drei. Eine schrieb Sigismund Gossembrot

http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=103086838

in Augsburg. Dem Stemma bei Seyfarth S. 130* zufolge gehört seine Handschrift zu einer Gruppe mit Innsbruck (I) und Mainz (F) - sie gehen auf H zurück. Ebenso stehen sich D2 (Köln) und Dü (Kreuzherren Düsseldorf) nahe, während D1 mit C1 und C2 zu einer ganz anderen Handschriftengruppe gehört. Zu wieder einer anderen Gruppe gehört das aus dem Kölner Kreuzherrenkloster stammende G (Ableitung von K). Es ist aber sicher kein Zufall, dass die wichtige Textsammlung zu Peregrinus Hirsaugiensis/Konrad von Hirsau im Kölner Cod. GB 4° 206

http://historischesarchivkoeln.de/de/dokument/1515357/Best.+7004%2B206%2B

(sie entspricht in etwa dem Eberbacher "Peregrinus minor") ebenfalls im Kreuzherrenkloster zu Köln entstand.

Von den bis ca. 1300 zu datierenden Handschriften sind fünf rheinländischer Provenienz, vier stammen aus Frankreich, zwei aus Sachsen/Mitteldeutschland und je eine aus Franken (Ebrach) und Österreich (Zwettl). Man muss allerdings beachten, dass bei diesen frühen Handschriften fast nie der Schreibort sicher feststeht. Gesichert ist für V das Skriptorium von Frankenthal. Bei T1 und T2 hat Goggin Niederschrift in Clairvaux vermutet.

Die Handschriften des 15./16. Jahrhunderts gehören überwiegend dem westdeutschen Raum an, was wieder auf die devotio moderna verweist. Der einzige Ausreißer (Gossembrot in Augsburg) ist aber eine Ableitung der Himmeroder Handschrift H.

Bei den ältesten Handschriften stellt sich natürlich die Frage, ob der heutige Überlieferungsbefund Schlüsse auf die Entstehung des Werks zulässt. Die erhaltenen Textzeugen bis ca. 1300 stammen nicht aus hirsauischen Klöstern (sieht man von Chemnitz ab) und auch nicht aus Schwaben. Es dominieren eindeutig die Zisterzienser und der mittelrheinische Raum. Dies muss aber keineswegs den Entstehungskontext bezeichnen. Bei den anderen Werken des Peregrinus sind die benediktinischen Bezüge deutlicher.

Dass K in Andernach entstanden ist (und auch das Werk, wie die italienische Wikipedia suggeriert:

Speculum virginum. (9 maggio 2015). Wikipedia, L'enciclopedia libera. Tratto il 15 settembre 2015, 00:11 da http://it.wikipedia.org/w/index.php?title=Speculum_virginum&oldid=72687933 ) ist alles andere als gesichert. Unterschlagen werden die deutlichen Hinweise auf das benediktinische Kloster Laach (siehe oben).

Wie voreingenommen Bernards 1951 die Frage anging, kann man dem Digitalisat

http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/219432

entnehmen. Seyfarth hat sich Bernards Ansichten angeschlossen und die Augustinerchorherren favorisiert. Glücklicherweise kam es mit den Arbeiten von Mews und dann von Rainini zu einer Rückkehr zu "Konrad von Hirsau". Die Aussage der Texte des Peregrinus-Korpus verweist auf einen Mönch als Autor, nicht auf einen Regularkanoniker, und im SV VIII Zeile 760 wird Benedikt als sanctus pastor noster angesprochen, dessen Regel für die Dialogpartnerin Theodora verbindlich ist (vgl. ²VL 9, Sp. 69).

Die Verbreitung der frühesten Handschriften legt eine Entstehung des SV im benediktinischen Kontext gewiss nicht nahe, sie schließt sie aber auch nicht aus. Vermutlich haben im 12. Jahrhundert Zisterzienser (die älteste Handschrift gehört provenienzmäßig nach Eberbach OCist!), Augustinerchorherren und Benediktiner bei der Verbreitung des SV eng zusammengearbeitet. Im 13. Jahrhundert scheinen vor allem die Zisterzienser Gefallen an dem Werk gefunden zu haben, wie auch die frühe Rezeption bei Abt Adam von Perseigne (ca. 1180/1220) zeigt:

http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5570

#forschung

Zeichnung in der Mainzer Handschrift
 

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