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Offenkundig wurde 2011 der Beitrag von

Völker, Christoph: Rumeschöttel. In: Christoph Völker (Hrsg.), Heimatbuch des Kreises Höxter. Bd. 2. Paderborn 1927, S. 152-153

nachgedruckt. Er steht online unter:

http://www.hvv-hoexter.de/wp-content/uploads/2011/08/Rumesch%C3%B6ttel.pdf

Im wesentlichen stützt sich Völker auf einen Aufsatz von Paul Wigand in seinem "Archiv" Bd. 1 Heft 3 (1826)

https://books.google.de/books?id=Bo0AAAAAcAAJ&hl=de&pg=RA2-PA87

Einen Fehdebrief der Rumschöttel 1324 (?) druckt das Westfälische Urkundenbuch Nr. 2380.

https://books.google.de/books?id=exQEAQAAIAAJ&q="so+unter+dem+koterberg+**"

An die Wiedergabe des Fehdebriefs schließt die Corveyer Chronik des 18. Jahrhunderts im Staatsarchiv Münster Manuskripte I, Nr. 245, S. 516f. die (von Wigand benutzte) Notiz an, diese Rumschöttel seien von der Stadt hingerichtet worden.

http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=1&verzguid=Vz_86b4996a-d89d-4860-9002-70c2f01a0deb

Digitalisat

Kurze lateinische Notiz zu 1324 auch ebd. Nr. 251 S. 90 (Digitalisat).

1354 versöhnten sich Mitglieder der Familie mit dem Kloster Corvey, der Stadt Höxter und zwei Bauerndörfern "umme die schicht", die ihren Freunden (Verwandten) vor der Stadt Höxter geschah (Wigand druckt die Urkunde). Ob sich das auf die gleiche Fehde bezieht, ist nicht klar.

Wohl nur auf Wigands Aufsatz beruht Anton Fahnes Eintrag zu Rumschötel:

https://books.google.de/books?id=ZJtfAAAAcAAJ&pg=PA344

Vielleicht finden Kundigere etwas zur Familie in

http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/urkunden_datenbank/suche/haupt.php?sucheNeu=j

Ohne Möglichkeit zur Trunkierung gestaltet sich die Suche zu schwierig.

Die frühneuzeitliche Corveyer Chronik bezieht jene fünf Kreuze vor dem Nikolaustor zu Höxter auf die Hinrichtung, denen die Sage Nr. 164 (Erstausgabe 1816) in den Deutschen Sagen der Brüder Grimm galt.

https://de.wikisource.org/wiki/Die_f%C3%BCnf_Kreuze

Vor dem Klausthor in Höxter, welches nach Pyrmont führt, gleich linker Hand stehen an dem Wege fünf alte Steine, welche die fünf Kreuze heißen, vermuthlich weil es versunkene Kreuze sind. Nun geht die Sage, es seyen fünf Hühnen dabei erschlagen worden; nach andern fünf Grafen von Reischach; wieder nach andern sind fünf Bürger von Tilly im dreißigjährigen Krieg aufgehängt worden.

Die Grimms erhielten diese Überlieferung sicher von ihrem Freund Paul Wigand, der in seinem Aufsatz den falschen Namen Reischach korrigiert (es muss Rischenau heißen).

Völker schreibt:

Gerade die Rumeschöttel müssen ganz berüchtigte und gefürchtete Räuber gewesen sein. Ihr Name hat sich, wie anderswo der des "Schinderhannes", tief dem Volksbewußtsein der Gegend am Köterberge eingeprägt und ist mit der Zeit ein Gattungsbegriff geworden. Werner von Heesen (geb. 1830 in Albaxen, gest.
1892 als Kaplan in Marienmünster) schreibt im Jahre 1886 in seiner
handschriftlichen Chronik des Dorfes Albaxen: "Noch ist der Name im
Volksmunde. Will man in Albaxen einen ungeschlachten, groben Menschen, einen Verschwender, Mörder oder Totschläger bezeichnen, so sagt man: Das ist ein wahrer Rumeschöttel. Ich habe diesen Namen als Kind oft gehört."


Einen Zusammenhang mit der Sage vom Ritter Ruhmeschöttel in Colenfeld bei Hannover

https://books.google.de/books?id=tCYKAQAAIAAJ&q=ruhmesch%C3%B6ttel

sehe ich nicht. Dort hat sich die Überlieferung - eventuell aufgrund historischen Wissens - an einen lokalen Adeligen geknüpft. Albaxen aber gehörte zu den zwei Dörfern, mit denen sich die Rumschöttel 1354 versöhnten. Es ist nicht gesichert, dass die sprichwörtliche Bezeichnung eines schlechten Menschen in Albaxen über Jahrhunderte im Volksmund lebte, auch wenn dieser Schluss naheliegen mag. Die Überlieferung kann auch einen Umweg püber das Stadtgedächtnis von Höxter genommen haben, wo - womöglich unterstützt durch schriftliche Quellen - im 17. Jahrhundert eine Tradition zu der Rumschöttel-Fehde des 14. Jahrhunderts bestand. Man hat damals die (heute nicht mehr vorhandenen) fünf Steinkreuze damit in Verbindung gebracht, was aber keinesfalls bedeutet, dass dies tatsächlich die Sühnekreuze von fünf hingerichteten Rumschötteln waren (wie Völker glaubt).

Die Tradition gehört meines Erachtens in den Kontext der vielen Erzählungen zur Konfliktgeschichte Adel vs. Städte, siehe dazu etwa meine Aufsätze

http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:hebis:30-1145495
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:25-opus-87584

Bei der Bewahrung der Erinnerung an die spätmittelalterlichen Fehden hatten die Städte allemal die besseren Karten. Sie behaupteten die "Erinnerungshoheit", wenn in ihnen die Geschichten von den Angriffen auf die städtische Freiheit erzählt wurden.

***

Weitere Beiträge zu Sprichwörtern:

http://archiv.twoday.net/stories/1022465888/
http://archiv.twoday.net/search?q=sprichw%C3%B6rtliches

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