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Visualisierte Kommunikation im Mittelalter - Legitimation und Repräsentation. Hrsg. von Steffen Arndt und Andrea Hedwig (Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg 23). Marburg 2010. 150 S. mit zahlreichen farbigen Abbildungen. 28 Euro.

Hinter dem etwas zu breit geratenen Titel verbirgt sich ein etwas zu teuer geratener Sammelband, der sich vor allem mittelalterlichen Archivalien widmet, die mit Bildern illustriert wurden. Er dokumentiert eine Marburger Tagung vom 20. November 2009, die an die Ausstellung "Schätze des Staatsarchiv Marburg" anknüpfte. Eine virtuelle Ausstellung unter diesem Titel ist online:

http://pdf.digam.net/?str=224

Theo Kölzer verbindet in seinem Beitrag "Farbiges Mittelalter?" die Frage nach Realität und Klischees des Mittelalters mit Beobachtungen zum Gebrauch von Farben in der mittelalterlichen Kultur. Dass das Mittelalter nur für eine dünne Elite farbig gewesen sei, wie Kölzer meint, ist sicher übertrieben. Wo bleibt das Performative? Vermutlich wird die Dokumentation der Bamberger Mediävistenverband-Tagung http://farbiges-mittelalter.de/sektionen.html zu einem anderen Ergebnis gelangen als der Urkundenforscher.

"Kommunikation als Instrument der Macht in der Geschichte" lautet der Titel des Aufsatzes von Steffen Arndt, der einige Beispiele für illuminierte Archivalien und Bücher vorstellt. Eine hinreichende theoretische Fundierung ist freilich nicht auszumachen.

Der "gewaltige Bilderschatz" (S. 64) des im 12. Jahrhundert von dem Fuldaer Mönch Eberhard geschaffenen Codex Eberhardi hat es Heinrich Meyer zu Ermgassen angetan. Er widmet sich aber auch der Wahrnehmung mittelalterlicher Farbigkeit anhand Marburger Beispiele. Es wäre schön, wenn man wenigstens eine Auswahl der Bilder in guter Qualität auch online zu sehen bekäme.

Der nächste Beitrag bleibt in Fulda. Albert Kopp behandelt die Visualisierung der Ungültigmachung spätmittelalterlicher Privaturkunden am Beispiel des Stiftsarchiv Fulda, ein höchst selten erforschtes Thema. Es geht ihm aber weniger um die Visualisierung (Durchstreichen, Siegelentfernung usw.) als um das Phänomen an sich.

Die bildlichen Darstellungen von Herrschern in den Chroniken des hessischen Landeschronisten Wigand Gerstenberg (um 1500) hat sich Steffen Krieb vorgenommen.

Die letzten drei Beiträge gelten illuminierten Urkunden. Alexander Seibold sieht vorreformatorische Ablassurkunden als "frühe Plakate". Auch wenn er 2001 ein Buch Sammelindulgenzen geschrieben hat, wäre es angemessen gewesen, den bahnbrechenden Aufsatz von Hartmut Boockmann zu zitieren: Über Ablaß-“Medien“, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 34 (1983), S. 709–721.

Ergänzend sei auf die schönen Digitalisate des Landesarchivs Baden-Württemberg von Ablassurkunden (im Selekt H 52 bemalte Urkunden des Hauptstaatsarchivs Stuttgart) hingewiesen:

https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/startbild.php?bestand=5147

Mit 123 Fußnoten etwas aus dem Rahmen fällt der sehr spezielle Beitrag von Otfried Krafft: Illuminierte Unionsbullen. Burgund, das Konzil von Florenz und die Urkunden Letentur celi und Cantate domini von 1439 und 1442. Die für den Burgunderherzog bestimmten Prunkurkunden des Papstes stellten eine besondere Auszeichnung dar.

Für Hans K. Schulze ist die von ihm vorgestellte Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu vom 14. April 972 die "schönste Urkunde des europäischen Mittelalters" (S. 137).

Seit vielen Jahren frage ich mich, aus welchen Gründen bestimmte Archivalien (insbesondere Geschäftsbücher) illuminiert sind und andere nicht. Eine zusammenfassende Darstellung dazu ist mir nicht bekannt. Nicht nur, dass die in dem vorliegenden Band versammelten Studien eher beliebig zusammengestellt erscheinen - sie lassen meist auch methodische Reflexion und Auseinandersetzung mit bestehenden Forschungsansätzen (z.B. zahlreichen Studien Boockmanns zu Bild-Medien) vermissen.

Widmungsbild des Codex Eberhardi

http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Codex_Eberhardi
 

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