dvent 2010 absurd: Wer mit Kindern Nikolaus- oder Adventslieder singt, überlegt sich inzwischen womöglich, ob er nicht gegen das Urheberrecht verstößt.
Sobald in Kindergärten oder Schulklassen nach Noten gesungen wird, hält die GEMA (stellvertretend für die VG Musikedition) die Hand auf, denn die meisten Notenblätter werden aufgrund minimaler Abweichungen von traditionellen ungeschützten Vorlagen von der GEMA als urheberrechtlich geschützt angesehen und unterliegen einem strikten Kopierverbot. Da kann sich die VG Musikedition noch so wortreich verteidigen: Das ist einfach Abzocke.
Und im rheinischen Monheim hielt sich Autorin Elke Bräunling nicht lange mit den von ihr stammenden Zeilen "Ein bisschen so wie Martin möchte´ ich manchmal sein, / und ich will an andre denken, / etwas geben, etwas schenken" auf und ließ durch ihren Rechtsanwalt den Martinsumzug mit 500 Euro abmahnen, der rechtswidrig den Text ihres Gedichts ins Internet gestellt hatte, damit die Teilnehmer mitsingen konnten.
Und auf Wikimedia Commons wird ein traditioneller Liedtext gelöscht, weil ein triviales Arrangement als geschützt angesehen wurde.
Erfreulicherweise hat jetzt der Verein Musikpiraten ein Liederbuch mit rund 30 Liedern publiziert, mit dem in Kindergärten ohne Angst vor GEMA und Anwälten gesungen werden kann:
http://musik.klarmachen-zum-aendern.de/files/cc-weihnachtslieder.pdf
Auch wenn es sich bei vielen Neu-"Arrangements" um Copyfraud handelt, weil die Gestaltungshöhe nicht erreicht ist (und Lizenzen außer CC0 widersinnig sind), geht diese Initiative in die richtige Richtung.
Hilfreich sind im Netz vorhandene gemeinfreie Notendrucke, etwa in der inzwischen 79.000 Partituren umfassenden Petrucci-Bibliothek.
Musikbegabte können auch den großen Fundus historischer Kinderlieder sichten und mit eigenen Arrangements versehen (die natürlich frei sein sollten).
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat man intensiv volkstümliche Kinderreime und -lieder aufgezeichnet. Einen Überblick auf dem Stand von 1909 gab Karl Wehrhan:
http://www.archive.org/details/kinderliedundkin00wehruoft
Auch das Standardwerk von Franz Magnus Böhme "Deutsches Kinderlied und Kinderspiel" (1897), eine Zusammenfassung regionaler Sammlungen, ist im Internet Archive (gespiegelt aus Google Book Search, Danke an P.) abrufbar:
http://www.archive.org/details/DeutschesKinderliedUndKinderspiel
Sobald ich von der Existenz der Initiative http://kinder-wollen-singen.de/ erfuhr, schaute ich im Katalog der ULB Düsseldorf nach Digitalisierbarem. Es liegen inzwischen online vor:
Johannes Friedrich Ranke: Lieder und Spiele für Kleinkinderschulen und Kinderstuben. Gütersloh 1879
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/titleinfo/1818359
Johannes Friedrich Ranke: Kinderlieder mit leichter Klavierbegleitung und vollständiger Bezeichnung des Fingersatzes. Elberfeld 1885
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/titleinfo/1818222
Karl Wehrhan: Frankfurter Kinderleben in Sitte und Brauch, Kinderlied und Kinderspiel. Wiesbaden 1929
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/titleinfo/1821119
Eine Seite "Kinderlieder" gibt es auf Wikisource noch nicht, aber hier sind einige weitere Links (nochmals Danke an P.):
Wandervögelein: das ist: sechszig feine Lieder mit Tonweisen für sang- und reiselustige Knaben. Nürnberg 1821 http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00000632
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Vierzig Kinderlieder: Nach Original- und Volks-Weisen, mit Clavierbegleitung. Leipzig 1847
http://books.google.com/books?id=38sSJXd_aAoC
Georg Scherer: Alte und neue Kinderlieder, Fabeln, Sprüche und Räthsel. Leipzig 1849
http://books.google.com/books?id=b9gqAAAAYAAJ
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Die Kinderwelt in Liedern. Mainz 1853
http://books.google.com/books?id=yZQ6AAAAcAAJ
Ludovica Brentano von La Roche Des Bordes: Kinderlieder. Regensburg 1853
http://books.google.com/books?id=xkg7AAAAYAAJ
Ernst Ludwig Rochholz: Alemannisches Kinderlied und Kinderspiel aus der Schweiz. Leipzig 1857
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10117261-1
Krell und Hermann [Componist]: Die Kinderstube: Lieder für Mutter und Kinder. Mit Begleitung des Pianoforte versehen von Nicolaus Hermann. Hildburghausen 1864
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00031681
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder'. Berlin 1878 (2. Auflage) http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Kinderlieder_Fallersleben
Viktor Paul Mohn: Kinder-Lieder und Reime: Auswahl und Zeichnungen. Berlin [1881]
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00000445
Mathilde Wesendonck: Alte und neue Kinder-Lieder und Reime. Berlin 1890
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00000541
Gertrud Züricher: Kinderlied und Kinderspiel im Kanton Bern. Bern 1903
http://www.archive.org/details/kinderliedundki00zrgoog
#gema
Beide Bilder aus: http://www.bbf.dipf.de/VirtuellesBildarchiv/
Alle Türlein:
http://archiv.twoday.net/search?q=adventskalender+(t%C3%BCrlein
Sobald in Kindergärten oder Schulklassen nach Noten gesungen wird, hält die GEMA (stellvertretend für die VG Musikedition) die Hand auf, denn die meisten Notenblätter werden aufgrund minimaler Abweichungen von traditionellen ungeschützten Vorlagen von der GEMA als urheberrechtlich geschützt angesehen und unterliegen einem strikten Kopierverbot. Da kann sich die VG Musikedition noch so wortreich verteidigen: Das ist einfach Abzocke.
Und im rheinischen Monheim hielt sich Autorin Elke Bräunling nicht lange mit den von ihr stammenden Zeilen "Ein bisschen so wie Martin möchte´ ich manchmal sein, / und ich will an andre denken, / etwas geben, etwas schenken" auf und ließ durch ihren Rechtsanwalt den Martinsumzug mit 500 Euro abmahnen, der rechtswidrig den Text ihres Gedichts ins Internet gestellt hatte, damit die Teilnehmer mitsingen konnten.
Und auf Wikimedia Commons wird ein traditioneller Liedtext gelöscht, weil ein triviales Arrangement als geschützt angesehen wurde.
Erfreulicherweise hat jetzt der Verein Musikpiraten ein Liederbuch mit rund 30 Liedern publiziert, mit dem in Kindergärten ohne Angst vor GEMA und Anwälten gesungen werden kann:
http://musik.klarmachen-zum-aendern.de/files/cc-weihnachtslieder.pdf
Auch wenn es sich bei vielen Neu-"Arrangements" um Copyfraud handelt, weil die Gestaltungshöhe nicht erreicht ist (und Lizenzen außer CC0 widersinnig sind), geht diese Initiative in die richtige Richtung.
Hilfreich sind im Netz vorhandene gemeinfreie Notendrucke, etwa in der inzwischen 79.000 Partituren umfassenden Petrucci-Bibliothek.
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat man intensiv volkstümliche Kinderreime und -lieder aufgezeichnet. Einen Überblick auf dem Stand von 1909 gab Karl Wehrhan:
http://www.archive.org/details/kinderliedundkin00wehruoft
Auch das Standardwerk von Franz Magnus Böhme "Deutsches Kinderlied und Kinderspiel" (1897), eine Zusammenfassung regionaler Sammlungen, ist im Internet Archive (gespiegelt aus Google Book Search, Danke an P.) abrufbar:
http://www.archive.org/details/DeutschesKinderliedUndKinderspiel
Sobald ich von der Existenz der Initiative http://kinder-wollen-singen.de/ erfuhr, schaute ich im Katalog der ULB Düsseldorf nach Digitalisierbarem. Es liegen inzwischen online vor:
Johannes Friedrich Ranke: Lieder und Spiele für Kleinkinderschulen und Kinderstuben. Gütersloh 1879
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/titleinfo/1818359
Johannes Friedrich Ranke: Kinderlieder mit leichter Klavierbegleitung und vollständiger Bezeichnung des Fingersatzes. Elberfeld 1885
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/titleinfo/1818222
Karl Wehrhan: Frankfurter Kinderleben in Sitte und Brauch, Kinderlied und Kinderspiel. Wiesbaden 1929
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/titleinfo/1821119
Eine Seite "Kinderlieder" gibt es auf Wikisource noch nicht, aber hier sind einige weitere Links (nochmals Danke an P.):
Wandervögelein: das ist: sechszig feine Lieder mit Tonweisen für sang- und reiselustige Knaben. Nürnberg 1821 http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00000632
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Vierzig Kinderlieder: Nach Original- und Volks-Weisen, mit Clavierbegleitung. Leipzig 1847
http://books.google.com/books?id=38sSJXd_aAoC
Georg Scherer: Alte und neue Kinderlieder, Fabeln, Sprüche und Räthsel. Leipzig 1849
http://books.google.com/books?id=b9gqAAAAYAAJ
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Die Kinderwelt in Liedern. Mainz 1853
http://books.google.com/books?id=yZQ6AAAAcAAJ
Ludovica Brentano von La Roche Des Bordes: Kinderlieder. Regensburg 1853
http://books.google.com/books?id=xkg7AAAAYAAJ
Ernst Ludwig Rochholz: Alemannisches Kinderlied und Kinderspiel aus der Schweiz. Leipzig 1857
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10117261-1
Krell und Hermann [Componist]: Die Kinderstube: Lieder für Mutter und Kinder. Mit Begleitung des Pianoforte versehen von Nicolaus Hermann. Hildburghausen 1864
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00031681
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder'. Berlin 1878 (2. Auflage) http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Kinderlieder_Fallersleben
Viktor Paul Mohn: Kinder-Lieder und Reime: Auswahl und Zeichnungen. Berlin [1881]
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00000445
Mathilde Wesendonck: Alte und neue Kinder-Lieder und Reime. Berlin 1890
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00000541
Gertrud Züricher: Kinderlied und Kinderspiel im Kanton Bern. Bern 1903
http://www.archive.org/details/kinderliedundki00zrgoog
#gema
Beide Bilder aus: http://www.bbf.dipf.de/VirtuellesBildarchiv/
Alle Türlein:
http://archiv.twoday.net/search?q=adventskalender+(t%C3%BCrlein
KlausGraf - am Montag, 6. Dezember 2010, 00:38 - Rubrik: Archivrecht
Peter Mulzer (Gast) meinte am 2010/12/06 16:22:
Eiskalt und geschmacklos
Lieber Herr Dr. Graf,Sie haben recht, wenn Sie diese äußerste Geschmacklosigkeit anprangern, die sich die Urheberrechtsschützer da leisten. Ich hatte vor Jahren, über einen Kollegen, einen der leitenden Herren dort kennenlernen dürfen und war entsetzt über die Sturheit seiner Ansichten, über den Jagdeifer seiner Nachforschungen, über die Kälte und Verständnislosigkeit allem Kulturellen gegenüber, das er doch zu "schützen" hatte. Mir fiel immer ein der Begriff vom "Totengräber der freien Kultur".Natürlich muß Urheberrecht sein, aber großzügiger als bisher und vor allem nicht in der Durchführung bedenklich nahe am Diebstahl und/oder am Betrug.
Freundlichen Gruß aus Freiburg von
Peter Mulzer
FeliNo (Gast) meinte am 2010/12/06 16:48:
Schöne Weihnachtsbescherung...
...alle Jahre wieder? Die GEMA betreibt das Ansinnen dieser Lizenzabgabe für einfachst arrangierte Weihnachts- und Kinderlieder seit 2009? Absurd und (wie mein Vorredner sagt) mMn ganz schön grenzwertig (zumal Verlage seit Jahrzehnten das Kopieren ihrer Editionen, z.B. Gedichte, im Rahmen von Unterricht in Klassenstärke gestatten...). Recht lesenswert zu der musikalischen Variante der Kommentar von "ladislaus" in einem anderen Archivalia-Thread: http://archiv.twoday.net/stories/8461038/