dventskalender ohne Naschwerk ist wie Weihnachten ohne Weihnachtsbaum.
2008 gab es Lebkuchen und viele Kochbuch-Links (hervorgehoben sei die auch 2010 erweiterte Seite von Wikisource). 2010 wenden wir uns dem Christstollen zu. Ein Rezept für Dresdner Christstollen gibt es beispielsweise im Adventskalender der EKD, uns interessiert hier aber die Geschichte. Natürlich gibt es im Netz dazu zahlreiche unbelegte Informationen, beispielsweise:
http://petrafoede.de/blog/2010/11/30/kein-weihnachtsfest-ohne-christstollen/
Über die Naumburger Urkunde von 1329 unterrichtet ausführlich das dortige Museum:
In der Werbung und in den Trivialmedien wird oft davon gesprochen, dass der erste "Weihnachtsstollen" aus Naumburg gekommen sei. Was hat es damit auf sich?
Im Jahre 1329 verlieh der Naumburger Bischof den städtischen Bäckern das Innungsprivileg, d.h. das Recht, sich in einer Innung zu organisieren. In diesem Privileg wurde auch festgelegt, dass die Bäcker als Gegenleistung jährliche Geldabgaben zu leisten hatten und darüber hinaus am Christabend dem Bischof zwei große Weizenbrote abliefern sollten: "in vigilia nativitatis Christi duos panes triticeos longos, qui stollen dicuntur, factos ex dimidio scephile tritici – am Heiligen Abend zwei lange Weizenbrote, die man Stollen nennt, aus einem halben Scheffel Weizen hergestellt."
Offenbar ist die lateinische Ausfertigung verschollen, daher muss das Museum eine deutschsprachige Kopie aus dem Stadtarchiv Naumburg abbilden.
Das von Lepsius zitierte Naumburger Kreisblatt 1833 Nr. 46 ist mir leider nicht zugänglich. Die lateinische Stollen-Stelle zitierte übrigens bereits das Glossar von Haltaus 1758.
Foto: Lothar Wilhelm CC-BY-SA
Stollen wurden zu den sogenannten Gebildbroten gezählt. Mit ihnen hat sich die ältere volkskundliche Forschung intensiv befasst - allen voran der Bad Tölzer Arzt Max Höfler (1848-1914). Sein bei Google Book Search digitalisiertes Buch über weihnachtliche Gebildbrote von 1905 ist jetzt auch für Nicht-US-Bürger zu lesen unter:
http://www.archive.org/details/Weihnachtsgebaumlcke
Ecksteins Artikel "Stollen" im HDA ist (derzeit) komplett einsehbar bei Google:
http://books.google.de/books?id=QXxcyXa2_xYC&pg=PA489
Höflers Deutung des Stollens als Phallus wird dort zurecht zurückgewiesen, aber eine moderne unvoreingenommene Untersuchung der Gebildbrote bleibt ein Desiderat der Forschung.
Alle Türlein:
http://archiv.twoday.net/search?q=adventskalender+(t%C3%BCrlein
2008 gab es Lebkuchen und viele Kochbuch-Links (hervorgehoben sei die auch 2010 erweiterte Seite von Wikisource). 2010 wenden wir uns dem Christstollen zu. Ein Rezept für Dresdner Christstollen gibt es beispielsweise im Adventskalender der EKD, uns interessiert hier aber die Geschichte. Natürlich gibt es im Netz dazu zahlreiche unbelegte Informationen, beispielsweise:
http://petrafoede.de/blog/2010/11/30/kein-weihnachtsfest-ohne-christstollen/
Über die Naumburger Urkunde von 1329 unterrichtet ausführlich das dortige Museum:
In der Werbung und in den Trivialmedien wird oft davon gesprochen, dass der erste "Weihnachtsstollen" aus Naumburg gekommen sei. Was hat es damit auf sich?
Im Jahre 1329 verlieh der Naumburger Bischof den städtischen Bäckern das Innungsprivileg, d.h. das Recht, sich in einer Innung zu organisieren. In diesem Privileg wurde auch festgelegt, dass die Bäcker als Gegenleistung jährliche Geldabgaben zu leisten hatten und darüber hinaus am Christabend dem Bischof zwei große Weizenbrote abliefern sollten: "in vigilia nativitatis Christi duos panes triticeos longos, qui stollen dicuntur, factos ex dimidio scephile tritici – am Heiligen Abend zwei lange Weizenbrote, die man Stollen nennt, aus einem halben Scheffel Weizen hergestellt."
Offenbar ist die lateinische Ausfertigung verschollen, daher muss das Museum eine deutschsprachige Kopie aus dem Stadtarchiv Naumburg abbilden.
Das von Lepsius zitierte Naumburger Kreisblatt 1833 Nr. 46 ist mir leider nicht zugänglich. Die lateinische Stollen-Stelle zitierte übrigens bereits das Glossar von Haltaus 1758.
Foto: Lothar Wilhelm CC-BY-SA
Stollen wurden zu den sogenannten Gebildbroten gezählt. Mit ihnen hat sich die ältere volkskundliche Forschung intensiv befasst - allen voran der Bad Tölzer Arzt Max Höfler (1848-1914). Sein bei Google Book Search digitalisiertes Buch über weihnachtliche Gebildbrote von 1905 ist jetzt auch für Nicht-US-Bürger zu lesen unter:
http://www.archive.org/details/Weihnachtsgebaumlcke
Ecksteins Artikel "Stollen" im HDA ist (derzeit) komplett einsehbar bei Google:
http://books.google.de/books?id=QXxcyXa2_xYC&pg=PA489
Höflers Deutung des Stollens als Phallus wird dort zurecht zurückgewiesen, aber eine moderne unvoreingenommene Untersuchung der Gebildbrote bleibt ein Desiderat der Forschung.
Alle Türlein:
http://archiv.twoday.net/search?q=adventskalender+(t%C3%BCrlein
KlausGraf - am Mittwoch, 8. Dezember 2010, 00:33 - Rubrik: Unterhaltung