dolf Glaßbrenner war ein humoristischer und satirischer Schriftsteller, der „Erzieher des Berliner Witzes“, geb. am 27. März 1810 zu Berlin und ebendaselbst gestorben am 25. Sept. 1876 (ADB). Viele seiner Arbeiten liegen als Digitalisate vor, wie man der Wikisource-Autorenseite entnimmt.
In Wikisource findet man auch die Wiedergabe des Textes Der Weihnachtsmarkt aus dem "Berliner Volksleben" von 1847. Es folgen Einleitung und ein Auszug aus den Dialogen.
"Viele Hunderte von Buden ziehen sich in Doppelreihen über den Lustgarten, den großen Schloßplatz durch die breite Straße und deren Umgebung. Die tausend bunten Tausendfältigkeiten der Industrie, der Mode und des Luxus, bestrahlt von Lampen und Lichtern, locken die vorübergehenden und vorüberfahrenden Beschauer an, erwecken Wünsche in Jung und Alt und bestimmen die Wahl Derjenigen, die schenken wollen und müssen. Vor der Stechbahn ist ein Wald künstlicher und natürlicher Pyramiden mit goldenen Aepfeln und Nüssen; aber auch zwischen den Buden durch, rechts und links, hier und dort, werden die erwartungsvollen Kinder von grünen Bäumen angelächelt, die sich am Weihabend oder am Christmorgen mitten aus den Gaben der Liebe und der Freundschaft lichterstrahlend erheben. Des Drängens, Lärmens und Schreiens ist kein Ende; im Letztern wirken diejenigen Buben am meisten, welche große Waldteufel brummen lassen und bemalte Fahnen ausrufen, der warnenden Kutscher, der lustigen Gesellen, die ihren Jubel nicht in der Seele behalten können, und der Händler, die ihre Waaren anbieten, nicht zu gedenken. Die kleinen Knaben in den Bürgerfamilien haben zu Hause von Vater, Mutter, Tante und vom großen Bruder jeder einen Groschen bekommen, springen dafür fröhlich und dankend an ihnen hinauf, küssen, und versprechen etwas Pfefferkuchen mitzubringen. Das Mitbringen ist Sache der Alten, und der Kinder süßestes Glück ist es, die Großen zu spielen. Inzwischen wartet das Dienstmädchen schon, das sie begleiten soll; sie hat den dreijährigen schnatternden Engel der Familie, die kleine naseweise Louise oder Marie, auf dem Arme, zieht ihr das schwarze Sammetkäppchen noch ein Mal recht in’s Gesicht hinein, wickelt sie fest in ihr großes Umschlagetuch, damit die Schneeflocken das Püppchen nicht treffen, und ruft nun den schnell zur Thür hinauspolternden Jungen das erste: Aber Wilhelm! Aber Karl! zu. [...]
Kubalsky (Buchbinder, mit seiner Frau, seinem 14 jährigen Sohne Alfred, seiner 12 jährigen Tochter Clotilde und seinem Freunde Bremse aus Treuenbrietzen. Kubalsky spricht sehr ernst und mit wichtiger Miene). Indem wir hier die Stechbahn hinabjehen, sehen wir dennoch die Buden, und kommen unter keinem Wagen. Die beiden Kinder können voranjehen, damit wir sie vor Augen haben, und wir Drei jehen nach, so viel es mir möglich ist.
Mad. Kubalsky (zu Bremse). Mein Mann hat einen Ueberblick, nich wahr Jevatter Bremse?
Bremse. Er hat einen solchen.
Kubalsky. Der Weihnachtsmarcht ist eine sehr schöne Einrichtung vor den Kindern, damit sie sich Des ansehen können, was sie nicht kriejen; wenigstens haben sie alsdann den Jenuß. So viel es mir möglich ist, schenke ich übrigens vor meine Person sehr wenig, fast jar nichts.
Mad. Kubalsky. Des is wahrhaftig wahr, diese Anjewohnheit hat mein Mann; so klug und jelehrt er sonst is, so hat er auch hier den richtijen Tick wech, denn es is doch am Ende Allens verjänglich, un wenn man des Jrößte nimmt. Nich wahr, Jevatter Bremse?
Bremse. Es ist Allens verjänglich, Frau Jevattern.
Mad. Kubalsky. Na sehen Se wohl, Jevatter Bremse, Sie sind darin meiner Meinung. Aber, des is wahr, mein Mann dreibt seine Jrundsätze manchmal zu weit, un Des nich etwa von jestern, i Jott bewahre, vor siebzehn Jahren noch doller als anjetzt. Sehn Sie, Herr Jevatter, wenn er mir durch de janze Brautzeit durch mehr als eene Tiete jebrennte Mandeln von Schaußens jeschenkt hat, so will ick nich ehrlich sind. Des war jrade an dem Dage, wo mein Mann, des heißt, mein darzumaljer Bräutjam, zweedausend Thaler in die Lottrie jewonnen hatte, was den Jrundstein zu unser Vermöjen jelegt hat, denn nachher konnte sich mein Mann ausbreiten, wie wir uns verheiratht hatten und unser Jeschäft führten. Jevatter Bremse, nich deß ich etwa damit prahle, aber wir haben en paar Jroschen vor unser Alter, des können Sie mir jlooben."
Weiterlesen?
http://de.wikisource.org/wiki/Der_Weihnachtsmarkt
Den Hinweis auf den Text entnahm ich dem Adventskalender der ZLB.
Alle Türlein:
http://archiv.twoday.net/search?q=adventskalender+(t%C3%BCrlein
In Wikisource findet man auch die Wiedergabe des Textes Der Weihnachtsmarkt aus dem "Berliner Volksleben" von 1847. Es folgen Einleitung und ein Auszug aus den Dialogen.
"Viele Hunderte von Buden ziehen sich in Doppelreihen über den Lustgarten, den großen Schloßplatz durch die breite Straße und deren Umgebung. Die tausend bunten Tausendfältigkeiten der Industrie, der Mode und des Luxus, bestrahlt von Lampen und Lichtern, locken die vorübergehenden und vorüberfahrenden Beschauer an, erwecken Wünsche in Jung und Alt und bestimmen die Wahl Derjenigen, die schenken wollen und müssen. Vor der Stechbahn ist ein Wald künstlicher und natürlicher Pyramiden mit goldenen Aepfeln und Nüssen; aber auch zwischen den Buden durch, rechts und links, hier und dort, werden die erwartungsvollen Kinder von grünen Bäumen angelächelt, die sich am Weihabend oder am Christmorgen mitten aus den Gaben der Liebe und der Freundschaft lichterstrahlend erheben. Des Drängens, Lärmens und Schreiens ist kein Ende; im Letztern wirken diejenigen Buben am meisten, welche große Waldteufel brummen lassen und bemalte Fahnen ausrufen, der warnenden Kutscher, der lustigen Gesellen, die ihren Jubel nicht in der Seele behalten können, und der Händler, die ihre Waaren anbieten, nicht zu gedenken. Die kleinen Knaben in den Bürgerfamilien haben zu Hause von Vater, Mutter, Tante und vom großen Bruder jeder einen Groschen bekommen, springen dafür fröhlich und dankend an ihnen hinauf, küssen, und versprechen etwas Pfefferkuchen mitzubringen. Das Mitbringen ist Sache der Alten, und der Kinder süßestes Glück ist es, die Großen zu spielen. Inzwischen wartet das Dienstmädchen schon, das sie begleiten soll; sie hat den dreijährigen schnatternden Engel der Familie, die kleine naseweise Louise oder Marie, auf dem Arme, zieht ihr das schwarze Sammetkäppchen noch ein Mal recht in’s Gesicht hinein, wickelt sie fest in ihr großes Umschlagetuch, damit die Schneeflocken das Püppchen nicht treffen, und ruft nun den schnell zur Thür hinauspolternden Jungen das erste: Aber Wilhelm! Aber Karl! zu. [...]
Kubalsky (Buchbinder, mit seiner Frau, seinem 14 jährigen Sohne Alfred, seiner 12 jährigen Tochter Clotilde und seinem Freunde Bremse aus Treuenbrietzen. Kubalsky spricht sehr ernst und mit wichtiger Miene). Indem wir hier die Stechbahn hinabjehen, sehen wir dennoch die Buden, und kommen unter keinem Wagen. Die beiden Kinder können voranjehen, damit wir sie vor Augen haben, und wir Drei jehen nach, so viel es mir möglich ist.
Mad. Kubalsky (zu Bremse). Mein Mann hat einen Ueberblick, nich wahr Jevatter Bremse?
Bremse. Er hat einen solchen.
Kubalsky. Der Weihnachtsmarcht ist eine sehr schöne Einrichtung vor den Kindern, damit sie sich Des ansehen können, was sie nicht kriejen; wenigstens haben sie alsdann den Jenuß. So viel es mir möglich ist, schenke ich übrigens vor meine Person sehr wenig, fast jar nichts.
Mad. Kubalsky. Des is wahrhaftig wahr, diese Anjewohnheit hat mein Mann; so klug und jelehrt er sonst is, so hat er auch hier den richtijen Tick wech, denn es is doch am Ende Allens verjänglich, un wenn man des Jrößte nimmt. Nich wahr, Jevatter Bremse?
Bremse. Es ist Allens verjänglich, Frau Jevattern.
Mad. Kubalsky. Na sehen Se wohl, Jevatter Bremse, Sie sind darin meiner Meinung. Aber, des is wahr, mein Mann dreibt seine Jrundsätze manchmal zu weit, un Des nich etwa von jestern, i Jott bewahre, vor siebzehn Jahren noch doller als anjetzt. Sehn Sie, Herr Jevatter, wenn er mir durch de janze Brautzeit durch mehr als eene Tiete jebrennte Mandeln von Schaußens jeschenkt hat, so will ick nich ehrlich sind. Des war jrade an dem Dage, wo mein Mann, des heißt, mein darzumaljer Bräutjam, zweedausend Thaler in die Lottrie jewonnen hatte, was den Jrundstein zu unser Vermöjen jelegt hat, denn nachher konnte sich mein Mann ausbreiten, wie wir uns verheiratht hatten und unser Jeschäft führten. Jevatter Bremse, nich deß ich etwa damit prahle, aber wir haben en paar Jroschen vor unser Alter, des können Sie mir jlooben."
Weiterlesen?
http://de.wikisource.org/wiki/Der_Weihnachtsmarkt
Den Hinweis auf den Text entnahm ich dem Adventskalender der ZLB.
Alle Türlein:
http://archiv.twoday.net/search?q=adventskalender+(t%C3%BCrlein
KlausGraf - am Montag, 13. Dezember 2010, 00:56 - Rubrik: Unterhaltung
ladislaus (Gast) meinte am 2010/12/13 22:58:
Als Ergänzung darf ich auf die noch kleine, aber m. E. nicht uninteressante Commons-Galerie zu Darstellungen von Weihnachtsmärkten in der Kunst verweisen: http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Christmas_markets_in_art