"Die Geschichte des Amtes Burbach lagerte bislang mehr oder weniger unbeachtet in Regalen des Rathauses. Seit September 2010 bringt Archivarin Patricia Ottilie Licht ins Dunkel der Historie.
Die älteste Akte, die Patricia Ottilie bisher in den Katakomben des Burbacher Rathauses entdeckte, stammt aus dem Jahre 1784. Sie ist exakt 208 Jahre vor der Geburt der ersten Archivarin der Gemeinde Burbach angelegt worden. Es handelt sich um ein Rundschreiben der Nassauischen Regierung, das die Verwaltung von Kirchhöfen regelte.
"Es ist sehr spannend, die alten Schriftstücke aufzuarbeiten", zog die seit September letzten Jahres im Rathaus tätige 19-Jährige im Gespräch mit der Siegener Zeitung am Dienstag eine erste Bilanz. Auf Beschluss des Rates hin wurde im Vorjahr die Stelle ausgeschrieben. 22 Bewerbungen lagen Rolf Winkel, dem Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, vor. Patricia Ottilie konnte sich schließlich über die Halbtagsstelle freuen.
"Ich habe während meiner Schulzeit mehrere Praktika in Archiven absolviert und war von der Arbeit begeistert," erklärte die in Sachsen-Anhalt aufgewachsene Neu-Burbacherin. Nach ihrer dreijährigen Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste Fachrichtung Archiv (FAMI) im Sächsischen Staatsarchiv in Leipzig hat sie nun den Aufbau des Archivs in Burbach übernommen.
Nachdem sie sich in den zahlreichen Archivräumen im Keller des Rathauses einen ersten Überblick über mehrere hundert laufende Meter Regale verschafft hatte, sortiert sie nun Akte für Akte. "Schutzanzug und Handschuhe sind bei der Sichtung im Keller öfters angebracht", berichtet sie von ihren ersten Kontakten mit der teils schon arg verstaubten Geschichte des Amtes Burbach. Mit Schwamm und Teppichmesser werden die Schriftstücke gesäubert und von Metallklammern befreit. Die neigen zur Rostbildung. Da sind die alten Akten sogar pflegeleichter. Sie wurden noch mit Fadenheftung in der Kladde fixiert. "Darum sind sie zwar am Rand schon einmal zerfleddert, der Inhalt befindet sich aber in gutem Zustand", plauderte die Expertin aus dem "Archivkästchen". Nach der ersten Sichtung werden die Akten themenmäßig einsortiert, nummeriert und in der zentralen Datenbank mit einer speziellen Archivsoftware erfasst. Auf die Frage des SZ-Redakteurs nach dem ältesten Schriftstück tippt Patricia Ottilie einige Stichwort und Zahlen in ihren Computer. "Ich hole schnell die Nummer 11 aus dem Keller", verschwindet sie kurz auf dem Flur, um wenige Minuten später die eingangs beschriebene Akte aus dem Regal zu holen. Beim Durchblättern findet sich dann sogar eine Titelseite des im Hause Vorländer gedruckten "Intelligenz-Blattes" vom 6. April 1866. Die Vorläufer der Siegener Zeitung waren schon damals in den Amtsstuben unverzichtbare Zeitdokumente.
Die Archivarin wird über Arbeitsmangel so schnell nicht klagen können. "Wir sind vom papierlosen Büro noch weit entfernt", sieht auch Rolf Winkel langfristig Bedarf für eine Archivierung von Hand. Für die Schriftstücke der Behörde gibt es unterschiedliche Aufbewahrungsfristen: von einem über 30 Jahre bis zum dauerhaften Archivieren. Bevor etwa ab März die ersten Akten ins neue Gemeindearchiv im Untergeschoss der Grundschule wandern, werden die für erhaltenswert befundenen Papiere von Patricia Ottilie in neuen Mappen abgeheftet und in Archivkartons eingelagert. Ein eigenes Fotoarchiv gibt es nicht. In den Akten finden sich aber hin und wieder auch Bilder zu gewissen Themenkomplexen. Als weiterer Schritt wäre später einmal die digitale Erfassung wichtiger Dokumente denkbar. Auch Privatarchive oder Sammlungen der Heimatvereine könnten den Fundus abrunden. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Zunächst hat die 19-Jährige, die während ihrer Ausbildung auch das Lesen und Schreiben alter Schriftarten erlernte, im Rathauskeller noch genügend Arbeit liegen."
Quelle: Siegener Zeitung, 25.1.2011
s. a. http://archiv.twoday.net/stories/6357027/ (Diskussion um die Stellenausschreibung) und http://archiv.twoday.net/stories/8365745/ (Bild)
Die älteste Akte, die Patricia Ottilie bisher in den Katakomben des Burbacher Rathauses entdeckte, stammt aus dem Jahre 1784. Sie ist exakt 208 Jahre vor der Geburt der ersten Archivarin der Gemeinde Burbach angelegt worden. Es handelt sich um ein Rundschreiben der Nassauischen Regierung, das die Verwaltung von Kirchhöfen regelte.
"Es ist sehr spannend, die alten Schriftstücke aufzuarbeiten", zog die seit September letzten Jahres im Rathaus tätige 19-Jährige im Gespräch mit der Siegener Zeitung am Dienstag eine erste Bilanz. Auf Beschluss des Rates hin wurde im Vorjahr die Stelle ausgeschrieben. 22 Bewerbungen lagen Rolf Winkel, dem Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, vor. Patricia Ottilie konnte sich schließlich über die Halbtagsstelle freuen.
"Ich habe während meiner Schulzeit mehrere Praktika in Archiven absolviert und war von der Arbeit begeistert," erklärte die in Sachsen-Anhalt aufgewachsene Neu-Burbacherin. Nach ihrer dreijährigen Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste Fachrichtung Archiv (FAMI) im Sächsischen Staatsarchiv in Leipzig hat sie nun den Aufbau des Archivs in Burbach übernommen.
Nachdem sie sich in den zahlreichen Archivräumen im Keller des Rathauses einen ersten Überblick über mehrere hundert laufende Meter Regale verschafft hatte, sortiert sie nun Akte für Akte. "Schutzanzug und Handschuhe sind bei der Sichtung im Keller öfters angebracht", berichtet sie von ihren ersten Kontakten mit der teils schon arg verstaubten Geschichte des Amtes Burbach. Mit Schwamm und Teppichmesser werden die Schriftstücke gesäubert und von Metallklammern befreit. Die neigen zur Rostbildung. Da sind die alten Akten sogar pflegeleichter. Sie wurden noch mit Fadenheftung in der Kladde fixiert. "Darum sind sie zwar am Rand schon einmal zerfleddert, der Inhalt befindet sich aber in gutem Zustand", plauderte die Expertin aus dem "Archivkästchen". Nach der ersten Sichtung werden die Akten themenmäßig einsortiert, nummeriert und in der zentralen Datenbank mit einer speziellen Archivsoftware erfasst. Auf die Frage des SZ-Redakteurs nach dem ältesten Schriftstück tippt Patricia Ottilie einige Stichwort und Zahlen in ihren Computer. "Ich hole schnell die Nummer 11 aus dem Keller", verschwindet sie kurz auf dem Flur, um wenige Minuten später die eingangs beschriebene Akte aus dem Regal zu holen. Beim Durchblättern findet sich dann sogar eine Titelseite des im Hause Vorländer gedruckten "Intelligenz-Blattes" vom 6. April 1866. Die Vorläufer der Siegener Zeitung waren schon damals in den Amtsstuben unverzichtbare Zeitdokumente.
Die Archivarin wird über Arbeitsmangel so schnell nicht klagen können. "Wir sind vom papierlosen Büro noch weit entfernt", sieht auch Rolf Winkel langfristig Bedarf für eine Archivierung von Hand. Für die Schriftstücke der Behörde gibt es unterschiedliche Aufbewahrungsfristen: von einem über 30 Jahre bis zum dauerhaften Archivieren. Bevor etwa ab März die ersten Akten ins neue Gemeindearchiv im Untergeschoss der Grundschule wandern, werden die für erhaltenswert befundenen Papiere von Patricia Ottilie in neuen Mappen abgeheftet und in Archivkartons eingelagert. Ein eigenes Fotoarchiv gibt es nicht. In den Akten finden sich aber hin und wieder auch Bilder zu gewissen Themenkomplexen. Als weiterer Schritt wäre später einmal die digitale Erfassung wichtiger Dokumente denkbar. Auch Privatarchive oder Sammlungen der Heimatvereine könnten den Fundus abrunden. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Zunächst hat die 19-Jährige, die während ihrer Ausbildung auch das Lesen und Schreiben alter Schriftarten erlernte, im Rathauskeller noch genügend Arbeit liegen."
Quelle: Siegener Zeitung, 25.1.2011
s. a. http://archiv.twoday.net/stories/6357027/ (Diskussion um die Stellenausschreibung) und http://archiv.twoday.net/stories/8365745/ (Bild)
Wolf Thomas - am Mittwoch, 26. Januar 2011, 07:56 - Rubrik: Kommunalarchive