"Mit großer Mehrheit hat der Deutsche Bundestag Roland Jahn zum Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR gewählt. Jahn ist Nachfolger von Marianne Birthler, die Mitte März turnusgemäß aus dem Amt scheidet.
Der Deutsche Bundestag folgte mit der Wahl dem Vorschlag der Bundesregierung. Jahn wurde mit Unterstützung aller Fraktionen gewählt. Er erhielt 535 von 577 gültigen Stimmen.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann nannte das Wahlergebnis eine "hervorragende Grundlage für die weitere Arbeit der Stasi-Unterlagenbehörde". Mit Roland Jahn sei es gelungen eine Persönlichkeit mit einer beeindruckenden Biographie für die Leitung der Behörde zu gewinnen, erklärte Neumann.
Oppositioneller und Bürgerrechtler
Roland Jahn, 1952 in Jena geboren, kennt das Unrechtssystem in der DDR aus eigener Erfahrung. Seine regimekritische Haltung führte schließlich zu seiner Verhaftung und Ausbürgerung aus der DDR.
Jahn studierte in seiner Heimatstadt Jena Wirtschaftswissenschaften. Wegen seines Protestes gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann wurde er 1977 exmatrikuliert. Danach arbeitete er als Transportarbeiter beim VEB Carl-Zeiss-Jena.
1981 war Jahn sechs Monate lang in Haft. Vorwand für die Festnahme war seine Unterstützung der polnischen Gewerkschaft Solidarność. 1983 gründete Jahn zusammen mit anderen Oppositionellen die "Friedensgemeinschaft Jena". Noch im selben Jahr wurde er ausgebürgert und gewaltsam in den Westen verbracht.
Engagiert für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
Auch von dort aus unterstützte Jahn die DDR-Opposition. Als Journalist beim ARD-Magazin "Kontraste" des Senders Freies Berlin produzierte er zahlreiche Beiträge zu Opposition, Menschenrechtsverletzungen und Alltag im SED-Staat der 80er Jahre. Später widmete er sich immer wieder Themen der Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Jahn ist seit 1996 im Beirat der Robert-Havemann-Gesellschaft und seit 1999 im Fachbeirat der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Berliner Mauer tätig."
Quelle: Bundesbeauftragter für Kultur und Medien, 28.1.11
Sine ira et studio? Äußerungen Jahns nach der Wahl, die von einer persönlichen Genugtuung sprechen, dass der Stasi-Verfolgte nun die Stasi-Hinterlassenschaft betreut, stimmen mich ein wenig besorgt. Ein leidenschaftsloserer Umgang mit den Archivalien scheint mir angezeigt.
Der Deutsche Bundestag folgte mit der Wahl dem Vorschlag der Bundesregierung. Jahn wurde mit Unterstützung aller Fraktionen gewählt. Er erhielt 535 von 577 gültigen Stimmen.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann nannte das Wahlergebnis eine "hervorragende Grundlage für die weitere Arbeit der Stasi-Unterlagenbehörde". Mit Roland Jahn sei es gelungen eine Persönlichkeit mit einer beeindruckenden Biographie für die Leitung der Behörde zu gewinnen, erklärte Neumann.
Oppositioneller und Bürgerrechtler
Roland Jahn, 1952 in Jena geboren, kennt das Unrechtssystem in der DDR aus eigener Erfahrung. Seine regimekritische Haltung führte schließlich zu seiner Verhaftung und Ausbürgerung aus der DDR.
Jahn studierte in seiner Heimatstadt Jena Wirtschaftswissenschaften. Wegen seines Protestes gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann wurde er 1977 exmatrikuliert. Danach arbeitete er als Transportarbeiter beim VEB Carl-Zeiss-Jena.
1981 war Jahn sechs Monate lang in Haft. Vorwand für die Festnahme war seine Unterstützung der polnischen Gewerkschaft Solidarność. 1983 gründete Jahn zusammen mit anderen Oppositionellen die "Friedensgemeinschaft Jena". Noch im selben Jahr wurde er ausgebürgert und gewaltsam in den Westen verbracht.
Engagiert für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
Auch von dort aus unterstützte Jahn die DDR-Opposition. Als Journalist beim ARD-Magazin "Kontraste" des Senders Freies Berlin produzierte er zahlreiche Beiträge zu Opposition, Menschenrechtsverletzungen und Alltag im SED-Staat der 80er Jahre. Später widmete er sich immer wieder Themen der Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Jahn ist seit 1996 im Beirat der Robert-Havemann-Gesellschaft und seit 1999 im Fachbeirat der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Berliner Mauer tätig."
Quelle: Bundesbeauftragter für Kultur und Medien, 28.1.11
Sine ira et studio? Äußerungen Jahns nach der Wahl, die von einer persönlichen Genugtuung sprechen, dass der Stasi-Verfolgte nun die Stasi-Hinterlassenschaft betreut, stimmen mich ein wenig besorgt. Ein leidenschaftsloserer Umgang mit den Archivalien scheint mir angezeigt.
Wolf Thomas - am Samstag, 29. Januar 2011, 17:34 - Rubrik: Personalia
KlausGraf meinte am 2011/01/29 17:52:
Erbärmlich: Journalist wird Gauck-Nachnachfolger
kwT
Frank (Gast) antwortete am 2011/01/29 18:41:
Politische Entscheidung für eine politische Behörde
Ihrer Meinung Hr. Koll. Wolf kann ich nur zustimmen. Solange die BStU allerdings bleibt was sie war und noch immer ist: eine politische Behörde zur Verfolgung politischer Zwecke, statt eines sachlich und objektiv arbeitenden Archivs wird sich an der ebenso politisch und wenig von fachlich Erwägungen geprägten Besetzung der Leitungsebene wenig ändern.Die BStU gehört ins Bundesarchiv, damit endlich eine wirklich archivische und fachliche Arbeit erfolgt. Wissenschaft udn Gesellschaft brauchen sachliche, wissensschaftlichen Kriterien genügende Arbeit, nicht Schmalspurerschließung und politische Auftragsarbeit. Die Zeiten der heiligen Inquisition sind vorbei, dies sollte auch bei den "christlich" demokratischen Verantwortlichen mit Jagdinstinkt endlich ankommen. Dann würden die Akten des MfS der Gesellschaft nach 1950 bzw. 1990 endlich tatsächlich einen Dienst erweisen.
ladislaus (Gast) antwortete am 2011/01/29 22:53:
"Journalist wird Gauck-Nachnachfolger"
Also Nachfolger eines Pastoren und einer Katechetin. Das ist dann eigentlich auch gerade noch egal.
Sebastian Post meinte am 2011/01/29 19:20:
Kleine Zwischenfrage...
"Ein leidenschaftsloserer Umgang mit den Archivalien..."Ist dies nicht eher eine seltene Erscheinung bei Archivaren? ;o)
Frank (Gast) antwortete am 2011/01/30 07:09:
Ein sachlicher Umgang
und weniger emotionaler, sprich subjektiver Umgang mit Archivgut ist an sich Grundvoraussetzung für den Archivarsberuf. Ansonsten hat der Betroffene den Job verfehlt - es sei denn er/sie arbeitet in einer politischen Behörde, deren einziger Zweck es ist Archivgut nach Schmalspurerschließung subjektiv zu instrumentalisieren - eigentlich ein Widerspruch zu archivarischen Berufsethos...Aber die BStU ist ja auch kein Archiv!
Sebastian Post antwortete am 2011/01/30 10:47:
Job verfehlt...
"Ein sachlicher Umgang und weniger emotionaler, sprich subjektiver Umgang mit Archivgut ist an sich Grundvoraussetzung für den Archivarsberuf. Ansonsten hat der Betroffene den Job verfehlt"Da würde es auf dem Archivtag, insbesondere in der FG 2, aber sehr leer werden... ;o)
Frank (Gast) antwortete am 2011/01/31 17:40:
Daran sehen wir
wie viele ins Archiv abgeschoben wurden und wieviele aus Überzeugung da sitzen ;-)
Wolf Thomas meinte am 2011/01/30 11:39:
Medienecho:
" .... Er wolle nun vorrangig als "Anwalt der Opfer" agieren, sagte Jahn. ...."Vor Roland Jahn liegt eine schwierige Aufgabe, für die man Organisationsgeschick und einen klaren Kompass benötigt", sagte Hubertus Knabe, der Direktor der Stasi-Opfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Es gebe in der Arbeit der Stasi-Unterlagen-Behörde mit ihren noch rund 1800 Mitarbeitern "erhebliche Mängel", die nun beseitigt werden müssten. "Mehr als die Hälfte der Stasi-Akten sind bis heute nicht vernünftig erschlossen. Diesen unbefriedigenden Zustand zu ändern muss die Hauptaufgabe des neuen Bundesbeauftragten werden." ...."Quelle: http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article12377873/Roland-Jahn-gewaehlt.html
" ... So engagiert er an der Aufarbeitung gearbeitet hat, so energisch vertritt er das Recht jeden Bürgers auf seine Privatsphäre. Dass mit jedem Jahr, das seit der friedlichen Revolution von 1989 vergeht, die Hinterlassenschaft der Stasi mehr ein historisches Archiv wird, das nach den Regeln der Profession und nicht als Revolutionsbehörde geführt gehört, weiß niemand so gut wie der Bürgerrechtler, Journalist und neue Beauftragter für die Stasi-Unterlagenbehörde ...."
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E26DAE651EAA34CB1A6A063657AB02D72~ATpl~Ecommon~Scontent.html
"" ..... Die Aufarbeitung der Stasi-Hinterlassenschaft ist noch lange nicht am Ziel. Zwei wichtige Aufgaben für Jahn: Die Akten dürfen nicht im Bundesarchiv verschwinden, wie von manchen gewünscht, und die Aufklärung der Stasi-Verstrickungen von West-Bürgern muss intensiviert werden. ...." schreibt Wolfgang Schulz in der Volksstimme zu den Aufgaben Jahns.
Link: http://www.volksstimme.de/vsm/nachrichten/meinung_und_debatte/meinung_und_debatte/?em_cnt=1930056
" .... Nicht Rache, sonder Transparenz sei sein Ansporn, sagt Jahn, ...."
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12001017/492531/Der-Journalist-und-ehemalige-Buergerrechtler-Roland-Jahn-wird.html