http://www.welt.de/print/welt_kompakt/vermischtes/article12940820/Schiefertafeln-aus-der-Synagoge.html
Im Jahr 1349, in der Nacht vom 23. auf den 24. August, wurde das Jüdische Viertel in Köln, das bis dahin für Juden einigermaßen sicher war, für Tausende zur Todesfalle. Das Viertel wurde überfallen und fast alle Bewohner ermordet. Kurz darauf wurde die Synagoge zerstört und geplündert. Was den Plünderern nicht brauchbar erschien, füllten sie in große Gruben oder ließen es an Ort und Stelle liegen.
In einer dieser Gruben fand das Ausgrabungsteam um Sven Schütte - Projektleiter der Archäologischen Zone am Kölner Rathaus - jetzt neue Fragmente der zerstörten Synagoge. Besonders spektakulär sind die rund 60 Schiefertäfelchen, auf denen Schüler einst ihre Schreibübungen gemacht hatten.
Glücklicherweise hatten die Mitarbeiter alle Fragmente aus Schiefer aufgehoben und nichts weggeworfen. Auf den nun aufgetauchten Schiefertäfelchen befinden sich religiöse Texte und Notizen unterschiedlichster Art auf Hebräisch, Deutsch und Latein. Manchmal sind nur Gekritzel oder kleine Zeichnungen zu erkennen, manchmal auch längere Texte. Herausragend ist ein literarischer Text aus der Zeit vor 1349, der in Deutsch abgefasst ist, aber in hebräischer Schrift geschrieben wurde.
Siehe auch
http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1296684426846.shtml
Update: Elisabeth Hollender teilte in diskus zu dem deutschen Text mit:
"bisher konnte das Textfragment noch nicht identifiziert werden, es handelt sich um die Reste von zwei mal 19 Zeilen (Vorder- und Rückseite der Schiefertafel) in sehr geläufiger hebräischer Schrift, die sehr schwach eingeritzt und schwierig zu lesen sind. Dazu kommt, daß das erhaltene Stück aus drei Fragmenten besteht, Textverlust an den Bruchstellen erschwert die Identifikation. Mittelniederdeutsch ist der Text vermutlich nicht, bisheriges Resultat der Versuche, ihn zuzuordnen, ist, daß er sich sprachlich nicht von den meisten schriftlich überlieferten narrativen Texten der Zeit unterscheidet. Da aber neben wenigen Nomen und Verben hauptsächlich Personalpronomina sicher zu lesen sind, wird eine dialektologische Einordnung ebenso wie eine Zuodnung zu einem Werk oder auch nur einem Genre vermutlich nicht einfach."
Im Jahr 1349, in der Nacht vom 23. auf den 24. August, wurde das Jüdische Viertel in Köln, das bis dahin für Juden einigermaßen sicher war, für Tausende zur Todesfalle. Das Viertel wurde überfallen und fast alle Bewohner ermordet. Kurz darauf wurde die Synagoge zerstört und geplündert. Was den Plünderern nicht brauchbar erschien, füllten sie in große Gruben oder ließen es an Ort und Stelle liegen.
In einer dieser Gruben fand das Ausgrabungsteam um Sven Schütte - Projektleiter der Archäologischen Zone am Kölner Rathaus - jetzt neue Fragmente der zerstörten Synagoge. Besonders spektakulär sind die rund 60 Schiefertäfelchen, auf denen Schüler einst ihre Schreibübungen gemacht hatten.
Glücklicherweise hatten die Mitarbeiter alle Fragmente aus Schiefer aufgehoben und nichts weggeworfen. Auf den nun aufgetauchten Schiefertäfelchen befinden sich religiöse Texte und Notizen unterschiedlichster Art auf Hebräisch, Deutsch und Latein. Manchmal sind nur Gekritzel oder kleine Zeichnungen zu erkennen, manchmal auch längere Texte. Herausragend ist ein literarischer Text aus der Zeit vor 1349, der in Deutsch abgefasst ist, aber in hebräischer Schrift geschrieben wurde.
Siehe auch
http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1296684426846.shtml
Update: Elisabeth Hollender teilte in diskus zu dem deutschen Text mit:
"bisher konnte das Textfragment noch nicht identifiziert werden, es handelt sich um die Reste von zwei mal 19 Zeilen (Vorder- und Rückseite der Schiefertafel) in sehr geläufiger hebräischer Schrift, die sehr schwach eingeritzt und schwierig zu lesen sind. Dazu kommt, daß das erhaltene Stück aus drei Fragmenten besteht, Textverlust an den Bruchstellen erschwert die Identifikation. Mittelniederdeutsch ist der Text vermutlich nicht, bisheriges Resultat der Versuche, ihn zuzuordnen, ist, daß er sich sprachlich nicht von den meisten schriftlich überlieferten narrativen Texten der Zeit unterscheidet. Da aber neben wenigen Nomen und Verben hauptsächlich Personalpronomina sicher zu lesen sind, wird eine dialektologische Einordnung ebenso wie eine Zuodnung zu einem Werk oder auch nur einem Genre vermutlich nicht einfach."
KlausGraf - am Donnerstag, 24. März 2011, 14:10 - Rubrik: Kodikologie