Das 1927 erstmals erschienene Buch "Sagen der Heimat" von Oberlehrer Georg Stütz ist vom Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd wieder aufgelegt worden. Das broschierte Heft umfasst 96 Seiten, kostet 9,50 Euro und ist über den Einhorn-Verlag Schwäbisch Gmünd erhältlich. ISBN 978-3-936373-62-2.
Für die Neuausgabe habe ich meine Nachweise von 1981 (Quellennachweise, in: Georg Stütz, Sagen der Heimat. 3. leicht
gekürzte Auflage, bearbeitet und ergänzt von Lucie Stütz. Mit einem Quellennachweis von Klaus Graf, Schwäbisch Gmünd 1981, S. 92-95) überarbeitet und ergänzt sowie ein Nachwort hinzugefügt. Zusätze gegenüber der Druckfassung von 2011 stehen im folgenden in eckigen Klammern (zusätzliche Online-Nachweise, Berichtigung eines Druckfehlers). Ohne Kennzeichnung wurden die Überschriften der Sagen ergänzt.
Textprobe (S. 21 mit den Nummern 6 und 7):
http://www.flickr.com/photos/34028941@N00/5644683594/in/photostream
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[S. 87] Nachwort und Nachweise
Von Klaus Graf
“Heimat” war der Leitbegriff, dem die gesamte literarische Produktion des Schwäbisch Gmünder Lehrers Georg Stütz untergeordnet war. Er verfasste zahlreiche heimatgeschichtliche Artikel in den Gmünder Zeitungen, ein dreibändiges Heimatbuch und eine Chronik Gmünds im Ersten Weltkrieg. “Stütz war ein von christlichen Werten geprägter konservativer und patriotischer Schriftsteller, der mit seinen heimatkundlichen Büchern ganz gewiss nicht nur informieren, sondern auch die Liebe der Menschen zu ihrer Stadt wecken wollte”(Müller 171).
Der 1864 als Lehrersohn in Schlechtbach bei Gschwend geborene Stütz entschied sich ebenfalls für den Lehrerberuf. Ab 1898 wirkte er in Gmünd an der Mädchen-Volksschule. 1948 ist er in Gmünd gestorben.
1919 brachte Stütz sein heimatkundliches Wanderbuch heraus, das in der zweiten Auflage als Band II des “Heimatbuchs für Gmünd und weitere Umgebung” firmierte (1924). 1920 folgte der spätere erste Band, der Führer durch die Stadt (zweite Auflage 1926). Was der dritte Band unter dem Titel “Heimatbilder aus Natur und Kultur” enthalten sollte, deutet die Verlagsanzeige in Bd. II von 1924 an: die Ur- und Frühgeschichte (Archäologie war ein besonderes Steckenpferd von Stütz), “Sagen und Märchen, Sitte und Gebräuche”. Realisiert wurde nur der Teil über die Sagen, ergänzt durch ein neunseitiges Kapitel “Heimatliche Flurnamen”.1927 erschien die Erstausgabe dieses Buchs: “Sagen der Heimat” im Selbstverlag des Verfassers.
Stütz ging es um heimatkundliche Erkenntnisse, aber nicht präsentiert in akademisch-wissenschaftlicher Form. Sein Ansatz war vielmehr ein pädagogisch-popularisierender, der die emotionale Hinwendung zur Heimat in den Mittelpunkt stellte. Die um 1900 entstandene Heimatbewegung übte aus konservativer Perspektive Zivilisationskritik - der als bedrohlich empfundenen Moderne stellte man das Bild einer heilen traditionalen Welt gegenüber. Sagen betrachte man als altes Volksgut, das es ebenso zu pflegen galt wie Trachten oder traditionelle Bauweise. So heißt es denn auch im Vorwort der Sagensammlung: “Die Sage flieht die Eisenbahn und die Fabrik, aber in abgelegenen Dörfern und vereinsamten Bauernhöfen ist sie immer noch heimisch”.
Für Stütz weben Sagen “ihren Zauberschleier um einsame Kapellen und halbverwitterte Kreuzsteine; sie ... raunen und wispern geheimnisvoll in weltfernen Tälern und Wäldern”. Stütz folgt mit dieser Beschreibung einer Idylle somit einem romantischen Sagenkonzept. Im Vordergrund steht die - inzwischen abgelehnte - mythologisierende Deutung der Sagen, die schon im 19. [S. 88] Jahrhundert die deutsche Lehrerschaft begeisterte. Geradezu zwanghaft suchte man in den “dämonologischen” Sagen, die sich vor allem auf Geistererscheinungen beziehen, Spuren des altgermanischen Götterglaubens.
Natürlich deutete Stütz das Muetesheer als Wodansheer. Aber wie die Leute davon erzählten und welchen konkreten Stellenwert die Geschichten vom Mutesheer für die Erzähler und Hörer besaßen, ihr “Sitz im Leben” also, interessierte ihn offenbar gar nicht. Mit dem Hinweis auf Wodan war das Muetesheer abgehakt. Wenn sich an den Kameralverwalter von Schönlein auf dem Rehnenhof im 19. Jahrhundert eine Sage knüpfte (siehe “Der Heuranz”), war das für Stütz ein “Gebilde törichter Phantasie” und er begrüßte es, dass sie nur noch in Landorten wie Zimmerbach im Schwange, in der Nähe des Rehnenhofs aber erloschen war. Eine Vielzahl kurzer Geistersagen packte er in einen Abschnitt über Geistersagen am Ende seines Büchleins. Stütz ging also mit klaren Maßstäben, die er anderen Heimatbüchern und Sagensammlungen entnahm, an die Arbeit des Sagensammelns: Für die Eigenart und Vielfalt der mündlichen Überlieferung hatte er keinen Sinn.
Nur ein kleiner Teil seiner Sagen sind aus dem “Volksmund” zusammengetragen; die meisten stammen aus schriftlichen Quellen. Verdienstvoll ist seine Zusammenstellung der Kreuzsteinsagen. Daneben hat er vor allem in Degenfeld und Täferrot je drei Geschichten aus der mündlichen Überlieferung aufgezeichnet.
Außer der Geigersage wollte Stütz auf unechte, erfundene Sagen verzichten. Dies ist ihm aber überhaupt nicht gelungen, bereits Nr. 2 seiner Sammlung, “Der Stadtrichter von Gmünd”, geht auf eine literarische Erfindung, nämlich das Stuttgarter Blatt “Stadt-Glocke” zurück. Die Grenze zwischen Folklore, also authentischer Volksüberlieferung, und “Fakelore”, erfundenen Geschichten im Gewand von Volkserzählungen, ist zwar fließend, aber der Anteil von unecht wirkenden “Sagen” ist bei Stütz erheblich. Bei den beiden Sagen aus Johannes Scherrs Band “Sagen aus Schwabenland” (1836), literarischen Texten, die sich als Sagen tarnen, und der aus der (nicht auffindbaren) Neuberschen Chronik entnommenen Waldauer Sage schreibt Stütz selbst, sie seien novellenartig ausgeschmückt und dichterisch ausgestaltet. Solche Ausschmückungen begegnen aber auch bei den Sagen, die dem Heimatbuch von Bernhard Gaugele (1910) entnommen sind, und bei weiteren Texten.
Ohne die zahlreichen Erzählungen, die Stütz den gedruckten Sammlungen von Ernst Meier (1852) und Anton Birlinger (1861) entnahm, wäre sein Büchlein allzu schmal geworden, und Stütz hätte sich womöglich genötigt gesehen, die mündliche Erzählüberlieferung nicht nur gleichsam nebenbei zu berücksichtigen. Die vorgefundenen Texte gab Stütz nicht getreu wieder, sondern er schrieb sie um. Er modernisierte die Sprache und straffte sie, wenn er der An-[S. 89]sicht war, dass sie so für sein Publikum lesbarer wurden. Bei den Geschichten Scherrs gab er im Vorwort selbst zu, dass er sie stark gekürzt und verändert hat. “Nicht die Sage, nur ihr Kleid” sei damit umgestaltet worden.
Mit der gleichen Freiheit, die sich Stütz gegenüber seinen Vorlagen herausnahm, verfuhr auch seine Tochter Lucie Stütz, als es 1950 galt, das Sagenbuch ihres zwei Jahre zuvor verstorbenen Vaters neu aufzulegen. Sie fügte in den anderen beiden Bänden des Heimatbuchs enthaltene Texte hinzu und strich Teile des Vorworts, den Flurnamen-Anhang sowie Sagen aus Schorndorf und Geislingen, da diese Orte für ein “Gmünder Sagenbuch” wohl zu weit entfernt waren. Außerdem fügte sie eine kleine Anzahl weiterer Sagen aus anderen Quellen hinzu.
Lucie Stütz (1894-1982) war Lehrerin wie ihr Vater und Schriftstellerin. Ihre Eingriffe in den vorgefundenen Textbestand gingen sehr viel weiter als die ihres Vaters. Albert Deibele hatte in den Gmünder Heimatblättern 1933 eine kurze Notiz von Dominikus Debler über den Falschmünzer Sperfechter erzählerisch ausgestaltet. Lucie Stütz übernahm diese Geschichte, überarbeitete sie aber tiefgreifend. Das Verbrechen wird bei Deibele durch die vom Teufel entzündete Geldgier motiviert. Lucie Stütz bringt aber die Ehefrau ins Spiel: “Frau Barbara steht droben in der lichten Stube mit den Birnbaumkommoden und bauchigen Truhen. Sie hört die dröhnenden Hämmer drunten und weiß, was sie schreien. Auf ihren geizigen Mund springt ein triumphierendes Lächeln, sie wiegt sich vor dem goldgerahmten Spiegel und schwenkt die Hüften wie die reichen Patrizierinnen, die am Festtag vierspännig ins Münster fahren. Deren goldene Ringe, funkelnde Halsketten und blutrote Granatbroschen, seidene Röcke und samtene Mieder stechen ihr schon lange in die Augen. Wie gierige Zangen fegen ihre Hände in schlaflosen Nächten über die Bettdecke: 'Gold, Gold, Gold!' zischelte sie ihrem Mann ins Ohr”. Der Versuch, lebendig und anschaulich zu schreiben (wohl mit Blick auf den Schulunterricht), produzierte aus heutiger Sicht “Sagenkitsch”, der sich weit von dem entfernt, was man sich üblicherweise unter einer “Volkssage” vorstellt.
Es ist kein Zufall, dass sehr viele Autoren von Sagenbüchern Lehrer waren. Die Moral der Sagen, in denen Frevler stets hart bestraft wurden, kam ihnen entgegen. Ihnen gefiel der erhobene Zeigefinger.
Bei der dritten Auflage 1981, illustriert mit Zeichnungen von Martin Meisner, hat man auf solche fragwürdigen Eingriffe verzichtet. Allerdings fiel der letzte Teil des Büchleins von 1950 (ab den Sagen von Zimmerbach) einer Kürzung zum Opfer. Diese, wie auch die Ausführungen zu den sagenhaften Siedlungen sind aber in der vorliegenden Ausgabe wieder vertreten.
Heute sieht die Erzählforschung Sagen nicht als “wertvolles Erbgut”, das Botschaften aus uralter Zeit vermittelt. Sagen müssen zuallererst als litera-[S. 90]rische Texte aus der Zeit, in der sie niedergeschrieben wurden, begriffen werden. Sie sind kein Spiegel grauer Vorzeit, sondern allenfalls der Verhältnisse im 19. und 20. Jahrhundert. Beispielsweise sind die beliebten Raubrittergeschichten keine Zeugnisse aus dem Mittelalter, sondern dokumentieren den seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert von trivialen Rittergeschichten geprägten Lesegeschmack breiter Schichten. Also gab es auch keine alte Tradition, die die Beiswanger Kapelle mit dem weitab wirkenden Wettiner Friedrich mit der gebissenen Wange verknüpfte, sondern diese Verbindung wurde sicher erst im späten 18. Jahrhundert hergestellt und verdankt sich wohl der Lektüre eines populären Ritterromans über Friedrich mit der gebissenen Wange.
Als nostalgische Lektüre, die die nach wie vor beliebten Klischees über Sagen bedient, ist das Stützsche Sagenbuch sicher ausgezeichnet geeignet. Aber nach dem Gesagten wundert es nicht, wenn sein Wert für die Erforschung der Erzählkultur rund um Gmünd eher bescheiden einzuschätzen ist (sowohl in der Fassung von 1927 als auch in der von 1950).
Man könnte heute eine ganze Reihe weiterer Sagentexte ergänzen, teils Texte, die bewusst übergangen wurden, teils Texte, die in handschriftlichen Quellen neu aufgefunden wurden. Beispielsweise hat Stütz wohl ganz bewusst die bei Birlinger 1861 enthaltene Erzählung “Die Baumeisterin in Gmünd” weggelassen, die eine Figur am Münster als Baumeisterin deutet, die sich nach dem Festmahl nach Abschluss des Baus habe übergeben müssen. Das war für Stütz wohl eine ganz und gar unangemessene Erzählung, die weder seinen Vorstellungen von Volkspoesie entsprach noch mit seiner Auffassung von der Würde des Gmünder Münsters vereinbar war.
Aus der Sicht der Erzählforschung würde man sich wünschen, dass es möglich wäre, möglichst vollständig die wichtigsten Versionen einer Sage (z.B. der Ringsage einschließlich der poetischen Gestaltungen) wiederzugeben. Aber eine wissenschaftliche Ausgabe, die getreu dem Wortlaut ihrer Vorlagen folgt und einen ausführlichen Kommentar bietet, ist unter den derzeitigen Bedingungen des Verlagswesens so gut wie nicht realisierbar. Besseren Absatz versprechen die gefällig umgeschriebenen Sagenbücher, in denen der auf altes Volksgut gespannte Leser nicht durch ideologiekritische Hinweise, dass es sich bei den Volkssagen um einen romantischen Mythos handle, verschreckt wird.
Das Internet kennt solche beengenden Rahmenbedingungen nicht. So mag denn am Schluss der Hinweis auf die Schwäbisch Gmünd-Seite der freien Quellensammlung Wikisource stehen, die eine Sammlung vorlagengetreu wiedergegebener Gmünder Sagen bietet, einschließlich verschiedener Versionen. Hier finden sich bereits einige Sagen, die bei Georg und Lucie Stütz fehlen.
[S. 91] Abkürzungen und Literatur
B. = Birlinger, Anton/Buck, Michael: Volksthümliches aus Schwaben 1 (1861). Online:
http://books.google.com/books?id=lD4JAAAAQAAJ
Bullinger, Tanja: Lucie Stütz. In: Literarische Vielfalt in Ostwürttemberg. Frauen greifen zur Feder I (2008) 133-137
D. = Deibele, Albert: Zwischen Lein und Kocher. Sagen und Geschichten. In: GH 2 (1929) 41-51
Gaugele, Bernhard: Meiner Heimat Täler und Höhen (1910) - Exemplar StadtAG
[Online:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gaugele_Meiner_Heimat_T%C3%A4ler_und_H%C3%B6hen.djvu ]
Graf, Klaus: Gebilde törichter Phantasie? Überlegungen zu Gmünder "Sagen",. In: ostalb/einhorn 25 (1998), H. 97, 36-45. Online:
http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/sagd.htm
Graf, Klaus: Gmünder Chroniken im 16. Jahrhundert (1984)
[Online: http://books.google.de/books?id=PoAgAAAAMAAJ ]
Graf, Klaus: Die Gmünder Ringsage. Entstehung und Entwicklung einer Staufer-Überlieferung. In: einhorn-Jahrbuch 1982, 129-150
Graf, Klaus: Kleine Beiträge zum historischen Erzählen in Schwäbisch Gmünd. In: einhorn-Jahrbuch 1991, 99-114
[Online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7790/ ]
Graf, Klaus: Der Ring der Herzogin: Überlegungen zur "Historischen Sage" am Beispiel der Schwäbisch Gmünder Ringsage. In: Babenberger und Staufer (1987), 84-134. Online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5841/
Graf, Klaus (Hrsg.): Sagen der Schwäbischen Alb (2008)
Graf, Klaus: Sagen rund um Stuttgart (1995). Online:
http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/113809/
Graf, Klaus: Das Salvatorbrünnlein. Eine bislang unbekannte Gmünder "Sage" aus der Sammlung des Stuttgarter Gymnasialprofessors Albert Schott d. J. (1809-1847). In: einhorn-Jahrbuch 1995, 109-118. Online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5585/
Graf, Klaus: Schwabensagen. Zur Beschäftigung mit Sagen im 19. und 20. Jahrhundert (2007). Online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/3459/
Graf, Klaus: Der Stadtrichter von Gmünd. Eine erfundene Sage aus der "Stuttgarter Stadt-Glocke" 1845. In: einhorn-Jahrbuch 1998, 99-106. Online:
http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/enzing.htm
GH = Gmünder Heimatblätter
K. = Kettenmann, Jürgen: Sagen im Kreis Göppingen (³1989)
Kaißer, Bernhard: Aus der Vergangenheit Gmünds und seiner Umgebung (1911). Online:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Aus_der_Vergangenheit_Gm%C3%BCnds_und_seiner_Umgebung
M. = Meier, Ernst: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben (1852). Online:
http://books.google.com/books?id=t1sKAAAAIAAJ
Müller, Ulrich: Georg Stütz. In: Heimatforscher aus dem Raum Schwäbisch Gmünd (2009) 167-177
OAB = Beschreibung des Oberamts Gmünd (1870). Online:
http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Gm%C3%BCnd
RZ = Rems-Zeitung
Scherr, Johannes: Sagen aus Schwabenland (1836) . Online:
http://books.google.com/books?id=FkgWAAAAYAAJ
Setzen, Florian Henning: Geheimnisvolles Christental (1994)
St. = Stütz, Georg: Heimatbuch für Gmünd und weitere Umgebung. I: Gmünd in Wort und Bild (²1926), II: Wanderungen in der Heimat (²1924), III: Sagen der Heimat (1927)
StadtAG = Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd
Wikisource: Schwäbisch Gmünd [mit Sagensammlung]. Online:
http://de.wikisource.org/wiki/Schw%C3%A4bisch_Gm%C3%BCnd
[S. 92] Nachweise
An erster Stelle steht jeweils die unmittelbare Quelle, soweit ermittelt. Das Inhaltsverzeichnis der Erstausgabe 1927 (= St. III) S. 82f. enthielt - sehr kursorische, manchmal auch fehlerhafte - Quellenangaben, die stets zitiert werden. In der Ausgabe von 1950 gab es dann nur noch die Seite “Quellenverzeichnis” S. 83.
Mit “Vgl.” eingeleitet werden im folgenden Hinweise auf Parallelen und Sekundärliteratur. Es gilt (wie schon 1981), dass die wünschenswerte Vollständigkeit nicht erzielt werden konnte. In Zeitungen und Zeitschriften dürfte noch der eine oder andere ältere Beleg zu finden sein, in der (für mich nicht greifbaren) Lokalliteratur der erwähnten Orte um Gmünd weitere Materialien zur Erläuterung der Sagen. Nicht alle gedruckten Vorlagen konnten sicher bestimmt werden.
Der Geiger von Gmünd
(1) St. III, 5-7: “Just. Kerner”. Vgl. grundlegend Peter Spranger: Der Geiger von Gmünd (²1991).
Der Stadtrichter von Gmünd
(2) St. III, 8-11: “nach Neuber und nach ‘Württ. Volksbücher’ v. Württ. Ev. Lehrerunterstützungsverein Stuttgart”. Württembergische Volksbücher 1 (o. J., 1905) 170-174; die Quelle Neuber konnte nicht aufgefunden werden, vgl. einhorn-Jahrbuch 1981, S. 182, 185 (Klaus Graf). Vgl. zur erfundenen Sage, die zuerst in der Stuttgarter Stadt-Glocke vom 11.4.1845 erschien, ausführlich Graf: Stadtrichter.
Gründung der Johanniskirche
(3) St. I, 93-95. Vgl. zur Gmünder Ringsage Peter Spranger: Schwäbisch Gmünd bis zum Untergang der Staufer (1972) 25-29; Graf: Ringsage; Graf: Ring; Graf: Salvatorbrünnlein.
Der bestrafte Baumeister
(4) St. I, 98. Stütz folgt der Fassung von Dominikus Debler (Chronik im StadtAG) Bd. 1, S. 77.Vgl. zur Baumeistersage der Johanniskirche Graf: Kleine Beiträge, 107-109; Richard Strobel: Aus der Vorzeit der Inventarisation in Württemberg. In: Beiträge zur Denkmalkunde (1991) 19-29, hier 27.
Der Falschmünzer
(5) Albert Deibele: Sperfechter der Falschmünzer. In: GH 6 (1933) 174-176 vor allem nach Dominikus Debler (Chronik im StadtAG) Bd. 3, S. 559, der aber nur eine kurze Notiz bietet. In der Ausgabe von 1950 erheblich verändert. Vgl. Graf: Kleine Beiträge, 102-107.
Der Schlurkerle
(6) St. III, 11: “Nach Neuber” (siehe oben zu Nr. 2). Urquelle ist wohl B. 72.
Der Mauerbockeler
(7) Unmittelbare Quelle unbekannt. Vgl. RZ Nr. 27 vom 3.2.1876, 105.
Der Heuranz
(8) St. II, 87; D. 50f. Auf Deibele reagierte G. Stütz mit: Der wahre “Heuranz”. In: GH 2 (1929), 57f.
Die Lampe im Grab des Bruders David
(9) St. I, 162f. Die lateinische Vorlage, Chronik des Berard Müller: Alemania Franciscana Antiqua 12 (1964) 72. Vgl. Graf: Chroniken, 145.
Die Stiftung der Dreifaltigkeitskapelle
(10) Unmittelbare Quelle unbekannt. Von den bei Klaus Graf: Zur Geschichte der Dreifaltigkeitskapelle vor 1866. In: 300 Jahre Dreifaltigkeitskapelle in Schwäbisch Gmünd (1993) 18-28 zitierten Versionen folgt der (die Amsel-Variante aufweisende) Text am ehesten der Familienüberlieferung bei Winz 1877 (abgedruckt ebd., 88).
Die Gründung der Burg Rechberg und die Sagen vom Christental
(11) Erster Teil St. II, 243f., zweiter Teil St. III, 29: “Nach Birlinger und Buck”. B. 228 (Stütz nennt ausnahmsweise Birlingers Co-Autor Michael Buck). Die angebliche Christentalschlacht geht auf die Chronik Thomas Lirers zurück, vgl. ausführlich Setzen. Vgl. auch K. 103-108; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 243-245.
Der Klopferle vom Rechberg
(12) St. II, 107f., in der Ausgabe 1950 erheblich erzählerisch umgestaltet. Vgl. Friedrich Gottschalck: Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands 3 (1813) 306f. (Joseph Alois Rink); Engelbert Hofele: Bilder aus Schwaben (o. J., 1881) 507-510; K. 133-136; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 254f.
[Gottschalck 2. Aufl. 1820 online:
http://books.google.com/books?id=reEFAAAAQAAJ&pg=PA305 ]
"Schön Dorle" oder "Das Rambrechtsweible"
(13) St. III, 11-14: “Teilweise nach B. Gaugele”. Gaugele 100-110. Siehe auch zur folgenden Nummer.
Der Holzbrockeler
(14) Gegenüber Stütz III, 54f.: “Nach Hofelich und nach Birlinger” (Hofelich meint Hofele) und St. II, 226f. erheblich erweitert. B. 220, Engelbert Hofele: Bilder aus Schwaben (o. J., 1881) 487f. Vgl. OAB 460; Gaugele 93-100; Heimatbuch Donzdorf (1976) 53-58 (Georg Gaugele); K. 55-58; Setzen 150-187; Bernhardin Schellenberger: Die berühmt-berüchtigte Regierungs-[S. 93]zeit des Joachim Berchtold von Roth in Winzingen (1607-1621). In: Hohenstaufen/Helfenstein 4 (1994) 67-124; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 245-247 (hat Schellenberger 115f. übersehen).
Der Einsiedler vom Heldenberg
(15) St. III, 15f.: “Nach dem Volksmund und nach B. Gaugele”. Gaugele 78-80.
Die feindlichen Brüder
(16) St. III, 52f.: “Nach Hofelich und nach Birlinger”. B. 256f. Vgl. K. 108; Setzen 28-34; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 248f. nach der Chronik Friedrich Vogts 1674 (Handschrift StadtAG) S. 468. Zu den Graneckle-Sagen vgl. Setzen 57-108.
Das goldene Kegelspiel
(17) St. III, 53f.: “Nach Hofelich und nach Birlinger”. B. 101. Vgl. Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 250.
Der stumme Zwerg
(18) St. III, 54: “Nach Hofelich und nach Birlinger”. B. 41f. (Birlinger gibt Hofele als Quelle an).
Der Schatzgräber vom Graneckle
(19) Die Sage von Jakob Veit stammt von Gaugele 52-58; St. II, 198f. nennt den Namen noch nicht. Vgl. Engelbert Hofele: Bilder aus Schwaben (o. J., 1881) 488f.; Setzen 60-68 druckt den Text nach Gaugele 1910 wieder ab; Graf, Sagen der Schwäbischen Alb, 250f. (nach Hofele).
Das Nenninger Kirchbrünnlein
(20) St. III, 55f.: “Von Ä. Schweizer”. Gedicht von Ägidius Schweizer, der 1918-1923 Schulleiter in Nenningen war, vgl. Josef Seehofer:Ortgeschichte von Nenningen (1970) 110.
Sagen vom Wäscherschlösschen
(21) St. II, 121f. Vgl. K. 121f. Stütz bezieht sich auf Württemberg wie es war und ist 1 (1866) 306f. Die weiße Frau zu Büren ist aber ebenso eine Stadt-Glocke-Erfindung wie oben Nr. 2.
["Württemberg wie es war und ist" online:
http://books.google.de/books?id=J4AAAAAAcAAJ&pg=PA306 ]
Wie der Hohenstaufen entstanden ist
(22) Könnte aus Franz Georg Brustgi: Schwäbisches Sagenbuch (1940) 7f. stammen oder aus Württembergische Volksbücher 2 (o. J. 1905) 3. Vgl. K. 93f.
Herzogin Judit
(23) St. III, 22-25: “teilweise nach ‘Württ. Volksbücher’ vom Württ. ev. Lehrerunterstützungsverein”. Württembergische Volksbücher 2 (o.J., 1905) 6-13. Vgl. K. 94f.
Die Sage von der Barbarossa-Kapelle
(24) St. III, 25f.: “Nach M. Grimm und B. Kaißer”. Michael Grimm: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd (1867) 38; Kaißer:Vergangenheit, 65f. (oder andere Schriften von Kaißer). Vgl. K. 86; Harald Drös: Die Inschriften des Landkreises Göppingen (1997) 258-260.
Die Riesen in den Heidenlöchern
(25) St. III, 26f: “Nach E. Meier”. M. 279. Vgl. K. 92. Zum unterirdischen Gang im Schauppenwald vgl. St. II, 67; Die Staufer und Schwäbisch Gmünd (1977) 123 Anm. 65 (Gerhard M. Kolb). Zu weiteren unterirdischen Gängen vgl. Graf: Chroniken, 165f.
Eine Untat der Riesen
(26) St. III, 27: “Nach E. Meier”. M. 279f. Vgl. K. 82; Graf: Sagen rund um Stuttgart, 112.
Der Staufergeist
(27) St. III, 27f.: “Aus der Gedichtssammlung von Pfletschinger”. Deutsches Declamatorium für Elementarschüler, gesammelt von Joh. Pfletschinger (um 1840, Handschrift StadtAG) S. 368-370. Verfasser ist Rudolf Friedrich Heinrich Magenau: Poetische Volkssagen und Legenden (1825) 74-76. Vgl. K. 86, 88; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 252.
[Magenau online:
http://books.google.de/books?id=oT0WAAAAYAAJ&pg=PA74 ]
Geistertanz
(28) St. III, 28f.: “Nach E. Meier”. M. 280f. Vgl. K. 90.
Geisterspuk auf dem Aasrücken
(29) St. III, 29: “Nach E. Meier”. M. 281. Vgl. K. 93.
Der Schimmelreiter
(30) St. III, 29.: “Nach E. Meier”. M. 107. Vgl. K. 92.
Die sprechenden Rinder
Der Geist auf dem Furtlepass
Warum man die Degenfelder "Huseldumme" heißt
(31)-(33) St. 57f.: “Nach dem Volksmund”. Nr. 32 auch bei Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 256. Zum Ortsnecknamen (Nr. 33) vgl. Hugo Moser: Schwäbischer Volkshumor (²1981) 279.
Sage vom Bernhardusberg
(34) Vorlage war wohl eine Schrift von Bernhard Kaißer, etwa Kaißer: Vergangenheit, 84. Vgl. K. 108, 110; Josef Seehofer: Die Geschichte der Bernharduswallfahrt (1978) 10f.; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 255f.
Der rote Zwerg
(35) St. III, 30-38: “Nach H. Scherr”. Scherr 7-27.
Gründung der Kolomanskapelle bei Böhmenkirch
(36) St. III, 51: “Nach E. Meier und nach Stälin”. M. 318. Vgl. K. 43f. Zum Kolomanskult vgl. einhorn-Jb. 1983, 187-203 (Peter Spranger).
Das wilde Heer im Kolomanswald
(37) St. III, 51f.: “Nach E. Meier”. Irrtum, Quelle ist B. 30. Vgl. K. 44-46.
Der Raubritter vom Rosenstein
(38) St. III, 38-46: “Nach H. Scherr”. Scherr 87-112. Nacherzählung in Schüleraufsatz 1945 abgebildet bei Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 262f. Zu den Rosensteinsagen vgl. unter anderem Friedrich Gottschalck: Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands 6 (1825) 197-226 (Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius); Franz Keller: Sonderschrift über den Rosenstein (1938) 20-25; Heubach und die Burg Rosenstein (1984) 324-326 (Gerhard M. Kolb).
[Gottschalck online:
http://books.google.com/books?id=9uEFAAAAQAAJ&pg=PA197 ]
Die Erbauung der Beiswanger Kapelle
(39) Unmittelbare Vorlage nicht ermittelt. Friedrich der Freidige dürfte über den Ritterroman [S. 94] “Friedrich mit der gebissenen Wange” (1787/88) von Friedrich Schlenkert in die Sage gelangt sein, vgl. Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 262.
Die Beiswanger Kapelle
(40) St. III, 46-48: “Nach der Gedichtsammlung von Pfletschinger”. Declamatorium (wie Nr. 27) S. 58-61. Verfasser ist Gustav Schwab, siehe dessen: Die Neckarseite der Schwäbischen Alb (1823) 237f.
[Schwab-Gedicht online:
http://de.wikisource.org/wiki/Die_Bei%C3%9Fwanger_Kapelle ]
Das weiße Fräulein
(41) St. III, 38f.: “Nach E. Meier”. M. 39.
Der feurige Jäger auf dem Rosenstein
(42) St. III, 49: “Nach E. Meier”. M. 120.
Die niesende Schlange
(43) St. III, 49: “Nach E. Meier”. M. 209f.
Der Hahn in der Christnacht
(44) St. III, 49f.: “Nach E. Meier und B. Kaißer”. M. 316.
Die Stadt auf dem Hochberg
(45) St. III, 50: “Nach E. Meier und Fr. Keller”. M. 163; Franz Keller: Heubach am Rosenstein als Sommeraufenthalt (1903) 57. Vgl. Martin Crusius: Schwäbische Chronick 2 (1733) 427.
Die lederne Brücke
(46) St. III, 50: “Nach E. Meier”. M. 163.
Die Herrgottstritte
(47) St. III, 50: “Nach Crusius und E. Meier”. Martin Crusius: Schwäbische Chronick 2 (1733) 428; M. 161f. Vgl. einhorn-Jb. 1999, 123-134 (Gerhard M. Kolb); Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 257-262.
Eine Sage von Schloss Lauterburg
(48) St. III, 21f.: “Nach G. Schwab und dem Wöllwarthschen Familien-Archiv”. Gedicht von Gustav Schwab: Die Neckarseite der Schwäbischen Alb (1823) 245f.
[Schwab-Gedicht online:
http://de.wikisource.org/wiki/Sage_von_Schlo%C3%9F_Lauterburg ]
Die Freistatt im "Adler" zu Bargau
(49) St. II, 209f. (wohl mündlich überliefert).
Der Grubenholzmann
(50) St. III, 19f.: “Nach Birlinger und nach dem Volksmund”. B. 19.
Der Burgstallreiter von Herlikofen
(51) St. III, 20f.: “Nach Birlinger”. B. 26f.
Die Gründung Lindachs
(52) St. II, 94 (wohl mündlich überliefert).
Der letzte Ritter von Waldau
(53) St. III, 16-19: “Nach Neuber” (siehe oben zu Nr. 2). Vgl. Der letzte Ritter von Waldau, eine längst vergessene Sage; nach der Neuber’schen Chronik frei erzählt von Georg Stütz. In: RZ Nr. 262 vom 11.11.1922. Zur Burg Waldau vgl. einhorn-Jahrbuch 1980, 212 (Klaus Graf).
Der Weckenklingenreiter
(54) Quelle nicht ermittelt (vermutlich mündlich überliefert). Den Wettenklingenreiter erwähnt St. III, 62.
Das Holgenoferle
Der Schimmelreiter
Im Geisterbann
(55)-(57) St. III, 58-60: “Nach dem Volksmund”.
Der Spatzentannjäger
(58) Erster Teil St. II, 147f.; zweiter Teil D. 45f. Vgl. M. 120; OAB 236.
Die Sagen um Tanau
(59) D. 42f.
Die Tanauer Kirche
(60) D. 43f.
Das Tanauer Kerkerhaus
(61) D. 44f.
Sagen von Zimmerbach und Umgebung
(62) D. 46-50. Die Nummern 62 bis 67 [Druckfehler, richtig: 68] entfielen in der Ausgabe 1981.
Der Hexentanz auf der Schönhardter Heide
(63) St. III, 61f.: “Nach dem Volksmund”.
Der Hagmann
(64) Zweiter Teil nach Bernhard Kaißer: Geschichte und Beschreibung der Marktflecken Hohenstadt und Schechingen (1867) 12. Vgl. J. F.: Der Hagmann. In: Der Spion von Aalen 1927, 81-87.
Der Spion von Aalen
(65) St. II, 279f. Vgl. mit wichtigen Nachweisen Wikisource: Der Spion von Aalen. Online:
http://de.wikisource.org/wiki/Der_Spion_von_Aalen
Geistersagen
(66) St. III, 62f.: “Nach dem Volksmund”. Es finden sich aber auch Hinweise in schriftlichen Quellen, z.B. OAB 460, 394; Anton Birlinger: Aus Schwaben 1 (1874) 97; Gaugele 110-116.
Kreuzstein-Sagen
(67) St. III, 64-69: “Nach dem Volksmund”. Vgl. das Inventar von Bernhard Losch: Sühne und Gedenken (1981).
Sagenhafte Siedlungen und Anlagen
(68) St. III, 69-71: “Teilweise nach dem Volksmund”. Überwiegend aber nach schriftlichen Quellen. Zu den Burgen Etzelburg, Etzelwang und Wolfstal vgl. Graf: Chroniken, 141f. Sagenhaftes Dorf Buidingen: vgl. Blätter des Schwäbischen Albvereins 41 (1929) 286 (Isidor Fischer). Airlighofen und Edelweiler bei Iggingen: OAB 174. Laurentiuskapelle bei Hürbelsbach: Joseph Alois Rink: Beschreibung des ... Oberamts Geißlingen (1823) 117f. Kritik an der Annahme römischer Verschanzungen bezieht sich auf: OAB 167.
(D)
Für die Neuausgabe habe ich meine Nachweise von 1981 (Quellennachweise, in: Georg Stütz, Sagen der Heimat. 3. leicht
gekürzte Auflage, bearbeitet und ergänzt von Lucie Stütz. Mit einem Quellennachweis von Klaus Graf, Schwäbisch Gmünd 1981, S. 92-95) überarbeitet und ergänzt sowie ein Nachwort hinzugefügt. Zusätze gegenüber der Druckfassung von 2011 stehen im folgenden in eckigen Klammern (zusätzliche Online-Nachweise, Berichtigung eines Druckfehlers). Ohne Kennzeichnung wurden die Überschriften der Sagen ergänzt.
Textprobe (S. 21 mit den Nummern 6 und 7):
http://www.flickr.com/photos/34028941@N00/5644683594/in/photostream
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[S. 87] Nachwort und Nachweise
Von Klaus Graf
“Heimat” war der Leitbegriff, dem die gesamte literarische Produktion des Schwäbisch Gmünder Lehrers Georg Stütz untergeordnet war. Er verfasste zahlreiche heimatgeschichtliche Artikel in den Gmünder Zeitungen, ein dreibändiges Heimatbuch und eine Chronik Gmünds im Ersten Weltkrieg. “Stütz war ein von christlichen Werten geprägter konservativer und patriotischer Schriftsteller, der mit seinen heimatkundlichen Büchern ganz gewiss nicht nur informieren, sondern auch die Liebe der Menschen zu ihrer Stadt wecken wollte”(Müller 171).
Der 1864 als Lehrersohn in Schlechtbach bei Gschwend geborene Stütz entschied sich ebenfalls für den Lehrerberuf. Ab 1898 wirkte er in Gmünd an der Mädchen-Volksschule. 1948 ist er in Gmünd gestorben.
1919 brachte Stütz sein heimatkundliches Wanderbuch heraus, das in der zweiten Auflage als Band II des “Heimatbuchs für Gmünd und weitere Umgebung” firmierte (1924). 1920 folgte der spätere erste Band, der Führer durch die Stadt (zweite Auflage 1926). Was der dritte Band unter dem Titel “Heimatbilder aus Natur und Kultur” enthalten sollte, deutet die Verlagsanzeige in Bd. II von 1924 an: die Ur- und Frühgeschichte (Archäologie war ein besonderes Steckenpferd von Stütz), “Sagen und Märchen, Sitte und Gebräuche”. Realisiert wurde nur der Teil über die Sagen, ergänzt durch ein neunseitiges Kapitel “Heimatliche Flurnamen”.1927 erschien die Erstausgabe dieses Buchs: “Sagen der Heimat” im Selbstverlag des Verfassers.
Stütz ging es um heimatkundliche Erkenntnisse, aber nicht präsentiert in akademisch-wissenschaftlicher Form. Sein Ansatz war vielmehr ein pädagogisch-popularisierender, der die emotionale Hinwendung zur Heimat in den Mittelpunkt stellte. Die um 1900 entstandene Heimatbewegung übte aus konservativer Perspektive Zivilisationskritik - der als bedrohlich empfundenen Moderne stellte man das Bild einer heilen traditionalen Welt gegenüber. Sagen betrachte man als altes Volksgut, das es ebenso zu pflegen galt wie Trachten oder traditionelle Bauweise. So heißt es denn auch im Vorwort der Sagensammlung: “Die Sage flieht die Eisenbahn und die Fabrik, aber in abgelegenen Dörfern und vereinsamten Bauernhöfen ist sie immer noch heimisch”.
Für Stütz weben Sagen “ihren Zauberschleier um einsame Kapellen und halbverwitterte Kreuzsteine; sie ... raunen und wispern geheimnisvoll in weltfernen Tälern und Wäldern”. Stütz folgt mit dieser Beschreibung einer Idylle somit einem romantischen Sagenkonzept. Im Vordergrund steht die - inzwischen abgelehnte - mythologisierende Deutung der Sagen, die schon im 19. [S. 88] Jahrhundert die deutsche Lehrerschaft begeisterte. Geradezu zwanghaft suchte man in den “dämonologischen” Sagen, die sich vor allem auf Geistererscheinungen beziehen, Spuren des altgermanischen Götterglaubens.
Natürlich deutete Stütz das Muetesheer als Wodansheer. Aber wie die Leute davon erzählten und welchen konkreten Stellenwert die Geschichten vom Mutesheer für die Erzähler und Hörer besaßen, ihr “Sitz im Leben” also, interessierte ihn offenbar gar nicht. Mit dem Hinweis auf Wodan war das Muetesheer abgehakt. Wenn sich an den Kameralverwalter von Schönlein auf dem Rehnenhof im 19. Jahrhundert eine Sage knüpfte (siehe “Der Heuranz”), war das für Stütz ein “Gebilde törichter Phantasie” und er begrüßte es, dass sie nur noch in Landorten wie Zimmerbach im Schwange, in der Nähe des Rehnenhofs aber erloschen war. Eine Vielzahl kurzer Geistersagen packte er in einen Abschnitt über Geistersagen am Ende seines Büchleins. Stütz ging also mit klaren Maßstäben, die er anderen Heimatbüchern und Sagensammlungen entnahm, an die Arbeit des Sagensammelns: Für die Eigenart und Vielfalt der mündlichen Überlieferung hatte er keinen Sinn.
Nur ein kleiner Teil seiner Sagen sind aus dem “Volksmund” zusammengetragen; die meisten stammen aus schriftlichen Quellen. Verdienstvoll ist seine Zusammenstellung der Kreuzsteinsagen. Daneben hat er vor allem in Degenfeld und Täferrot je drei Geschichten aus der mündlichen Überlieferung aufgezeichnet.
Außer der Geigersage wollte Stütz auf unechte, erfundene Sagen verzichten. Dies ist ihm aber überhaupt nicht gelungen, bereits Nr. 2 seiner Sammlung, “Der Stadtrichter von Gmünd”, geht auf eine literarische Erfindung, nämlich das Stuttgarter Blatt “Stadt-Glocke” zurück. Die Grenze zwischen Folklore, also authentischer Volksüberlieferung, und “Fakelore”, erfundenen Geschichten im Gewand von Volkserzählungen, ist zwar fließend, aber der Anteil von unecht wirkenden “Sagen” ist bei Stütz erheblich. Bei den beiden Sagen aus Johannes Scherrs Band “Sagen aus Schwabenland” (1836), literarischen Texten, die sich als Sagen tarnen, und der aus der (nicht auffindbaren) Neuberschen Chronik entnommenen Waldauer Sage schreibt Stütz selbst, sie seien novellenartig ausgeschmückt und dichterisch ausgestaltet. Solche Ausschmückungen begegnen aber auch bei den Sagen, die dem Heimatbuch von Bernhard Gaugele (1910) entnommen sind, und bei weiteren Texten.
Ohne die zahlreichen Erzählungen, die Stütz den gedruckten Sammlungen von Ernst Meier (1852) und Anton Birlinger (1861) entnahm, wäre sein Büchlein allzu schmal geworden, und Stütz hätte sich womöglich genötigt gesehen, die mündliche Erzählüberlieferung nicht nur gleichsam nebenbei zu berücksichtigen. Die vorgefundenen Texte gab Stütz nicht getreu wieder, sondern er schrieb sie um. Er modernisierte die Sprache und straffte sie, wenn er der An-[S. 89]sicht war, dass sie so für sein Publikum lesbarer wurden. Bei den Geschichten Scherrs gab er im Vorwort selbst zu, dass er sie stark gekürzt und verändert hat. “Nicht die Sage, nur ihr Kleid” sei damit umgestaltet worden.
Mit der gleichen Freiheit, die sich Stütz gegenüber seinen Vorlagen herausnahm, verfuhr auch seine Tochter Lucie Stütz, als es 1950 galt, das Sagenbuch ihres zwei Jahre zuvor verstorbenen Vaters neu aufzulegen. Sie fügte in den anderen beiden Bänden des Heimatbuchs enthaltene Texte hinzu und strich Teile des Vorworts, den Flurnamen-Anhang sowie Sagen aus Schorndorf und Geislingen, da diese Orte für ein “Gmünder Sagenbuch” wohl zu weit entfernt waren. Außerdem fügte sie eine kleine Anzahl weiterer Sagen aus anderen Quellen hinzu.
Lucie Stütz (1894-1982) war Lehrerin wie ihr Vater und Schriftstellerin. Ihre Eingriffe in den vorgefundenen Textbestand gingen sehr viel weiter als die ihres Vaters. Albert Deibele hatte in den Gmünder Heimatblättern 1933 eine kurze Notiz von Dominikus Debler über den Falschmünzer Sperfechter erzählerisch ausgestaltet. Lucie Stütz übernahm diese Geschichte, überarbeitete sie aber tiefgreifend. Das Verbrechen wird bei Deibele durch die vom Teufel entzündete Geldgier motiviert. Lucie Stütz bringt aber die Ehefrau ins Spiel: “Frau Barbara steht droben in der lichten Stube mit den Birnbaumkommoden und bauchigen Truhen. Sie hört die dröhnenden Hämmer drunten und weiß, was sie schreien. Auf ihren geizigen Mund springt ein triumphierendes Lächeln, sie wiegt sich vor dem goldgerahmten Spiegel und schwenkt die Hüften wie die reichen Patrizierinnen, die am Festtag vierspännig ins Münster fahren. Deren goldene Ringe, funkelnde Halsketten und blutrote Granatbroschen, seidene Röcke und samtene Mieder stechen ihr schon lange in die Augen. Wie gierige Zangen fegen ihre Hände in schlaflosen Nächten über die Bettdecke: 'Gold, Gold, Gold!' zischelte sie ihrem Mann ins Ohr”. Der Versuch, lebendig und anschaulich zu schreiben (wohl mit Blick auf den Schulunterricht), produzierte aus heutiger Sicht “Sagenkitsch”, der sich weit von dem entfernt, was man sich üblicherweise unter einer “Volkssage” vorstellt.
Es ist kein Zufall, dass sehr viele Autoren von Sagenbüchern Lehrer waren. Die Moral der Sagen, in denen Frevler stets hart bestraft wurden, kam ihnen entgegen. Ihnen gefiel der erhobene Zeigefinger.
Bei der dritten Auflage 1981, illustriert mit Zeichnungen von Martin Meisner, hat man auf solche fragwürdigen Eingriffe verzichtet. Allerdings fiel der letzte Teil des Büchleins von 1950 (ab den Sagen von Zimmerbach) einer Kürzung zum Opfer. Diese, wie auch die Ausführungen zu den sagenhaften Siedlungen sind aber in der vorliegenden Ausgabe wieder vertreten.
Heute sieht die Erzählforschung Sagen nicht als “wertvolles Erbgut”, das Botschaften aus uralter Zeit vermittelt. Sagen müssen zuallererst als litera-[S. 90]rische Texte aus der Zeit, in der sie niedergeschrieben wurden, begriffen werden. Sie sind kein Spiegel grauer Vorzeit, sondern allenfalls der Verhältnisse im 19. und 20. Jahrhundert. Beispielsweise sind die beliebten Raubrittergeschichten keine Zeugnisse aus dem Mittelalter, sondern dokumentieren den seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert von trivialen Rittergeschichten geprägten Lesegeschmack breiter Schichten. Also gab es auch keine alte Tradition, die die Beiswanger Kapelle mit dem weitab wirkenden Wettiner Friedrich mit der gebissenen Wange verknüpfte, sondern diese Verbindung wurde sicher erst im späten 18. Jahrhundert hergestellt und verdankt sich wohl der Lektüre eines populären Ritterromans über Friedrich mit der gebissenen Wange.
Als nostalgische Lektüre, die die nach wie vor beliebten Klischees über Sagen bedient, ist das Stützsche Sagenbuch sicher ausgezeichnet geeignet. Aber nach dem Gesagten wundert es nicht, wenn sein Wert für die Erforschung der Erzählkultur rund um Gmünd eher bescheiden einzuschätzen ist (sowohl in der Fassung von 1927 als auch in der von 1950).
Man könnte heute eine ganze Reihe weiterer Sagentexte ergänzen, teils Texte, die bewusst übergangen wurden, teils Texte, die in handschriftlichen Quellen neu aufgefunden wurden. Beispielsweise hat Stütz wohl ganz bewusst die bei Birlinger 1861 enthaltene Erzählung “Die Baumeisterin in Gmünd” weggelassen, die eine Figur am Münster als Baumeisterin deutet, die sich nach dem Festmahl nach Abschluss des Baus habe übergeben müssen. Das war für Stütz wohl eine ganz und gar unangemessene Erzählung, die weder seinen Vorstellungen von Volkspoesie entsprach noch mit seiner Auffassung von der Würde des Gmünder Münsters vereinbar war.
Aus der Sicht der Erzählforschung würde man sich wünschen, dass es möglich wäre, möglichst vollständig die wichtigsten Versionen einer Sage (z.B. der Ringsage einschließlich der poetischen Gestaltungen) wiederzugeben. Aber eine wissenschaftliche Ausgabe, die getreu dem Wortlaut ihrer Vorlagen folgt und einen ausführlichen Kommentar bietet, ist unter den derzeitigen Bedingungen des Verlagswesens so gut wie nicht realisierbar. Besseren Absatz versprechen die gefällig umgeschriebenen Sagenbücher, in denen der auf altes Volksgut gespannte Leser nicht durch ideologiekritische Hinweise, dass es sich bei den Volkssagen um einen romantischen Mythos handle, verschreckt wird.
Das Internet kennt solche beengenden Rahmenbedingungen nicht. So mag denn am Schluss der Hinweis auf die Schwäbisch Gmünd-Seite der freien Quellensammlung Wikisource stehen, die eine Sammlung vorlagengetreu wiedergegebener Gmünder Sagen bietet, einschließlich verschiedener Versionen. Hier finden sich bereits einige Sagen, die bei Georg und Lucie Stütz fehlen.
[S. 91] Abkürzungen und Literatur
B. = Birlinger, Anton/Buck, Michael: Volksthümliches aus Schwaben 1 (1861). Online:
http://books.google.com/books?id=lD4JAAAAQAAJ
Bullinger, Tanja: Lucie Stütz. In: Literarische Vielfalt in Ostwürttemberg. Frauen greifen zur Feder I (2008) 133-137
D. = Deibele, Albert: Zwischen Lein und Kocher. Sagen und Geschichten. In: GH 2 (1929) 41-51
Gaugele, Bernhard: Meiner Heimat Täler und Höhen (1910) - Exemplar StadtAG
[Online:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gaugele_Meiner_Heimat_T%C3%A4ler_und_H%C3%B6hen.djvu ]
Graf, Klaus: Gebilde törichter Phantasie? Überlegungen zu Gmünder "Sagen",. In: ostalb/einhorn 25 (1998), H. 97, 36-45. Online:
http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/sagd.htm
Graf, Klaus: Gmünder Chroniken im 16. Jahrhundert (1984)
[Online: http://books.google.de/books?id=PoAgAAAAMAAJ ]
Graf, Klaus: Die Gmünder Ringsage. Entstehung und Entwicklung einer Staufer-Überlieferung. In: einhorn-Jahrbuch 1982, 129-150
Graf, Klaus: Kleine Beiträge zum historischen Erzählen in Schwäbisch Gmünd. In: einhorn-Jahrbuch 1991, 99-114
[Online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7790/ ]
Graf, Klaus: Der Ring der Herzogin: Überlegungen zur "Historischen Sage" am Beispiel der Schwäbisch Gmünder Ringsage. In: Babenberger und Staufer (1987), 84-134. Online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5841/
Graf, Klaus (Hrsg.): Sagen der Schwäbischen Alb (2008)
Graf, Klaus: Sagen rund um Stuttgart (1995). Online:
http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/113809/
Graf, Klaus: Das Salvatorbrünnlein. Eine bislang unbekannte Gmünder "Sage" aus der Sammlung des Stuttgarter Gymnasialprofessors Albert Schott d. J. (1809-1847). In: einhorn-Jahrbuch 1995, 109-118. Online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5585/
Graf, Klaus: Schwabensagen. Zur Beschäftigung mit Sagen im 19. und 20. Jahrhundert (2007). Online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/3459/
Graf, Klaus: Der Stadtrichter von Gmünd. Eine erfundene Sage aus der "Stuttgarter Stadt-Glocke" 1845. In: einhorn-Jahrbuch 1998, 99-106. Online:
http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/enzing.htm
GH = Gmünder Heimatblätter
K. = Kettenmann, Jürgen: Sagen im Kreis Göppingen (³1989)
Kaißer, Bernhard: Aus der Vergangenheit Gmünds und seiner Umgebung (1911). Online:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Aus_der_Vergangenheit_Gm%C3%BCnds_und_seiner_Umgebung
M. = Meier, Ernst: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben (1852). Online:
http://books.google.com/books?id=t1sKAAAAIAAJ
Müller, Ulrich: Georg Stütz. In: Heimatforscher aus dem Raum Schwäbisch Gmünd (2009) 167-177
OAB = Beschreibung des Oberamts Gmünd (1870). Online:
http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Gm%C3%BCnd
RZ = Rems-Zeitung
Scherr, Johannes: Sagen aus Schwabenland (1836) . Online:
http://books.google.com/books?id=FkgWAAAAYAAJ
Setzen, Florian Henning: Geheimnisvolles Christental (1994)
St. = Stütz, Georg: Heimatbuch für Gmünd und weitere Umgebung. I: Gmünd in Wort und Bild (²1926), II: Wanderungen in der Heimat (²1924), III: Sagen der Heimat (1927)
StadtAG = Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd
Wikisource: Schwäbisch Gmünd [mit Sagensammlung]. Online:
http://de.wikisource.org/wiki/Schw%C3%A4bisch_Gm%C3%BCnd
[S. 92] Nachweise
An erster Stelle steht jeweils die unmittelbare Quelle, soweit ermittelt. Das Inhaltsverzeichnis der Erstausgabe 1927 (= St. III) S. 82f. enthielt - sehr kursorische, manchmal auch fehlerhafte - Quellenangaben, die stets zitiert werden. In der Ausgabe von 1950 gab es dann nur noch die Seite “Quellenverzeichnis” S. 83.
Mit “Vgl.” eingeleitet werden im folgenden Hinweise auf Parallelen und Sekundärliteratur. Es gilt (wie schon 1981), dass die wünschenswerte Vollständigkeit nicht erzielt werden konnte. In Zeitungen und Zeitschriften dürfte noch der eine oder andere ältere Beleg zu finden sein, in der (für mich nicht greifbaren) Lokalliteratur der erwähnten Orte um Gmünd weitere Materialien zur Erläuterung der Sagen. Nicht alle gedruckten Vorlagen konnten sicher bestimmt werden.
Der Geiger von Gmünd
(1) St. III, 5-7: “Just. Kerner”. Vgl. grundlegend Peter Spranger: Der Geiger von Gmünd (²1991).
Der Stadtrichter von Gmünd
(2) St. III, 8-11: “nach Neuber und nach ‘Württ. Volksbücher’ v. Württ. Ev. Lehrerunterstützungsverein Stuttgart”. Württembergische Volksbücher 1 (o. J., 1905) 170-174; die Quelle Neuber konnte nicht aufgefunden werden, vgl. einhorn-Jahrbuch 1981, S. 182, 185 (Klaus Graf). Vgl. zur erfundenen Sage, die zuerst in der Stuttgarter Stadt-Glocke vom 11.4.1845 erschien, ausführlich Graf: Stadtrichter.
Gründung der Johanniskirche
(3) St. I, 93-95. Vgl. zur Gmünder Ringsage Peter Spranger: Schwäbisch Gmünd bis zum Untergang der Staufer (1972) 25-29; Graf: Ringsage; Graf: Ring; Graf: Salvatorbrünnlein.
Der bestrafte Baumeister
(4) St. I, 98. Stütz folgt der Fassung von Dominikus Debler (Chronik im StadtAG) Bd. 1, S. 77.Vgl. zur Baumeistersage der Johanniskirche Graf: Kleine Beiträge, 107-109; Richard Strobel: Aus der Vorzeit der Inventarisation in Württemberg. In: Beiträge zur Denkmalkunde (1991) 19-29, hier 27.
Der Falschmünzer
(5) Albert Deibele: Sperfechter der Falschmünzer. In: GH 6 (1933) 174-176 vor allem nach Dominikus Debler (Chronik im StadtAG) Bd. 3, S. 559, der aber nur eine kurze Notiz bietet. In der Ausgabe von 1950 erheblich verändert. Vgl. Graf: Kleine Beiträge, 102-107.
Der Schlurkerle
(6) St. III, 11: “Nach Neuber” (siehe oben zu Nr. 2). Urquelle ist wohl B. 72.
Der Mauerbockeler
(7) Unmittelbare Quelle unbekannt. Vgl. RZ Nr. 27 vom 3.2.1876, 105.
Der Heuranz
(8) St. II, 87; D. 50f. Auf Deibele reagierte G. Stütz mit: Der wahre “Heuranz”. In: GH 2 (1929), 57f.
Die Lampe im Grab des Bruders David
(9) St. I, 162f. Die lateinische Vorlage, Chronik des Berard Müller: Alemania Franciscana Antiqua 12 (1964) 72. Vgl. Graf: Chroniken, 145.
Die Stiftung der Dreifaltigkeitskapelle
(10) Unmittelbare Quelle unbekannt. Von den bei Klaus Graf: Zur Geschichte der Dreifaltigkeitskapelle vor 1866. In: 300 Jahre Dreifaltigkeitskapelle in Schwäbisch Gmünd (1993) 18-28 zitierten Versionen folgt der (die Amsel-Variante aufweisende) Text am ehesten der Familienüberlieferung bei Winz 1877 (abgedruckt ebd., 88).
Die Gründung der Burg Rechberg und die Sagen vom Christental
(11) Erster Teil St. II, 243f., zweiter Teil St. III, 29: “Nach Birlinger und Buck”. B. 228 (Stütz nennt ausnahmsweise Birlingers Co-Autor Michael Buck). Die angebliche Christentalschlacht geht auf die Chronik Thomas Lirers zurück, vgl. ausführlich Setzen. Vgl. auch K. 103-108; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 243-245.
Der Klopferle vom Rechberg
(12) St. II, 107f., in der Ausgabe 1950 erheblich erzählerisch umgestaltet. Vgl. Friedrich Gottschalck: Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands 3 (1813) 306f. (Joseph Alois Rink); Engelbert Hofele: Bilder aus Schwaben (o. J., 1881) 507-510; K. 133-136; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 254f.
[Gottschalck 2. Aufl. 1820 online:
http://books.google.com/books?id=reEFAAAAQAAJ&pg=PA305 ]
"Schön Dorle" oder "Das Rambrechtsweible"
(13) St. III, 11-14: “Teilweise nach B. Gaugele”. Gaugele 100-110. Siehe auch zur folgenden Nummer.
Der Holzbrockeler
(14) Gegenüber Stütz III, 54f.: “Nach Hofelich und nach Birlinger” (Hofelich meint Hofele) und St. II, 226f. erheblich erweitert. B. 220, Engelbert Hofele: Bilder aus Schwaben (o. J., 1881) 487f. Vgl. OAB 460; Gaugele 93-100; Heimatbuch Donzdorf (1976) 53-58 (Georg Gaugele); K. 55-58; Setzen 150-187; Bernhardin Schellenberger: Die berühmt-berüchtigte Regierungs-[S. 93]zeit des Joachim Berchtold von Roth in Winzingen (1607-1621). In: Hohenstaufen/Helfenstein 4 (1994) 67-124; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 245-247 (hat Schellenberger 115f. übersehen).
Der Einsiedler vom Heldenberg
(15) St. III, 15f.: “Nach dem Volksmund und nach B. Gaugele”. Gaugele 78-80.
Die feindlichen Brüder
(16) St. III, 52f.: “Nach Hofelich und nach Birlinger”. B. 256f. Vgl. K. 108; Setzen 28-34; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 248f. nach der Chronik Friedrich Vogts 1674 (Handschrift StadtAG) S. 468. Zu den Graneckle-Sagen vgl. Setzen 57-108.
Das goldene Kegelspiel
(17) St. III, 53f.: “Nach Hofelich und nach Birlinger”. B. 101. Vgl. Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 250.
Der stumme Zwerg
(18) St. III, 54: “Nach Hofelich und nach Birlinger”. B. 41f. (Birlinger gibt Hofele als Quelle an).
Der Schatzgräber vom Graneckle
(19) Die Sage von Jakob Veit stammt von Gaugele 52-58; St. II, 198f. nennt den Namen noch nicht. Vgl. Engelbert Hofele: Bilder aus Schwaben (o. J., 1881) 488f.; Setzen 60-68 druckt den Text nach Gaugele 1910 wieder ab; Graf, Sagen der Schwäbischen Alb, 250f. (nach Hofele).
Das Nenninger Kirchbrünnlein
(20) St. III, 55f.: “Von Ä. Schweizer”. Gedicht von Ägidius Schweizer, der 1918-1923 Schulleiter in Nenningen war, vgl. Josef Seehofer:Ortgeschichte von Nenningen (1970) 110.
Sagen vom Wäscherschlösschen
(21) St. II, 121f. Vgl. K. 121f. Stütz bezieht sich auf Württemberg wie es war und ist 1 (1866) 306f. Die weiße Frau zu Büren ist aber ebenso eine Stadt-Glocke-Erfindung wie oben Nr. 2.
["Württemberg wie es war und ist" online:
http://books.google.de/books?id=J4AAAAAAcAAJ&pg=PA306 ]
Wie der Hohenstaufen entstanden ist
(22) Könnte aus Franz Georg Brustgi: Schwäbisches Sagenbuch (1940) 7f. stammen oder aus Württembergische Volksbücher 2 (o. J. 1905) 3. Vgl. K. 93f.
Herzogin Judit
(23) St. III, 22-25: “teilweise nach ‘Württ. Volksbücher’ vom Württ. ev. Lehrerunterstützungsverein”. Württembergische Volksbücher 2 (o.J., 1905) 6-13. Vgl. K. 94f.
Die Sage von der Barbarossa-Kapelle
(24) St. III, 25f.: “Nach M. Grimm und B. Kaißer”. Michael Grimm: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd (1867) 38; Kaißer:Vergangenheit, 65f. (oder andere Schriften von Kaißer). Vgl. K. 86; Harald Drös: Die Inschriften des Landkreises Göppingen (1997) 258-260.
Die Riesen in den Heidenlöchern
(25) St. III, 26f: “Nach E. Meier”. M. 279. Vgl. K. 92. Zum unterirdischen Gang im Schauppenwald vgl. St. II, 67; Die Staufer und Schwäbisch Gmünd (1977) 123 Anm. 65 (Gerhard M. Kolb). Zu weiteren unterirdischen Gängen vgl. Graf: Chroniken, 165f.
Eine Untat der Riesen
(26) St. III, 27: “Nach E. Meier”. M. 279f. Vgl. K. 82; Graf: Sagen rund um Stuttgart, 112.
Der Staufergeist
(27) St. III, 27f.: “Aus der Gedichtssammlung von Pfletschinger”. Deutsches Declamatorium für Elementarschüler, gesammelt von Joh. Pfletschinger (um 1840, Handschrift StadtAG) S. 368-370. Verfasser ist Rudolf Friedrich Heinrich Magenau: Poetische Volkssagen und Legenden (1825) 74-76. Vgl. K. 86, 88; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 252.
[Magenau online:
http://books.google.de/books?id=oT0WAAAAYAAJ&pg=PA74 ]
Geistertanz
(28) St. III, 28f.: “Nach E. Meier”. M. 280f. Vgl. K. 90.
Geisterspuk auf dem Aasrücken
(29) St. III, 29: “Nach E. Meier”. M. 281. Vgl. K. 93.
Der Schimmelreiter
(30) St. III, 29.: “Nach E. Meier”. M. 107. Vgl. K. 92.
Die sprechenden Rinder
Der Geist auf dem Furtlepass
Warum man die Degenfelder "Huseldumme" heißt
(31)-(33) St. 57f.: “Nach dem Volksmund”. Nr. 32 auch bei Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 256. Zum Ortsnecknamen (Nr. 33) vgl. Hugo Moser: Schwäbischer Volkshumor (²1981) 279.
Sage vom Bernhardusberg
(34) Vorlage war wohl eine Schrift von Bernhard Kaißer, etwa Kaißer: Vergangenheit, 84. Vgl. K. 108, 110; Josef Seehofer: Die Geschichte der Bernharduswallfahrt (1978) 10f.; Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 255f.
Der rote Zwerg
(35) St. III, 30-38: “Nach H. Scherr”. Scherr 7-27.
Gründung der Kolomanskapelle bei Böhmenkirch
(36) St. III, 51: “Nach E. Meier und nach Stälin”. M. 318. Vgl. K. 43f. Zum Kolomanskult vgl. einhorn-Jb. 1983, 187-203 (Peter Spranger).
Das wilde Heer im Kolomanswald
(37) St. III, 51f.: “Nach E. Meier”. Irrtum, Quelle ist B. 30. Vgl. K. 44-46.
Der Raubritter vom Rosenstein
(38) St. III, 38-46: “Nach H. Scherr”. Scherr 87-112. Nacherzählung in Schüleraufsatz 1945 abgebildet bei Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 262f. Zu den Rosensteinsagen vgl. unter anderem Friedrich Gottschalck: Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands 6 (1825) 197-226 (Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius); Franz Keller: Sonderschrift über den Rosenstein (1938) 20-25; Heubach und die Burg Rosenstein (1984) 324-326 (Gerhard M. Kolb).
[Gottschalck online:
http://books.google.com/books?id=9uEFAAAAQAAJ&pg=PA197 ]
Die Erbauung der Beiswanger Kapelle
(39) Unmittelbare Vorlage nicht ermittelt. Friedrich der Freidige dürfte über den Ritterroman [S. 94] “Friedrich mit der gebissenen Wange” (1787/88) von Friedrich Schlenkert in die Sage gelangt sein, vgl. Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 262.
Die Beiswanger Kapelle
(40) St. III, 46-48: “Nach der Gedichtsammlung von Pfletschinger”. Declamatorium (wie Nr. 27) S. 58-61. Verfasser ist Gustav Schwab, siehe dessen: Die Neckarseite der Schwäbischen Alb (1823) 237f.
[Schwab-Gedicht online:
http://de.wikisource.org/wiki/Die_Bei%C3%9Fwanger_Kapelle ]
Das weiße Fräulein
(41) St. III, 38f.: “Nach E. Meier”. M. 39.
Der feurige Jäger auf dem Rosenstein
(42) St. III, 49: “Nach E. Meier”. M. 120.
Die niesende Schlange
(43) St. III, 49: “Nach E. Meier”. M. 209f.
Der Hahn in der Christnacht
(44) St. III, 49f.: “Nach E. Meier und B. Kaißer”. M. 316.
Die Stadt auf dem Hochberg
(45) St. III, 50: “Nach E. Meier und Fr. Keller”. M. 163; Franz Keller: Heubach am Rosenstein als Sommeraufenthalt (1903) 57. Vgl. Martin Crusius: Schwäbische Chronick 2 (1733) 427.
Die lederne Brücke
(46) St. III, 50: “Nach E. Meier”. M. 163.
Die Herrgottstritte
(47) St. III, 50: “Nach Crusius und E. Meier”. Martin Crusius: Schwäbische Chronick 2 (1733) 428; M. 161f. Vgl. einhorn-Jb. 1999, 123-134 (Gerhard M. Kolb); Graf: Sagen der Schwäbischen Alb, 257-262.
Eine Sage von Schloss Lauterburg
(48) St. III, 21f.: “Nach G. Schwab und dem Wöllwarthschen Familien-Archiv”. Gedicht von Gustav Schwab: Die Neckarseite der Schwäbischen Alb (1823) 245f.
[Schwab-Gedicht online:
http://de.wikisource.org/wiki/Sage_von_Schlo%C3%9F_Lauterburg ]
Die Freistatt im "Adler" zu Bargau
(49) St. II, 209f. (wohl mündlich überliefert).
Der Grubenholzmann
(50) St. III, 19f.: “Nach Birlinger und nach dem Volksmund”. B. 19.
Der Burgstallreiter von Herlikofen
(51) St. III, 20f.: “Nach Birlinger”. B. 26f.
Die Gründung Lindachs
(52) St. II, 94 (wohl mündlich überliefert).
Der letzte Ritter von Waldau
(53) St. III, 16-19: “Nach Neuber” (siehe oben zu Nr. 2). Vgl. Der letzte Ritter von Waldau, eine längst vergessene Sage; nach der Neuber’schen Chronik frei erzählt von Georg Stütz. In: RZ Nr. 262 vom 11.11.1922. Zur Burg Waldau vgl. einhorn-Jahrbuch 1980, 212 (Klaus Graf).
Der Weckenklingenreiter
(54) Quelle nicht ermittelt (vermutlich mündlich überliefert). Den Wettenklingenreiter erwähnt St. III, 62.
Das Holgenoferle
Der Schimmelreiter
Im Geisterbann
(55)-(57) St. III, 58-60: “Nach dem Volksmund”.
Der Spatzentannjäger
(58) Erster Teil St. II, 147f.; zweiter Teil D. 45f. Vgl. M. 120; OAB 236.
Die Sagen um Tanau
(59) D. 42f.
Die Tanauer Kirche
(60) D. 43f.
Das Tanauer Kerkerhaus
(61) D. 44f.
Sagen von Zimmerbach und Umgebung
(62) D. 46-50. Die Nummern 62 bis 67 [Druckfehler, richtig: 68] entfielen in der Ausgabe 1981.
Der Hexentanz auf der Schönhardter Heide
(63) St. III, 61f.: “Nach dem Volksmund”.
Der Hagmann
(64) Zweiter Teil nach Bernhard Kaißer: Geschichte und Beschreibung der Marktflecken Hohenstadt und Schechingen (1867) 12. Vgl. J. F.: Der Hagmann. In: Der Spion von Aalen 1927, 81-87.
Der Spion von Aalen
(65) St. II, 279f. Vgl. mit wichtigen Nachweisen Wikisource: Der Spion von Aalen. Online:
http://de.wikisource.org/wiki/Der_Spion_von_Aalen
Geistersagen
(66) St. III, 62f.: “Nach dem Volksmund”. Es finden sich aber auch Hinweise in schriftlichen Quellen, z.B. OAB 460, 394; Anton Birlinger: Aus Schwaben 1 (1874) 97; Gaugele 110-116.
Kreuzstein-Sagen
(67) St. III, 64-69: “Nach dem Volksmund”. Vgl. das Inventar von Bernhard Losch: Sühne und Gedenken (1981).
Sagenhafte Siedlungen und Anlagen
(68) St. III, 69-71: “Teilweise nach dem Volksmund”. Überwiegend aber nach schriftlichen Quellen. Zu den Burgen Etzelburg, Etzelwang und Wolfstal vgl. Graf: Chroniken, 141f. Sagenhaftes Dorf Buidingen: vgl. Blätter des Schwäbischen Albvereins 41 (1929) 286 (Isidor Fischer). Airlighofen und Edelweiler bei Iggingen: OAB 174. Laurentiuskapelle bei Hürbelsbach: Joseph Alois Rink: Beschreibung des ... Oberamts Geißlingen (1823) 117f. Kritik an der Annahme römischer Verschanzungen bezieht sich auf: OAB 167.
(D)
KlausGraf - am Freitag, 22. April 2011, 21:51 - Rubrik: Landesgeschichte