Kurt Andermann, Raubritter, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45355 (10.05.2011)
Der Begriff als solcher lässt sich zwar schon 1672 nachweisen (Christian August Pfalz, Abominatio desolationis Turcicae, Prag 1672, S. 47 u. ö.), fand aber erst seit dem späteren 18. Jahrhundert eine weitere Verbreitung. Allerdings hatten schon früher vielgelesene Ritterromane und aufklärerische Geschichtswerke die Gestalt des räuberischen Ritters und Plackers unter die Leute gebracht. Die erzählenden, naturgemäß zumeist parteilichen Quellen des späten Mittelalters sprechen in diesbezüglichen Kontexten, in denen es freilich mitnichten allein um Auseinandersetzungen zwischen landgesessenem Adel und städtischem Bürgertum ging, gewöhnlich von "raptores", "predones", "latrones", "spoliatores" oder "räubern" und bezeichnen deren Burgen bisweilen als "raubheußer".
Als die griffige Bezeichnung "Raubritter" einmal in der Welt war, fand sie, wohl nicht zuletzt wegen ihres in der deutschen Sprache so beliebten alliterierenden Charakters, rasch Eingang in die bildungsbürgerliche Literatur. Das "Staats-Lexikon" von Karl von Rotteck (1775-1840) und Karl Theodor Welcker (1790-1869) aus dem Jahr 1835/48, Friedrich Christoph Schlossers (1776-1861) "Weltgeschichte für das deutsche Volk" (1844/56), die weit verbreiteten Weltgeschichte von Karl Friedrich Becker (1867) und Spamers illustrierte Weltgeschichte (1893-1898) sowie viele andere Werke trugen zu seiner Popularisierung bei. Gustav Freytag (1816-1895) fügte noch das Bild von den die städtischen Mauern umschwärmenden Raubvögeln hinzu (1859/67). Die Burgenromantik und die mit ihr verbundenen Sagen taten ein übriges.
Den Hinweis auf diesen Neufund gab
http://archiv.twoday.net/stories/18117222/#18118466
Zu dem bisher bekannten ältesten Beleg 1781 siehe
http://archiv.twoday.net/stories/4537828/
In Andermanns Literaturhinweisen vermisse ich meine Ausführungen im Artikel "Ritter" der Enzyklopädie des Märchens (Sp. 714-717 Abschnitt "Raubrittersagen"), online:
Ritter, in: Enzyklopädie des Märchens Bd. 11 Lief. 2, Berlin/New
York 2004, Sp. 707-723
(ab Sp. 709 einsehbar unter
http://www.libreka.de/9783110175653/371
die fehlenden Sp. 707-708 sind online:
http://www.flickr.com/photos/34028941@N00/5641850934/in/photostream
Preprint-Fassung, im Druck geändert, nur Abschnitte 1-3:
http://www.aedph-old.uni-bayreuth.de/2003/0091.html )
(E)
Der Begriff als solcher lässt sich zwar schon 1672 nachweisen (Christian August Pfalz, Abominatio desolationis Turcicae, Prag 1672, S. 47 u. ö.), fand aber erst seit dem späteren 18. Jahrhundert eine weitere Verbreitung. Allerdings hatten schon früher vielgelesene Ritterromane und aufklärerische Geschichtswerke die Gestalt des räuberischen Ritters und Plackers unter die Leute gebracht. Die erzählenden, naturgemäß zumeist parteilichen Quellen des späten Mittelalters sprechen in diesbezüglichen Kontexten, in denen es freilich mitnichten allein um Auseinandersetzungen zwischen landgesessenem Adel und städtischem Bürgertum ging, gewöhnlich von "raptores", "predones", "latrones", "spoliatores" oder "räubern" und bezeichnen deren Burgen bisweilen als "raubheußer".
Als die griffige Bezeichnung "Raubritter" einmal in der Welt war, fand sie, wohl nicht zuletzt wegen ihres in der deutschen Sprache so beliebten alliterierenden Charakters, rasch Eingang in die bildungsbürgerliche Literatur. Das "Staats-Lexikon" von Karl von Rotteck (1775-1840) und Karl Theodor Welcker (1790-1869) aus dem Jahr 1835/48, Friedrich Christoph Schlossers (1776-1861) "Weltgeschichte für das deutsche Volk" (1844/56), die weit verbreiteten Weltgeschichte von Karl Friedrich Becker (1867) und Spamers illustrierte Weltgeschichte (1893-1898) sowie viele andere Werke trugen zu seiner Popularisierung bei. Gustav Freytag (1816-1895) fügte noch das Bild von den die städtischen Mauern umschwärmenden Raubvögeln hinzu (1859/67). Die Burgenromantik und die mit ihr verbundenen Sagen taten ein übriges.
Den Hinweis auf diesen Neufund gab
http://archiv.twoday.net/stories/18117222/#18118466
Zu dem bisher bekannten ältesten Beleg 1781 siehe
http://archiv.twoday.net/stories/4537828/
In Andermanns Literaturhinweisen vermisse ich meine Ausführungen im Artikel "Ritter" der Enzyklopädie des Märchens (Sp. 714-717 Abschnitt "Raubrittersagen"), online:
Ritter, in: Enzyklopädie des Märchens Bd. 11 Lief. 2, Berlin/New
York 2004, Sp. 707-723
(ab Sp. 709 einsehbar unter
http://www.libreka.de/9783110175653/371
die fehlenden Sp. 707-708 sind online:
http://www.flickr.com/photos/34028941@N00/5641850934/in/photostream
Preprint-Fassung, im Druck geändert, nur Abschnitte 1-3:
http://www.aedph-old.uni-bayreuth.de/2003/0091.html )
(E)
KlausGraf - am Freitag, 20. Mai 2011, 15:16 - Rubrik: Landesgeschichte