Der Versuch, die vom Stralsunder Hauptausschuss beschlossene fristlose Kündigung der Leiterin des Stadtarchivs, Dr. Regina Nehmzow, zu stoppen, ist gescheitert. Bei der nicht öffentlichen Sondersitzung der Bürgerschaft am Mittwochabend fehlte bei der Abstimmung ein Stimme, um das Verfahren an die Stadtvertretung heranzuziehen. Das Votum fiel zwar mit 21 zu 19 für den Antrag der Fraktion Adomeit aus, aber damit wurde die notwendige absolute Mehrheit von 22 Stimmen knapp verfehlt.
Der ganze Skandal hatte sich am Verkauf historischer Bücher aus dem Stadtarchiv entzündet. Regina Nehmzow, die Rederecht erhielt, versicherte den Stadtvertretern, dass sie nie bewusst oder mit Vorsatz etwas tun würde, was der Stadt oder dem Archiv schaden würde. In den letzten Monaten sei viel Schmutz über dem Archiv ausgekippt worden. Doch niemand hätte nach dem Grund des Verkaufs der Bücher, dem eine lange Zeit der Abwägung vorangegangen sei, gefragt.
Der habe einzig und allein darin bestanden, dass sie als Archivleiterin Geld erwirtschaften wollte, um die Bestände zu retten, sagte sie. Mit den Mitteln, die aus dem Stadthaushalt zur Verfügung stünden, würde man gerade so über Wasser gehalten, nach dem Motto: Zum Leben zu viel, zum Sterben zu wenig. Völlig unverständlich sei es für sie, dass ein Förderantrag beim Land mit der Begründung abgelehnt wurde, dass die Bestände keine landesweite Bedeutung hätten. (ostsee-zeitung)
KOMMENTAR:
Ich billige die Verdachtskündigung von Nehmzow nicht, da es an der nötigen Aufklärung der Affäre fehlt. Zugleich kann ich den Begriff "Bauernopfer" nicht mehr lesen. Frau Dr. Nehmzow verdiente in etwa so viel wie ein Dezernent der Stralsunder Stadtverwaltung, sie war eine angesehene Führungskraft, deren Wort man blind vertraute.
Zu den sonstigen Verantwortlichen habe ich mich hier schon geäußert:
http://archiv.twoday.net/stories/216965935/
In einem Interview mit der Zeitung am Strelasund hat ein Teilnehmer der Hauptausschusssitzung vom Juni Unsägliches gesagt:
http://www.zeitung-am-strelasund.de/index.php?page=8#page
Wer kein ungutes Gefühl hat, wenn Inkunabeln (jeder Gebildete weiß, wenn Bücher ab 1497 verkauft werden, müssen Inkunabeln dabei sein) aus dem Stadtarchiv verkauft werden, sollte kein öffentliches Amt wahrnehmen.
Dass man die eigene Satzung nicht lesen konnte oder wollte bzw. sie sich so zurechtdrehte, wie es passte, haben die Vorgesetzten der Archivarin (OB Badrow, Senator Albrecht), das offenkundig unfähige Rechtsamt der Stadt und der Hauptausschuss zu verantworten.
Dass bei niemandem die Alarmglocken geklingelt haben, wirft ein bezeichnendes Licht auf die ganze Erbärmlichkeit einer Stadtverwaltung und "Bürgerschaft", der jeder Respekt vor Kulturgut und jedes Gespür für angemessenen Umgang damit fehlte.
Die Direktorin des Stadtarchivs Stralsund hat unermessliche Schande über die Archivzunft gebracht. Auch wenn schon ihr unfähiger Vorgänger Hacker mit dem Verscherbeln von sogenannten Dubletten begonnen haben mag, hat sie den Plan eines Verkaufs eines von ihr ausdrücklich als "totes Kapital" bezeichneten Teilbestands der Archivbibliothek entwickelt und auch in der Ausschussitzung bei Nachfragen vertreten.
Die Bezeichnung "totes Kapital" wurde Nehmzow in der Presse zugeschrieben:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1928683/http:// (21.11.)
http://mathias-nowak.tumblr.com/post/36268449290/langsam-kommt-in-stralsund-die-wahrheit-ans-licht (zitiert die FAZ vom 22.11.)
Es gibt mit Sicherheit viele ArchivarInnen, die den ganzen Skandal für übertrieben halten und in irgendwelchen alten Griechischdrucken, die in Stralsund nie nachgefragt wurden, keinen Wert an sich sehen wollen. Diese werden noch aus ihren Löchern kommen, begnügen sich aber derzeit noch damit, die arme Frau Nehmzow in Schutz zu nehmen.
Der ganze Skandal hatte sich am Verkauf historischer Bücher aus dem Stadtarchiv entzündet. Regina Nehmzow, die Rederecht erhielt, versicherte den Stadtvertretern, dass sie nie bewusst oder mit Vorsatz etwas tun würde, was der Stadt oder dem Archiv schaden würde. In den letzten Monaten sei viel Schmutz über dem Archiv ausgekippt worden. Doch niemand hätte nach dem Grund des Verkaufs der Bücher, dem eine lange Zeit der Abwägung vorangegangen sei, gefragt.
Der habe einzig und allein darin bestanden, dass sie als Archivleiterin Geld erwirtschaften wollte, um die Bestände zu retten, sagte sie. Mit den Mitteln, die aus dem Stadthaushalt zur Verfügung stünden, würde man gerade so über Wasser gehalten, nach dem Motto: Zum Leben zu viel, zum Sterben zu wenig. Völlig unverständlich sei es für sie, dass ein Förderantrag beim Land mit der Begründung abgelehnt wurde, dass die Bestände keine landesweite Bedeutung hätten. (ostsee-zeitung)
KOMMENTAR:
Ich billige die Verdachtskündigung von Nehmzow nicht, da es an der nötigen Aufklärung der Affäre fehlt. Zugleich kann ich den Begriff "Bauernopfer" nicht mehr lesen. Frau Dr. Nehmzow verdiente in etwa so viel wie ein Dezernent der Stralsunder Stadtverwaltung, sie war eine angesehene Führungskraft, deren Wort man blind vertraute.
Zu den sonstigen Verantwortlichen habe ich mich hier schon geäußert:
http://archiv.twoday.net/stories/216965935/
In einem Interview mit der Zeitung am Strelasund hat ein Teilnehmer der Hauptausschusssitzung vom Juni Unsägliches gesagt:
http://www.zeitung-am-strelasund.de/index.php?page=8#page
Wer kein ungutes Gefühl hat, wenn Inkunabeln (jeder Gebildete weiß, wenn Bücher ab 1497 verkauft werden, müssen Inkunabeln dabei sein) aus dem Stadtarchiv verkauft werden, sollte kein öffentliches Amt wahrnehmen.
Dass man die eigene Satzung nicht lesen konnte oder wollte bzw. sie sich so zurechtdrehte, wie es passte, haben die Vorgesetzten der Archivarin (OB Badrow, Senator Albrecht), das offenkundig unfähige Rechtsamt der Stadt und der Hauptausschuss zu verantworten.
Dass bei niemandem die Alarmglocken geklingelt haben, wirft ein bezeichnendes Licht auf die ganze Erbärmlichkeit einer Stadtverwaltung und "Bürgerschaft", der jeder Respekt vor Kulturgut und jedes Gespür für angemessenen Umgang damit fehlte.
Die Direktorin des Stadtarchivs Stralsund hat unermessliche Schande über die Archivzunft gebracht. Auch wenn schon ihr unfähiger Vorgänger Hacker mit dem Verscherbeln von sogenannten Dubletten begonnen haben mag, hat sie den Plan eines Verkaufs eines von ihr ausdrücklich als "totes Kapital" bezeichneten Teilbestands der Archivbibliothek entwickelt und auch in der Ausschussitzung bei Nachfragen vertreten.
Die Bezeichnung "totes Kapital" wurde Nehmzow in der Presse zugeschrieben:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1928683/http:// (21.11.)
http://mathias-nowak.tumblr.com/post/36268449290/langsam-kommt-in-stralsund-die-wahrheit-ans-licht (zitiert die FAZ vom 22.11.)
Es gibt mit Sicherheit viele ArchivarInnen, die den ganzen Skandal für übertrieben halten und in irgendwelchen alten Griechischdrucken, die in Stralsund nie nachgefragt wurden, keinen Wert an sich sehen wollen. Diese werden noch aus ihren Löchern kommen, begnügen sich aber derzeit noch damit, die arme Frau Nehmzow in Schutz zu nehmen.
Dietmar Bartz meinte am 2012/12/12 23:12:
Kein Einverständnis ...
... mit der Botschaft des letzten Absatzes. Verkäufe aus öffentlichen Bibliotheken und Archiven haben seit der Causa Stralsund eine höhere Akzeptanzschwelle zu überwinden. Möglicherweise übersteigt der kulturgeschichtliche Wert der nun *unterlassenen* Verkäufe aus anderen GLAM-Instituten die Verluste in Stralsund um ein Vielfaches. Natürlich eine rheinisch-optimistische Sicht.
FritzLöffler (Gast) meinte am 2012/12/13 09:32:
Seit wann
sagt das Einkommen etwas über eine gerechtfertigte oder ungerechtfertigte Bestrafung aus? Diese emotionale Neiddebatte ist der Sachaufklärung absolut nicht dienlich. Unabhängig davon was Fr. Nehmzow an Einkommen hatte, ist es schon sehr verwunderlich, dass angeblich ganz allein das Stadtarchiv ohne Wissen des zuständigen Dezernenten/Bürgemeister irgendwelche Verkäufe vornehmen konnte. Letztlich vertritt der OB die Stadt nach außen. Er ist oberster Dienstherr der Stadtverwaltung. Wenn er angeblich nichts von den Verkäufen wusste, ist er offensichtlich nicht Herr der Lage und kommt seinen Aufgaben als Dienstherr nicht nach, was nur eines heißt: ZURÜCKTRETEN!Im Gegenteil: Er versteckt sich hinter Floskeln und lässt letztlich das Stadtarchiv für eine offensichtlich seit Jahren bestehende Unterfinanzierung und, davon kann man erfahrungsgemäß ausgehen, finanziellen Druck bezahlen. Es bleibt nur zu hoffen, das spätestens das Arbeitsgericht das Vorgehen der Stadt stoppt!
Der zynische Umgang mit Fr. Nehmzow einschließlich des permanenten ironischen Nachtretens seitens des Admins ist jedenfalls armselig und peinlich.