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http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_01885.html

De captione Moguntiae

(Über die Eroberung von Mainz)

Repertorium Fontium 4, 133
Suchkategorien
Entstehungszeit: 1462
Berichtszeit: 1462
Gattung: Bericht, Dichtung
Regionen: Mittelrheinlande
Schlagwörter: Sprache: Deutsch, Mainzer Stiftsfehde (1461/1462)
Werk
Zwei Darstellungen zur Eroberung der Stadt Mainz (Rheinland-Pfalz) am 28. Oktober 1462 im Rahmen der sog. Mainzer Stiftsfehde. Die eine ist ein niederdeutscher Prosabericht, die zweite ein Carmen de captione urbis Maguntie, in 13 leoninischen Hexametern. – Inc.: „Urbs Moguntina quam ditant flumina bina“; Walther, Initia carminum nr. 19724 .
Handschriften - Mss.
Augsburg, Univbibl., I.3.2° 18, f. 52v zum Carmen

München, Bayer. Staatsbibl., lat. 21107, f. 72

v. Edd., pp. 89-94

W. Wattenbach, Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, 7, 1882, pp. 172 zum Carmen

O. Holder-Egger, Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, 9, 1884, pp. 585

Ausgaben - Edd.
E. [SIC!] Hegel, Die Chroniken der mittelrheinischen Städte. Mainz II, in Chron. dt. Städte, 18 (1882) 95-99, 100 Carmen

Literatur - Comm.
v. Edd., pp. 89-94

K.-M. Sprenger, Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463, in: Mainz. Die Geschichte der Stadt, cur. F. Dumont – F. Scherf – F. Schütz, Mainz 1998, pp. 205-225 zum historischen Hintergrund

P.-J. Heinig, Die Mainzer Kirche im Spätmittelalter (1305-1484), in Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte, I/1, cur. F. Jürgensmeier, Würzburg 2000, pp. 536-540 mit weiterer Literatur


Dieser Eintrag ist - wie so oft bei den GESCHICHTSQUELLEN - mit großen Mängeln behaftet. Wenig glücklich ist die Zusammenführung des niederdeutschen Berichts mit den irreführend als "Carmen" bezeichneten lateinischen Memorialversen.

Dass Uta Goerlitz zum volkssprachigen Bericht im ²VL 11, Sp. 957f. unter "Mainzer Belagerung/Eroberung von Mainz" 2002 (diese Jahreszahl bezieht sich auf die Lieferung 3 von Bd. 11) einen Artikel geschrieben hat, ist den Geschichtsquellen entgangen. Daher auch die mitteldeutsche Fassung, die im Geheimen Staatsarchiv, Staatsarchiv Königsberg, OBA 15738 (nach 1462, Okt. 28, Briefarchiv des Deutschen Ordens) überliefert ist und die Aloys Schmidt: Zur Mainzer Stiftsfehde 1462, in: Jb. für das Bistum Mainz 3 (1948), S. 89-99, hier S. 92-97 abdruckte.

[Der gemeinfreie Editionsteil von Schmidt S. 91-99 online
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schmidt_stiftsfehde_texte.pdf ]

Die einzige Überlieferung der niederdeutschen Fassung - Paderborn, Erzbischöfl. Bibl., Theodoriana Pa 54 aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts - ist seit 1981 durch Diebstahl verschollen:

http://www.handschriftencensus.de/22829
http://goo.gl/OfA8k (Beschreibung von Schilling 1986)

Die Handschrift stammt aus dem bedeutenden Augustinerchorherrenstift Böddeken und ist wenigstens teilweise dort entstanden.

Einen deutschen Bericht über die Einnahme von Mainz 1462, der gekürzt auch in die Speyrer Chronik Eingang fand, enthält die in Berlin wiedergefundene Gensbein'sche Handschrift (vgl. Wyss S. 579), über die zu vergleichen
http://de.wikisource.org/wiki/Burgunderkriege#Johannes_Gensbein

Ob Clm 21107 aus Thierhaupten
http://www.handschriftencensus.de/18499
das Gedicht "Urbs Moguntina", um das es im folgenden allein gehen soll, überliefert, wird zu prüfen sein. (Walthers Initia habe ich nicht zur Hand.) [Ja, das ist so, siehe Nachtrag.]

Hegel druckte 1882 in den Chroniken der deutschen Städte Bd. 18, S. 100 die Verse nach dem Donauwörther Sammelband (nun in der UB Augsburg), über den
http://de.wikisource.org/wiki/Burgunderkriege#Sammelhandschriften
zu vergleichen ist.

Es sind dies 13 Leoniner:

http://archive.org/stream/diechronikenderm02bayeuoft#page/n119/mode/2up

Wie bei solchen kurzen lateinischen Texten wohl gar nicht selten haben die Editoren des Stücks voneinander keine Notiz genommen. Mit Google Books findet man insbesondere anhand des Incipits drei weitere Überlieferungen der Verse.

Ebenfalls aus Böddeken stammt eine Cassianus-Handschrift (angelegt 1418/21), heute Aberystwyth, National Library of Wales, nach OPAC lautet die Signatur MS 1222D.

Die 6 Verse wurden abgedruckt in einem Katalog von Bernard Quaritch 1895 (S. 12 Nr. 40):

http://archive.org/stream/acatalogueillum00firgoog#page/n18/mode/2up/search/bina

Und nochmals von Victor Scholderer im Journal der Bibliothek 1941, Heft 1, S. 46:

http://welshjournals.llgc.org.uk/browse/viewpage/llgc-id:1277425/llgc-id:1277759/llgc-id:1277829/get650/mainz

Scholderer verweist auf die Bedeutung der Ausweisung von Druckern in Mainz 1462 für die Verbreitung der Druckkunst.

Sogar digitalisiert liegt der Flamingus-Sammelband Trier, Stadtbibliothek, Hs. 804/814 8° vom Anfang des 16. Jahrhunderts vor. Meine Mitteilung an den Handschriftencensus vom 5. Februar 2012 wurde bisher nicht eingearbeitet.

http://www.handschriftencensus.de/8880

Beschreibungen:
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0732_b131_jpg.htm (Kentenich)
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/viewpage/44 (Petrus Becker in der Germania Sacra, S. 221)
http://goo.gl/jMpRx (Matthias-Projekt)

Digitalisat von Bl. 81r:
http://goo.gl/d9rpn

H. V. Sauerland teilte die Verse über Mainz und den Erfurter Brand aus dieser Handschrift in der Römischen Quartalschrift 5 (1891), S. 363-365 mit:

http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=mdp.39015013167294;view=image;seq=379;num=363 (US)

Hier sind es wie in Augsburg ed. Hegel ebenfalls 13 Verse, doch in anderer Reihenfolge.

Nicht datiert ist ein Zeugnis aus einem nicht näher bezeichneten Varia-Sammelband des Staatsarchivs Rudolstadt, das Bernhard Anemüller im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit NF 24 (1877), Sp. 304 mitteilte. Die 10 Verse sollen aus einem alten Messbuch des Stifts Schmalkalden stammen.

http://webdev.archive.org/stream/anzeigerfurkunde24germ#page/n167/mode/2up

Wir haben also 4 gesicherte Handschriften und 5 Drucknachweise, die erst jetzt zusammengeführt werden können. Dass es noch weitere gibt, ist nicht unwahrscheinlich.

Dass das von Trithemius bezeugte "carmen elegiacum" des Sponheimer Mönchs Andreas von Utrecht mit dieser Reimerei identisch ist, wie Hegel vermutete, denke ich nicht. Unsere Verse sind offenkundig im Kern sogenannte Denkverse, die das denkwürdige Datum memorieren helfen sollten. Ihre überregionale Überlieferung sagt einiges über den Eindruck aus, den die Eroberung der bisher freien Stadt Mainz auf die Zeitgenossen gemacht hat.

Nachtrag 1: Die Edition der Verräterliste durch Carl Knetsch ist online:

http://books.google.de/books?id=eToPAAAAYAAJ&pg=PA115 (US)
[ http://archive.org/stream/MitteilungenDesVereinsFuerNassauischeAltertumskunde1897-1908#page/n571/mode/2up ]
Vgl.
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_03693.html
[das Zitat dort "8, 1905" ist wenig hilfreich, die Publikation weist im Einzelheft Nr. 4 noch keine Jahrgangszählung auf:
Carl Knetsch: Einiges über die Eroberung von Mainz durch Adolf von Nassau am 28. Oktober 1462. In: Mitteilungen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 1904/1905, S. 129-132]

Deutsche Reimverse zur Erinnerung Die Inschriften der Stadt Darmstadt usw. Nr. 44.

[Sebastian Scholz, 1999, S. 30-32 Gedenkinschrift an der ev. Kirche von Groß-Umstadt:

anno d(omi)ni 1462
Uf simo(n)is vnd iude tag
mentz erstiegen vnd gewonnen wardt
all her nach liebe(n) frunde ]

Erfurter Chronik Cammermeisters
http://archive.org/stream/diechronikhartu00sachgoog#page/n299/mode/2up

Nachtrag 2: Clm 21107 überliefert offenbar ebenfalls den Text bei Hegel, wie aus einer Auskunft von Dr. Wolfgang-Valentin Ikas vom 11.1.2013 hervorgeht: "Die Handschrift weist zwei unterschiedliche Foliierungen auf, von denen die mit roter Tinte die jüngere darstellt und die ältere (schwarzbräunlich) korrigiert. Der Katalog von Halm zitiert noch nach der alten Foliierung (also fol. 72r), nach der roten Blattzählung handelt es sich bei dem von Ihnen gesuchten Text um Blatt 79r.

Zum Text:
auf fol. 79r finden sich insgesamt 29 Zeilen. Der erste Vers ist wohl der von Ihnen gesuchte (ob es sich um den von von Walther gelisteten Vers handelt, habe ich nicht überprüft). Er lautet "Urbs maguntina quam ditant flumina hina", der Text dürfte bis einschließlich Vers 13 reichen. Danach wechselt die Tintenfarbe und es folgt, wenn ich das auf die Schnelle richtig gelesen habe, der Teil über den Herzog von Württemberg (genannt in Vers 26)."

Nachtrag 3: Studt ZGO 1995, S. 200 erwähnt in ihrem Aufsatz zur Speyrer Chronik, dass der Bericht (Mone c. 230) auch vom Colmarer Ms. 45, Bl. 140r-141r überliefert wird. Die Datenbank CGM hat jetzt auch Permanentlinks:
http://ccfr.bnf.fr/portailccfr/jsp/index_view_direct_anonymous.jsp?record=eadcgm:EADC:D52014529

Schädel, Bernhard: Zum Kampf Adolfs von Nassau und Die-thers von Isenburg im Rheingau. In: Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der Rheinischen Geschichte und Alterthümer in Mainz 3 (1887), S. 465-480 ist online:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kampf_adolfs_von_nassau_rheingau.pdf

Das Schmähgedicht gegen Adolf von Nassau, von dem Schädel S. 468f. nur Auszüge gibt und das nach Ulmschneider ²VL 3, 338 möglicherweise Hans Gutkorn verfasste, ist in der handschriftlichen Überlieferung (Stadtbibliothek Mainz Hs. II 219 S. 62-66) online:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mainz_stadtbibliothek_hs_ii_219.pdf
[Zur Handschrift:
http://www.handschriftencensus.de/25428 ]

Nachtrag 4: Christian Pfister, Les manuscrits allemands de la Bibliothèque Nationale relatifs à l'histoire d'Alsace, Paris 1893, S. 188f. druckt aus Paris Ms. allem. 83 einen kurzen Bericht über die Eroberung von Mainz
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/79/Les_manuscrits_allemands_de_la_Biblioth%C3%A9que_Nationale_relatifs_%C3%A0_l%27histoire_d%27Alsace.pdf

Nachtrag 5: Die Augsburger Handschrift ist online
http://archiv.twoday.net/stories/285828312/

Walther: Initia carminum Nr. 19724 bietet zusätzlich den Hinweis auf Wien ÖNB 3275, Bl. 19v, die das lateinische Gedicht urbs usw. ebenfalls überliefert.

http://data.onb.ac.at/rec/AL00191151

Diese Handschrift sammelte 1508 in Mainz/schrieb 1524 Christian Gheverdes (gest. 1555) aus Hamburg, bekannt durch seinen Darmstädter Cod. 820 mit Mainzer Geschichtsquellen (s. Goerlitz, Humanismus, 1999 und Müller, Bistumsgeschichtsschreibung, 1998 jeweils Register; beide ohne die Wiener Hs.; zur Person:
http://books.google.de/books?id=Gk9CAQAAIAAJ&q=gheverdes ).

http://manuscripta.at/?ID=6872
http://www.handschriftencensus.de/11576 (nur Hinweis auf Menhardt)

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