In einer Stellungnahme schrieb der Hamburger evangelische Kirchenhistoriker Johann Anselm Steiger (siehe http://archiv.twoday.net/stories/3337360/ ):
Als die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Flammen aufging, war das Entsetzen groß, noch größer aber der unwiederbringliche Verlust historischer Buchbestände. Doch immer noch ist es nicht nur solch höhere Gewalt, die die historische Bibliothekslandschaft nachhaltig schädigt. Ein Beispiel für einen eklatanten Eingriff in die Vielfalt der mitteleuropäisch-historischen Buchkultur durch Menschenhand liefert nun offenbar die Universitätsbibliothek Eichstätt, die Dutzende von Tonnen an historischem Bestand hat vernichten lassen. Das in diesem wie in ähnlich gelagerten Fällen apologetische Standard-Argument lautet, man habe nur Doubletten ausgesondert. Sollte sich der Verdacht erhärten, daß von der Vernichtung auch frühneuzeitliche Bestandssegmente betroffen sind, wofür manches spricht, wäre dies ein Skandal. Wann endlich dringt es ins Bewußtsein ein, daß es bezüglich der frühneuzeitlichen Drucke Doubletten nicht gibt, da Benutzungsspuren wie Besitzeinträge, Notizen usw. jedem Exemplar eine spezifische Charakteristik verleihen? Die zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach dem Reichsdeputationshauptschluß einsetzende Säkularisierung der Klöster hat in Bayern (und nicht nur hier) zu einem wahren Kahlschlag bezüglich der in diesen Institutionen aufbewahrten Buch- und Manuskriptschätze geführt. Offenbar ist man in Eichstätt bestrebt, just an diese unrühmliche Tradition anknüpfen. Tatsache aber ist: Aufgeklärt ist man nicht schon darum, weil man die Fehler dieser Epoche wiederholt.
(Gekürzt zitiert in: http://archiv.twoday.net/stories/3344981/ )
Blick in die Kapuziner-Zentralbibliothek in Altötting
Als die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Flammen aufging, war das Entsetzen groß, noch größer aber der unwiederbringliche Verlust historischer Buchbestände. Doch immer noch ist es nicht nur solch höhere Gewalt, die die historische Bibliothekslandschaft nachhaltig schädigt. Ein Beispiel für einen eklatanten Eingriff in die Vielfalt der mitteleuropäisch-historischen Buchkultur durch Menschenhand liefert nun offenbar die Universitätsbibliothek Eichstätt, die Dutzende von Tonnen an historischem Bestand hat vernichten lassen. Das in diesem wie in ähnlich gelagerten Fällen apologetische Standard-Argument lautet, man habe nur Doubletten ausgesondert. Sollte sich der Verdacht erhärten, daß von der Vernichtung auch frühneuzeitliche Bestandssegmente betroffen sind, wofür manches spricht, wäre dies ein Skandal. Wann endlich dringt es ins Bewußtsein ein, daß es bezüglich der frühneuzeitlichen Drucke Doubletten nicht gibt, da Benutzungsspuren wie Besitzeinträge, Notizen usw. jedem Exemplar eine spezifische Charakteristik verleihen? Die zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach dem Reichsdeputationshauptschluß einsetzende Säkularisierung der Klöster hat in Bayern (und nicht nur hier) zu einem wahren Kahlschlag bezüglich der in diesen Institutionen aufbewahrten Buch- und Manuskriptschätze geführt. Offenbar ist man in Eichstätt bestrebt, just an diese unrühmliche Tradition anknüpfen. Tatsache aber ist: Aufgeklärt ist man nicht schon darum, weil man die Fehler dieser Epoche wiederholt.
(Gekürzt zitiert in: http://archiv.twoday.net/stories/3344981/ )
Blick in die Kapuziner-Zentralbibliothek in Altötting