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hhsta (= Thomas Just) macht in seinem vergleichsweise jungen Weblog
http://arcana.twoday.net/
auf einen Wiener Archivskandal aufmerksam, der in einem guten Wikipedia-Artikel dokumentiert ist:

Heinz Grill (* 1909 in Wien; † im Mai 1983) war ein österreichischer Historiker, Archivar, Schriftsteller und Karl-May-Experte. [...]

Grill war als Archivar nicht sehr gut bezahlt; sein Monatseinkommen von 1200 Schilling entsprach dem eines Bauhilfsarbeiters, während er monatliche Ausgaben von 3000 Schilling hatte. Das Geld wurde u.a. für die Sanierung von Bombenschäden an der eigenen Wohnung, für die finanziellen Ansprüche seiner Frau und seiner Schwiegermutter, für Kleidung, Theaterbesuche, Sommerurlaube und Privatärzte benötigt[9]. Daher verfiel Heinz Grill seit dem Sommer 1948 darauf, zunächst goldene, dann auch silberne Siegelkapseln und –deckel von Urkunden aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu stehlen und an Juweliere und Metallhändler zu verkaufen. Die in den Kapseln befindlichen Wachssiegel wurden dabei teilweise zerstört; in einigen Fällen entwendete Grill auch Gold- und Silberbullen, die durch ihren Weiterverkauf als Rohmaterial ebenfalls zerstört wurden. Durch insgesamt etwa 400 gestohlene Einzelstücke[10] konnte Grill ca. 1 kg Gold und bis zu 185 kg Silber zu Geld machen[11]. Hinzu kam, dass Grill mindestens elf besonders wertvolle Goldsiegelurkunden aus dem Archiv nach Hause geschmuggelt hatte, um dort die Goldbullen zu entfernen. Dann hatte er die Urkunden zunächst vergessen, um sie jedoch 1951 in plötzlicher Angst vor einer Hausdurchsuchung zu verbrennen, so dass er also nicht nur Siegel, sondern auch einzelne Urkunden vernichtete[12].

Neben diesen Diebstählen hatte sich Grill weitere Unkorrektheiten zu Schulden kommen lassen: seinem Vetter, dem pensionierten Archivar Friedrich Wilhelm Antonius, hatte er sensibles, für die Archivbenutzung noch gesperrtes Aktenmaterial aus der Zwischenkriegszeit zukommen lassen[13]. Außerdem hatte Grill über 400 Bände aus verschiedenen Bibliotheken unerlaubt mit nach Hause genommen. Dabei hatte er aus wertvollen Bibliothekswerken Abbildungen für seine familiengeschichtliche (Porträt-)sammlung herausgeschnitten und die Bücher dadurch teilweise zerstört[14]. Im Laufe des Jahres 1951 begann man im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, gegen Grill Verdacht zu schöpfen. Am 17. September 1951 wurde Grill von der Polizei in seinem Dienstzimmer verhaftet[15]. Am 23. Juni 1952 begann die von erheblichem Medieninteresse begleitete Hauptverhandlung gegen Grill vor dem Landgericht Wien[16].

Die Einschätzung von Grills Charakter gab während des Prozesses Rätsel auf. Zeugen beschrieben ihn als ausgesprochen liebenswert, ausgeglichen und durchaus bedürfnislos, andererseits aber auch als unpünktlich, faul, verträumt und etwas eigenbrötlerisch[17]. Sachverständige bescheinigten Grill, dass er zwar durchaus psychopathisch und von pathologischer Sammelleidenschaft besessen war, aber andererseits nicht geisteskrank oder schuldunfähig[18]. Grill zeigte sich schuldeinsichtig und bezeichnete sich als unkorrekten Beamten und als untauglich; der laufende Kontakt mit wertvollem Kulturgut habe ihn abgestumpft und ihn keinerlei Ehrfurcht mehr empfinden lassen[19]. Bei der Urteilsverkündigung am 28. Juni 1952 wurde Grill zu sieben Jahren Kerker verurteilt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Grill

http://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Grill

Auch in Eichstätt ist man wohl durch den laufenden Kontakt mit zu viel wertvollen Büchern abgestumpft ...
 

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