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Unvergessen ist in den sächsischen Archiven die verheerende Flut vom letzten August (da gab es ARCHIVALIA noch nicht, aber Netbib berichtete von allen einschlägigen Online-Medien am intensivsten). Geflutet wurde auch das Bildarchiv der Sächsischen Zeitung, das zweitgrösste Sachsens. Diese berichtete nun am 28. Mai 2003 über eine einzigartige Rettungsaktion. Die Fotos wurden sofort tiefgefroren. Die Mülltüten und Kisten hat nun der Restaurator Michael Studer mit seinen acht Leuten vor sich. Anfang Mai begann ein Großprojekt, wie es bisher für die Restaurierung beispiellos ist, berichtet er. Es wird ihm durchaus auch so manchen Ärger mit seinen Professoren einbringen. „Das eine ist die Lehrmeinung, was wir hier machen die Praxis“, sagt er nicht ohne erkennbaren Stolz. Einen Monat hat er am zunächst empfohlenen Restaurierungsverfahren herumexperimentiert, dann stand sein Konzept. Jetzt taugt es für die Massenrestaurierung, wie er es nennt. „Bräuchten wir für jedes Foto nur zehn Sekunden länger, dann wären das schlussendlich zehntausende Euro zusätzlich“, sagt Studer im besten Schweizer Dialekt.
Ginge es nach den etablierten Verfahren der Museumswissenschaft, dann käme das ganze Archiv auf den Müll – unrettbar, weil unbezahlbar. „Man kann nicht jedes Foto wie einen Kunstschatz behandeln“, sagt Studer. Und so bleibt ihm nur das Nötigste zu tun: Die Bilder werden gereinigt und konserviert. Sie werden wieder benutzbar.
„Die hatten Glück“, sagt Studer kurz abwägend ob er das so sagen darf. „Die haben Glück, dass sie die Fotos nicht nach Vorschrift gelagert hatten.“ In Paketen waren sie aus Platzmangel eng zusammengepresst bis zu hundert Stück, da hatten Schlamm und Strömung keine Chance. Nur die Ränder litten, und das Wasser hat die Gelatineschicht „gestresst“, wie Studer es nennt.
Ein Dutzend Schalen stehen nun auf dem Tisch im Labor. Rasierpinsel und Spatel liegen gleich daneben. Sie bekommen in diesen Tagen einen neuen Sinn. Als Schmutzbürste und Hebel, der die eben aufgetauten Fotos voneinander trennt. Die kleben fest aneinander. „Haften heißt das“, kommt prompt die Belehrung vom Fachmann. Aus einem muffelnden dreckigen Klumpen tauchen jedenfalls scheibchenweise Fotos auf – oder solche, die es mal wieder werden sollen. „Ostdeutschland, Hochwasser und Katastrophen“ steht auf einer der aufgeweichten Pappmappen. Deren Bilder liegen gerade im Alkoholbad. Nach vier Bädern sind die meisten Fotos wieder „in einem unglaublich guten Zustand“, berichte Studer.
Warum sich die Dresdner Fotos nicht wie erwartet einfach aufgelöst haben, das will er unter anderem in seiner Diplomarbeit untersuchen, an Fasern und Gelatinen. An Schichten und Pigmenten. Mit dem Mikroskop schaut Studer dann in die Struktur der SZ-Fotos. Auf Biegen und Brechen testet er sie im Berner Labor. Vielleicht, so seine Hoffnung hilft das ja anderen Archiven. „Wasser gibt es schließlich überall.“

[Freundlicher Hinweis von Veit Scheller, ZDF]
 

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