http://www.kulturgeschichtetag.jku.at/page.php?20
Archive: Störungen und Entstörungen
Raum: Rep.-Raum C
Chair: Peter Becker
Kristin Kalisch: Archiv – Störungen – Entstörungen: Veränderungen der Rechtspraxis im städtischen Raum des 19. Jahrhunderts
Susann Holz: Bloße ornamenta urbis? Herrschaftliche Aneignung des städtischen Raumes am Übergang zum Prinzipat
Mareike Menne: Performing China: Johan Neuhoffs Bericht als Archiv frühneuzeitlichen Chinawissens
Mario Wimmer: Sammlung und Zerstreuung: Geständnisse eines Archivalienfetischisten
Anton Tantner: 1, 2, 3 – Materialien zu einer Kulturgeschichte der Nummerierung
Archive sind Wissensräume. Sie sollen Informationen und Wissen dauerhaft überliefern, ordnen und abrufbar machen. Das Forschungsprogramm des Graduiertenkollegs „Archiv, Macht, Wissen“ an der Universität Bielefeld fragt nach den Bedingungen und Zusammenhängen von Organisation, Kontrolle und Zerstörung von Wissen in ihrem konstitutiven Verhältnis zu Macht und Herrschaft. Dabei bekommt das Wechselspiel zwischen Erinnern und Vergessen besondere Aufmerksamkeit.
Bislang wurden Archive vornehmlich passivisch befragt, also: Von wem werden Archive organisiert, kontrolliert, zerstört und welche Folgen haben diese Handlungen für Akteure, Organisatoren und Gesellschaft? Die Frage nach der Transformation des Wissens durch diese Prozesse wurde bisher weniger berücksichtigt. Anhand unterschiedlicher Gegenstände widmen sich die vier Beiträge Fragen der Transformation von Wissen und Wissensbeständen infolge von Störungen und Entstörungen.
Störungen irritieren häufig und werden nach Möglichkeit ausgeschlossen. Jedoch: „Kein System ohne Parasit“, sagt Michel Serres. Versuche Störungen auszuschließen können zerstörend wirken. Die Beiträge des Panels orientieren sich an einem Modell, in dem Störungen nicht einfach externe Faktoren einer sich abschließenden Kultur sind. Das Störende kann nie völlig ausgeschlossen werden. Es kann, wenn auch in anderer Form, wiederkehren oder verschoben werden: „Dem Produzenten geht es um den Inhalt, dem Parasiten um die Position. Wer sich um die Position kümmert, wird den, der sich um den Inhalt kümmert, stets schlagen." (Serres) Entstörung wäre dann der Versuch, mit Störungen umzugehen – ohne diese je zum Verschwinden zu bringen. Die Beobachtung des Umgangs mit der Störung kann dabei helfen, neue Aspekte von Kulturen des Wissens sichtbar werden zu lassen. Die Strategien der Entstörung vermögen die Bedingungen freizulegen, unter denen Herrschaft sich entfaltet. Der Blick auf Entstörungen würde folglich mehr über jene Kultur auszusagen erlauben, die versucht, die Störung auszuschließen oder zu unterdrücken. (Vgl. P. Geimer; Ch. Hoffmann)
Störungen und Entstörungen stellen also eine dynamische Qualität für Archiv, Wissen und Macht als Produzenten kultureller Bedeutung bereit; diesen gehen die Beiträge beispielhaft von der römischen Republik bis ins zwanzigste Jahrhundert nach.
Archive: Störungen und Entstörungen
Raum: Rep.-Raum C
Chair: Peter Becker
Kristin Kalisch: Archiv – Störungen – Entstörungen: Veränderungen der Rechtspraxis im städtischen Raum des 19. Jahrhunderts
Susann Holz: Bloße ornamenta urbis? Herrschaftliche Aneignung des städtischen Raumes am Übergang zum Prinzipat
Mareike Menne: Performing China: Johan Neuhoffs Bericht als Archiv frühneuzeitlichen Chinawissens
Mario Wimmer: Sammlung und Zerstreuung: Geständnisse eines Archivalienfetischisten
Anton Tantner: 1, 2, 3 – Materialien zu einer Kulturgeschichte der Nummerierung
Archive sind Wissensräume. Sie sollen Informationen und Wissen dauerhaft überliefern, ordnen und abrufbar machen. Das Forschungsprogramm des Graduiertenkollegs „Archiv, Macht, Wissen“ an der Universität Bielefeld fragt nach den Bedingungen und Zusammenhängen von Organisation, Kontrolle und Zerstörung von Wissen in ihrem konstitutiven Verhältnis zu Macht und Herrschaft. Dabei bekommt das Wechselspiel zwischen Erinnern und Vergessen besondere Aufmerksamkeit.
Bislang wurden Archive vornehmlich passivisch befragt, also: Von wem werden Archive organisiert, kontrolliert, zerstört und welche Folgen haben diese Handlungen für Akteure, Organisatoren und Gesellschaft? Die Frage nach der Transformation des Wissens durch diese Prozesse wurde bisher weniger berücksichtigt. Anhand unterschiedlicher Gegenstände widmen sich die vier Beiträge Fragen der Transformation von Wissen und Wissensbeständen infolge von Störungen und Entstörungen.
Störungen irritieren häufig und werden nach Möglichkeit ausgeschlossen. Jedoch: „Kein System ohne Parasit“, sagt Michel Serres. Versuche Störungen auszuschließen können zerstörend wirken. Die Beiträge des Panels orientieren sich an einem Modell, in dem Störungen nicht einfach externe Faktoren einer sich abschließenden Kultur sind. Das Störende kann nie völlig ausgeschlossen werden. Es kann, wenn auch in anderer Form, wiederkehren oder verschoben werden: „Dem Produzenten geht es um den Inhalt, dem Parasiten um die Position. Wer sich um die Position kümmert, wird den, der sich um den Inhalt kümmert, stets schlagen." (Serres) Entstörung wäre dann der Versuch, mit Störungen umzugehen – ohne diese je zum Verschwinden zu bringen. Die Beobachtung des Umgangs mit der Störung kann dabei helfen, neue Aspekte von Kulturen des Wissens sichtbar werden zu lassen. Die Strategien der Entstörung vermögen die Bedingungen freizulegen, unter denen Herrschaft sich entfaltet. Der Blick auf Entstörungen würde folglich mehr über jene Kultur auszusagen erlauben, die versucht, die Störung auszuschließen oder zu unterdrücken. (Vgl. P. Geimer; Ch. Hoffmann)
Störungen und Entstörungen stellen also eine dynamische Qualität für Archiv, Wissen und Macht als Produzenten kultureller Bedeutung bereit; diesen gehen die Beiträge beispielhaft von der römischen Republik bis ins zwanzigste Jahrhundert nach.
KlausGraf - am Montag, 25. Juni 2007, 17:46 - Rubrik: Veranstaltungen
Ladislaus meinte am 2007/06/25 23:30:
Ja, die Grenzen zwischen Kulturwissenschaften und Postmodernism Generator sind fließend... ;-)