Kurioserweise hat die Altgermanistik bisher keine Notiz von der Wolfenbütteler Handschrift 82.2 Aug. 2° genommen, für die der Handschriftencensus nur einen Link zum Katalog Heinemanns gibt, in dem der Autorenname in der Verballhornung "Rotzenhusen" gegeben wird:
http://diglib.hab.de/drucke/f4f-539-7/start.htm?image=00051
Heinemann sagt, die Handschrift stamme aus dem 16. Jahrhundert und enthalte 59 farbige Bilder.
Die schändlicherweise aus dem geschützten Büdinger Archiv über Jörn Günther verkaufte Handschrift von 1464 war bisher die einzige bekannte illustrierte Handschrift, siehe das Angebot Günthers 2003, das ich damals zitierte:
http://www.aedph-old.uni-bayreuth.de/2003/0013.html
Siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/692500/
Zu den bisher bekannten 12 Handschriften
http://www.handschriftencensus.de/werke/654
Dass von der vernichteten Würzburger Handschrift eine komplette Fotografie aufgetaucht ist, verschweigt der Handschriftencensus, weil er idiotischerweise die Informationen aus seinen "Neuigkeiten" nicht in die Artikel einarbeitet:
http://archiv.twoday.net/stories/6115764/
Zum deutschen und lateinischen Passionstraktat Zazenhausens vergleiche man Tobias A. Kemper: Die Kreuzigung Christi (2006) und ergänzend Ulrich Seelbachs Beschreibung einer Gießener Überlieferung des lateinischen Traktats mit Neufunden zur Überlieferung:
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2007/4934/pdf/774.pdf
Seelbach setzt Johannes von Zazenhausen als Johannes von Zuzenhausen an, gibt dafür jedoch keinen schlüssigen Grund. Zur Herkunft des Weihbischofs existiert ein Eintrag in eine Mainzer Handschrift, der ihn "nacione Sueuus" nennt, siehe den Handschriftenkatalog
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0515_a107_jpg.htm
Zu Schwaben würde Zazenhausen (Stadtteil von Stuttgart, ehemals Bistum Speyer) besser passen als Zuzenhausen bei Sinsheim, damals Bistum Worms.
Die biographischen Quellen zu dem um 1380 gestorbenen Franziskaner sind spärlich. Martin Persch stellte 1992 im BBKL als Literatur zusammen:
" U. F. von Gudenus, Codex Diplomaticus, Frankfurt und Leipzig 1751, 975, - Karl Josef Holzer, De Proepiscopis Trevirensibus, 1845, 46 f.; - Franz Falk, Der Trierer Weihbischof J. v. Z. und die Meistersänger von Mainz, in: Pastor bonus 14 (1901/02), 129 f.; - Heinrich Volbert Sauerland, Urkunden und Regesten zur Gesch. der Rheinlande aus dem Vatikanischen Archiv, Bd. 5, 1910, 366 Nr. 936; - Florenz Landmann, Zum Predigtwesen der Straßburger Franziskanerprovinz in der letzten Zeit des MA.s, in: Franziskan. Studien 15 (1928), 96-120, 110; - Livarius Oliger, Die dt. Passion des J. v. Z. O.F.M. Weihbischofs von Trier (+ ca. 1380), in: Franziskan. Studien 15 (1928), 245-251; - Handb. des Bistums Trier XX, 1952, 49; - Fritz Michel, Zur Gesch. der geistl. Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer Erzbischöfe im MA, 1953, 77; - Wolfgang Stammler, Deutsche Scholastik, in: Zeitschr. für dt. Philologie 72 (1953), 1-23, 15 (= Kl. Schriften I, 1953, 142); - H. Unger, Eine dt. Bearbeitung von Michael de Massas Passionstraktat »Angeli pacis amara flebunt« im Verhältnis zu dem lat. Vorbild, ungedr. wissenschaftl. Arbeit, München 1963, 58-60, 123; - Walter Baier, Unters. zu den Passionsbetrachtungen in der »Vita Christi« des Ludolf v. Sachsen (= Analecta Cartusiana Bd. 44), 1977, 411; - DLL VIII, 647; - Verf-Lex IV, 827-830 (Kurt Ruh)"
Holzer 1845 war Seelbach nicht zugänglich (so wie mir die von Kemper zitierte Schrift Wolfgang Seibrich: Die Weihbischöfe des Bistums Trier, 1998), ist aber inzwischen online:
http://www.dilibri.de/rlb/content/pageview/124802
Bei Gudenus vergisst Persch den Band (III):
http://books.google.de/books?id=woXhdWenFg8C&pg=PA975
Wie üblich werden die "Deutschen Inschriften" (hier der Mainzer Band von Arens, Nr. 772, nach Gudenus) von der Germanistik und den Historikern nicht zitiert.
Falk ist unerheblich
http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?view=image;size=100;id=njp.32101063609240;page=root;seq=142;num=130 (US)
Er bezieht sich auf Ausführungen von FWE Roth zu den Mainzer Meistersingern:
http://www.archive.org/stream/zeitschriftfrku18unkngoog#page/n274/mode/2up
Ich halte so gut wie alle nicht überprüfbaren Angaben Roths (einschließlich der Quellenedition in diesem Aufsatz) für Erfindungen und damit auch die Nennung des "Johann von Zuzenhausen" im Zusammenhang mit den Mainzer Meistersingern. Woher Roth von der Widmung des Passionstraktats an Gerlach von Mainz wusste, muss ich offen lassen (das steht nicht bei Gudenus oder Holzer), vermutlich hat er die Mainzer Handschrift I 51 eingesehen, der selbst ein Stümper wie Roth auf Anhieb die Widmung entnehmen konnte:
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0088_a111_JPG.htm
Dass der Text der Passionshistorie auch im Archiv von St. Agnes in Mainz sich befunden hat, dürfte Roth ebenfalls erfunden haben, um sich wichtig zu tun.
Dr. Kristin Rheinwald (Universität Stuttgart) die eine Edition des deutschen Passionstraktats vorbereitet, wird sich mit der Wolfenbütteler Überlieferung auseinanderzusetzen haben und ist gut beraten, wenn sie den Hinweis von Roth auf eine weitere Handschrift in Mainz ignoriert.
Nachträge:
Roth kannte 1884
http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/96755
die Beschreibung der Wiener Handschrift durch Hoffmann 1841,
http://books.google.de/books?id=P34NAAAAQAAJ&pg=PA332
der er die Widmung an den Mainzer Erzbischof entnehmen konnte.
Landmann Franz. Studien 1928 S. 100 Anm. 17 (nicht: 110) weist nur auf Binz S. 34 hin. Aus der von der Mainzer Kartause an die Basler geschenkten Handschrift (um 1400) geht hervor, dass Johannes Franziskaner war und auch Mainzer Weihbischof (wofür es keine Belege gibt). Binz zu A V 23:
http://archive.org/stream/p1diehandschrift01univuoft#page/34/mode/2up (Namensform "zotzeym")
Zur Handschrift: http://www.handschriftencensus.de/7642
Oliger (ebd.) wertete die vernichtete Würzburger Handschrift (siehe oben) I 93 aus, in der S. 246 Bl. 1r mit der Namensform Zozenhusen zitiert wird. Diese Namensform spricht zugegebenermaßen mehr für Zuzenhausen als für Zazenhausen, für das sie in der fraglichen Zeit nicht belegt ist (Reichardt, Ortsnamenbuch). "Tramit ecclesie presul" sieht er S. 250, Eubel (Hierarchia I ² 72) folgend, als Verballhornung von Adramitanus. Für das Biographische stützte er sich ausschließlich auf Holzer.
Sauerland Bd. 5
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015012916642?urlappend=%3Bseq=560
Schreiber über Zozenhusen-Handschriften in der Mainzer Kartause und ihre Benutzung
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/5718398 (fehlt im Register S. 211!)
Die HAB Wolfenbüttel hat nach Hinweis die Wasserzeichen auf um 1475 bestimmt. Der Handschriftencensus hat aufgrund des Hinweises der Bibliothek die Überlieferungsübersicht OHNE HINWEIS AUF DIESEN BEITRAG ergänzt.
Februar 2014: Der Handschriftencensus hat Archivalia verlinkt und die Handschrift ist im Netz:
http://archiv.twoday.net/stories/706567008/
#forschung
http://diglib.hab.de/drucke/f4f-539-7/start.htm?image=00051
Heinemann sagt, die Handschrift stamme aus dem 16. Jahrhundert und enthalte 59 farbige Bilder.
Die schändlicherweise aus dem geschützten Büdinger Archiv über Jörn Günther verkaufte Handschrift von 1464 war bisher die einzige bekannte illustrierte Handschrift, siehe das Angebot Günthers 2003, das ich damals zitierte:
http://www.aedph-old.uni-bayreuth.de/2003/0013.html
Siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/692500/
Zu den bisher bekannten 12 Handschriften
http://www.handschriftencensus.de/werke/654
Dass von der vernichteten Würzburger Handschrift eine komplette Fotografie aufgetaucht ist, verschweigt der Handschriftencensus, weil er idiotischerweise die Informationen aus seinen "Neuigkeiten" nicht in die Artikel einarbeitet:
http://archiv.twoday.net/stories/6115764/
Zum deutschen und lateinischen Passionstraktat Zazenhausens vergleiche man Tobias A. Kemper: Die Kreuzigung Christi (2006) und ergänzend Ulrich Seelbachs Beschreibung einer Gießener Überlieferung des lateinischen Traktats mit Neufunden zur Überlieferung:
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2007/4934/pdf/774.pdf
Seelbach setzt Johannes von Zazenhausen als Johannes von Zuzenhausen an, gibt dafür jedoch keinen schlüssigen Grund. Zur Herkunft des Weihbischofs existiert ein Eintrag in eine Mainzer Handschrift, der ihn "nacione Sueuus" nennt, siehe den Handschriftenkatalog
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0515_a107_jpg.htm
Zu Schwaben würde Zazenhausen (Stadtteil von Stuttgart, ehemals Bistum Speyer) besser passen als Zuzenhausen bei Sinsheim, damals Bistum Worms.
Die biographischen Quellen zu dem um 1380 gestorbenen Franziskaner sind spärlich. Martin Persch stellte 1992 im BBKL als Literatur zusammen:
" U. F. von Gudenus, Codex Diplomaticus, Frankfurt und Leipzig 1751, 975, - Karl Josef Holzer, De Proepiscopis Trevirensibus, 1845, 46 f.; - Franz Falk, Der Trierer Weihbischof J. v. Z. und die Meistersänger von Mainz, in: Pastor bonus 14 (1901/02), 129 f.; - Heinrich Volbert Sauerland, Urkunden und Regesten zur Gesch. der Rheinlande aus dem Vatikanischen Archiv, Bd. 5, 1910, 366 Nr. 936; - Florenz Landmann, Zum Predigtwesen der Straßburger Franziskanerprovinz in der letzten Zeit des MA.s, in: Franziskan. Studien 15 (1928), 96-120, 110; - Livarius Oliger, Die dt. Passion des J. v. Z. O.F.M. Weihbischofs von Trier (+ ca. 1380), in: Franziskan. Studien 15 (1928), 245-251; - Handb. des Bistums Trier XX, 1952, 49; - Fritz Michel, Zur Gesch. der geistl. Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer Erzbischöfe im MA, 1953, 77; - Wolfgang Stammler, Deutsche Scholastik, in: Zeitschr. für dt. Philologie 72 (1953), 1-23, 15 (= Kl. Schriften I, 1953, 142); - H. Unger, Eine dt. Bearbeitung von Michael de Massas Passionstraktat »Angeli pacis amara flebunt« im Verhältnis zu dem lat. Vorbild, ungedr. wissenschaftl. Arbeit, München 1963, 58-60, 123; - Walter Baier, Unters. zu den Passionsbetrachtungen in der »Vita Christi« des Ludolf v. Sachsen (= Analecta Cartusiana Bd. 44), 1977, 411; - DLL VIII, 647; - Verf-Lex IV, 827-830 (Kurt Ruh)"
Holzer 1845 war Seelbach nicht zugänglich (so wie mir die von Kemper zitierte Schrift Wolfgang Seibrich: Die Weihbischöfe des Bistums Trier, 1998), ist aber inzwischen online:
http://www.dilibri.de/rlb/content/pageview/124802
Bei Gudenus vergisst Persch den Band (III):
http://books.google.de/books?id=woXhdWenFg8C&pg=PA975
Wie üblich werden die "Deutschen Inschriften" (hier der Mainzer Band von Arens, Nr. 772, nach Gudenus) von der Germanistik und den Historikern nicht zitiert.
Falk ist unerheblich
http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?view=image;size=100;id=njp.32101063609240;page=root;seq=142;num=130 (US)
Er bezieht sich auf Ausführungen von FWE Roth zu den Mainzer Meistersingern:
http://www.archive.org/stream/zeitschriftfrku18unkngoog#page/n274/mode/2up
Ich halte so gut wie alle nicht überprüfbaren Angaben Roths (einschließlich der Quellenedition in diesem Aufsatz) für Erfindungen und damit auch die Nennung des "Johann von Zuzenhausen" im Zusammenhang mit den Mainzer Meistersingern. Woher Roth von der Widmung des Passionstraktats an Gerlach von Mainz wusste, muss ich offen lassen (das steht nicht bei Gudenus oder Holzer), vermutlich hat er die Mainzer Handschrift I 51 eingesehen, der selbst ein Stümper wie Roth auf Anhieb die Widmung entnehmen konnte:
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0088_a111_JPG.htm
Dass der Text der Passionshistorie auch im Archiv von St. Agnes in Mainz sich befunden hat, dürfte Roth ebenfalls erfunden haben, um sich wichtig zu tun.
Dr. Kristin Rheinwald (Universität Stuttgart) die eine Edition des deutschen Passionstraktats vorbereitet, wird sich mit der Wolfenbütteler Überlieferung auseinanderzusetzen haben und ist gut beraten, wenn sie den Hinweis von Roth auf eine weitere Handschrift in Mainz ignoriert.
Nachträge:
Roth kannte 1884
http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/96755
die Beschreibung der Wiener Handschrift durch Hoffmann 1841,
http://books.google.de/books?id=P34NAAAAQAAJ&pg=PA332
der er die Widmung an den Mainzer Erzbischof entnehmen konnte.
Landmann Franz. Studien 1928 S. 100 Anm. 17 (nicht: 110) weist nur auf Binz S. 34 hin. Aus der von der Mainzer Kartause an die Basler geschenkten Handschrift (um 1400) geht hervor, dass Johannes Franziskaner war und auch Mainzer Weihbischof (wofür es keine Belege gibt). Binz zu A V 23:
http://archive.org/stream/p1diehandschrift01univuoft#page/34/mode/2up (Namensform "zotzeym")
Zur Handschrift: http://www.handschriftencensus.de/7642
Oliger (ebd.) wertete die vernichtete Würzburger Handschrift (siehe oben) I 93 aus, in der S. 246 Bl. 1r mit der Namensform Zozenhusen zitiert wird. Diese Namensform spricht zugegebenermaßen mehr für Zuzenhausen als für Zazenhausen, für das sie in der fraglichen Zeit nicht belegt ist (Reichardt, Ortsnamenbuch). "Tramit ecclesie presul" sieht er S. 250, Eubel (Hierarchia I ² 72) folgend, als Verballhornung von Adramitanus. Für das Biographische stützte er sich ausschließlich auf Holzer.
Sauerland Bd. 5
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015012916642?urlappend=%3Bseq=560
Schreiber über Zozenhusen-Handschriften in der Mainzer Kartause und ihre Benutzung
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/5718398 (fehlt im Register S. 211!)
Die HAB Wolfenbüttel hat nach Hinweis die Wasserzeichen auf um 1475 bestimmt. Der Handschriftencensus hat aufgrund des Hinweises der Bibliothek die Überlieferungsübersicht OHNE HINWEIS AUF DIESEN BEITRAG ergänzt.
Februar 2014: Der Handschriftencensus hat Archivalia verlinkt und die Handschrift ist im Netz:
http://archiv.twoday.net/stories/706567008/
#forschung
KlausGraf - am Mittwoch, 22. Mai 2013, 22:38 - Rubrik: Kodikologie