Matthias Eifler erstellte die Beschreibung einer frühneuzeitlichen Handschrift, die man an ihrem heutigen Aufbewahrungsort ganz und gar nicht erwartet:
Jauernick, Pfarrbibliothek (Depositum im Bistumsarchiv Görlitz)
Nr. 62
Sammelband überwiegend zeithistorischen, prognostischen und juristischen Inhalts mit gedruckten und handschriftlichen Texten
Papier · IV + 321 + IV Bl. · 19,5 x 13,5-15,5 · Bayern oder Österreich ? (hsl. Fasz. I + II) · zwischen 1482 und 1547 (Drucke) / um 1535-40 (hsl. Fasz. I) / um 1545-50 (hsl. Fasz. II)
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31601474
Handschriftlicher Faszikel I:
256r-263v Dokumente zur Auseinandersetzung Erzbischof Leonhards mit dem Rat der Stadt Salzburg, 1511.
Faszikel II:
"301r-321r Kriegsberichtslieder über den Schmalkaldischen Krieg.
Zeitnahe Abschriften von 1546/47 entstandenen Kriegsberichtsliedern über den Schmalkaldischen Krieg aus der Perspektive der kaiserlichen Partei, nur bei zwei Stücken Edition ermittelt."
Davon am wichtigsten:
"311r-318r Wolff Lentz: Lied über den Schmalkaldischen Krieg (Traum von Kaiser und Landgraf).
Merckhet auf disn hernachuolgendn Traum. (1.) Ains mals wolt ich spazieren reitn / und das geschach zu sumers zeitten. (2.) Mit mir fiert ich mein feder spil / als ich hernach erzellen will. (3.) Nun schin die sun so mechtig hais / das mir von hitz gienng aus der schwais. ... - ... (6.) Daselbs het ich auch ainen traum, / den ich euch mag erzellen kaum;
(311r-312v) [Strophe 7-29: Erzählung des Traums]. (7.) Mich deucht, wie ich wer auf ainer haydt, / die war uasst lanng unnd braidt. [8.] Daselbs sach ich gar seltzam mer: / ain vogl hoch dort fliegen her. ...;
(312v-313r) [Strophe 30-39: Auslegung des Traums]. (30.) [Marginalglosse: Auslegung des Traums] Der adler hier zu dieser frist / den frummen kayser bedeiten ist. (31.) Die federn, so im ausgefallen send, / bedeuten gmaine Reichssteenndt. ... (35.) [Marginalglosse: Landtgraf] Lanndtgraf ist auch in disem spil / wie ich euch jetz anzaigen will. (313r) (36.) Der hat sich zu ainer bintnus [Schmalkaldischer Bund] pracht / darinnen er wez (?) zum hauptmann gemacht.;
(313r-318r) [ab Strophe 40: Bericht über Vorgeschichte und Ereignisse des Schmalkaldischen Kriegs]. (39.) Nun merckt mich hie zu diser frist / wie es weitter erganngen ist. (40.) Vil irrthumb hat sich zuetragen / dauon will ich euch erstlich sagen. (41.) [Marginalglosse: Luther] Ain mann was Marthein Luther gnant / war dem aus Sachsen hoch erkhannt. / (42.) Der kham herfur mit ualscher leer, / und hannckht an sich ein grosses her. ... - ... (318r) (129.) Dann wirt er sehn zu den Sachsen / frid, ainigkhait auf erdn wachsen. / (130.) In allen lannden, Stet unnd Krennz / das pald geschech, wunscht unns / Wolff Lenntz Amen.
130 Verspaare, jeweils abgesetzt. Keine Edition ermittelt; der Autor des nach 23.07.1546 (s. u. Str. 77, 315r) verfassten Liedes in der Forschung bislang wohl unbekannt.
Inhalt: in Str. 7-29 Bericht über einen Traum (Kaiser als Adler erhebt sich von Regensburg [Regensburger Religionsgespräche 27.01.-10.03.1546], dem Adler fallen die Schwanzfedern [Symbol für Reichsstände] aus, Landgraf bemächtigt sich der Federn, Sieg des Adlers über das Heer des Landgrafen), ab Str. 30 (312v) Auslegung des Traums: Adler = Kaiser Karl V., Landgraf = Philipp I. von Hessen, † 1567, zu seinem Bündnis (Schmalkaldischer Bund) werden gezählt: Str. 37 (313r): herzog Hanns aus Sachsen [Herzog Johann der Beständige, † 1532, Johann Friedrich I., † 1554], Str. 38: herzog Ulrich [Herzog Ulrich von Württemberg, † 1550]. Ab Str. 64 (314v) ausführliche Schilderung einzelner Stationen des Schmalkaldischen Krieges aus antireformatorischer Sicht, u. a. der Kriegszüge des Sebastian Schertlin von Burtenbach (1496-1577, zunächst Hauptmann im Heer Ks. Karls V., 1546 den Protestanten angeschlossen und Kommandeur der gesamten Infanterie der oberdeutschen Städte, vgl. Alfred STERN, in: ADB 31 [1890], S. 132-137), erwähnt werden z. B. die Eroberung der kaiserlichen Festung Ehrenberger Klause (10. Juli 1546, vgl. Str. 73, 315r: Marginalglosse: Ernberg Clausen, Festung Ehrenberg südl. von Reutte in Tirol) sowie die Belagerung der Städte Dillingen (23.07.1546, vgl. Str. 77: Marginalglosse: Dillingen) und Wolfenbüttel (vgl. Str. 89, 316r: Marginalglosse: Wolfenbüttel). "
Tollkühn wäre es, bei dem Wolf Lenz an den Wolf Lenntz zu denken, der 1520 Pfleger zu Allmannshausen war, nur weil man ihn bei Google findet:
http://books.google.de/books?id=1tMcAQAAMAAJ&pg=PA190
Zu Liedern aus dem Schmalkaldischen Kriege siehe auch meinen Hinweis auf den Wolfenbütteler Sammelband Paul Goldstainers:
http://archiv.twoday.net/stories/29747335/
#fnzhss
Jauernick, Pfarrbibliothek (Depositum im Bistumsarchiv Görlitz)
Nr. 62
Sammelband überwiegend zeithistorischen, prognostischen und juristischen Inhalts mit gedruckten und handschriftlichen Texten
Papier · IV + 321 + IV Bl. · 19,5 x 13,5-15,5 · Bayern oder Österreich ? (hsl. Fasz. I + II) · zwischen 1482 und 1547 (Drucke) / um 1535-40 (hsl. Fasz. I) / um 1545-50 (hsl. Fasz. II)
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31601474
Handschriftlicher Faszikel I:
256r-263v Dokumente zur Auseinandersetzung Erzbischof Leonhards mit dem Rat der Stadt Salzburg, 1511.
Faszikel II:
"301r-321r Kriegsberichtslieder über den Schmalkaldischen Krieg.
Zeitnahe Abschriften von 1546/47 entstandenen Kriegsberichtsliedern über den Schmalkaldischen Krieg aus der Perspektive der kaiserlichen Partei, nur bei zwei Stücken Edition ermittelt."
Davon am wichtigsten:
"311r-318r Wolff Lentz: Lied über den Schmalkaldischen Krieg (Traum von Kaiser und Landgraf).
Merckhet auf disn hernachuolgendn Traum. (1.) Ains mals wolt ich spazieren reitn / und das geschach zu sumers zeitten. (2.) Mit mir fiert ich mein feder spil / als ich hernach erzellen will. (3.) Nun schin die sun so mechtig hais / das mir von hitz gienng aus der schwais. ... - ... (6.) Daselbs het ich auch ainen traum, / den ich euch mag erzellen kaum;
(311r-312v) [Strophe 7-29: Erzählung des Traums]. (7.) Mich deucht, wie ich wer auf ainer haydt, / die war uasst lanng unnd braidt. [8.] Daselbs sach ich gar seltzam mer: / ain vogl hoch dort fliegen her. ...;
(312v-313r) [Strophe 30-39: Auslegung des Traums]. (30.) [Marginalglosse: Auslegung des Traums] Der adler hier zu dieser frist / den frummen kayser bedeiten ist. (31.) Die federn, so im ausgefallen send, / bedeuten gmaine Reichssteenndt. ... (35.) [Marginalglosse: Landtgraf] Lanndtgraf ist auch in disem spil / wie ich euch jetz anzaigen will. (313r) (36.) Der hat sich zu ainer bintnus [Schmalkaldischer Bund] pracht / darinnen er wez (?) zum hauptmann gemacht.;
(313r-318r) [ab Strophe 40: Bericht über Vorgeschichte und Ereignisse des Schmalkaldischen Kriegs]. (39.) Nun merckt mich hie zu diser frist / wie es weitter erganngen ist. (40.) Vil irrthumb hat sich zuetragen / dauon will ich euch erstlich sagen. (41.) [Marginalglosse: Luther] Ain mann was Marthein Luther gnant / war dem aus Sachsen hoch erkhannt. / (42.) Der kham herfur mit ualscher leer, / und hannckht an sich ein grosses her. ... - ... (318r) (129.) Dann wirt er sehn zu den Sachsen / frid, ainigkhait auf erdn wachsen. / (130.) In allen lannden, Stet unnd Krennz / das pald geschech, wunscht unns / Wolff Lenntz Amen.
130 Verspaare, jeweils abgesetzt. Keine Edition ermittelt; der Autor des nach 23.07.1546 (s. u. Str. 77, 315r) verfassten Liedes in der Forschung bislang wohl unbekannt.
Inhalt: in Str. 7-29 Bericht über einen Traum (Kaiser als Adler erhebt sich von Regensburg [Regensburger Religionsgespräche 27.01.-10.03.1546], dem Adler fallen die Schwanzfedern [Symbol für Reichsstände] aus, Landgraf bemächtigt sich der Federn, Sieg des Adlers über das Heer des Landgrafen), ab Str. 30 (312v) Auslegung des Traums: Adler = Kaiser Karl V., Landgraf = Philipp I. von Hessen, † 1567, zu seinem Bündnis (Schmalkaldischer Bund) werden gezählt: Str. 37 (313r): herzog Hanns aus Sachsen [Herzog Johann der Beständige, † 1532, Johann Friedrich I., † 1554], Str. 38: herzog Ulrich [Herzog Ulrich von Württemberg, † 1550]. Ab Str. 64 (314v) ausführliche Schilderung einzelner Stationen des Schmalkaldischen Krieges aus antireformatorischer Sicht, u. a. der Kriegszüge des Sebastian Schertlin von Burtenbach (1496-1577, zunächst Hauptmann im Heer Ks. Karls V., 1546 den Protestanten angeschlossen und Kommandeur der gesamten Infanterie der oberdeutschen Städte, vgl. Alfred STERN, in: ADB 31 [1890], S. 132-137), erwähnt werden z. B. die Eroberung der kaiserlichen Festung Ehrenberger Klause (10. Juli 1546, vgl. Str. 73, 315r: Marginalglosse: Ernberg Clausen, Festung Ehrenberg südl. von Reutte in Tirol) sowie die Belagerung der Städte Dillingen (23.07.1546, vgl. Str. 77: Marginalglosse: Dillingen) und Wolfenbüttel (vgl. Str. 89, 316r: Marginalglosse: Wolfenbüttel). "
Tollkühn wäre es, bei dem Wolf Lenz an den Wolf Lenntz zu denken, der 1520 Pfleger zu Allmannshausen war, nur weil man ihn bei Google findet:
http://books.google.de/books?id=1tMcAQAAMAAJ&pg=PA190
Zu Liedern aus dem Schmalkaldischen Kriege siehe auch meinen Hinweis auf den Wolfenbütteler Sammelband Paul Goldstainers:
http://archiv.twoday.net/stories/29747335/
#fnzhss
KlausGraf - am Sonntag, 23. Juni 2013, 00:00 - Rubrik: Kodikologie