Maria Magdalena sei die Schutzheilige Prenzlaus bis zur Einführung der Reformation 1543 gewesen, liest man im Prenzlauer Stadtlexikon S. 118:
http://www.uckermaerkischer-geschichtsverein.de/wp-content/uploads/2013/04/Stadt-Lexikon-PZ_2005.pdf
Dass Maria Magdalena als Prenzlauer Stadtpatronin angesprochen wird, geht auf die 1785 gedruckte Stadtgeschichte von Johann Samuel Seckt zurück, der aus der Tatsache des festlichen Begehens des Maria-Magdalena-Tages am 22. Juli noch im 17. Jahrhundert (bis etwa 1683) folgerte, es sei zu vermuten, "daß die Maria Magdalena in den alten katholischen Zeiten die Schuzpatronin der Stadt gewesen, in welcher Maasse auch der hiesige Magistrat das Schreiben des Fürsten Leopold von Dessau vom 5ten Januar 1738 beantwortet hat, worin derselbe zu Anfertigung eines Werks für Sr: Königl: Majestät, zu wissen verlangt, was die Stadt Prenzlau in den katholischen Zeiten für einen Heiligen zum Schuzpatron gehabt" (S. 28).
http://books.google.de/books?id=LBg_AAAAcAAJ&pg=PA27
Mit dem Maria-Magdalena-Tag in Prenzlau nach 1543 beschäftigt sich ein Aufsatz von Friedrich Ucker im Brandenburgischen Jahrbuch für Landesgeschichte 1968:
http://edoc.hu-berlin.de/series/geschichte-brandenburg/1968-19/PDF/19.pdf
Das Nonnenkloster in der Neustadt, dessen Kirche St. Sabinus geweiht war, war ursprünglich ein Kloster der Magdalenerinnen (Reuerinnen, Weißfrauen usw.). Als Klosterpatrozinium hielt sich offenbar Maria Magdalena. Die Prozession von der Altstadt in die Neustadt sollte offenbar die Verbindung der beiden Stadtteile verdeutlichen. Der Magdalenentag wurde nach Auskunft von Pfarrer Süring (zitiert bei Ucker S. 66) eben nicht in der ganzen Stadt, sondern nur in der Neustadt gefeiert. Unabhängig von der Definitionsproblematik Stadtpatron (dazu siehe die unten angeführten Arbeiten von mir) berechtigt schon dieser Umstand, die Behauptung, Maria Magdalena sei im Mittelalter als Stadtpatronin verehrt worden, mit großer Skepsis zu betrachten.
Im 19. Jahrhundert hat aber dann die katholische Gemeinde ihren 1892 geweihten neugotischen Kirchenbau der vermeintlichen einstigen Stadtpatronin geweiht (Stadtlexikon S. 92).
1738 wollte Leopold von Dessau wohl deshalb den einstigen Schutzpatron der Stadt wissen, um dem preußischen König ein Kunstwerk widmen zu können, in denen die märkischen Städte durch ihre Schutzheiligen personifiziert wurden. Dass die Feier des katholischen Heiligentags mit Prozession, an der Ratsherren, geistliche und die Stadtschule teilnahmen, die Reformation so lange überdauert hatte, war ungewöhnlich genug. Es lag daher nahe, Maria Magdalena als einstige Schutzpatronin der Stadt anzunehmen.
Schon im 18. Jahrhundert interessierten sich protestantische Gelehrte gelegentlich für die katholischen Stadtpatrone. Sehr knapp sind die Ausführungen des Schneeberger Schulrektors Daniel Traugott Müller 1754: Von denen Schuz-Göttern und Schuz-Patronen derer Städte, und besonders derer Berg-Städte in unserm Gebürge. Digitalisat:
http://digital.slub-dresden.de/id375692797
Wesentlich intensiver befasste sich Christian Knauth (GND) in seiner "Hagiologia" der Oberlausitz im Lausitzischen Magazin 1775 mit den Stadtpatronen seiner Region, eine Darstellung, die bis heute nicht ersetzt wurde:
http://books.google.de/books?id=Je0-AAAAcAAJ&pg=PA343
http://ds.ub.uni-bielefeld.de/viewer/image/2233751_008/361/LOG_0231/
Zu Stadtpatronen von mir:
St. Laurentius, Stadtpatron von Duderstadt, in: Die Diözese
Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 65 (1997), S. 103-127
Online (E-Text, Preprint-Fassung mit Nachträgen):
http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/dud.htm
Maria als Stadtpatronin in deutschen Städten des Mittelalters
und der frühen Neuzeit, in: Frömmigkeit im Mittelalter.
Politisch-soziale Kontexte, visuelle Praxis, körperliche
Ausdrucksformen, hrsg. von Klaus Schreiner, München 2002, S. 125-154
Online (Scan):
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2007/373/
Online (Scan):
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00041583/image_123
Stadtpatrone in kleineren deutschen Städten (Vortrag 2003)
http://archiv.twoday.net/stories/6048443/
St. Anna, Stadtpatronin von Staufen
http://archiv.twoday.net/stories/326201319/
http://archiv.twoday.net/stories/319820673/ (Maria Magdalena als Stadtpatronin Lübecks)
http://archiv.twoday.net/search?q=stadtpatron
#forschung
Foto der neugotischen Magalenenkirche: Kvikk http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
http://www.uckermaerkischer-geschichtsverein.de/wp-content/uploads/2013/04/Stadt-Lexikon-PZ_2005.pdf
Dass Maria Magdalena als Prenzlauer Stadtpatronin angesprochen wird, geht auf die 1785 gedruckte Stadtgeschichte von Johann Samuel Seckt zurück, der aus der Tatsache des festlichen Begehens des Maria-Magdalena-Tages am 22. Juli noch im 17. Jahrhundert (bis etwa 1683) folgerte, es sei zu vermuten, "daß die Maria Magdalena in den alten katholischen Zeiten die Schuzpatronin der Stadt gewesen, in welcher Maasse auch der hiesige Magistrat das Schreiben des Fürsten Leopold von Dessau vom 5ten Januar 1738 beantwortet hat, worin derselbe zu Anfertigung eines Werks für Sr: Königl: Majestät, zu wissen verlangt, was die Stadt Prenzlau in den katholischen Zeiten für einen Heiligen zum Schuzpatron gehabt" (S. 28).
http://books.google.de/books?id=LBg_AAAAcAAJ&pg=PA27
Mit dem Maria-Magdalena-Tag in Prenzlau nach 1543 beschäftigt sich ein Aufsatz von Friedrich Ucker im Brandenburgischen Jahrbuch für Landesgeschichte 1968:
http://edoc.hu-berlin.de/series/geschichte-brandenburg/1968-19/PDF/19.pdf
Das Nonnenkloster in der Neustadt, dessen Kirche St. Sabinus geweiht war, war ursprünglich ein Kloster der Magdalenerinnen (Reuerinnen, Weißfrauen usw.). Als Klosterpatrozinium hielt sich offenbar Maria Magdalena. Die Prozession von der Altstadt in die Neustadt sollte offenbar die Verbindung der beiden Stadtteile verdeutlichen. Der Magdalenentag wurde nach Auskunft von Pfarrer Süring (zitiert bei Ucker S. 66) eben nicht in der ganzen Stadt, sondern nur in der Neustadt gefeiert. Unabhängig von der Definitionsproblematik Stadtpatron (dazu siehe die unten angeführten Arbeiten von mir) berechtigt schon dieser Umstand, die Behauptung, Maria Magdalena sei im Mittelalter als Stadtpatronin verehrt worden, mit großer Skepsis zu betrachten.
Im 19. Jahrhundert hat aber dann die katholische Gemeinde ihren 1892 geweihten neugotischen Kirchenbau der vermeintlichen einstigen Stadtpatronin geweiht (Stadtlexikon S. 92).
1738 wollte Leopold von Dessau wohl deshalb den einstigen Schutzpatron der Stadt wissen, um dem preußischen König ein Kunstwerk widmen zu können, in denen die märkischen Städte durch ihre Schutzheiligen personifiziert wurden. Dass die Feier des katholischen Heiligentags mit Prozession, an der Ratsherren, geistliche und die Stadtschule teilnahmen, die Reformation so lange überdauert hatte, war ungewöhnlich genug. Es lag daher nahe, Maria Magdalena als einstige Schutzpatronin der Stadt anzunehmen.
Schon im 18. Jahrhundert interessierten sich protestantische Gelehrte gelegentlich für die katholischen Stadtpatrone. Sehr knapp sind die Ausführungen des Schneeberger Schulrektors Daniel Traugott Müller 1754: Von denen Schuz-Göttern und Schuz-Patronen derer Städte, und besonders derer Berg-Städte in unserm Gebürge. Digitalisat:
http://digital.slub-dresden.de/id375692797
Wesentlich intensiver befasste sich Christian Knauth (GND) in seiner "Hagiologia" der Oberlausitz im Lausitzischen Magazin 1775 mit den Stadtpatronen seiner Region, eine Darstellung, die bis heute nicht ersetzt wurde:
http://books.google.de/books?id=Je0-AAAAcAAJ&pg=PA343
http://ds.ub.uni-bielefeld.de/viewer/image/2233751_008/361/LOG_0231/
Zu Stadtpatronen von mir:
St. Laurentius, Stadtpatron von Duderstadt, in: Die Diözese
Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 65 (1997), S. 103-127
Online (E-Text, Preprint-Fassung mit Nachträgen):
http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/dud.htm
Maria als Stadtpatronin in deutschen Städten des Mittelalters
und der frühen Neuzeit, in: Frömmigkeit im Mittelalter.
Politisch-soziale Kontexte, visuelle Praxis, körperliche
Ausdrucksformen, hrsg. von Klaus Schreiner, München 2002, S. 125-154
Online (Scan):
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2007/373/
Online (Scan):
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00041583/image_123
Stadtpatrone in kleineren deutschen Städten (Vortrag 2003)
http://archiv.twoday.net/stories/6048443/
St. Anna, Stadtpatronin von Staufen
http://archiv.twoday.net/stories/326201319/
http://archiv.twoday.net/stories/319820673/ (Maria Magdalena als Stadtpatronin Lübecks)
http://archiv.twoday.net/search?q=stadtpatron
#forschung
Foto der neugotischen Magalenenkirche: Kvikk http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
KlausGraf - am Sonntag, 11. August 2013, 19:59 - Rubrik: Landesgeschichte