Fundamenta Historiae. Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften. Festschrift für Niklot Klüßendorf zum 60. Geburtstag am 10. Februar 2004, hrsg. von Reiner Cunz in Verbindung mit Rainer Polley/Andreas Röpcke (= Veröffentlichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover 51). 499 S., zahlreiche Abbildungen. ISBN 3-87707-624-6
49 Euro
Inhaltsverzeichnis als PDF
http://www.bsz-bw.de/rekla/show.php?mode=source&eid=UNI%5F0%5F11308714inh
Zu Ehren des Marburger Numismatikers und Dozenten an der Archivschule wurde eine „kleine Sammlung von historischen Kabinettstücken aus der Werkstatt des Historikers“ zusammengetragen (S. 27) – ein gediegener und opulent illustrierter Hochglanzband, dessen Schwerpunkt auf der Münzgeschichte liegt. Eine kleine Sektion, die der Archivkunde gewidmet ist, darf der besonderen Beachtung der Archivare empfohlen werden.
1. Allgemein- und regionalhistorisch orientierte Studien
Andreas Röpcke, Sechzig Werden. Gottlieb Matthias Carl Malsch und Georg Christian Friedrich Lisch in ihrem 60. Lebensjahr (S. 31-45) bespricht und ediert (auszugsweise) den Briefwechsel der mecklenburgischen Historiker und Altertumsforscher Masch (1794-1878) und Lisch (1801-1883), der überwiegend privaten Inhalts ist. Mit der Praxis der Ahnenprobe am Domkapitel Mainz und ihrer Verschärfung um 1630 (16 Ururgroßeltern mussten genannt werden) befasst sich Wolfgang Dobras, Metallene Aufschwörurkunden. Zu zwei Medaillen der Mainzer Erzbischöfe Johann Schweikhard von Kronberg (1604-1626) und Anselm Kasimir Wambolt von Umstadt (1629-1647) (S. 185-194). Hermann Maué, Medaillen als Geschenke und fürstliche Gnadenerweise. Aus den Aufzeichnungen des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1723-1757) (S. 283-295) berücksichtigt eingangs auch die Medaillengeschenke des 16. Jahrhunderts, ignoriert aber die Forschung der letzten Jahre zur Sozialgeschichte des Schenkens (Valentin Groebner, Natalie Zemon Davis). Auch auf die Universität Wittenberg geht Walter Zöllner ein: Historische Hilfswissenschaften in Halle an der Saale. Zur Geschichte und Organisation eines historischen Grundlagenfaches (S. 367-377). Roderich Schmidt, Herzog Adolph Friedrich IV. von Mecklenburg –Strelitz (*1738, +1794). Rector Magnificentissimus der Universität Greifswald (S. 447-453) behandelt eine Medaille aus dem Jahr 1753 und die kurze Episode des Ehrenrektorats des jungen Herzogs im gleichen Jahr. Aufschlußreich für die militärische Erinnerungskultur des 18. Jahrhunderts ist die zeitgenössische Errichtung eines Mahnmals auf dem Hof des Brücker Wirtshauses, ein Schwerpunkt des Beitrags von Alfred Schneider, Zum Ende des Siebenjährigen Krieges im Westen des Reiches. Das Gefecht an der Brücker Mühle bei Amöneburg am 21. September 1762 (S. 455-467). Mit einer Persönlichkeit, über deren überregionale Relevanz man sich sicher streiten kann, beschäftigt sich das Lebensbild von Gerhard Menk, Otto Hufnagel (* 1885, + 1944). Lehrer, Verfassungshistoriker und Politiker in Waldeck (S. 469-481).
2. Aufsätze zur Archivkunde
Geistvolle, aber recht kurze Reflexionen stellt zur Diskussion Brage Bei der Wieden, Die „Kunst des Archivars“. Tätigkeit und Anerkennung eines Berufsstands (S. 397-401). Für den Autor ist es entscheidend, „dass der Archivar am Übergang von der Vergangenheit in die Zukunft positioniert ist, ein moderner Ianus, der rückwärts wie vorwärts blickt, ein Tor, das die Durchfahrt für Gedanken, Meinungen und Taten öffnet oder sperrt“ (S. 400).
Thomas Vogtherr, Archivtheorie und Archivpraxis im ausgehenden 17. Jahrhundert. Ahasver von Frisch, Jacob Bernhard Multz von Oberschönfeld und Georg Aebbtlin (S. 403-409) wandelt auf den Spuren von Brenneke/Leesch 1953, der bislang als einziger die wesentlichen Traktate zur Archivtheorie kursorisch ausgewertet hatte. Die 1664 bzw. 1690 publizierten Werke von Ahasver Fritsch (1629-1701), seit 1681 Kanzler von Schwarzburg-Rudolstadt, und Jacob Bernhard Multz (1637-1711) [Publikationen im http://www.vd17.de ], lange Jahre in den Diensten von Oettingen-Oettingen, wurden auch in J. Wenckers Sammelband „Collecta archivi“ (Straßburg 1715) aufgenommen. Während sich beide eher grundsätzlich zum „ius archivi“ äußern, verfasste 1669 der Ulmer Aebbtlin ein „Handbuch für den Archivpraktiker“ (S. 407).
Eckart Henning, „Heiße Magister, heiße Doktor gar …“. Aktuelle hilfswissenschaftliche Anmerkungen zu akdemischen Titeln (S. 411-424) sollte Pflichtlektüre für deutsche Universitätsarchivare sein. Besprochen werden die Titel Professor, Doktor, Magister, Bakkalaureus und Lizentiat sowie der Diplom-Grad.
Eine lehrreiche Musterlösung (mit Bescheid) zu einem konstruierten archivrechtlichen Fall (Archivbenutzung für eine Dissertation über Zwangsarbeiter in Hessen) steht im Mittelpunkt des Aufsatzes von Rainer Polley, Archivrecht als schriftliches Prüfungsfach in der Ausbildung zum Archivar des höheren Dienstes an der Archivschule Marburg (S. 425-431). Es handelt sich um willkommenes Anschauungsmaterial zur leidigen Sperrfristenproblematik.
3. Numismatisches
Die im engeren Sinne numismatischen Beiträge, überwiegend verfasst von höchst renommierten Vertretern des „Orchideenfachs“ Numismatik, sollen nur kurz vorgestellt werden.
Karl Christ, Zur Numismatik in Marburg während des 20. Jahrhunderts (S. 49-51); Elisabeth Nau, Was und wie viel trägt die Numismatik zur Geldgeschichte bei? Grundsatzfragen eines Faches (S. 53-56); Giovanni Gorini, Cronologia e tipologia delle monete noriche „Frontalgesicht“ (S. 57-65) – keltische Münzen; Mechthild und Bernhard Overbeck, Schatzsuche in Philosophie und Volksglaube im Römischen Reich (S. 67-73) – auch zu magischen Schatzfindungspraktiken; Helmut Schubert, Römische Goldmünzen aus Nordhessen (1.-5. Jahrhundert n. Chr.) (S. 75-83); Reinhard Walburg, TI CAESAR DIVI AVG F AVGVSTVS. Eine Patrize zur Herstellung frühkaiserzeitlicher Münzstempel (S. 85-90); Lutz Illisch, Die imitativen solidi mancusi. „Arabische“ Goldmünzen der Karolingerzeit (S. 91-106) – in den 780/90er Jahren entstandene Nachahmungen; Stanislaw Suchodolski, Aus welchen Gründen hat man in der Wikingerzeit im Ostseeraum Münzschätze deponiert? (S. 107-116) – auch zu magischen Aspekten (10./11. Jahrhundert); Vera und Gert Hatz, Zur Verbreitung der ältesten Münzen der Reichsabtei Fulda im Ostseeraum (11./Anfang 12. Jahrhundert) (S. 117-129) – Bonifatius-Denare; Marion M. Archibald, The German connection: German influences on the later Anglo-Saxon und Norman coinages in their English context (10th and 11th centuries) (S. 131-150); Hubert Emmerig, Bayerische Bestallungsurkunden für Münzmeister im 15. Jahrhundert. Zur numismatischen Quellenkunde des Spätmittelalters (S. 151-161) gibt einen Überblick über den Inhalt der Urkunden; Torsten Fried, Numismatische Streiflichter aus Mecklenburg (S. 163-170) – Zuweisung von Stierkopfhohlpfenningen – Hierarchien von Metallgeld und Metall; Wolfgang Steguweit, Eine herzoglich sächsische „Halbtaler“-Probe von 1490. Zu den Anfängen der Talerprägung (S. 171-178 – auch zur Ausbeute des Heilige Drei Könige-Stollens bei Schneeberg; Richard G. Doty, Toward A Technological History of Early Modern German Coinage. Numismatic Methodology: First Steps in a Learning Process (S. 179-183); Peter Ilisch, Waldeck und seine Stellung beim westfälischen Kupfergeld. Ein besonderes Kapitel der hessischen Münzgeschichte des 17./18. Jahrhunderts (S. 195-203); Bernd Kluge, Wiederentdeckt. Der Münzschatzfund von Malchin/Mecklenburg 1951 (verborgen nach 1628) (S. 205-219); Wolfgang Virk, Ein kleiner Münzschatz im Rostocker Lohgerberviertel (Schlussmünze 1654) (S. 221-227); Helge Bei der Wieden, Münzrecht als Hoheitsrecht. Der letzte Versuch einer Äbtissin von Herford, Münzen prägen zu lassen (1689) (S. 229-235) – zur Äbtissin Charlotte Sophie, Herzogin von Kurland (1689-1728); Mario Schlapke, Neue Fundmünzen aus einer Südthüringer Kirche. Das Beispiel Solz, Landkreis Schmalkalden-Meiningen (S. 237-245) – vor allem 18./19. Jahrhundert; Peter Berghaus, Delectat et docet. Zum Briefwechsel von Gerhard Wolter Molanus mit Andreas Morell (S. 247-266) ediert zwei lateinische Briefe von 1700/1701 aus Gotha (Chart. B. 1730) von Molanus, Abt von Loccum (1633-1722) und dem Betreuer des Arnstadter Münzkabinetts Morell (1646-1703); Ulli und Paul Arnold, ELECTOR – REX – VICARIUS. Die sächsischen Reichsvikariatsprägungen von 1711. Ein numismatischer Beitrag zur Verfassungsgeschichte des Alten Reiches (S. 267-282); Konrad Schneider, Erfurter Martinspfennige für zwei Gute Groschen zu haben. Eine Brakteatensammlung aus Niedersachsen (um 1740) (S. 297-303) erörtert das Verzeichnis einer frühen Sammlung in der Handschrift Staatsarchiv Darmstadt C 1 B 190; Jens Heckl, Das Erbfürstentum Paderborn im Umbruch zwischen Währungstradition und Währungsreform (1802-1806) (S. 305-319) zur Einführung des preußischen Münzsystems; Gerd Steinwascher, Münzfälschungen im Herzogtum Oldenburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein (nahezu alltägliches) Kapitel aus der Kriminal- und Rechtsgeschichte (S. 321-329); Christian Brunners, Wo hau’t dat äwer ut mit dat Geld? Zur Ethik des Geldes in Fritz Reuters Roman Dörchläuchting (1866) (S. 331-338); Stefan Heidemann, Die orientalischen Münzen der Universitätsbibliothek in Leipzig. Eine Wiederentdeckung für die Forschung (S. 339-352) stellt fest, dass es sich im Kern um die Sammlung von Dr. Otto Blau (1826-1879) handelt; Andreas Kaiser, Die gescheiterte Banknotenkonferenz des Deutschen Zollvereins (1857-1861). Ein Beitrag zur Geldgeschichte des 19. Jahrhunderts aus kurhessischer Sicht (S. 353-363) – auch zur wirtschaftshegemonialen Stellung Preußens. Harald Witthöft, Kölner Marken und Gewicht. Von numismatischer und historischer Metrologie in der Geld- und Münzgeschichte (S. 379-388) kommt zu dem Schluss, „dass in Ober- und Niedersachsen eine Mark Kölner Gewichts von etwa 233,3 g und vermutlich karolingischer Tradition sich bis ins 19. Jahrhundert erhalten hat“ (S. 385); Raf Van Laere, Lead seals. A Typological Approach (S. 389-396) – insbesondere zu belgischen Funden (Tongern u.a.) von Bleisiegeln; Fritz-Rudolf Herrmann, Numismatik und Archäologie. Vorbericht über ein neu entdecktes römisches Lager bei Oberbrechen (Kreis Limburg-Weilburg) (S. 435-445).
Dem Band ist das umfangreiche Schriftenverzeichnis (über 130 Nummern) des Jubilars beigegeben (S. 485-494). Abgesehen von den landes- und archivgeschichtlich bedeutsamen Beiträgen getattet die Festschrift tiefe Einblicke in das breite Spektrum hochspezialisierter numismatischer und geldgeschichtlicher Forschung.
Klaus Graf
#numismatik
49 Euro
Inhaltsverzeichnis als PDF
http://www.bsz-bw.de/rekla/show.php?mode=source&eid=UNI%5F0%5F11308714inh
Zu Ehren des Marburger Numismatikers und Dozenten an der Archivschule wurde eine „kleine Sammlung von historischen Kabinettstücken aus der Werkstatt des Historikers“ zusammengetragen (S. 27) – ein gediegener und opulent illustrierter Hochglanzband, dessen Schwerpunkt auf der Münzgeschichte liegt. Eine kleine Sektion, die der Archivkunde gewidmet ist, darf der besonderen Beachtung der Archivare empfohlen werden.
1. Allgemein- und regionalhistorisch orientierte Studien
Andreas Röpcke, Sechzig Werden. Gottlieb Matthias Carl Malsch und Georg Christian Friedrich Lisch in ihrem 60. Lebensjahr (S. 31-45) bespricht und ediert (auszugsweise) den Briefwechsel der mecklenburgischen Historiker und Altertumsforscher Masch (1794-1878) und Lisch (1801-1883), der überwiegend privaten Inhalts ist. Mit der Praxis der Ahnenprobe am Domkapitel Mainz und ihrer Verschärfung um 1630 (16 Ururgroßeltern mussten genannt werden) befasst sich Wolfgang Dobras, Metallene Aufschwörurkunden. Zu zwei Medaillen der Mainzer Erzbischöfe Johann Schweikhard von Kronberg (1604-1626) und Anselm Kasimir Wambolt von Umstadt (1629-1647) (S. 185-194). Hermann Maué, Medaillen als Geschenke und fürstliche Gnadenerweise. Aus den Aufzeichnungen des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1723-1757) (S. 283-295) berücksichtigt eingangs auch die Medaillengeschenke des 16. Jahrhunderts, ignoriert aber die Forschung der letzten Jahre zur Sozialgeschichte des Schenkens (Valentin Groebner, Natalie Zemon Davis). Auch auf die Universität Wittenberg geht Walter Zöllner ein: Historische Hilfswissenschaften in Halle an der Saale. Zur Geschichte und Organisation eines historischen Grundlagenfaches (S. 367-377). Roderich Schmidt, Herzog Adolph Friedrich IV. von Mecklenburg –Strelitz (*1738, +1794). Rector Magnificentissimus der Universität Greifswald (S. 447-453) behandelt eine Medaille aus dem Jahr 1753 und die kurze Episode des Ehrenrektorats des jungen Herzogs im gleichen Jahr. Aufschlußreich für die militärische Erinnerungskultur des 18. Jahrhunderts ist die zeitgenössische Errichtung eines Mahnmals auf dem Hof des Brücker Wirtshauses, ein Schwerpunkt des Beitrags von Alfred Schneider, Zum Ende des Siebenjährigen Krieges im Westen des Reiches. Das Gefecht an der Brücker Mühle bei Amöneburg am 21. September 1762 (S. 455-467). Mit einer Persönlichkeit, über deren überregionale Relevanz man sich sicher streiten kann, beschäftigt sich das Lebensbild von Gerhard Menk, Otto Hufnagel (* 1885, + 1944). Lehrer, Verfassungshistoriker und Politiker in Waldeck (S. 469-481).
2. Aufsätze zur Archivkunde
Geistvolle, aber recht kurze Reflexionen stellt zur Diskussion Brage Bei der Wieden, Die „Kunst des Archivars“. Tätigkeit und Anerkennung eines Berufsstands (S. 397-401). Für den Autor ist es entscheidend, „dass der Archivar am Übergang von der Vergangenheit in die Zukunft positioniert ist, ein moderner Ianus, der rückwärts wie vorwärts blickt, ein Tor, das die Durchfahrt für Gedanken, Meinungen und Taten öffnet oder sperrt“ (S. 400).
Thomas Vogtherr, Archivtheorie und Archivpraxis im ausgehenden 17. Jahrhundert. Ahasver von Frisch, Jacob Bernhard Multz von Oberschönfeld und Georg Aebbtlin (S. 403-409) wandelt auf den Spuren von Brenneke/Leesch 1953, der bislang als einziger die wesentlichen Traktate zur Archivtheorie kursorisch ausgewertet hatte. Die 1664 bzw. 1690 publizierten Werke von Ahasver Fritsch (1629-1701), seit 1681 Kanzler von Schwarzburg-Rudolstadt, und Jacob Bernhard Multz (1637-1711) [Publikationen im http://www.vd17.de ], lange Jahre in den Diensten von Oettingen-Oettingen, wurden auch in J. Wenckers Sammelband „Collecta archivi“ (Straßburg 1715) aufgenommen. Während sich beide eher grundsätzlich zum „ius archivi“ äußern, verfasste 1669 der Ulmer Aebbtlin ein „Handbuch für den Archivpraktiker“ (S. 407).
Eckart Henning, „Heiße Magister, heiße Doktor gar …“. Aktuelle hilfswissenschaftliche Anmerkungen zu akdemischen Titeln (S. 411-424) sollte Pflichtlektüre für deutsche Universitätsarchivare sein. Besprochen werden die Titel Professor, Doktor, Magister, Bakkalaureus und Lizentiat sowie der Diplom-Grad.
Eine lehrreiche Musterlösung (mit Bescheid) zu einem konstruierten archivrechtlichen Fall (Archivbenutzung für eine Dissertation über Zwangsarbeiter in Hessen) steht im Mittelpunkt des Aufsatzes von Rainer Polley, Archivrecht als schriftliches Prüfungsfach in der Ausbildung zum Archivar des höheren Dienstes an der Archivschule Marburg (S. 425-431). Es handelt sich um willkommenes Anschauungsmaterial zur leidigen Sperrfristenproblematik.
3. Numismatisches
Die im engeren Sinne numismatischen Beiträge, überwiegend verfasst von höchst renommierten Vertretern des „Orchideenfachs“ Numismatik, sollen nur kurz vorgestellt werden.
Karl Christ, Zur Numismatik in Marburg während des 20. Jahrhunderts (S. 49-51); Elisabeth Nau, Was und wie viel trägt die Numismatik zur Geldgeschichte bei? Grundsatzfragen eines Faches (S. 53-56); Giovanni Gorini, Cronologia e tipologia delle monete noriche „Frontalgesicht“ (S. 57-65) – keltische Münzen; Mechthild und Bernhard Overbeck, Schatzsuche in Philosophie und Volksglaube im Römischen Reich (S. 67-73) – auch zu magischen Schatzfindungspraktiken; Helmut Schubert, Römische Goldmünzen aus Nordhessen (1.-5. Jahrhundert n. Chr.) (S. 75-83); Reinhard Walburg, TI CAESAR DIVI AVG F AVGVSTVS. Eine Patrize zur Herstellung frühkaiserzeitlicher Münzstempel (S. 85-90); Lutz Illisch, Die imitativen solidi mancusi. „Arabische“ Goldmünzen der Karolingerzeit (S. 91-106) – in den 780/90er Jahren entstandene Nachahmungen; Stanislaw Suchodolski, Aus welchen Gründen hat man in der Wikingerzeit im Ostseeraum Münzschätze deponiert? (S. 107-116) – auch zu magischen Aspekten (10./11. Jahrhundert); Vera und Gert Hatz, Zur Verbreitung der ältesten Münzen der Reichsabtei Fulda im Ostseeraum (11./Anfang 12. Jahrhundert) (S. 117-129) – Bonifatius-Denare; Marion M. Archibald, The German connection: German influences on the later Anglo-Saxon und Norman coinages in their English context (10th and 11th centuries) (S. 131-150); Hubert Emmerig, Bayerische Bestallungsurkunden für Münzmeister im 15. Jahrhundert. Zur numismatischen Quellenkunde des Spätmittelalters (S. 151-161) gibt einen Überblick über den Inhalt der Urkunden; Torsten Fried, Numismatische Streiflichter aus Mecklenburg (S. 163-170) – Zuweisung von Stierkopfhohlpfenningen – Hierarchien von Metallgeld und Metall; Wolfgang Steguweit, Eine herzoglich sächsische „Halbtaler“-Probe von 1490. Zu den Anfängen der Talerprägung (S. 171-178 – auch zur Ausbeute des Heilige Drei Könige-Stollens bei Schneeberg; Richard G. Doty, Toward A Technological History of Early Modern German Coinage. Numismatic Methodology: First Steps in a Learning Process (S. 179-183); Peter Ilisch, Waldeck und seine Stellung beim westfälischen Kupfergeld. Ein besonderes Kapitel der hessischen Münzgeschichte des 17./18. Jahrhunderts (S. 195-203); Bernd Kluge, Wiederentdeckt. Der Münzschatzfund von Malchin/Mecklenburg 1951 (verborgen nach 1628) (S. 205-219); Wolfgang Virk, Ein kleiner Münzschatz im Rostocker Lohgerberviertel (Schlussmünze 1654) (S. 221-227); Helge Bei der Wieden, Münzrecht als Hoheitsrecht. Der letzte Versuch einer Äbtissin von Herford, Münzen prägen zu lassen (1689) (S. 229-235) – zur Äbtissin Charlotte Sophie, Herzogin von Kurland (1689-1728); Mario Schlapke, Neue Fundmünzen aus einer Südthüringer Kirche. Das Beispiel Solz, Landkreis Schmalkalden-Meiningen (S. 237-245) – vor allem 18./19. Jahrhundert; Peter Berghaus, Delectat et docet. Zum Briefwechsel von Gerhard Wolter Molanus mit Andreas Morell (S. 247-266) ediert zwei lateinische Briefe von 1700/1701 aus Gotha (Chart. B. 1730) von Molanus, Abt von Loccum (1633-1722) und dem Betreuer des Arnstadter Münzkabinetts Morell (1646-1703); Ulli und Paul Arnold, ELECTOR – REX – VICARIUS. Die sächsischen Reichsvikariatsprägungen von 1711. Ein numismatischer Beitrag zur Verfassungsgeschichte des Alten Reiches (S. 267-282); Konrad Schneider, Erfurter Martinspfennige für zwei Gute Groschen zu haben. Eine Brakteatensammlung aus Niedersachsen (um 1740) (S. 297-303) erörtert das Verzeichnis einer frühen Sammlung in der Handschrift Staatsarchiv Darmstadt C 1 B 190; Jens Heckl, Das Erbfürstentum Paderborn im Umbruch zwischen Währungstradition und Währungsreform (1802-1806) (S. 305-319) zur Einführung des preußischen Münzsystems; Gerd Steinwascher, Münzfälschungen im Herzogtum Oldenburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein (nahezu alltägliches) Kapitel aus der Kriminal- und Rechtsgeschichte (S. 321-329); Christian Brunners, Wo hau’t dat äwer ut mit dat Geld? Zur Ethik des Geldes in Fritz Reuters Roman Dörchläuchting (1866) (S. 331-338); Stefan Heidemann, Die orientalischen Münzen der Universitätsbibliothek in Leipzig. Eine Wiederentdeckung für die Forschung (S. 339-352) stellt fest, dass es sich im Kern um die Sammlung von Dr. Otto Blau (1826-1879) handelt; Andreas Kaiser, Die gescheiterte Banknotenkonferenz des Deutschen Zollvereins (1857-1861). Ein Beitrag zur Geldgeschichte des 19. Jahrhunderts aus kurhessischer Sicht (S. 353-363) – auch zur wirtschaftshegemonialen Stellung Preußens. Harald Witthöft, Kölner Marken und Gewicht. Von numismatischer und historischer Metrologie in der Geld- und Münzgeschichte (S. 379-388) kommt zu dem Schluss, „dass in Ober- und Niedersachsen eine Mark Kölner Gewichts von etwa 233,3 g und vermutlich karolingischer Tradition sich bis ins 19. Jahrhundert erhalten hat“ (S. 385); Raf Van Laere, Lead seals. A Typological Approach (S. 389-396) – insbesondere zu belgischen Funden (Tongern u.a.) von Bleisiegeln; Fritz-Rudolf Herrmann, Numismatik und Archäologie. Vorbericht über ein neu entdecktes römisches Lager bei Oberbrechen (Kreis Limburg-Weilburg) (S. 435-445).
Dem Band ist das umfangreiche Schriftenverzeichnis (über 130 Nummern) des Jubilars beigegeben (S. 485-494). Abgesehen von den landes- und archivgeschichtlich bedeutsamen Beiträgen getattet die Festschrift tiefe Einblicke in das breite Spektrum hochspezialisierter numismatischer und geldgeschichtlicher Forschung.
Klaus Graf
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KlausGraf - am Dienstag, 28. Dezember 2004, 03:27 - Rubrik: Oeffentlichkeitsarbeit