Wolfgang Messner äußerte heute scharfe Kritik am Verkauf:
Wo beginnt Privateigentum? Auf diese Frage kann man kommen, wenn man die unklaren Umstände des Verkaufs des Mittelalterlichen Hausbuchs näher betrachtet. Sicher handelte es sich bei dem Kompendium um privates Eigentum des Fürstenhauses Waldburg-Wolfegg. Aber durfte es deshalb damit machen, was es wollte? Durfte es einfach so verkauft werden, ohne zu fragen? Nein. Das Mittelalterliche Hausbuch ist keine Vase, kein Geschirr oder irgend ein röhrender Hirsch auf Öl. Mehr als jedes Privatgut stellt diese Zusammenstellung aus dem Alltagsleben ein schützenswertes Kulturgut dar. Ein Nationalerbe von überragender Bedeutung.
Dass solche Werke durch historische Zufälle überhaupt in das Eigentum von wenigen Adeligen gekommen sind, ist schon ein Ärgernis. Spätestens mit dem Beginn der Weimarer Republik wurde die Gelegenheit verpasst, die Eigentumsverhältnisse zu klären. Wenn überhaupt, hätten höchstens Schlösser, Burgen und andere Liegenschaften bei den Markgrafen, Herzögen und Fürsten verbleiben sollen. Kulturgüter, zumal von solch unwiderbringlichem Wert, sollten dem Staat, und damit der Allgemeinheit gehören. Teure Streitereien um Bilder und Handschriften der Fürsten zu Fürstenberg und wie jetzt wieder um die Kulturgüter des badischen Markgrafen hätten so vermieden werden können.
Nahezu unverfroren scheint es, dass Fürst Waldburg-Wolfegg den Käufer des Mittelalterlichen Hausbuchs "zum Schutz des Werkes" nicht preisgeben will. Befürchtungen, die einzigartige Handschrift könnte für immer für Wissenschaft und Öffentlichkeit verloren sein, werden so eher bestätigt.
Der Verkauf ist nicht nur unverfroren, sondern meines Erachtens auch nichtig, da ohne vorherige Genehmigung kein gültiges Rechtsgeschäft zustandekommen konnte.
Ob das Stück "für immer" verloren ist, wird die Zukunft zeigen.
Das immer wieder anzutreffende Argument mit den verpassten Chancen der Weimarer Republik ist zu relativieren. Nur in einem autoritärem Regime mit gleichgeschalteter Justiz wären entsprechende Enteignungen möglich gewesen. Auf das konservative Reichsgericht konnte sich die aristokratische Corona verlassen. Als Standesherren waren die Waldburger in einer ganz anderen Lage als die ehemals regierenden Häuser. Ihr Eigentum stand genauso ausser Frage wie das Eigentum des Hauses Baden an der Salemer Säkularisationsbeute. Eine entschädigungslose Enteignung etwa der Wolfegger Sammlungen wäre nicht möglich gewesen, und die hohen Entschädigungssummen hätte sich die Weimarer Republik nach 1918 ganz gewiss nicht leisten können.
Wo beginnt Privateigentum? Auf diese Frage kann man kommen, wenn man die unklaren Umstände des Verkaufs des Mittelalterlichen Hausbuchs näher betrachtet. Sicher handelte es sich bei dem Kompendium um privates Eigentum des Fürstenhauses Waldburg-Wolfegg. Aber durfte es deshalb damit machen, was es wollte? Durfte es einfach so verkauft werden, ohne zu fragen? Nein. Das Mittelalterliche Hausbuch ist keine Vase, kein Geschirr oder irgend ein röhrender Hirsch auf Öl. Mehr als jedes Privatgut stellt diese Zusammenstellung aus dem Alltagsleben ein schützenswertes Kulturgut dar. Ein Nationalerbe von überragender Bedeutung.
Dass solche Werke durch historische Zufälle überhaupt in das Eigentum von wenigen Adeligen gekommen sind, ist schon ein Ärgernis. Spätestens mit dem Beginn der Weimarer Republik wurde die Gelegenheit verpasst, die Eigentumsverhältnisse zu klären. Wenn überhaupt, hätten höchstens Schlösser, Burgen und andere Liegenschaften bei den Markgrafen, Herzögen und Fürsten verbleiben sollen. Kulturgüter, zumal von solch unwiderbringlichem Wert, sollten dem Staat, und damit der Allgemeinheit gehören. Teure Streitereien um Bilder und Handschriften der Fürsten zu Fürstenberg und wie jetzt wieder um die Kulturgüter des badischen Markgrafen hätten so vermieden werden können.
Nahezu unverfroren scheint es, dass Fürst Waldburg-Wolfegg den Käufer des Mittelalterlichen Hausbuchs "zum Schutz des Werkes" nicht preisgeben will. Befürchtungen, die einzigartige Handschrift könnte für immer für Wissenschaft und Öffentlichkeit verloren sein, werden so eher bestätigt.
Der Verkauf ist nicht nur unverfroren, sondern meines Erachtens auch nichtig, da ohne vorherige Genehmigung kein gültiges Rechtsgeschäft zustandekommen konnte.
Ob das Stück "für immer" verloren ist, wird die Zukunft zeigen.
Das immer wieder anzutreffende Argument mit den verpassten Chancen der Weimarer Republik ist zu relativieren. Nur in einem autoritärem Regime mit gleichgeschalteter Justiz wären entsprechende Enteignungen möglich gewesen. Auf das konservative Reichsgericht konnte sich die aristokratische Corona verlassen. Als Standesherren waren die Waldburger in einer ganz anderen Lage als die ehemals regierenden Häuser. Ihr Eigentum stand genauso ausser Frage wie das Eigentum des Hauses Baden an der Salemer Säkularisationsbeute. Eine entschädigungslose Enteignung etwa der Wolfegger Sammlungen wäre nicht möglich gewesen, und die hohen Entschädigungssummen hätte sich die Weimarer Republik nach 1918 ganz gewiss nicht leisten können.